Kapitel 4
~Liz~
Nach einem anstrengenden Tag im Labyrinth mit Minho, war ich erleichtert endlich zurück auf die Lichtung zu kommen. Wir wuschen uns im See und machten zu dritt mit Alby unser Abendessen. Dies war eine Art Routine geworden. Alby hatte kein Problem die meiste Arbeit auf der Lichtung zu machen und wenn etwas Größeres an stand, halfen wir sowieso mit. Irgendwann wurde es schon spät und Alby verzog sich in den Wald. Anscheinend sammelte er Ideen, falls noch mehr Leute auf die Lichtung kamen. Minho und ich hielten uns da raus. Wir beide waren nicht so scharf auf die Anführer-Rolle, in die sich Alby rückte. Wie fast jeden Abend begaben wir uns zu einer kleinen Sandfläche und zogen unsere Schuhe aus. Wir fingen an gegeneinander zu kämpfen und beförderten uns gegenseitig in den Sand. „Warum bist du so aufgeregt?", fragte irgendwann Minho und ich lächelte nur.
Er seufzte und trat mir die Füße weg, weswegen ich auf meine Seite knallte. „Morgen kommt wieder einer", keuchte ich erklärend und griff nach Minhos Hand, die er mir entgegen streckte. Er nickte verstehend und zog mich wieder hoch. „Hoffst du auf ein Mädchen?" Ich zuckte mit den Schultern und versuchte ihn zu schlagen, doch er wich aus. „Das ist mir ziemlich egal. Ich würde nur gerne endlich wieder andere Gesichter sehen als die von euch hässlichen Strunks", grinste ich und beförderte Minho von seinen Füßen. Im Labyrinth hatten wir viel Zeit, um uns blöde Namen auszudenken und deswegen hatten wir jetzt den liebevollen Spitznamen „Strunk" entwickelt. Minho lachte leicht und erhob sich wieder. Natürlich waren Minho und Alby nicht hässlich. Ganz im Gegenteil, aber ein paar Beleidigungen formten den Charakter und machten diese eintönigen Tage, etwas lustiger. Ständig herum zu weinen, wie unfair unser Leben doch war, brachte uns schließlich auch nicht weiter.
Es ging noch eine ganze Weile so weiter. Irgendwann jedoch beschlossen wir schlafen zu gehen, weswegen ich irgendwann in meiner Hängematte lag und an die Decke starrte. Ich konnte Minho neben mir schnarchen hören, doch das war nicht das Problem, weswegen ich nicht schlafen konnte. Ich wusste nicht wieso, aber ich hatte das Gefühl, mich an etwas erinnern zu können. Nur wusste ich einfach nicht woran. Was meine Vermutung ja wieder irgendwie widerlegte. Ich dachte nach. Ich dachte nach, bis ich einschlief. Es war ein traumloser Schlaf. Vermutlich die Ruhe vor dem Sturm.
Am nächsten Morgen wachte ich auf, da Minho mich geweckt hatte. Ich kümmerte mich um die Hühner und Minho sich um die Kartenhütte. Interessant wurde es, als die Sirene ertönte und wir uns alle um die Box versammelten. „Ich hoffe wir bekommen weitere Tiere", murmelte Alby neben mir. „Ich hoffe auf neue Schuhe. Meine sind schon komplett durchgetragen", meckerte Minho. Lächelnd verdrehte ich meine Augen und starrte weiterhin auf die Betonplatten. Es dauerte nicht lange, da schoben sie zur Seite und Minho öffnete das Gitter. In einer Ecke gekauert, konnte ich einen blonden Jungen erkennen.
Ich deutete Alby und Minho, hier zu bleiben und sprang in die Box. Der Junge schaute erschrocken auf und ich konnte ein junges Gesicht mit braunen Augen ausmachen. Ich kniete mich vor ihn hin und lächelte freundlich. „Hey. Ich tu dir nichts", sprach ich ruhig. „Wer verdammt bist du und warum kann ich mich an nichts erinnern? Was ist das für ein verdammter Ort und warum habe ich das verdammte Gefühl, dass ich ertrunken bin?" Etwas überrumpelt starrte ich ihn an. Also dafür, dass er offensichtlich Angst hat, fluchte der Junge ziemlich viel. Ich schmunzelte und erklärte: „Ich kann dir alles erklären, aber dafür musst du erst einmal aus der Box raus, ok?"
