Kapitel 40
Nachdem ich wieder vollständig genesen war, bat Eldarion mich um ein Gespräch unter vier Augen. Er wirkte auf eine berührende Art nervös und ich fragte mich, worum es gehen sollte, doch natürlich gab ich seinem Wunsch nach, ließ Maethril bei Tauriel- wie ihr älterer Bruder hatte sie eine Vorliebe für ihre Haare- und ging mit ihm durch unseren großen Garten. Ich sagte kein Wort und wollte warten, bis er etwas sagte.
Schließlich hob er den Kopf und sah mich direkt in den Augen. "Es gibt da dieses Mädchen", sagte er unsicher.
Mit sehr viel Mühe unterdrückte ich ein Lachen. Er hatte mich so nervös gemacht und gestand mir dann, es ginge um ein Mädchen? War er nicht alt genug, solche Dinge selbst zu regeln? "Was für ein Mädchen?", fragte ich sehr geduldig.
"Sie... Ich habe sie während meines Aufenthalts in Rohan kennengelernt. Sie ist wunderschön und lustig, und sie hat ein großes Herz. Mama-" Er hatte nie aufgehört, mich Mama zu nennen. Ich dachte, irgendwann wäre es ihm unangenehm und er würde Mutter sagen, aber ich hatte mich geirrt. Er war wirklich ganz besonders. "Mama, ich glaube, ich liebe sie. Sie ist die Tochter von Eowyn und Faramir."
Das erleichterte mich. Ich persönlich hätte nichts dagegen gehabt, wenn er sich in die Tochter eines Schuhputzers verliebt hätte, aber er als Kronprinz musste sich standesgemäß verheiraten, weil das Volk niemals den Sohn einer Schuhputzertochter als nächsten König von Gondor akzeptieren würde. "Theodwyn oder Finduilas?"
"Theodwyn."
Und nun stand ich hier, in meinem wundervollsten Kleid aus weicher Seide, neben Aragorn, der heute wahrlich königlich aussah, und sah zehn Jahre später zu, wie mein Sohn ebendiese Theodwyn heiratete. Und nicht nur das- als Eldarion seine Liebste besucht hatte, hatte er Galadwen mitgenommen, und sie begrüßte mich mit den Worten: "Mama... Es gibt da diesen Mann." Meine zweite Tochter würde Elfwine heiraten, Eomers Sohn, und die nächste Königin von Rohan werden.
Auf eine gewisse Weise brach es mir das Herz. Eldarion würde mit Theodwyn ein neues Leben beginnen, wenn er auch in der Stadt blieb, und Galadwen würde an der Seite ihres Mannes Minas Tirith verlassen. Ich wollte sie nicht ziehen lassen, ich wollte sie hier bei mir haben. Aber so war das, wenn man Töchter bekam- sie zogen mit ihrem Ehemann fort und man sah sie nur noch selten. Ich wusste nicht, wie viel Zeit mir noch blieb, wann Aragorn sterben würde und ich mit ihm, wie lange ich also noch die Möglichkeit hatte, Galadwen zu sehen. Und es war so schwierig, Reisen zu unternehmen. Vor einigen Jahren waren wir tatsächlich alle zusammen in Bruchtal gewesen, doch Aragorn hatte im Voraus so viel planen müssen und wir hatten so einen straffen Zeitplan gehabt, dass ich nicht wusste, wie oft ich das noch auf mich nehmen konnte.
"Willst du, Eldarion, Kronprinz von Gondor, Theodwyn von Ithilien zur Frau nehmen?"
"Ja, ich will." Seine Stimme zitterte nicht. Er war ganz ruhig, er hatte sich lange genug auf diesen Moment vorbereitet. Eigentlich hätte er sie schon vor zehn Jahren heiraten können, so sehr liebte er sie, doch Aragorn, dem vor seiner Hochzeit mit mir so viele Prüfungen auferlegt worden waren und der es darum eigentlich hätte besser wissen müssen, hatte ihn um Zeit gebeten. Erst sollten sie zusammen wohnen- das hatten sie getan, ein Jahr hier in Minas Tirith und ein Jahr drüben in Ithilien- sie sollten zusammen verreisen und erst heiraten, wenn sie sich vollkommen sicher waren. Ich wusste, dass er seinen Sohn nur davon abhalten wollte, eine falsche Entscheidung zu treffen, aber im Prinzip wusste ich, sobald ich Theodwyn zum ersten Mal gesehen hatte, dass er keine falsche Entscheidung treffen würde. Sie war perfekt für ihn. Sie war genauso perfekt für Eldarion, wie ich perfekt für Aragorn war.
"Und willst du, Theodwyn von Ithilien, Eldarion, Kronprinz von Gondor, zum Mann nehmen?"
"Das will ich." Sie sah zu ihrer Mutter herüber, die sie lächelnd ansah. Eowyns und meine Blicke trafen sich und sie lächelte mir ebenfalls zu, doch ihr Blick sagte noch etwas anderes. Gib acht auf meine Tochter. Sorge dafür, dass es ihr gut geht.
Ich nickte leicht.
