Jennie und das Blaulicht

Das Blaulicht rotierte aufgeregt und zerhackte in viel zu kurzen Abständen die einsame Schwärze hinter ihr. Eine Patrouille! Scheiße!

Der Schweiß lief Jennie in kalten Bächen über die Stirn und in den Nacken, während ihr Kopf fiebrig glühte.

Wieso?

Wieso mussten diese Schleimbatzen auch überall rumfliegen - zu jeder Tages- und Nachtzeit?

Oder ...?

Ihr stockte der Atem. Er traute sich schlicht nicht mehr aus ihrer Lunge heraus.

Waren sie wegen ihr hier? Aufgrund dieses kleinen Beinahe-Unfalls?

Ihre Handflächen wurden eiskalt. Das Blut schien nicht mehr richtig durch ihren Körper zu zirkulieren. Die Kapsel geriet erneut ins Schlingern und Jennies Finger krampften sich hilflos um den Steuerhebel. Aber wie zum Himmel?

Die Augen!

Das musste es sein! Die Aliens hatten überall in der Stadt Kameras installiert. Ein riesiges Überwachungssystem. Nicht mal eine Ameise entging ihren Blicken.

Oh! Wie konnte ich so dumm sein!

Jennie holte vor Frust mit dem Fuß aus und ihre Pumps trafen dabei den Steuerhebel.

Die Kapsel antwortete prompt mit einem Satz nach vorn und der Gurt schnitt ihr in den Hals.

Ruhe bewahren! Ich muss Ruhe bewahren! Jennie ignorierte den Schmerz und klopfte sich mit der linken Hand hektisch die Brust, um besser atmen zu können.
Dann schielte sie vorsichtig nach hinten.

Das Licht war noch da. Es näherte sich.

Jennie stieß schwer die Luft aus. Wenigstens hatte ihre Kapsel kein Gaspedal. So wie ihr rechter Fuß gerade zuckte, wäre sie sonst abgezischt wie eine Kanonenkugel und sie hätte, schneller als es ihr lieb wäre, ein ganzes Aliengeschwader hinter sich oder einen Frontalcrash mit der nächstbesten Hochhausruine. Beides nicht gerade verlockend.

Ihre Vernunft riet ihr, anzuhalten. Ja sie schrie sie regelrecht an. Doch ihre halberfrorenen Finger schienen außer Stande, den Hebel ranzuziehen oder wenigstens den Regler für die Geschwindigkeit weiter zu drosseln.

Ich bin verloren!

Ihre Finger konnten nichts dafür. Es war die Angst, die sie lähmte.

Aus dem Objekt hinter ihr löste sich ein Lichtstrahl. Er hatte das gleiche intensive Blau wie das rotierende Blinklicht, doch der Geschmack in Jennies Mund wurde bei diesem Anblick unerträglich bitter.

Ein Laser. Einige waren harmlos und dienten nur der Abschreckung, andere waren tödliche Waffen. Bilder von der Invasion tauchten vor ihren Augen auf und der Geruch nach verbranntem Fleisch schien die Kapsel zu füllen. Doch Jennie schob das Alles beiseite.

Fakt war: Jennie wusste nicht, wie man sie auseinanderhielt. Sie hatte sich mit Technik noch nie sonderlich gut ausgekannt und bisher wollte sie es auch gar nicht.

Jetzt schoss ihr die Erkenntnis wie ein Pfeil durch den Kopf und ihr wurde übel. Die Baupläne!
Der fahle Geschmack breitete sich aus; die Bitterkeit schwappte durch all ihre Blutbahnen und strömte in jede Zelle. Selbst beim Zeichnen der Pläne hatte sie mehr darauf geachtet ordentliche Zeichnungen anzufertigen, um ihren Chef zufriedenzustellen, als sich irgendwelchen technischen Schnickschnack und Firlefanz einzuprägen.

Hätte ich mal mehr Acht gegeben!

Erneut zuckte ihr Fuß, vor blanker Wut auf sich selbst. Dennoch hielt sie still.

Denn schon griff ein neuer Gedanke wie eine Faust nach ihrem Herz und Jennie war sich nicht sicher, ob es zerquetscht wurde oder ob es zart dahin schmolz. Es war ein Schmerz, der sie sanft zu töten schien.

Killing me softly.

Der Songtext sprang ihr sofort in den Sinn, doch Jennie wischte ihn energisch beiseite. Keine Zeit für sowas!

Ließ ihr Chef sie deshalb die Pläne abzeichnen? Damit sie so Infos zu technischen Besonderheiten sammeln konnte? Wollte er ihr helfen?

Oder war es ein Test? Dachte er etwa, sie hätte sich einer Untergrundgruppe angeschlossen? Wartete er nur darauf, dass sie einen Fehler machte?

Jennies Bluse war nassgeschwitzt.

Gott. Sie war mittlerweile ein totales Nervenwrack. Kein Wunder nach diesem Tag! Bei diesem Flug! Und es war noch nicht vorbei. Jennie dämmerte, dass sie eine Entscheidung brauchte, und zwar: Jetzt!



___________________________

So. Ich habe jetzt hin und her überlegt wie Jennie sich entscheidet.

Ich weiß es jetzt.

Was ist eure Vermutung?

Ich mache jetzt trotzdem erstmal Schluss mit diesem Kapitel, man liest sich^^°

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top