~ 24. Kapitel ~

"Schau, dort ist das Fischerdorf! Wollen wir vorausgehen und uns schonmal mit dem Oberhaupt treffen? Uri kann auf die Distanz ebenfalls am Gespräch teilnehmen! Dann dauert das ganze nicht solange um die Quest in trockene Tücher zu legen." Egal um was es ging, Osaft war nach wie vor Feuer und Flamme für diese Sache. Doch ich kam nicht ganz nach, so schnell redete er. 

Ich hörte aber nur mit halben Ohr zu und legte meinen Kopf auf das Balkongeländer. Das kleine Fischerdorf war süß mit seinen Bootshäusern und den Anlegestellen. Munteres Treiben und lachende Kinder welche über die Planken liefen. Nichts zeugte von der Gefahr welcher sie Tag für Tag ausgesetzt waren. ...Wie hatte ich mal gelesen: Der Tod macht das Leben erst lebenswert.

Doch etwas anders war her meiner Gedanken. Ich berührte unauffällig mit meinen Fingern meine Lippen. Gestern hatten noch seine Darauf gelegen... Die Erinnerung brannte sich ein und hinterließ ein leidenschaftliches Feuer an überquellenden Emotionen der ich kaum Herr wurde...

Und die Süße seiner Berührung... Wie er mich danach im Arm gehalten hatte, ganz fest an sich gedrückt...

Als er ging, wünschte er mir eine Gute Nacht. In seinen Augen las ich das stumme Versprechen von unendlicher Sehnsucht und Glück. ..Heute hatte ich ihn noch nicht gesehen und es kribbelte in mir endlich dort anzuknüpfen wo wir gestern aufgehört hatten.

Gerade als uns bereits die ersten Kinder entgegen kamen, erbebte die Erde und schockiert krallte ich mich an das Geländer! Ein riesiger Echsenartiger Kopf erhob sich aus dem Wasser und schrie das Volk auf den Wassern an! Die Hausboote schwankten und eines kenterte... Schreie und Tosendes Wasser erfüllte die Luft und ließ mich erzittern. Goldenes Licht erstrahlte über mir. Uri zeichnete eine Rune in die Luft und ein Phönix entstieg aus der Rune empor. 

Ein Phönixschrei und das feuergefiederte Wesen stürzte sich auf die Wasserkreatur! Feuer und Wasser vermengten sich und Nebel umfing das Kampfgeschehen. Menschen flücheten ans Land, ein Boot zerbrach in tausend Holzschplitter und erneut erbebte die Erde. Wellen schlugen ans Ufer...

...Und dann wurde es Still.

Die Wellen ebten ab. Trümmer wurden ans Ufer gespült, hustend hieften sich Männer, Frauen und Kinder an Land. 

Helft ihnen. 

Durchdrang mich plötzlich Uri's Stimme und eilig kletterte ich über das Geländer und rutschte hinab auf den Kies. Einige taten es mir gleich und jeder suchte nach Verletzten und hilfebedürftigen. Von weiten sah ich wie Osaft Heiltränke verteilte, das Cracker als großer Tintenfisch ins Wasser gegangen war, um Menschen zu bergen. Etwas entfernt erkannte ich auch Micha... wie er mit zwei weiteren einen Dachbalken von einer Frau runterheben wollten. Ihnen gelang es und erleichtert atmete ich auf. 

Eine kleine Menschentraube erlangte meine Aufmerksamkeit und ich lief eilig zu ihnen. Und mein Instinkt trügte nicht. Ein kleines Mädchen lag schwer verletzt im Sand... Aus einem stumpf ihres rechten Unterarmes floß stetig Blut..

Setze die Morgendämmerungs-Rune ein, Maudado...

Als ich Uri's ruhige Anweisung erhielt, schüttelte ich endlich den Schock an, welcher von mir besitz ergriffen hatte. "Geht zur Seite, ich helfe ihr!", verlangte ich und war bereits dabei die Rune auf ihre Brust zu zeichnen. Dunkelrotes Licht glühte auf und verfärbte sich zusehens orange. Vor aller Augen sah ich zu wie eine dünne Schicht haut sich über den blutenden Stumpf legte und sie mit seinem Licht festhielt. Meine Kraft schwand mir so unglaublich schnell das ich leicht zur Seite kippte als die Blutung endlich gestoppt war.

Das hast du gut gemacht.

Erleichterung durchflutete mich und mir wurde dankbar auf die Schulter geklopft. Doch ich selbst sah nur wie die Mutter weinend ihre jüngste Tochter in den Arm nahm. Dankbar dafür das sie überleben würde.

Einen kurzen Moment nahm ich mir noch zum verschnaufen, dann rappelte ich mich auf und fragte laut: "Wo als nächstes?" Uri antwortete verzögert, doch ich spürte warum. Sie navigierte viele der Helfer und sandte ihnen Anweisungen zum Handeln. 

Bei Cracker, ein Mann der zuviel Wasser geschluckt hat. Die Luftrune Aeria.

Noch einen letzten Blick warf ich dem brünetten Mädchen zu welches ich retten konnte, dann stürzte ich mich zurück ins heillose Chaos.

Written by -Notizbuch-