Ein Wahnsinniger
"Leg das sofort bei Seite Julien!", rief ich in die Richtung meines kleinen Bruders, während ich hektisch das Frühstück zubereitete. Er hielt die Urne in der Hand, worin sich unser toter Vater befand und grinste mir frech entgegen.
" Ich warne dich!", setzte ich aufs neue an und schob die Pfanne mit dem Rührei von der Herdplatte weg. Wie ich meinen kleinen Bruder manchmal hasste.
Er war grade mal 5 Jahre alt und frech bis zum geht nicht mehr, er trieb meine Geduld stets bis zum überlaufen. Julien hielt sich die Urne nun über den Kopft und rannte los, als er bemerkte, dass ich auf ihn zusteuerte. " KOMM SOFORT HER!", genervt lief ich los um zu vermeiden, dass er die Urne zerstörte, ich kannte ihn einfach zu gut.
Er hatte bereits oft genug Dinge meiner Mutter kaputt gemacht und ich musste den Mist auch immer für ihn ausbaden.
Julien jedoch interressierte es nicht, dass ich meine Stimme erhoben hatte und ihm wutentbrand hinterherlief, er lachte bloß und steuert auf das Treppengeländer zu.
Ich war überfodert da ich mich jeden einzelnen Tag mit diesem Quatsch herrum ärgern musste. Meine Mutter sah ich sehr selten, da sie seit dem Tod meines Vaters nur noch arbeitete, um uns über Wasser zu halten, daher wurde es zu meiner Aufgabe mich um meinen idiotischen kleinen Bruder zu kümmern.
Ich war regelrecht dazu verpflichtet zu Hause zu bleiben. Dies bedeutete für mich, dass ich keine Zeit hatte um mich mit Freunden zu treffen und all das zu erleben, was man in meinem Alter üblicherweise tat. Genau genommen hatte ich nicht einmal Freunde, da mir die Zeit dazu nunmal fehlte und die meisten mich für eine Irre hielten.
Anfangs fiel es mir extrem schwer mich der Situation anzupassen und damit zurecht zu kommen, doch mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt.
Desshalb blieb mir nichts anderes übrig, als mich meinem Schicksal zuzuwenden und meinen Aufgaben nachzugehen.
Das beinhielt ihn morgens für den Kindergarten bereit zu machen, ihm Essen zu kochen, vom Kindergarten abzuholen und so weiter. Das ganze Programm nunmal. In der schule hielten mich alle für eine "Teenie Mutter", was ich denen nicht verübeln konnte, da es nun mal wirklich so rüber kam, als wäre Julien mein Sohn.
Ein Paar Leute, die mit mir in eine Klasse gingen hatten mich das sogar gefragt und trotz meiner verneinung, hörte ich die Leute weiterhin hinter meinem Rücken über dieses Thema tuscheln.
Verdammt
Mein Vater starb vor 3 Jahren und so lange lebten wir in diesem trostlosem Alltag, für den ich die komplette Verantwortung trug. Dies war mein Leben, welches nicht grade für ein 18 Jähriges Mädchen geeignet war. Meine Mutter hatte sich seit dem Tod meines Vaters schlagartig verändert und ich wurde das Gefühl nicht los, dass sich meine Lage in absehbarer Zeit nicht ändern würde.
Beinahe jeden Abend saß ich in meinem von Schatten übersähtem Zimmer und weinte bitterlich, da ich einfach keine Ahnung hatte, wie ich all den stress weiterhin verkraften sollte. Schule, Putzen, Kochen und zu guter letzt mein Bruder Julien, der es nicht besser machte mit dem Verhalten, welches er an den Tag brachte.
In schwachen Momenten wünschte ich mir ein Leben, wie alle anderen in meinem Alter es taten.
Zum Glück gehörte zu der Sorte Menschen, die nicht so schnell aufgaben und stets versuchten das Beste zu geben den Umständen entsprechend. Diese Charaktereigenschaft hatte ich von meinem Vater geerbt, in sofern man sowas überaubt vererben konnte.
