Fairy Godmother

,,Wer ist da?!"
Die Stimme der Turmwache gröhlte zu ihnen herunter. Jeden anderen hätte das vielleicht abgeschreckt, jedoch nicht Yukako.
,,Wer ich bin ist irrelevant, doch ich habe den Onkel des Königs bei mir. Seine Alkoholtoleranz lässt zu wünschen übrig. Macht das Tor auf!"
Dabei hob sie Josukes Kopf leicht an, auf dass die Wache ihn erkennen würde.
,,Gut, ich mache auf! Man wird dich am Eingang im Empfang nehmen!"
Das Tor öffnete sich und Yukako zog Josuke mit über den Schlosshof, bis zum Eingang. Sie klopfte an die schwere Tür und wartete.
Die Tür öffnete sich.
Und ihr gegenüber stand Koichi.
Sie war drauf und dran Josuke einfach fallen zu lassen und davon zu laufen, doch ihr Stolz hinderte sie daran. Traurig mied sie Koichis Blick und räusperte sich.
,,Versuchter Mordanschlag, schätze ich. Es war ein Zeidler vom Jahrmarkt. Vielleicht solltest du jemanden losschicken, der ihn festnimmt..."
,,Du- du hast einen Mörder niedergestreckt? Uhm wow... komm- komm erst Mal rein."
Yukako fühlte sich nicht wohl dabei und doch betrat sie das Schloss und lief, mit Josuke an der Schulter, hinter Koichi her.
,,Ich weiß nicht wieso er Josuke angegriffen hat, ehrlich. Der Typ ist zu dicht. Ich kriege gar nichts aus ihm raus!"
,,Oh na ja, dann frage ich ihn, sobald er ausgeschlafen hat. Apropros, wir sind da." Damit öffnete Koichi die Tür zu Josukes Zimmer und zusammen schafften sie es den Betrunkenen in sein Bett zu hieven.
,,Es ist spät", murmelte Koichi, ,,Wenn du willst kann ich eine Kutsche organisieren o-oder du kannst in einem Gästezimmer schlafen."
Er war viel zu freundlich, nach allem was sie ihn angetan hatte. Das erste Mal in ihrem Leben hatte Yukako das Gefühl an Ort und Stelle in Tränen auszubrechen und es gefiel ihr gar nicht.
,,Nein, alles gut, aber ich denke ich sollte gehen. Danke für's reinlassen und... bis dann." Dann machte sie einfach auf dem Absatz kehrt und ging. Wie konnte sie nur so blöd sein? Yukako beschleunigte ihre Schritte und rannte hinaus in die Nacht.

Als die Vorhänge ruppig aufgezogen wurden, zog Josuke sich das Kissen über sein Gesicht und stöhnte laut. Seine Stirn pochte, ihm war übel, die Sonne schien zu hell und sein Vater war viel zu laut.
,,Guten Morgen, Josuke! Raus aus den Federn. Wir müssen reden!"
Er warf das Kissen von sich und sah zu, wie Joseph II sich den kleinen Schemmel aus der Ecke zog und sich neben ihn ans Bett setzte. Sollte das eine schräge Angewohnheit werden? Josuke hoffte es nicht.
,,Was gibt es denn so wichtiges, Euer Majestät?", fragte er und rieb sich die Stirn. Wie ist er in sein Bett gekommen? Er erinnert sich nur noch mit Okuyasu ein paar Kelche Met getrunken zu haben und dann... ja, was dann? Er erinnerte sich nicht.
,,Verrate mir eins, Josuke. Warst du schon Mal auf einem Ball?"
,,Oh ja, auf Tausenden, Euer Majestät", witzelte Josuke trocken, ,,Das Königshaus und der Adel lädt furchtbar gerne dreckige Bauern zu ihren Festlichkeiten ein."
,,Ach wirklich? Wie fortschrittlich!", rief der alte König erfreut.
Erwürg' ihn nicht, er ist dein Vater,
Erwürg' ihn nicht, er ist dein Vater,
Erwürg' ihn nicht, er ist dein Vater, dachte Josuke mantraartig, ehe er sich aufsetzte, die Bettdecke zurück schlug und aus dem Bett stieg. Er hatte immer noch die selbe Kleidung an wie am Vortag, wohingegen sein Nachthemd unberührt über der Lehne eines Stuhls hing. Seltsam.
,,Ich habe mir einen Scherz erlaubt, Euer Majestät. Bis auf das Maifest hatten wir keine Feiern in Morioh. Wieso? Steht irgendwas an?"
,,Ich lasse Shizuka taufen", gestand der alte Mann leise. Das verwunderte Josuke jetzt doch etwas. Er hätte mit vielen gerechnet, aber damit?
,,Also hast du ihre leiblichen Eltern nicht finden können?"
,,Nein, leider nicht. Und ich hab wirklich das ganze Königreich durchkämmt... jedenfalls werde ich sie nun offiziell auf den Namen Shizuka taufen lassen und sie als neues Familienmitglied bekannt machen... ich weiß, du hast gesagt du willst nicht bei Hofe eingeführt werden, aber ich würde mich freuen, wenn du auch kommen würdest. Du musst auch nicht bei uns sitzen oder dich sonst irgendwie zu erkennen geben. Da sein reicht."

