~ 31. Kapitel ~
~ 31. Kapitel ~
Micha P.o.V.
Der schwarzhaarige Elementmagier hatte seinen Angriff genauso schnell beendet, wie er ihn angefangen hatte. Anscheinend war ich ihm - auch Dank meiner neuen Ausrüstung - überlegen. Er hatte sich gut geschlagen. Meine Magieresitenz war nicht so hoch wie ich sie mir gewünscht hätte, dennoch konnte ich ihn schlagen.
Nun hatte sich der Feigling im Wald versteckt. Besser ich machte ich mich auf den Weg zurück zur Gilde. Irgendwas sagte mir, dass dieser Überraschungsangriff nicht grundlos geschehen war.
Schon von weitem sah ich die große Rauchwolke und instinktiv fing ich an zu rennen. Was zur Hölle war in der kurzen Zeit, wo ich weg war, passiert?
In Gedanken rief ich bereits nach Uri, doch ich erhielt keine Antwort. Ihre Präsenz konnte ich nur schwach spüren. Schnell beschleunigte ich meine Schritte gleich nochmal. Wenn selbst Uri mir nicht antworten konnte, musste es wirklich schlimm sein!
Ich hätte bei der Gilde bleiben sollen! Es war ein Fehler gewesen die neuen Sachen auszuprobieren. Hätte ich das doch auch im Trainingsraum machen können. Dann wäre ich zur Stelle gewesen, um alle mit zu verteidigen.
Ich ließ die letzten Bäume hinter mir und musste heftig schlucken, als ich Uri vor mir sah. Fast fiel ich der Länge nach hin, da ich vor Schreck über meine eigenen Füße gestolpert war.
Vor mir lag Uri. Das Gildenhaus zerstört, aus mehreren Fenstern kam Rauch und man konnte die Kampfschreie bis hier nach draußen hören. Entfernt konnte ich ein paar Gestalten ausmachen, die um den Kopf der Riesenschildkröte standen. Sie schienen völlig versunken in ihrer Magie, wirkten zusammen einen Zauber aus, der Uri vollkommen auszulaugen schien. Und niemand konnte die Magier -oder was sie waren - aufhalten, denn es schienen alle Gildenmitglieder innerhalb des Hauses beschäftigt zu sein.
Routiniert holte ich meinen Dolch aus seiner Scheide, in die andere Hand nahm ich einen Wurfmesser. Dann verschwand ich in den Schutz einiger Büsche. Von dort aus warf ich das erste Messer. Zielsicher traf es einen der Magier mitten in den Rücken, worauf er leblos in sich zusammen fiel.
Die anderen Magier zeigten keine Reaktion, entweder bemerkten sie den Tod ihres Kameraden nicht, oder sie nahmen keinen Rücksicht auf dessen Verlust. Ich wusste nicht, was gefährlicher für mich wäre. Dennoch verschaffte es mir die Zeit, ein weiteres Messer zu ziehen und zu werfen. Auch dieses war wieder ein Volltreffer und der zweite Magier ging zu Boden. Blieben noch drei.
Diesmal schien das Fehlen des Magiers aufzufallen, denn einer öffnete die Augen und sah sich etwas verängstigt um. Daraufhin wurde er von seinem Nebenmann angestoßen und nahm den Zauber wieder auf. Anscheinend sollten sie wirklich keine Rücksicht auf Verluste nehmen. So konnte ich mich wenigstens besser an schleichen.
Den Dolch nahm ich zwischen die Zähne, während ich meine beiden letzten Wurfmesser zog. Da die drei Magier mit dem Gesicht zu mir gewandt standen, war es schwieriger die letzten beiden mit dem Wurf zu töten und dann ihnen einen Kampf auch den übrig bleibenden mit einer Attentat-Attacke zu töten.
Ich müsste die beiden Messer fast zeitgleich werfen... Wenn er dann alleine übrig bleiben würde, vielleicht schaffte es Uri den letzten lange genug abzulenken, dass ich ihn attackieren konnte.