Er war ein sehr zielstrebiger und verantwortungsbewusster Mann, der stets seinen Pflichten nachging. Auch wenn es schon eine Weile her war, dass er von uns gegangen ist, vermisste ich ihn sehr. Wir waren eine unwahrscheinlich glückliche Familie, selten Streit und bei uns gab es immer sehr viel Liebe im Alltag. Ich erinnere mich noch gut an unsere Familienausflüge im Park und an das Lächeln meiner Mutter, welches sie am Tage seines Todes nahezu verloren hatte. Seiher sah ich sie nicht einmal mehr schmunzeln.
Grade rechtzeitig konnte ich Julien die Urne entreißen, bevor er sie die Treppe hinunter schleudern konnte. "Bist du wahnsinnig?!" , schrie ich empört und riss sie ihm aus seinen kleinen Händen. " Bla bla blaaaa.", er streckte die Zunge herraus und lachte triumphierend. Manchmal wollte ich am liebsten das Jugendamt allamieren, damit sie vorbei kamen, um ihn ins Kinderheim zu verfrachten! Julien hatte nie einen Bezug zu Papa entwickelt, da er bei seinem Tod noch viel zu jung war und desshalb einfach nicht verstand, dass sich unser eingeäscherter Vater in diesem Behälter befand.
Meine Mutter hatte es ihm mehrmals hysterisch erklärt, wenn sie bemerkt hatte, dass Julien sich der Urne näherte, doch es ging einfach nicht in seinen Kopf hinein und er versuchte es immer und immer wieder.
"So los! Durch den Scheiß schaffen wir das Frühstück jetzt nicht. Na vielen Dank! Zieh deine Jacke an und dann ab zum Auto.", schümpfte ich ihn an, verdrehte die Augen und ging selber ebenfalls zur Garderobe. Julien gehorchte zum Glück und tat wie gesagt während ich meine Jacke anzog und meinen Schlüssel hervor kramte.
Wenigsten ließ Mama mir das Auto. Nur wenige aus meinem Jahrgang hatten eines und wurden noch von deren Eltern in die Schule gebracht. Zumindest etwas was ich meiner Mutter hoch anrechnen konnte. Denn ohne den Wagen müsste ich mit der Bahn fahren, die jeden Morgen überfüllt war und worin man meist kaum Luft bekam.
Als ich Julien in den Kindergarten gebracht hatte raste ich los um rechtzeitig zur ersten Stunde zu erscheinen . Im radio Lief mein Lieblingssong New Rules. Ich fing an mit zu summen und tippte im Takt zum Lied mit meinen Zeigefinger auf das Lenkrad. Ich atmete tief ein und aus, verfluchte diesen Tag bereits in diesem Moment schon. Beim Refrain sang ich laut mit: " I've got new rules, I count'em!!" und trat aufs Gaspedal als ich die Uhrzeit bemerkte.
Shit! Schon 7:55. Um acht startete der Unterricht
Ich würde mal wieder Zehn Minuten zu spät ankommen und hatte bereits mehrere Verwarnungen am Hals, dies war wohl meine nächste.
Dadurch das ich Julien wie mein Schatten regelrecht immer bei mir hatte, kam ich so gut wie überall zu spät an.
Es ging alles zu schnell, um es zu verhindern.
In Sekundenschnelle bemerkte ich das ein rotes Auto direkt auf mich zu steuerte.
Panisch suchten meine Augen nach einer Lösung.
Ist der denn vollkommen Wahnsinnig?!
Ich war mitten auf der Landstrasse und hatte keinen anderen Ausweg als vollkommen in die Eisen zu gehen, da auf dem Linken Fahrstreifen ein großer Lastwagen fuhr. Mit voller Kraft trat ich auf die Bremse, um noch irgendwie eine Möglichkeit zu finden verschont zu bleiben, jedoch machte das entgegenkommende Auto keine Anstalten seine Geschwindigkeit zu verlangsamen. Es kam mir für einen Moment vor als würde es in Zeitlupe immer näher kommen. Und dann ein Knall. Danach wurde alles um mich herrum Schwarz...
_________
So mein erstes Kapitel habe ich denn. Ich bin selber Gespannt wo mich meine Fantasie hinführt ;) Wenn es denn überhaupt jemand liest XOXO
PS: Mein Cover ist von Bad_Fairytale ich hab sehr zu danken ♡♡♡
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top