Der Junge lief zu seinem Schrank und zog seine Kleidung hervor. Da sein konnte ja kaum so schwierig sein. ,,Ja ja, geht klar, werde da sein. Muss los und mich bei Okuyasu für den Eskort bedanken. Muss so gewesen sein. Glaube kaum, dass ich alleine den Weg nachhause gefunden hätte."
,,Ja, das stimmt, aber es war nicht Okuyasu. Ich hörte heute morgen, dass es ein junges Fräulein war."
Bei dem wirren Zeug, dass der alte Mann Tag ein, Tag aus erzählte, war Josuke schon dabei auch diesen Satz einfach zu ignorieren. Als die Bedeutung dieser Worte allerdings einsanken, erschrak er doch etwas. ,,Ein junges Fräulein?"
,,Ja ja... und was ich dir jetzt sage ist wirklich als väterlicher Rat gemeint."
Joseph stemmte sich auf seinem Gehstock von dem Schemmel auf und trat an Josuke heran. ,,Leute am Hof zerreißen sich das Maul über alles und jeden. Sie stecken ihre Nasen in Angelegenheiten die nicht die ihre sind. Wenn du mit einem Fräulein am Arm nachhause kommst, wunder dich bitte nicht, wenn du morgen schon nach einem Hochzeitstermin gefragt wirst."
,,Was?!"
,,Du hast mich schon verstanden. Ich weiß wovon ich rede."

Manchmal, in seltenen Momenten, wirkte Joseph II so klar bei Verstand, dass Josuke sich unweigerlich fragte, ob sein Vater das ganze senile Getue nur vortäuschte. Dann aber drehte dieser sich sich um und benahm sich wieder alt und verwirrt, so wie immer.
,,Ich gehe Shizukas Taufe vorbereiten. Hast du Sonntagskleidung, Josuke?"
,,Schon. Ein Leinenhemd und eine gute Hose."
,,Ich verstehe. Du gehst zum Schneider. Heute noch!"
Damit ging der alte König und lies Josuke allein, der irritiert seine Sonntagskleidung aus dem Schrank zog und sich wunderte, was falsch damit war.

Yukako stand im Hinterhof ihres Wohnhauses und fegte zusammen, was der Jahrmarkt so hunterlassen hatte. Betrunkenen hatten hier noch etwas weiter gefeiert und sich nur schwer vertreiben lassen. Einer ihrer Nachbarn öffnete ihr Fenster im zweiten Stock und schlug ihre Laken aus. ,,Unfassbar, jedes Jahr das selbe mit den Herren der Schöpfung. Brauchst du Hilfe da unten, Liebes?"
,,Das geht schon, Aya. Ich bin gleich fertig", rief sie hoch. Eigentlich sprach sie nicht gerne mit ihren Nachbarn. Sie als alleinstehendes, junges Mädchen wurde immer etwas schief angesehen, also vermied sie den Umgang mit Leuten, die sie fragen konnten, ob ihr Vater sich zu Lebzeiten nicht um einer Vermählung gekümmert habe.
Aya aber war nicht von deren Schlag. Sie war ebenfalls alleinstehen, verwitwet sogar. Die Leute in ihrer Gemeinde munkelten, dass ihr Ehemann nicht einfach so gestorben sei. Hexerei war kein Verbrechen, das man Aya zum ersten Mal worwarf und so war es kein Wunder, dass die meisten sie mieden. Dabei sah sie überhaupt nicht aus wie die Hexen vor denen man Yukako als Kind gewarnt hatte. Sie hatte keinen Buckel, keine schiefen Zähne, kein einzig rotes Haar, keine Leberflecken oder eine Warze auf der krummen Nase. Sie war keine alte, verwitterte Frau, nein, auf gar keinen Fall. Aya Tsuji war das, was manch einer als perfekt betiteln würde. Lange, blonde Haare, eine wunderschöne Figur, ein Paar funkelnde Augen und schmale Lippen. Zudem war Aya bei weitem nicht auf den Kopf gefallen. Seit Yukako in diesen Haus wohnte hatte sie bereits zwei Mal Tee mit ihrer Nachbarin getrunken und dabei Gespräche geführt, die kein Geistlicher je zu führen gewagt hätte. Meistens ging es dabei um Yukakos Jugend, ihr Weiblichkeit und wie man sich vor Männern verteidigte, die einen Hang dazu hatten sich einfach  zu nehmen was sie wollen.
,,Du siehst ganz blass auf, Liebes. Wenn du den Müll in die Ecke kehrst, räume ich den Schutt nachher weg. Leg dich lieber hin und ruh dich aus. Von Stress bekommt man Falten."
,,Es geht schon, Aya. Ich gehe gleich noch Mal auf den Jahrmarkt und schaue was es dort billiger gibt als auf dem Wochenmarkt. Da kann ich auch gleich den Müll entsorgen."
Ayas Blick bohrte sich in Yukako hinein, als schien sie genau zu wissen, was wirklich in dem Inneren des Mädchens vorgehen. Als würde sie wissen, dass es ein gebrochenes Herz war, das Yukako so fürchterlich plagte.
,,Hättest du was gegen Gesellschaft, Liebchen? Ich wollte auch noch meine Einkäufe erledigen", rief die vermeintliche Hexe hinab und faltete ihr ausgeschütteltes Laken zusammen. Gesellschaft von einer intelektuellen Frau? Da musste Yukako nicht lange nachdenken. ,,Klar. Gib mir zehn Minuten und wir treffen uns am Eingang."

