Nachricht der Elben

Jotaros Königreich war dicht bebaut. Die Stadt innerhalb der kahlen Mauern war größer als Städte die durchschnittlich zum Vergleich standen und selbst das Land um die Stadt herum war groß, beackert und bewohnt. Der Wald umgab besagtes Land nur von einer Seite und, obwohl die Grenze offiziell erst weit hinter den Wäldern gezogen wurde, sah Jotaro die dicht bewachsene Fläche Unterholz nie als sein Eigen. Jeder der dort hineinging beschrieb ein Gefühl von unwillkommenheit, als würde jedes Rascheln im Gebüsch einen höflich, aber bestimmt bitten zu gehen.

Aus eben jenen Wäldern kam einst ein Junge gelaufen. Ein eigenartiger Junge, mit weißen, langen Haaren und ungewöhnlich langen Gliedmaßen. Die Ohren so spitz, nicht rund und Augen so ausdruckslos und doch voller leben. Er ritt nicht auf einem hohen Ross, noch fuhr er auf einem Pferdekarren oder in einer prachtvollen Kutsche, nein, er lief den ganzen, weiten weg bis zur Stadt und bis zu den Toren des Schlosses. Einer der Wachen hielt ihn gewissenhaft auf, doch auch wenn das Schloss auf Grund der anhaltenden Pestilenz verriegelte Tore hatte, reichte ein Blick in diese grünen Augen und die Wache schien wie weggetreten. Fast verträumt ließ er den Fremden passieren und vergaß bereits in der nächsten Sekunde, dass es diese Zusammenkunft je gegeben hatte. Der Mann aber schritt unbeirrt in das Schloss und wanderte in den Gängen umher, als ob er schon oft genug dort gewesen wäre, um sich auszukennen. Die Wahrheit ist, dies war das erste Mal, dass er die Grenze des Waldes überschritten hatte. In knapp über 8 Jahrhunderten hatten die Menschen es nun geschafft ihn in ihren Akt der Selbstzerstörung hervorzulocken. Zu guter Letzt stieß er die vergoldeten Türen zu dem auf, was die Menschen so prunkvoll als Thronsaal bezeichneten. In der aufgehenden Sonne erkannte er, dass jemand auf dem Thron saß, allerdings nicht so herrschaftlich und erhaben, wie der Fremde es sich vorgestellt hätte. Der vermeintliche König saß mit den Beinen überkreuzt und einem gelangweilten Ausdruck auf dem jungen Gesicht da und durchlöcherte den Eindringling mit resegnierenden Blicken.
,,König Jotaro?", fragte der Fremde leise und nahm die Kapuze seines Mantels ab.
,,Nein", antwortete der Mann.
,,Ich würde gerne König Jotaro sprechen." Seine Stimme klang samtig, fast einlullend. Eine Stimme dazu gemacht kleine, aufnümfige Kinder in den Schlaf zu wiegen. Würde er seine Stimme zu einem Flüstern senken, so vermochte seine sie auch dem stärksten Mann eine wohlige Gänsehaut zu verpassen.
,,Da bist du nicht der Einzige, aber du wirst wohl mit mir Vorlieb nehmen müssen", antwortete der Mann und erhob sich von Jotaros Thron.
,,Und mit wem habe ich die Ehre? Ich meine, wer kann es sich leisten sich auf den Thron des Königs zu setzen?"
,,Wer kann es sich leisten sich an den Wachen vorbeizuschleichen und bis in den Thronsaal vorzudringen? Ich hätte das Recht Euch auf der Stelle festnehmen zu lassen, also unterlasst Eure Anmaßungen und sprecht zuerst. Nennt Euren Namen und Euer Anliegen, sofort!"

