Kapitel 1

Bella POV:

Wenn mich jemand fragte, ob ich an das Paradies glaube, dann schwieg ich immer. Wie sollte ich die Frage wahrheitsgemäß beantworten, wenn es mir nicht erlaubt war? Daher blieb ich lieber still.

Ich hielt das Auto auf dem leeren Parkplatz des Friedhofs.

"Kommt, aussteigen. Paul wartet auf uns."

Es war sehr still, als wir aus dem Wagen stiegen, aber das war normal, wenn wir unseren Bruder besuchten.

Paul war jetzt schon acht Jahre tot, doch wir trauerten immer noch um ihn. Er war nicht einfach nur unser Bruder, nein, er war der Vierte in unserem Bund und hätte den magische Kreis geschlossen:

Als ich fünf Jahre alt war, bemerkte ich einige Veränderungen. Das Wasser gehorchte meinem Willen und auch meine Träume wirkten auf einmal realer. In ihnen traf ich jedes mal ein Wesen, das erst unbeteiligt mir gegenüberstand und dann nach einer Weile anfing, mit mir zu sprechen. Es erzählte mir von alten Tagen, in denen es noch mit den Menschen und Tieren gelebt hatte und auch davon, dass die Mensche es töteten.

Damals war ich wirklich sehr verschreckt und traute mich lange nicht mehr einzuschlafen, doch irgendwann war ich so erschöpft, dass ich mich nicht mehr gegen die bleierne Müdigkeit wehren konnte.

Wieder traf ich auf das Wesen. Dieses Mal erzählte es mir von Hoffnung. Hoffnung auf Frieden für die Menschen, die Tiere und alles andere Leben auf der Welt und es zeigte mir auch die alten Zeiten - das Paradies. Es erzählte mir von den vier Gaben und dass ich eine davon nun besaß. Eindringlich befahl es mir, niemals meine Kräfte zu missbrauchen, sie niemanden zu zeigen und auch die anderen Mitglieder des Zirkels zu finden.

So begann ich also mein neues Leben, nun aber im Geheimen und mit einem Auftrag. Lange Zeit wusste ich nicht, wie ich die anderen Drei des Zirkels finden sollte, doch eines Tages, es war an meinem elften Geburtstag, fand ich das Feuer:

Es war eine lustige Feier und auch meine drei Halbgeschwister waren da. Meine Schwester Maria war zu dem Zeitpunkt fünf ein halb Jahre alt, Cedric drei und Paul, der jüngste von uns Geschwistern, erst eins.

Ich hatte gerade jedem ein Stück meiner Geburtstagstorte gereicht, da fing auf einmal die bereits erloschene Kerze auf Marias Kuchenstück wieder an zu brennen. Schnell pustete ich sie wieder aus und wartete angespannt, bis alle gegessen hatten. Als wir Kinder wieder zum Spielen durften, nahm ich Maria an die Hand und zog sie in mein Zimmer.

Dort erzählte ich ihr alles was ich wusste und auch von ihr erfuhr ich vieles. Die beiden anderen Mitglieder des Zirkels sollten uns wohl im Leben begegnen. Gemeinsam beschlossen wir, immer achtsam zu sein und unser Geheimnis vor aller Welt zu verbergen. Rückblickend denke ich, vertiefte sich an diesem Tag unsere Geschwisterliebe sehr.

Wieder verging die Zeit. Maria wurde eingeschult und wann immer wir uns sahen, übten wir unsere Gaben. Mittlerweile war ich 13 1/2 Jahre alt und Maria sollte in einigen Tagen endlich acht werden, da fanden wir die Luft, verkörpert von unserem Bruder Cedric:

Ich war bei meinen Geschwistern zu Besuch und der kleine Wirbelwind tobte durch das ganze Haus. Er verwüstete den Schreibtisch unsers Vaters und ließ die Blätter durch die ganze Wohnung fliegen. Bis Maria und ich ihn eingefangen hatten, war das Chaos schon beinahe perfekt. Zum Glück waren die Erwachsenen gerade nicht da und so hatten wir noch genügend Zeit alles einigermaßen wieder aufzuräumen. Dann war Cedric an der Reihe. Auch mit ihm hielten wir Kriegsrat und er versprach uns, seine Gabe nicht mehr so offensichtlich zu benutzen.

Maria war die erste, die den Verdacht äußerte, dass Paul die Gabe der Erde hatte. Wir wollten ihn im Auge behalten, doch dann geschah das unfassbare:

Mit fünf Jahren wurde Paul schwer krank und kein halbes Jahr später starb er friedlich im Schlaf. Es war ein wirklich harter Schicksalsschlag für uns alle. In unseren Träumen fragten wir immer wieder das Wesen, wieso er sterben musst, doch nie gab es uns eine vollständige Anwort. Die Wahrheit war zu grausam, denn wie es schien, gab es die Gabe bereits und da sie nicht zweimal zur gleichen Zeit existieren durfte, gab es für Paul keinen Platz mehr im Leben.

Dennoch sind wir immernoch auf der Suche nach der Erde, mindestens um den Menschen zu finden, durch dessen Existenz unser kleiner Bruder sterben musste.

So oft wir können besuchen wir sein Grab, bringen ihm Blumen und erzählen ihm von allem, was passiert ist. Er ist immer bei uns und manchmal, wenn wir alle zusammen sind und uns im Arm halten, haben wir das Gefühl als stünde er in unserer Mitte.

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