Keine 20 Minuten. Sie liefen keine zwanzig Minuten über diesen Markt und schon kam Aya zur Sache.
,,Wie ist sein Name?"
,,Was?"
,,Ach, jetzt spiel nicht dumm, Herzchen. Das ist absolut unter deinem Niveau. Wie ist sein Name?"
Yukako haderte kurz mit ihrer Antwort, doch ehe sie sich entschließen konnte etwas zu antworten, sah sie einen Jungen, den sie nach den Ereignissen der letzten Nacht als aller Letzten hier auf dem Jahrmarkt erwartet hätte. Sie hatte nicht wirklich Lust sich mit ihm zu unterhalten, doch um ihn einfach zu ignorieren war es längst zu spät. Der Junge winkte ihm bereits.
,,Guten Morgen, Yukako!"
,,Guten Morgen, Josuke. Hast du deinen Rausch mittlerweile ausgeschlafen?"
Verwirrung, Realisierung und dieser Aha-Moment wechselten sich auf Josukes Gesicht ab, ehe er einen Schritt auf Yukako zu machte. ,,Du hast mich nachhause gebracht!"
,,Ja, das war ich."
,,Du warst das!"
,,Ich hab dich vor einem Mordanschlag gerettet. Wie wäre es mit einem Danke?"
Josuke sah nicht aus als hätte er eine Ahnung wovon sie sprach. Vermutlich konnte er sich durch das ganze Met, das letzte Nacht noch in seinem Blut war, wirklich an nichts mehr erinnern.
,,Mord...was?"
,,Ist doch egal. Was machst du hier?"
Josuke hob einen Geldbeutel und lächelte wie ein Kind am Weihnachtsabend. ,,Wenn mein Vater mir Geld für Kleidung und Schuhe gibt, dann bin ich in der Stadt, bevor mir das jemand wieder nehmen kann. Ich habe noch nie Schuhe getragen. Vermutlich will er mich barfuß nicht dabei haben."
Aus dem Augenwinkel sah Yukako, wie Aya sich zu einem Stand mit ästherischen Ölen zurückzog und sie mit diesem Trottel alleine ließ. Toll.
,,Wo will er dich barfuß nicht dabei haben?"
,,Taufe. Er hat ein elternloses Mädchen zu sich genommen und sie soll auf der kommenden Sonntagsmesse getauft werden. Mit Ball und Festmahl und all dem. Kommst du auch?"
,,Wie komme ich auch?"
,,Das ist so eine 'Keine Einladung, komm, wenn du hier lebst und Zeit hast' Veranstaltung. Also ja, wäre doch lustig. Ich zähle auf jedes bekannte Gesicht, außerdem bin ich dir was schuldig, nach dem sicheren Eskort letzte Nacht."
Zugegeben, das überraschte Yukako jetzt doch etwas. Soviele Manieren hätte sie diesem Königsbastard gar nicht zugetraut. Doch bei ihrer Entscheidung spielte das Bild von Koichi vor ihrem geistigen Auge eine große Rolle. Auf diesen Ball gehen würde bedeuten, dass sie Koichi sehen würde und das nach der peinlichen Situation in vergangener Nacht.
,,Mal gucken. Weiß ich noch nicht", murnelte sie verlegen und sah sich nach Aya um. Die mutmaßliche Hexe kam wieder zu ihnen zurück, der Inhalt ihres Korbes um einige Öle bereichert.
,,Gut, ich sollte langsam los. Dann vielleicht bis Sonntag!", rief Josuke und ging weiter seines Weges. Aya legte derweil eine Hand auf Yukakos Schulter.
,,Ich hab alles mit angehört und ich denke nach unserem Einkauf sollten wir uns bei einer Tasse Tee unterhalten."

Darauf antwortete Yukako nichts und lief einfach stumm neben ihrer Nachbarin her.

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Me mit Grippe an Heiligabend: Ich hasse Weihnachten.

Me 5 Stunden später, nachdem meine Tante mir die ganze Tudor Serie auf DVD geschenkt hat: ICH LIEBE WEIHNACHTEN-

In dem Sinne, es ist noch nicht zu spät euch frohe Weihnachten zu wünschen.

And pls look at this-





Man kann die Serie heutzutage leider fast nirgendwo mehr streamen, aber die Serie ist so empfehlenswert. 4 Staffeln voller "HENRY, WHY?!"-Momente

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