Der Fremde mit den spitzen Ohren kämmte mit den Fingern durch langes, beinahe weißes Haar, das unter der Kapuze in Mitleidenschaft gezogen wurde und schien dabei recht unberührt von der schlechten Laune, mit der man ihm begegnete. Irgendwie hatte der Junge auf dem Thron ja auch nicht ganz unrecht - Er war hier unerlaubt eingedrungen, also sollte er sich zuerst vorstellen. ,,Mein Name ist Nu Mikitakazo Shi und ich komme aus einem kleinen Dorf, versteckt in den Wäldern. Mein Volk ist eine Abstammung der Nymphen, die vor Tausenden Jahren dieses Land besiedelten. Unsere Absichten waren immer friedlicher Natur, weshalb wir den Schutz des Waldes nie verließen und Euch und Eurem Königreich aus dem Weg gingen, doch die Zustände in letzter Zeit sind unzumutbar, weshalb mein Volk mich entsannte eine Audienz bei König Jotaro wahr zu nehmen."
Der Junge schwieg kurz und lauschte interessiert. Neugier, doch auch Unglauben spiegelte sich in seinen Augen. ,,Nu...Miki?"
,,Nu Mikitakazo Shi, diesen Namen gaben mir meine Erzeuger, doch wenn er Euch missfällt, nennt mich Mikitaka. Diese Abkürzung nutze ich seit meiner Kindheit."
,,Mikitaka. Du stammst von Nymphen ab. Waldgeister."
,,Nun, Waldgeister ist vielleicht sehr salopp ausgedrückt. Nymphen sind Geister, ja, aber sie beinflussen die Natur in ihrem Ganzen, nicht nur den Wald."
,,Also bist du... eine Nymphe?"
Die Mundwinkel des Jungen zuckten, als müsste er sich angestrengt das Lachen verkneifen. Was auch immer so lustig sein sollte.
,,Nymphen sind weiblich."
,,Natürlich."
,,Ich bin ein Junge."
,,In der Tat. Offenkundig. Schon Mal über einen Haarschnitt nachgedacht?"
Etwas aus der Fassung gebracht über diesen leicht unverschämten Kommentar, zupfte Mikitaka sich an einer weiße Strähne, die durchgekämmt fast seinen Unterrücken erreichte. ,,Haare sind ein Zeichen der Würde, da wo ich herkomme. Gerät ein Mann in Schande, so zeigt er das, in dem er sich die Haare schneidet. Je kürzer, desto größer die Schande. Ich-"
,,Oh, dann musst du ja eine ganz stolze Nymphe sein. Die sind so lang, ich könnte sie flechten, wenn ich Lust hätte."
,,Ich bin keine Nymphe..."
,,Ja, aber was dann? Du lebst im Wald, du hast spitze Ohren... sag bloß du bist eine Elfe? Nein, entschuldige, ich vergaß, du bist ein Junge. Bist du etwa ein Elf?"

Sarkasmus gab es in Mikitakas Kultur nicht. Es wäre ein sinnloser Störfaktor in der Kommunikation, der die Dekodierung von Informationen nur unnötig erschweren würde. Und dennoch spürte Mikitaka am Tonfall des Jungen, dass er gerade hoffnungslos auf den Arm genommen wurde. Er seufzte tief. ,,Ja, ich schätze 'Elf' trifft es noch am ehesten."

Das war der Tropfen der das Fass zum Überlaufen brachte. Der unverschämte Junge brach urplötzlich in erheiterten Gelächter aus und hielt sich vor lauter lachen den verkrampften Bauch. Aus dem Nebenzimmer war ein lautes Scheppern zu hören, ehe die Tür aufschlug und ein weiterer Junge lachend dort zu Boden ging.
,,Okuyasu! Hast du gehört was der Spinner gesagt hat?", rief der Junge vor Mikitaka unter Lachtränen. Der andere Junge drehte sich auf den Rücken und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. ,,Ich bin nicht taub, Josuke. Ich musste mir schon das Lachen verkneifen als du mit der 'Ich sollte dich umgehend festnehmen lassen' Sache angefangen hast, aber der Typ hat wirklich den Vogel abgeschossen. Ein Elf! Ich kann nicht mehr!"
Mikitaka war nun mehr als verwirrt, doch wütend war er nicht. Sein Volk wurde dazu erzogen Empathie zu spüren, also konnte er verstehen, dass Menschen wie diese Beiden eine beschränkte Sicht auf die Dinge hatten.
Der Junge vor ihm, Josuke, kriegte sich schließlich wieder ein und winkte Okuyasu hinzu, der wiederstrebend einen erneuten Lachanfall runter schluckte und zu ihnen rüber kam.
,,Entschuldige, wir wollten uns nicht über dich lustig machen, die Wahrheit ist, dass König Jotaro auf's Land gefahren ist und uns damit beauftragt hat hier die Stellung zu halten. Aber jetzt Mal ehrlich, woher kommst du?"
,,Ich bin mir sicher das bereits erwähnt zu haben. Ich komme aus einem Dorf in den Wäldern und mein Volk stammt von den Nymphen ab, die einst dieses Land besiedelten. Wir sind ein abgeschottetes und friedliches Volk, also beachtet, dass wir, trotz unser anhaltenden unzufriedenheit, rein freundliche und diplomatische Absichten haben."
Josuke uns Okuyasu sahen erst einander und dann den merkwürdigen Kauz verdrossen an. Langsam war der Scherz nicht mehr lustig.

