~ 35. Kapitel ~

~ 35. Kapitel ~

Micha P.o.V.

Die Reise zurück nach Oribia verlief problemlos, wenn auch langweilig. Zu meiner eigenen Sicherheit hatte Uri mich auf mein Zimmer verbannt. Während wir rasteten, durfte ich nicht nach draußen. Alles um einen Kampf zu entgehen und dieser... Wolke, wie Uri es nannte, keinen Grund zu geben sich zu... verbreiten.

Ich starrte aus dem Fenster, tief in Gedanken versunken. Am Rande spürte ich Uris Präsenz. Sie wollte aufpassen, dass meine Gedanken nicht zu dunkel wurden. Ich fühlte mich wie ein Schwerverbrecher. Um mich irgendwie abzulenken, dachte ich an Oribia. Die Stadt in der alles begann. In die jeder Abenteuerer wollte, um ein Held zu werden.

Meine Heimat.

Es war schon so lange her, als ich gemeinsam mit Maudado damals die Mauern hinter mir gelassen hatte. Damals waren wir gildenlos gewesen, vertrieben, weil die Löwengarde uns trennen wollte, mich wie Fleisch an eine andere Gilde verkaufen wollte.

So viel ist seit dem geschehen. Wir wurden Teil einer neuen Gilde, lernten so viele neue Helden kennen, wurden Teil einer Familie.

Bis diese Familie gewaltsam getrennt wurde. Der Runenmagier wurde verschleppt und entführt und ich selbst hatte mit einer Wolke zu kämpfen, die mich zu einer gnadenlosen Killermaschine machte.  Es klang wie eins der Märchen, dass man Kindern erzählte.

Doch war ich der Held, der am Ende die Prinzessin heiratete oder war ich das böse Monster, was es zu besiegen galt?

Nie hätte ich gedacht, dass sowas mal aus mir werden würde. Niemals hätte ich je gedacht, dass ich sowas wie... Liebe empfinden würde, bevor sie mir gewaltsam entrissen wurde.

Liebe...

War es das, was ich spürte? Schon wieder stellte ich mir diese Fragen, auf die ich schlussendlich doch keine Antworten finden würde. Seit Tagen schon drehten sich meine Gedanken im Kreis, stolperten immer wieder über diese eine Wort.

Was bedeutete Liebe? Und wie äußerte sie sich?

Ich konnte Maudado gut leiden, seine Gesellschaft war angenehm und ich vertraute ihm. Ich vertraute ihm so sehr, wie keinem anderen. Aber... ich spürte keine körperliche Anziehung zu ihm. Natürlich wollte ich ihm nah sein, wollte ihm vor allem beschützen, was ihm auch nur irgend verletzen könnte. Doch, wenn ich an unseren ersten Kuss zurück dachte... ich hatte Angst dass er mehr wollte. Würde ich es ihm bieten können, wenn ich selbst nicht wollte?

Der Gedanke machte mir Angst. Denn eins wurde mir immer deutlicher bewusst: ich wollte dieses Körperliche nicht. Verspürte keinen Reiz dazu, eher Unwohlsein. Ob es an Maudado lag?

Ich bezweifelte es. Ich hatte noch nie Verlangen für jemanden verspürt. Bevor es Maudado gab... nein, ich konnte mich an niemanden erinnern.

War das normal? Nein. Konnte es nicht sein. Es war schon ungewöhnlich, dass Maudado sich anscheinend zu mir - jemand männlichem - hingezogen zu fühlen schien, auch wenn es hier in der Gilde gar nicht so ungewöhnlich war. Doch war es normal, dass man sich zu niemanden hingezogen fühlte? Hing das mit der Wolke in mir zusammen? War sie Schuld an den fehlenden Gefühlen, den fehlendem Verlangen?

Was immer auch Uri vorhatte mit mir, vielleicht konnte mir das bei diesem Problem auch weiter helfen. Vielleicht war danach alles in Ordnung und ich fühlte das, was alle anderen auch fühlten.

Vielleicht konnte ich dann endlich gut genug für Maudado sein. Denn so wie ich jetzt gerade war, hatte der blonde Runenmagier mich nicht verdient. Er hatte so viel mehr verdient. Jemand, der seine Gefühle richtig erwidern konnte. Jemand... jemand... wie Taddl?

Sofort wurde mir schlecht bei dem Gedanken und ein kalter Schauer lief über meinen Rücken. Ich biss mir auf die Lippe, um ein Knurren zu unterdrücken, bei der Vorstellung von Taddl und Maudado zusammen. Sofort wurde Uris Präsenz in meinem Inneren stärker.

Mit einem tiefen Atemzug versuchte ich den Gedanken zu unterdrücken. Ich sollte mich auf Oribia konzentrieren. Das freudige Geschäftstreiben, die Kinder, all die bunten Farben. Die alten Erinnerungen an die Stadt der Helden half mir wieder mich zu beruhigen.

Das war knapp gewesen.

Written by Federsturm

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