Jennie und die Schwierigkeiten
Trotz all der Schwierigkeiten, die Jennie bisher durchgemacht hatte, konnte sie sich nicht erinnern, jemals in so einem Schlamassel gesteckt zu haben.
Egal ob Kritik an ihren Auftritten, körperliche Schmerzen oder mentale Probleme durch zu viel Training und immensen Druck - bisher war sie nie allein gewesen. Sie hatte ihre Mädels an ihrer Seite und gemeinsam hatten sie alles überstanden. Sie war immer ein Teil von Blackpink.
Doch jetzt? Wer war sie jetzt? Die poplige Sekretärin eines vom Himmel gefallenen Alienprinzen! Und weil das als Demütigung noch nicht reichte, saß sie auch noch hinter Gittern und dieser gefräßige Kommissar warf ihr Spionage vor!
Grandios!
Wenigstens hatte der Polizist sich endlich bequemt, ihren Chef anzurufen. Doch das stellte Jennie vor neue Probleme:
Sie musste die Sache mit dem Notizbuch erklären und hoffen, dass er es sich nicht bis ins Detail ansah. Außerdem würde sie für die Delle in seiner fliegenden Alukugel den Kopf hinhalten müssen.
Allein der Gedanke verursachte ihr Bauchweh, denn bisher hatte sich ihr Chef nicht damit hervorgetan, Fehler zu verzeihen - schon gar keine menschlichen.
Die dicken Metallstäbe vor ihrer Nase vermittelten ihr mehr und mehr ein Gefühl von Sicherheit. Und sie ertappte sich bei dem Wunsch, noch etwas dahinter zu verharren, auch wenn ihr Magen, bereits seit Stunden, knurrte.
Doch da ertönte er - der tiefe, eigenartige Akzent, den sie unter Tausenden erkannt hätte. Zu ihrer Verwunderung erklang er als Lachen.
Keinen Augenblick später bogen Kang Yeosang und der Polizist um die Ecke. Der Kommissar hatte den Arm um Herrn Kang's Schulter gelegt, als wären sie alte Schulfreunde, nach Jahren wiedervereint.
Ob das der Fall war?
Jennie hatte keine Ahnung, ob es auf Abaddon überhaupt Schulen gab. Wenn dann jedenfalls keine für sozialverträgliches Benehmen.
Sobald er Jennie sah, erstarb Kang Yeosangs Lächeln.
Der Kommissar überging den Stimmungsumschwung betont locker. Heiter klopfte er Kang's Schulter. „Schön, dass es dein Zeitplan erlaubt hat, mal vorbei zu schneien. Was macht die Kunst?" Jetzt, da er mit ihrem Chef redete, klang seine Stimmer tiefer und wärmer, ihr gegenüber hatte sie gelangweilt und immer ein bisschen schroff geklungen. Die Kraft, die darin steckte, war dennoch zu spüren.
Kang Yeosang richtete seine Krawatte und murmelte etwas, das klang wie „Hat er nicht." Jennie wusste nur zu gut, wie sehr er es hasste, wenn sein Tagesplan durcheinandergeriet. Trotzdem machte sie ein anderes Detail neugierig. Wie wohl die Worte des Polizisten gemeint waren? Eine Floskel? Oder steckte mehr dahinter? Ihr Chef war doch nie im Leben ein Künstler!
Es kribbelte ihr auf der Zunge, nachzufragen. Gleichzeitig aber war sie froh, dass sich Yeosangs Aufmerksamkeit zunächst wieder auf den Polizeibeamten richtete.
„Passt. Und selbst, Yunho? Alles im Griff?" Mit einer unbestimmten Bewegung deutete er auf den Raum und dann in Richtung der Gefängniszelle, in der Jennie saß.
Der Polizist grinste von einem Ohr zum anderen und wimmelte die Sache mit der Hand ab wie eine lästige Schmeißfliege. „Bis auf den kleinen Einsatz heute Nacht ist die Stadt ruhig." Obwohl er sich lässig gab, lag in seiner Stimme ein Unterton, der Jennie nicht entging. Auch Kang Yeosang musste ihn gehört haben, denn er hakte nach.
„Heißt konkret?" Er musterte seinen Freund und zog die Brauen hoch. Jennie sah, dass seine Augen dabei violett blitzten, was bedeutete, dass seine ganze Aufmerksamkeit nun auf den Polizeikommissar gerichtet war.
Dieser lehnte sich vor und senkte die Stimme. „Aus dem Bezirk um Masan-ri wurden vermehrt Abschüssen gemeldet."
Yeosang zog scharf die Luft ein und Jennie musste aufpassen, keinen Mucks von sich zu geben. Der Kommissar aber zuckte nur die Achseln und lief lässig um seinen Schreibtisch herum. „Kim Hongjoong wird sich persönlich darum kümmern", erklärte er und griff mit Seelenruhe nach dem Notizheft.
Jennie sah noch, wie Yeosangs' Brauen nach oben hüpften und er langsam nickte. Dann wurde ihr übel, denn mit einem Lächeln, das ihr mehr Furcht einflößte als alles zuvor in ihrem Leben, wandte sich ihr Chef zu ihr.
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