Wie immer, wenn zwei Kulturen aufeinander prasseln, half es sich sich erst Mal gemütlich an einen Tisch zu setzten und die Lage zu bereden, bevor man gleich das eigene Waffen Arsenal plünderte. Das war Mikitakas Ansicht und Josuke und Okuyasu hatten auch nur wenig interesse währen Jotaros Abwesenheit einen Krieg mit einer, ihrer Meinung nach frei erfundenen, Elfen Kolonie anzuzetteln. Und so saßen sie zu dritt im Morgenzimmer, schenkten sich gegenseitig Fruchtnektar ein und brachen sprichwörtlich das Brot miteinander. Mikitaka hatte kein Essen zu sich genommen, seit er in der Abenddämmerung sein Dorf verlassen hatte und den beiden Königsvertretern ging es nicht besser. Okuyasu teilte brüderlich seinen Honig mit Mikitaka und Josuke, so dass es, abgesehen von dem höchst merkwürdigen Anliegen ihres spitzohrigen neuen Freundes, eine nette Frühstücksrunde wurde.
,,Das Problem ist", erklärte Mikitaka zwischen zaghaften Bissen, ,,dass eure Pestilenz längst nicht mehr allein euer Problem ist. Es hat die Waldesgrenze überschritten, als ein kontaminierter Wanderer Zug durch unsere Wälder zog und einen urplötzlich erkrankten zum sterben zurückließ. Einer unser Jünglinge steckte sich bei ihm an und brachte die Seuche in unser Dorf."
,,Ein Elfen Jüngling?", fragte Okuyasu prustend. Seine offene Belustigung traf bei dem armen Mikitaka auf Unverständnis. ,,Elf, Mensch, Nymphe, jedenfalls ist er tot", flüsterte der vermeintliche Elf.
Nun, das war eine ernüchterne, doch trocken wahre Aussage. Josuke räusperte sich und stand langsam auf. ,,Ich verstehe euren Unmut, Mikitaka. Dürfte ich einmal fragen welchen Posten du in deinem... Dorf bekleidest, dass dein Volk ausgerechnet dich entsandte?"
,,Damit zu prahlen wäre eine bodenlose Anmaßung."
,,Ach komm, das bleibt doch unter uns", versicherte Josuke lächelnd. Er war sich eh nicht sicher, ob er irgendwem von dieser Zusammenkunft erzählen konnte ohne für verrückt erklärt zu werden. Mikitaka überlegte kurz, dann antwortete er leise: ,,Sohn des Dorfvorstands."
,,Wow", murmelte Okuyasu, ,,wir haben die Ehre mit einen echten Elfenprinzen." Josuke stieß Okuyasu in die Seite, eine stumme Warnung ihn nicht zum lachen zu bringen. Mikitaka aber schüttelte den Kopf. ,,Auch das wäre eine Anmaßung. Titel sind in meiner Kultur nicht vererbbar. Der Dorfvorstand wird durch freie, geheime und gleiche Wahlen jeden Blutmond neu gewählt. Verwandtschaft verschafft keinen Vorteil und ich hege nicht die Absicht mich eines Tages wählen zu lassen."
,,Ihr... ihr wählt? Was für eine Monarchie soll das denn sein?", fragte Josuke neugierig.
,,Keine Monarchie. Eine antike Form der Politik, ursprünglich aus Griechenland. Wir nennen es Demokratie."
,,Ah... also wirklich frei? Und wenn ich nicht den... jetzigen 'König' wähle muss ich keine Angst haben, dass mir die Rübe abgeschlagen wird?"
,,Deshalb ja der "geheime" Aspekt."
,,Ah."
,,Ja."