Er nickte und ich stand auf. Ich wollte ihm aufhelfen, aber er war sehr schnell selbst auf den Beinen. Er war sehr groß und recht dünn. Seine Klamotten waren alle in hellen Braun Tönen gehalten. Anders als wir anderen. Während Minho meistens blaue Sachen trug, und Alby rote, lief ich in grün Tönen herum. Ich drehte mich um und schaute nach oben. Alby und Minho schauten ständig zwischen uns hin und her. Ich kletterte aus der Box und Minho half den Neuling auch dabei. „Was ist den los?", fragte ich Alby flüsternd, da er mich kritisch betrachtete. „Du und der Neue... ihr schaut euch ähnlich", flüsterte Alby zurück. Ich konnte dies nicht beurteilen, da ich mich nur hin und wieder in einer Wasserspiegelung sah. Ansonsten hatte ich keine Ahnung, wie ich eigentlich aussah.
Alby wandte sich an den Neuen und erklärte ihn, dass er ihm alles zeigen würde. Die beiden gingen zu unserem Lager und ich schaute ihnen hinterher. Ich hatte ein seltsames Gefühl. Wie als würde mein Gehirn versuchen, sich verzweifelt an etwas zu erinnern, was einfach nicht da war. Der Neue drehte sich um und schaute zu mir und Minho zurück. Ich lächelte und nach einem kurzen Zögern, lächelte auch der Frischling zurück. Es war das sanfteste Lächeln, was ich je gesehen hatte und für eine Millisekunde tauchte ein Name in meinen Gedächtnis auf „Newt". Verwirrt schüttelte ich den Kopf, als ich versuchte die Erinnerung festzuhalten, aber ich hatte den Namen schon wieder vergessen. „Alles gut?", fragte Minho besorgt. Ich lächelte. „Ja, ich denke schon"
~*~
Immer noch fasziniert starrte ich auf die Stadt hinab. Ich hörte nur am Rande das Gespräch von Thomas und Jorge. Nur das niemand so genau wusste, wie wir in die Stadt kommen sollten. „Von hier oben werden wir das nicht herausfinden", fügte Brenda hinzu und automatisch nickte ich. Ich hatte zwar nicht richtig zugehört, aber was auch immer Brenda sagte, stimmte auch meistens. Brenda ging mit einen „Los geht's" zurück zum Auto und ich folgte ihr. Ich setzte mich wieder auf die Rückbank und lächelte Brenda zu. Ich beobachtete Thomas und Newt, wie sie miteinander sprachen und ein Kloß bildete sich in meinen Hals. Thomas und Newt waren auf eine eigene Art wie Minho und ich. Beste Freunde, die einander vertrauten und einander zuhörten.
Ich liebte die beiden, aber sie waren nicht so wie Minho. Aber ich wusste, dass auch Minho nicht mehr so war, wie früher. Ich war nicht mehr so wie früher. Ich dachte an die alten Zeiten zurück. An Gally, Minho, Newt und ich. Wie wir von den Sanis Alkohol geklaut hatten. Wir hatten Spaß gehabt. Und tatsächlich gelacht. Davon war nichts mehr übrig. Thomas und Newt setzten sich wieder zu mir und wir fuhren los. Es dauerte nicht lange, da kamen wir bei den Häusern vor der Stadt an. Vorsichtig fuhr Jorge in eine Seitenstraße, um das Auto zu verbergen. Ich entdeckte ein schmutziges Laken und deckte damit das Auto ab. Jorge lächelte zufrieden und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu der eigentlichen Stadt.
Es dauerte nicht lange, da kamen wir in eine Menschenmenge. Seile mit Wäsche darauf, spannten sich ihren Weg über die gesamte Straße und die unterschiedlichsten Menschen wuselten Richtung Stadt. Wir bahnten uns unseren Weg zur Stadt. Staub und Dreck lag in der Luft und viele Gesteinsbrocken lagen herum, da manche Häuser schon eingestürzt waren. Menschen kamen uns entgegen und rempelten uns an, genauso gingen Menschen mit uns zur Stadt. Ich wollte mir einen Weg zu Thomas bahnen, der ging nämlich an der Spitze, aber zwischen Brenda und Newt musste ich dann inne halten. Jorge und Thomas sprachen über etwas, aber es war so laut, dass ich es nicht verstand. „Kannst du Thomas und Jorge verstehen?", fragte ich schreiend Newt neben mir. Er schüttelte den Kopf und schaute sich unruhig um.
