Erntezeit
Shigechi zu trainieren erinnerte Josuke an die Erntezeit in Morioh. Wenn all die Anstrengung endlich Früchte trug und der gesähte Boden dir etwas zurück gab. Nur mit dem Unterschied, dass Jotaro, so großzügig wie er war, die Ernte versteuerte.
Shigechis Ernte waren zu hundert Prozent ihre Früchte.
Sie fingen an mit Pilzen. Shigechi sollte seine kleinen Freunde auf Pilzjagt für ihr Mittagessen schicken.
,,Und ohne dich unter Druck setzten zu wollen, Kleiner... jeder giftige Pilz könnte uns töten", meinte Josuke lächelnd. Shigechi schluckte, doch er schickte seinen Dämonen los. In alle Windrichtungen verstreuten sie sich, wie eine kleine Armee, die ausschwärmte.
,,Konzentrier dich! Du bist der Dämonen Wirt, also ist dein Wille Gesetz! Wenn du Pilze willst, haben deine Süßen auch nur Pilze anzuschleppen! Kein Klauen mehr auf dem Markt! Ich weiß, dass du das kannst!" Er drückte die Schulter ihres Lehrlings, der konzentriert die Augen zusammenpresste und versuchte nicht-giftige Pilze in seinen Gedanken zu manifestieren.
Es vergingen keine 10 Minuten und vor Shigechis Füßen türmten sich die verschiedensten Pilze. Josuke schob ein paar der Schnabelkäfer weg und nahm sich der Pilze an.
,,Dann wollen wir Mal sehen. Die guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen."
Josuke sortierte die Pilze auf zwei etwa gleichgroße Haufen und deutete auf den linken Berg an Pilzen.
,,Pures Gift. Wäre ich nicht hier, hätte dein Dämon dich umgebracht. Das ist nicht der Sinn dahinter. Aber sie haben immerhin auf dich gehört und nur Pilze aus dem Wald angeschleppt. Keiner hiervon sieht wie vom Markt stibizt aus." Dabei hob er einen besonders dreckigen und unschön ausgerissenen Pilz hoch.
,,Na schau Mal, vielleicht kannst du einer Zukunft im Verließ ja doch aus dem Weg gehen!", rief Okuyasu lachend. Shigechi lächelte schwach.
Josuke überließ es Okuyasu aus den guten Pilzen etwas leckeres zu zaubern. Der Mann verstand etwas vom kochen, seit er nach dem Tod seines Bruder lernen musste sich selbst zu versorgen. Während Okuyasu also Holz für ein Feuer zusammenlegte und die Pilze schnitt, machte Josuke sich an einen zweiten Ernte Versuch.
,,Wir werden es mit Geld versuchen, aber dieses Mal AUSSCHLIEßLICH Geld, das auf der Straße rumliegt. Wir werden zurück auf den Jahrmarkt gehen und es dort versuchen, okay?"
,,A-Aber, was wenn doch einer von ihnen klaut? Ich weiß nicht ob ich es heute noch Mal schaffe so weg zu laufen."
Da brauchte es eindeutig noch etwas mehr Motivation. Josuke beugte sich zu Shigechi runter und legte ihm eine Hand auf die Schulter, wie sein Opa es oft bei ihm gemacht hatte, als er in Shigechis Alter war und vieles noch nicht verstand. ,,Da wusstest du aber noch nicht, dass du diese Kraft, die dir zu teil wurde kontrollieren kannst. Ich weiß, dass es beängstigend ist, aber es kann auch ein Segen sein, wenn du die Gabe ausnutzt. Und sollte auch nur einer deiner Freunde eine gestohlene Münze anschleppen, werde ich da sein und den aufgebrachten Bestohlenen besänftigen. Es gibt nichts wovor du dich fürchten musst. Wir gehen auf diesen Markt, du wirst deine Sache gut machen und wenn wir hierher zurückkommen, wird Okuyasu mit dem Essen fertig sein und wir können deinen Erfolg feiern!"
Shigechi schaute zurück zu Okuyasu, als würde er dort mach Bestätigung suchen. Der war gerade dabei die geschnittenen Pilze auf Stöcke zu spießen, um sie über der offenen Flamme zu braten und hob bloß den Daumen, als er Shigechis Blick bemerkte.
,,Also gut. Tun wir es!"
,,Das ist die richtige Einstellung!", rief Josuke und zusammen mit dem Jungen machte er sich auf den Weg zurück zum Jahrmarkt.