Mittlerweile ist die Sonne bereits ein Stück weiter gewandert und sie gingen auf den frühen Vormittag zu. Von dem Honigbrot war nicht mehr viel übrig und auch der Nektar ging, zusammen mit dem Morgen, zur Neige. Nach dem Gerede hatten wohl Taten zu folgen, dachte Josuke sich und stand auf. ,,Also gehen wir in dein Dorf?"
,,Was?" Verdutzt blickte Mikitaka Josuke und Okuyasu an, die bereit zum aufbrechen waren. Okuyasu warf einen Arm um Josukes Schulter und lachte zuversichtlich. ,,Wenn jemand dein Dorf vor der Pest retten kann, dann ist das Josuke! Da kannst du mir vertrauen!"
,,Ja aber... ich darf eigentlich niemanden von außerhalb ins Dorf bringen... andererseits ist es ein Notfall." Der Spitzgeohrte kratze sich am Kinn und dachte nach, dann sah er die Beiden an. ,,Ist es okay, wenn ich nur dich mitnehme, Josuke? Wenn du wirklich helfen kannst, nehme ich dich notgedrungen mit, aber wenn ich Okuyasu auch mitbringe, kann ich richtig ärger kriegen."
Keiner von ihnen Antwortete sofort, im Gegenteil. Okuyasu bat ihren Elfen Freund sie zu entschuldigen, ehe er Josuke in die andere Zimmerecke zog und sich flüsternd mit ihm beriet.
,,Ich weiß, dass du dich auf den Deal einlassen willst, aber ich lasse dich nicht alleine mit diesen Spinner in den Wald gehen! Was wenn er dein Dämonen Wirt ist?!"
,,Sollte dem so sein, werde ich wohl dazu in Stande sein dem Typen ordentlich einen Denkzettel zu verpassen. Außerdem musst du eh hier bleiben. Wer hält sonst die Stellung während Jotaros Abwesenheit?", entgegnete Josuke leise. Als er sah wie unruhig sein Freund wurde bei dem Gedanken den Laden alleine schmeißen zu müssen, legte er ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. ,,Ich vertraue dir, Okuyasu. Wenn es einer schafft, dann du!"
,,Danke, Josuke... aber ich schwöre dir, die königliche Garde wird sowasvon auf deinen Arsch angesetzt, wenn du nicht spätestens bis zum Morgengrauen wieder hier bist."
Josuke lachte und versicherte seinem Freund, dass es nicht so weit kommen würde, eher er sich bereit für die Wanderung zu Mikitakas Dorf machte.
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Aus irgendeinem Grund hat man sich ja irwie eines stickigen Tages in einem Büro in Tokio gedacht "Jjba Life action, wann?" und anstatt dann nach Sitte und Anstand bei Part 1 anzufangen, hat man bei Part 4 begonnen. Irwie logisch, immerhin ist Josuke Arakis Lieblingscharakter. Behauptet er. Wir wissen, dass es Rohan ist.
Aber egal, jedenfalls waren die ersten Folgen von Part 4 in life action 2021 im Kasten und ich habe mich halt immer gefragt, ob die (wenn die sich dazu entschließen einen zweiten Teil zu drehen) auch weiße Schauspieler casten würden. Joseph zum Beispiel ist ja weiß. Würde man den Fakt einfach ignorieren oder gewissenhaft nach der diversity 2024 woke policy casten? Und wenn ja, wäre es dann möglich Mikitaka auch mit einen Nicht-Japaner zu besetzen?
I'm just gonna say it.
Orlando Bloom
I mean

Look me in the eyes and tell me I'm wrong.

(Und den Schnick Schnack Schnuck Jungen habe ich mit Absicht geskipped. Ich hasse Rohan Solo Adventures. Der hat genug Spin-offs)

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