Wir blieben stehen, als wir eine laute Stimme hinter uns hörten. Ein Auto fuhr durch die Straße und eine Menge an bewaffneten Leuten saßen darauf. Einer sprach in eine Megafon und beschimpfte WCKD. Ein weiteres Auto fuhr hinter dem Ersten und ich konnte erkennen, dass die meisten von den Leuten Gasmasken trugen. Ich stand zwischen Thomas und Newt und betrachtete die Kolonne. „WCKD hat sich wohl noch andere Feinde gemacht", nuschelte ich und Newt nickte. Thomas blickte einen der Wagen seltsam nach, weswegen ich mich an ihn wandte: „Hey, alles gut?" Er drehte sein Gesicht zu mir und lächelte leicht. „Ja. Gehen wir"
Er griff nach meiner Hand und zog mich hinter sich her. Wir folgten weiter der Straße, bis wir durch einen kleinen Tunnel, direkt vor die Stadttore kamen. Die Stadttore waren etwa 800 Meter vor uns und eine Menschenmasse protestierte davor. Anscheinend wollten alle so wie wir in die Stadt. „Das ist es! Das ist unser Weg rein", stellte Thomas fest. Unsicher wurde ich von ihm hinterher gezogen. Wenn die Menschen protestierten, war ich mir nicht so sicher, dass wir hier reinkamen. Jorge bemerkte das auch und redete auf Thomas ein, Dadurch ließ er mich los und ich fiel zu Newt nach hinten. Pfanne und Brenda gingen vor uns und Pfanne merkte an: „Worauf zur Hölle haben wir uns nur eingelassen?"
Newt und ich folgten den anderen etwas langsamer. Newt drehte sich um und schaute dann schnell wieder nach vorne. „Liz. Diese Maskenkerle folgen uns", erklärte er verunsichert. Ich schaute nach links und erkannte noch zwei, die mich direkt anstarrten. „Ich merks", flüsterte ich. „Wir müssen sofort die anderen warnen und hier weg" Ich nickte und Newt und ich wurden schneller. Wir kamen vorne bei Thomas und Jorge weg und Newt legte Thomas seine Hand auf die Schulter. „Hey Leute, wir müssen hier sofort weg. Seht ihr das?", fragte er und deutete auf die Maskierten. „Die wollen zu uns", fügte ich noch hinzu. Jorge zog seine Pistole, doch ich griff lieber nach einen kleineren Messer. Ich wollte niemanden unschuldigen verletzten.
Ein Dröhnen ließ uns und die ganze Menschenmenge innehalten. Unsicher drehte ich mich um und steckte das Messer wieder weg. „Wir müssen hier weg! Sofort!", schrie ich als ich merkte, was passieren würde. Ich entdeckte die großen Geschütze auf den Mauern und griff nach Newts Hand, um ihn wegzuziehen. Auch die restliche Menge hörte mich und fing an wegzurennen. Jedoch keiner meiner Familie bewegte sich. Sie waren komplett erstarrt. „Thomas, Jorge, los!", schrie ich und zog weiter an Newt. Der erste Schuss schlug ein und erst jetzt drehten sie sich um und rannten los. Ich war die schnellste und war auch ganz hinten gewesen, weswegen ich sehr rasch einen großen Vorsprung im Gegensatz zu den anderen hatte, deswegen wäre ich auch fast in so einen Kerl mit Maske gerannt. Der packte mich und zog mich aus der Schussbahn. Ich wollte mich wehren, aber der schrie nur „Vertrau mir!" und zog mich weiter.
Bei einen Auto angekommen, schmiss er mich hinein und schlug die Türe zu. Ich wollte wieder aus dem Auto raus, aber ein bewaffneter Kerl, den ich zuerst nicht gesehen hatte, versperrte mir den Weg und das Auto startete. Panisch wollte ich nach meiner Pistole greifen, aber er richtete sofort seine Waffe auf mich und sprach: „Das würde ich lieber nicht machen" Mir wurde schlecht. Ich wusste nicht wer diese Leute waren und ich wusste nicht einmal, ob es den anderen gut ging. Das Auto stoppte nach einer kurzen Zeit und die Tür ging wieder auf. „Aussteigen", befahl mir ein Mann mit Maske und ich tat wie befohlen.
Ich schaute mich um und bemerkte, dass wir uns in einem Einkaufszentrum befanden. Zwei weitere Autos bogen um die Ecke und hielten neben dem Auto, wo ich drin gewesen war. Der gleiche Typ, wie bei mir öffnete den Kofferraum, des ersten Wagens und Thomas und Brenda kamen zum Vorschein. Thomas entdeckte mich sofort und der Typ musste nicht einmal den Befehl geben, denn Thomas war schon aufgesprungen und zu mir gerannt. „Alles in Ordnung?", fragte er besorgt und ich nickte. Ich schaute mich um, doch sah ich die anderen noch nicht. Brenda kam auch zu mir und da erst bemerkten wir das dritte Auto.
Es wackelte und die Lichter blinkten. Thomas stellte sich leicht vor mich, als plötzlich die Kofferraumtür sich öffnete und einer unserer Entführer rausfiel. Jorge sprang direkt hinterher und schrie: „Wo ist sie?" Er schlug auf den Typen ein und wir sprinteten nach vorne. Auch unsere Entführer sprinteten nach vorne und drängten uns wieder nach hinten. Einer von ihnen beruhigte die anderen, nicht zu schießen und irgendwie kam mir seine Stimme bekannt vor. Ich erkannte auch Pfanne und Newt, weswegen ich erleichtert seufzte und auch Jorge beruhigte sich, als Brenda ihm zeigte, dass es ihr gut ginge.