Mit jeder Sekunde die ich plante, merkte ich wie die Präsenz von Uri schwächer wurde. Obwohl zwei der Magier bereits ein Messer in der Kehle stecken hatten. Sie mussten unglaublich stark sein, hatten bestimmt ein deutlich höheres Level als ich. Wenn ich nicht treffen würde, ich hätte im Kampf keine Chance gegen sie.
Bevor ich noch weiter grübeln konnte, sprang ich aus dem Gebüsch und warf die beiden Messer. Während sie auf ihr Ziel zuflogen, nahm ich den Dolch und nahm den dritten ins Visier.
Eine flüssige Bewegung reichte, um den stehenden Magier die Kehle aufzuschlitzen. Auch meine anderen Messer hatte ihre Ziele nicht verfehlt. Trotzdem führte ich meinen Dolch nochmal über alle Kehlen, um sicher zu gehen, dass wirklich keiner überlebte.
Mit gekonnter Bewegung wischte ich die blutbesudelten Waffen an meiner Robe ab. Dass ich die Feinde so leicht besiegen konnte, deutete daraufhin, dass es sich um Beschwörer handeln musste. Der Naturgeist den sie gerufen hatten, musste gewaltig sein, wenn er selbst Uri in die Knie zwingen konnte.
Aus reiner Neugierde suchte ich den Status der Beschwörer. Auf der Wade wurde ich schließlich fündig.
Name: William Tomaku
Lvl: 63
Angriffwert: 94
Magischer Angriffwert: 107
Verteidigung: 49
Magieresistenz: 130
Gilde: Löwengarde
Also kamen die Angreifer tatsächlich alle von der Löwengarde. Taddl hatte nicht geblufft. Wut auf dieses blauhaarige Arschloch stieg in mir hoch. Wie sehr hätte ich es genossen, den dreckigen Dieb leblos vor mir liegen zu sehen. Keinen hinterhältigen Glanz mehr in den Augen, nur unendliche Leere.
Micha... du... du musst den anderen helfen!
Uris schwache, leise Stimme holte mich aus meinen Gedanken. Schnell sammelte ich meine Messer zusammen und rannte zu den anderen.
Der Erste der mir über den Weg lief, war Manu. Der Bogenschütze wirkte gehetzt und irgendwie verstört. Er schien mich überhaupt nicht wahr zu nehmen. Erst als ich ihm am Arm packte, schien er aus seiner Trance zu erwachen.
"Was ist hier passiert?"
"Sie... sie haben uns aus heiteren Himmel angegriffen. Uri... sie... die Verbindung zu ihr war noch nie so schwach. Ohne sie... Wir müssen sie aufhalten!" Tränen sammelten sich in Manus grünen Augen.
"Wir werden sie aufhalten. Schnapp dir deinen Bogen und dann werden dieses miesen Arschlöcher den Tag verfluchen, an dem sie geboren wurden." Ganz überzeugt schien der Bogenschütze nicht zu sein.
"Ohne Uri..." Micha verdrehte die Augen.
"Wir sind mehr als Uri. Wir gehören zu den Geisterwanderern. Uri ist da um uns zu unterstützen, doch kämpfen tun wir alleine. Und jetzt braucht uns Uri mehr denn je. Die Beschwörer, die sie in Schach gehalten haben, sind erledigt. Kämpfen wir für Uri." Manu schüttelt den Kopf und begann zu lächeln.
"Du hast Recht. Danke. Das hab ich gebraucht. Ich hoffe die anderen sind nicht auch so schlecht drauf. Sonst haben wir keine große Chance."
"Daran denken wir nicht." Mit den Worten drehte ich mich dem Kampfgeschehen zu. Manu folgte mir ohne zu zögern.
Die meisten Kämpfe waren fast schon entschieden. Es sah nicht gut für uns aus. Die Löwengarde hatte seine besten Kämpfer geschickt, nur wenige konnten mit ihnen mithalten.