Dann zogen sich die frisch Vermählten zurück und Galadwen und Elfwine traten nach vorne. Elfwine war wirklich wunderschön- er wurde der Schöne genannt- und er sah meine Tochter an, als sei sie das einzig Lebenswerte auf dieser Welt. Es tat ihr gut, so angesehen zu werden. Galadwen trug kein weißes Kleid, wie die Rohirrim es sich gewünscht hatten, sie hatte mich um das Kleid gebeten, in dem ich damals Aragorn geheiratet hatte. Das hellgrüne, leichte Kleid, das mit Pailletten und Spitze besetzt war und das ich ganz hinten in meinem Kleiderschrank aufbewahrt hatte. Ich hatte es ihr ohne Zögern gegeben- gab es etwas symbolträchtigeres? Und gab es einen größeren Liebesbeweis, als dass die Tochter einen nach dem eigenen Hochzeitskleid fragte?
Kurz sah ich herüber zu Luthien und Maethril, die beide in hübschen Kleidern bei Tauriel, Legolas und Gimli standen. Luthien war voller Bewunderung für das alles hier, für die Kleider und die Musik und das Büffet, das die Köche zusammengestellt hatten. Für die vielen Leute, die gekommen waren, um den Hochzeiten zuzusehen und für das Leuchten auf Galadwens Gesicht. Sie hatte schon immer zu ihrer älteren Schwester aufgeblickt, genau wie diese zu ihrem Bruder aufgeschaut hatte. Maethril sah zu niemandem auf, zumindest behauptete sie das. Ihre Geschwister liebte sie zwar alle sehr und vor allem mit Luthien spielte sie gerne, aber am Besten zurecht kam sie mit den Erwachsenen, besonders mit Tauriel.
Neben Gimli saßen Merry und Pippin. Sie waren sehr gealtert, seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten, doch sie hatten sich ihren Humor bewahrt und flüsterten Maethril, die sie in die Mitte genommen hatten, Dinge zu, die vermutlich nicht für ihre Kinderohren bestimmt waren. Es freute mich sehr, dass sie gekommen waren.
"Willst du, Elfwine, Kronprinz von Rohan, Galadwen, Prinzessin von Gondor, heiraten?"
"Ja, ich will." Es klang, als warte er seit Jahren darauf, diese drei Worte zu sagen.
"Und willst du, Galadwen, Prinzessin von Gondor, Elfwine, Kronprinz von Rohan, heiraten?"
"Ja, ich will." Sie rief es beinahe und Aragorns Lächeln wurde breiter.
"Ich werde nie vergessen, wie ich sie Lady Hochsteckfrisur genannt habe, und jetzt sieh sie dir an", flüsterte er mir ins Ohr. "Sieh dir an, wie sie sich gemacht hat."
"Ich weiß. Sie ist endgültig erwachsen geworden. Und sie hat ihre Bestimmung gefunden. Ich denke, sie wird eine hervorragende Königin sein."
"Wie du." Liebevoll lächelte er mich an und drückte meine Hand, die er die ganze Zeit schon in seiner gehalten hatte. "Sie hat viel von ihrer Mutter gelernt."
"Trotzdem wird und soll sie Dinge anders machen. Und das ist in Ordnung. Sie ist jetzt nicht mehr unser kleines Mädchen, Aragorn. Jetzt ist sie Elfwines Mädchen." Tränen traten mir in die Augen und er wollte sie wegwischen, doch ich hielt seine Hand zurück. "Es ist gut so", flüsterte ich mit erstickter Stimme. "Lass mich Abschied nehmen."
Ich suchte in der Menge nach Eomers Frau, Lothiriel, und warf ihr den Blick zu, den Eowyn eben mir zugeworfen hatte. Sie nickte leicht, und erst dann wischte ich die Tränen mit meinem Ärmel fort.
"Alles gut?", fragte Aragorn sanft.
"Alles gut", antwortete ich. "Es geht mir gut."
Nach der Zeremonie zogen wir in den Festsaal um. Es war das erste Mal, das wir ihn benutzten, und ich erinnerte mich daran, wie ich mich damals gefragt hatte, wofür wir einen Raum wie diesen jemals brauchen würden. Nun war er wunderschön hergerichtet, zwei lange Tische für unsere Gäste standen neben dem Tisch mit dem riesigen Büffet, und trotzdem blieb noch genug Platz für eine Tanzfläche übrig.
Ich aß wenig, denn mein Blick hing an meiner Tochter, die sich mit einem breiten Lächeln von Elfwine mit Torte füttern ließ. Wie jung und sorglos sie war, wie glücklich und wie sehr sie diesen Tag genoss. Es war schön zu sehen. Auch ich würde nie vergessen, wie Aragorn sie Lady Hochsteckfrisur genannt hatte. Aber wenn ich sie mir heute ansah, wusste ich, ich hatte alles richtig gemacht.
Hallo ihr Lieben!
Es tut mir so leid, dass so lange kein neues Kapitel mehr kam... Aber ich hatte viel um die Ohren und war eine Woche auf Kursfahrt in Wien, da blieb wenig Zeit. Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem :)
Eure Arwen999
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