„Ok. Regt euch ab. Wir stehen alle auf derselben Seite", erklärte der, der wohl ihr Anführer war. Thomas wurde dadurch aber aufgebracht und riss sich los. Nebenbei fragte er noch aggressiv: „Auf derselben Seite? Wer zur Hölle bist du?" Der Typ nahm seine Maske runter und ich keuchte erschrocken auf. „Hey, Frischling", begrüßte Gally Thomas. Mein Blick wanderte zu seiner Brust, wo zum letzten Mal als ich ihn gesehen hatte, ein Speer steckte. „Gally?" Ich konnte Thomas Reaktion nicht deuten. Ich konnte nicht einmal meine eigene deuten. Irgendwie war es schön, dass er am Leben war... aber er hatte auch Chuck getötet.
„Nicht zu fassen", flüsterte Pfanne, doch es war trotzdem deutlich zu hören. Ich ging etwas nach vorne und Gallys Blick wanderte zu mir. Pure Schuld glänzte in seinen Augen und ich wusste, dass er alles bereute. Wie aus dem Nichts, stürmte Thomas nach vorne und schlug ihm eine rein. „Nicht!", schrie Newt, aber das brachte nichts. Gally landete am Boden und Thomas war sofort über ihn. Die anderen wollten auf Thomas schießen, aber Gally hielt sie immer noch davon ab. Newt und ich hechteten nach vorne und versuchten Thomas von Gally runterzuziehen.
Newt hielt Thomas Faust fest und drängte Thomas dazu aufzuhören. Ich kniete mich auf die andere Seite und löste Thomas griff um Gallys Jacke. „Stopp", versuchte auch ich es. „Er hat Chuck getötet", zischte Thomas. „Ja ich weiß. Ich weiß", redete Newt auf Thomas ein. „Ich erinnere mich. Ich bin auch da gewesen. Aber ich erinnere mich auch, dass er infiziert und halb wahnsinnig war. Alles klar?", redete Newt noch weiter. Thomas senkte seinen Arm immer noch nicht. „Er konnte nichts dafür. Hör auf. Bitte Thomas", flehte ich. Vorsichtig schaute Thomas zwischen Newt und mir hin und her, bevor er wieder zu Gally blickte. Er ließ die Faust sinken und stand auf.
Pfanne zog Thomas nach hinten und Newt und ich standen auch auf. Ich reichte Gally meine Hand und zog ihn nach oben. Dankbar blickte er mich an und rieb sich den Kiefer. „So ein bisschen hatte ich das verdient", gab er zu und verwundert musterte ich ihn. Er hatte sich eindeutig verändert. „Noch jemand? Pfanne? Newt?", fragte er etwas provokant.
Alles hatte sich an ihm wohl nicht verändert. „Kennst du den?", fragte Jorge Pfanne verwirrt. „Er war mein Freund", erklärte Pfanne und Gally schaute betreten zu Boden. „Wie? Wie hast du überlebt? Du hattest einen Speer in deiner Brust!", fragte ich verwirrt. „Ja! Wir haben dich sterben sehen", fügte Newt hinzu.
„Nein. Ihr habt mich sterbend zurückgelassen. Und wenn wir euch nicht rechtzeitig gefunden hätten... dann wärt ihr jetzt tot!", stellte er klar. Danach fragte er: „Was zum Teufel macht ihr hier?" „Minho", antwortete Newt, weswegen ich zusammenzuckte.
Dies blieb niemanden verborgen, aber keiner sagte etwas. „WCKD hat ihn da drinnen eingesperrt", führte ich Newts Satz weiter. „Wir suchen nach einen Weg rein", erklärte Newt zu Ende. Gally schaute zwischen Newt und mir hin und her und sprach dann: „Ich kann euch dabei helfen. Folgt mir"
Ich wollte ihm schon folgen, aber Thomas sprach: „Ich gehe nirgendwo mit dir hin" Ich drehte mich zu Thomas und zischte: „Jetzt hör auf!" Überrascht wandte Thomas sich an mich. „Er hat—" Ich unterbrach ihn.
„Ja ich weiß! Wir haben Chuck verloren, aber ich lasse nicht zu, dass wir auch noch Minho verlieren. Und nur zu deiner Information! Ich kenne Gally weitaus länger als du und wenn wir ständig dir vertrauen sollen, solltest du auch einmal mir vertrauen!" Ich drehte mich zu Gally und sprach: „Wo geht es lang?" Mit einen angedeutetem Lächeln nickte er in eine Richtung und ich folgte ihm. Ich hörte, dass auch die anderen uns folgten.
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