Okuyasu blieb zurück und schnippelte, spießte auf und warf immer mal wieder Holz ins Feuer. Seine Haut fühlte sich schon ganz trocken und warm an davon so lange an der Flamme zu sitzen. Lustig, wie er bloß einen Tag auf dem Jahrmarkt mit seinem besten Freund geplant hatte und die Dinge, wie so oft, ganz anders kamen. Aber er wusste, dass Josuke etwas in Shigechi gesehen hatte, etwas dass nicht Mal er abstreiten konnte - Shigechi hatte Potential. Würde er lernen seine Kräfte zu kontrollieren, wäre er eine Fleischgewordene Geldquelle schlechthin.
,,Josuke, du verdammtes Schwein. Diese Seite an dir kannte ich noch nicht. Geht der doch tatsächlich los und nutzt ein Kind aus. Nicht, dass ich mich beklage", murmelte er zu sich selbst. Selbstgespräche führte Okuyasu gerne, wenn er alleine war. Besonders seit er nach Keichos Tod alleine lebte. Er hockte vor der Flamme und stocherte mit einem Stock im Feuer, als er es im Gebüsch mit einen Mal rascheln hörte.
,,Josuke? Shigechi? Was soll das Versteckspielen? Kommt her!"
Doch niemand antwortete. Okuyasu stand auf und ging auf das Gebüsch zu.
,,Okuyasu?! Hey, wo steckst du?" Josuke war fassungslos. Da ließ er seinen Freund Mal eine halbe Stunde allein und schon ließ der Typ das Feuer unbeaufsichtigt. Wo steckte er nur? Shigechi hatte so viel Geld von der Straße aufgesammelt, es war zum schreien (vor Freude).
,,Sag Mal, Josuke... was ist das hier eigentlich?", rief Shigechi da. Josuke drehte sich zu ihm um und sah, dass der Junge seine Rabenmaske zwischen Daumen und Zeigefinger schwenkte. Als könnte er nicht glauben, dass es wirklich seine Mask war, fasste er irritiert in seine leere Tasche. ,,Wie hast du-"
,,Wie ich sie dir abnehmen konnte? Liegt das nicht auf der Hand?" Die Frage war tatsächluch überflüssig, wenn man Shigechis Fähigkeit bedachte. ,,Du bist also der Pestdoktor, der umhergeht und Menschen heilt, ja?" Shigechi klang gar nicht mehr schüchtern und verunsichert, sondern hart und beinahe schon gehässig.
,,Und wenn es so wäre? Was willst du, Shigechi?"
,,Da wäre noch was. Josuke Higashikata. Bist du oder bist du nicht König Josephs illegitimer Sohn?"
Josuke war noch nicht so weit diesem Jungen etwas zu unterstellen, doch langsam glaubte er, dass Shigechis komisches Verhalten in einem Zusammenhang mit Okuyasu Verschwinden stand. Und selbst wenn dem nicht so war, wurde ihm das Verhalten, das der Kleine da an den Tag legte, doch eindeutig zu frech.
,,Ich bin Josuke Higashikata und ich habe die Gabe Menschen zu heilen, was in Zeiten dieser Pestilenz mein ganzer Stolz ist. Wer meine Erzeuger sind spielt keine Rolle und selbst wenn es eine Rolle spielen würde, ginge es dich nichts an!"
,,Und ich", entgegnete Shigechi, Josukes erhabenes Getue nacheifernd, ,,kenne Leute die viel Geld zahlen würden, nur um deinen Kopf gepfählt auf einen Mast zu sehen. Einige zahlen das doppelte, um vor deinem Ableben zuzusehen wie dir die Haut abgezogen wird. Sie halten das was du tust für unethisch, ketzerisch, gottlos."
Josuke ging einen Schritt auf Shigechi zu und baute sich wütend vor ihm auf. ,,Und hälst du was ich tue für unethisch, ketzerisch und gottlos?"
,,Was ich denke spielt keine Rolle", flüsterte Shigechi, finster dreinblickend, ,,ich habe bloß viel Geld bezahlt bekommen um König Josephs Teufelsbrut zu finden. Der Rest ist nicht mehr meine Angelegenheit."
Josuke kam nicht dazu weiter nachzufragen, den etwas dumpfes traf mit voller Wucht seinen Hinterkopf. Automatisch fuhr er mit den Fingerkuppen über die getroffene Stelle und freute sich. Kein Blut. Eine offene Wunde am Hinterkopf, da hätte er sich Gott weiß welche Bakterien einfangen können.