Wut stieg in mir auf, als ich daran dachte, dass ich einmal Teil der Gilde war.
"Diese miesen Feiglinge!", murmelte ich leise, während ich mir das Messer aus dem Rücken meines Feindes zog. Ein roter Schleier legte sich über mein Blickfeld, als ich sah, wie ein Ritter Palle zu Boden gestreckt hatte und nun sein Schwert für den Finalen Schlag erhoben hatte. Ich konnte die Angst in Palles Blick sehen, mit der er die vom Blut dunkel gefärbte Klinge anstarrte. Im nächsten Moment fiel die Waffe klirrend zu Boden und der Ritter sackte zusammen. In seinem Hals steckt der Schaft von meinem Dolch. Ich hievte den noch warmen Körper von dem Paladin herunter und half ihm hoch. Er bedankte sich kurz bevor er Manu in seinem Kampf gegen einen Berserker unterstützte. Dieser ergriff kurz darauf die Flucht.
Ein weiterer Berserker rannte an mir vorbei, wollte anscheinend auch fliehen. Mit aller Kraft warf ich ihm mein Messer hinterher und streckte ihn somit zu Boden. Die Wunde würde ihn nicht töten, dafür waren Berserker körperlich nicht anfällig genug, aber es würden seinen Lebensbalken um ein ganzes Stück kürzen. Vielleicht sollt ich nochmal nachstechen, damit wirklich keine Gefahr mehr von ihm ausging.
In dem Moment sirrte ein Pfeil an mir vorbei. Manu hatte ihn auf einen nahenden Feind hinter mir geschossen. Schnell drehte ich mich um, erblickte einen Säbelrassler, der bereits aus zahlreichen Wunden blutete. Dennoch lag ein Grinsen auf seinen blutverschmierten Lippen. Mit Genugtuung konnte ich ihm das Grinsen von den Lippen treiben, als ich ihm - seiner nächsten Angriffssalve ausweichend - den Dolch durch die Kehle jagte. Die Erschrockenheit würde ihn in die Ewigkeit begleiten.
Kurz darauf konnte man ein gebrülltes Rückzug durch die Gänge hallen hören. Wir schienen es geschafft zu haben! Mit einem Grinsen wandte ich mich zu Palle und Manu um, die fertig aber erleichtert schienen. Ich zu meinem Teil fühlte mich gestärkt, als hätte ich gerade zehn Tage geschlafen. Am liebsten wäre ich der Löwengarde hinterher gerannt, um sicher zu gehen, dass wirklich alle weg waren.
"Das ging nochmal gut.", meinte ich zu dem Paladin und den Bogenschützen, während ich überprüfte ob meine Messer alle vollständig waren. Manu gab einen zustimmenden Laut von sich, während Palle mich etwas schief musterte.
"Was ist?", fragte ich ihn verwirrt. Er schüttelte leicht mit dem Kopf, bevor er sagte:
"Du hast da... etwas Blut." Er zeigt etwas unbestimmt in die ungefähre Richtung meines Kopfes. Daraufhin fuhr ich mir mit dem Handrücken übers Gesicht. Dieser war tiefrot. Doch ein Blick auf meine Lebensleiste zeigt mir, dass ich nichts an Leben eingebüßt hatte.
"Ist nicht meins. Hab noch volles Leben." Etwas unsicher lächelte Palle mich an. Ich zuckte nur gutgelaunt mit den Schultern.
Micha.... es gibt schlechte Neuigkeiten: Maudado ist weg.
Das Lächeln gefror auf meinen Lippen. All die Euphorie die ich verspürt hatte, war mit einem Mal wie ausgelöscht. Und plötzlich wurde mir bewusst, dass ich während des gesamten Kampfes nicht einmal an den blonden Runenmagier gedacht hatte. Hätte er nicht mein erster Gedanke sein sollen?
Written by Federsturm
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