Dann realisierte er, dass tatsächlich gerade eine Angreifer hinter ihm stand, der es gewagt hatte ihn aus dem Hinterhalt zu erschlagen und genau dieser Jemand hielt ihm am Arm fest, so dass sein Gesicht zumindestens nicht Bekanntschaft mit dem Waldboden machten, als seine Beine nachgaben und ihm die Lichter ausgingen. Er fiel in etwas, das einem traumlosen Schlaf sehr ähnlich war und gab sich der Dunkelheit hin.
Er fühlte sich wie in Watte gepackt. Watte in den Ohren, Watte auf den Augen, Ruhe und Frieden, nur er und seine Gedanken. Obwohl, nicht Mal nachdenken tat er. Er existierte einfach nur und hätte man ihn in diesem Moment gefragt, dann hätte es ewig so weiter gehen können.
Jedoch weckten Tritte ihn. Tritte die sanft anfingen, doch dann immer harscher wurden. Er blinzelte erst nur und murrte sich verschlafen etwas zusammen.
,,Josuke, verdammt, wach auf!"
,,Noch fünf Minuten..."
,,JOSUKE!"
Endlich öffnete er die Augen und nahm seine Umgebung wahr. Er war in einem Kellerraum, nein, Kellerloch traf es wohl eher, umgeben von kahlen Steinwänden und einem modrigen Geruch. Okuyasu kniete neben ihm und wirkte recht besorgt, was angesichts ihrer Lage wohl auch kein Wunder war. Die Erinnerungen fluteten Josukes Gehirn und mit einen Mal war er hell wach. ,,Oh Shigechi, die kleine Ratte. Wenn ich den in die Finger kriege, mach ich Flugpaste aus seinen Knochen nach allen Regeln des Hexenhammers!"
,,Ugh ich kann dich hören, weißt du?"
Josuke sah in die Richtung aus der die Stimme kam und sah Shigechi am anderen Ende der Zelle sitzen. Er sah mitgenommen aus, recht bleich im Gesicht und blutig geschlagen. ,,Außerdem steht im Hexenhammer keine Anleitung für Flugpaste. 'S ist ja kein Zauberbuch, im Gegenteil. Da steht eher drin wie man Hexen fängt und ähhh verbrennt."
Josuke hörte schon gar nicht mehr zu. Er wollte sich auf Shigechi stürzen, doch etwas hielt ihn zurück. Seine Fußfessel war an die spröde Wand gekettet worden und beim genaueren hinsehen merkte er, dass es Shigechi und Okuyasu nicht besser ging. Das war höchst eigenartig.
,,Wieso haben die dich in dieses Loch geworfen, Shigechi? Hätten sie dich nicht für deine Tat entlohnen sollen?", fragte er hämisch. Shigechi würdigte ihm kaum eines Blickes und sah an die schimmlige Decke. ,,Hat nicht so geklappt wie ich das wollte. Na ja, ich schätze es ist einfach ein Kind wie mich auszunutzen, aber... ich hatte Angst. Sie haben mir versprochen meine Schulden bei den bestohlenen Leuten auf dem Markt zu begleichen, wenn ich ihnen nur helfen würde dich zu finden."
Ja, ein Kind, das war einfach auszunutzen. Josukes Wut fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus, mit einen Mal mit der Einsicht konfrontiert, dass er nicht besser war als ihrer Entführer. Er hatte sich Shigechis Fähigkeit und seine Angst zu nutzen gemacht und das aus selbstsüchtigen Gründen. ,,Shigechi."
,,Hm?"
,,Es tut mir leid."
Eine kurze Weile sagte niemand etwas. Nur die fallenden Tropfen von der modrigen Kellerwand hallten wieder. Dann schrie Okuyasu auf: ,,Wieso entschuldigst du dich bei diesem Verräter?!"
,,Okuyasu-"
,,Du hast nichts falsches getan! Du wolltest diesem undankbaren Bengel helfen seine Kräfte zu kontrollieren und was macht der? Verkauft dich an den Meistbietenden, der bereit ist einen Bibel Einband aus deiner Haut zu machen! Die halten dich für einen Ketzer, Josuke. Denkst du die werden uns zum Tee einladen?!"
Bevor Josuke oder gar Shigechi etwas darauf erwidern konnte, wurde der Riegel der Zellentür aufgeschoben und eine bis unter die Zähne bewaffnete Wache füllte den Tührrahmen aus.
,,Meine Herren", rief er grinsend, ,,man erwartet Euch zum Tee."
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Einen wunderschönen zweiten Advent🕯🕯
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