Die Hölle ist leer...
...alle Teufel sind hier
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⚠️TW: Erwähnung von Missbrauch⚠️
(How did I even end up here-)
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Ist der König aus dem Haus, tanzt der Adel auf dem Tisch... oder so ähnlich. Das erste Mal seit vielen Jahren zweckemfremdete Shinobu den handbestickten Fächer ihrer Mutter. Anstatt damit liebreizende Signale an gutaussehende Junggesellen zu senden, nutze sie ihn tatsächlich um sich Luft zuzufächeln. Aber zu ihrer Ehrenrettung - es war ein besonders heißer Tag und ihr etwas zu eng geschnürrtes Korsett trug nicht unbeding dazu bei eine Ohnmacht zu verhindern.
,,Hayato, machst du bitte das Fenster auf? Ich glaub' ich geh' ein, wenn ich nicht sofort etwas frische Luft krieg!"
,,Ich glaube draußen ist die Luft noch stickiger, aber wie du meinst", entgegnete Hayato, der ihr gegenüber in diesem prachtvollen Morgenzimmer saß. Er öffnete das Fenster und nahm dann schnell wieder Platz.
,,Sag Mal, Mama, findest du auch, dass Papa in letzter Zeit etwas... wie soll ich sagen?"
,,Anders geworden ist? Sich komisch benimmt?", schlug Shinobu vor. Hayato blickte sie verblüfft an. Dass er Mal den Tag erleben würde, an dem er sich von seiner Mutter verstanden fühlte. ,,Ganz genau!"
,,Weißt du Hayato, manchmal machen Menschen Wandlungen durch. Mal zum negativen, aber auch oft zum positiven", dabei lächelte Shinobu verträumt und ihr Wangen wurden ganz rosig. Hayato könnte schwören zu spüren wie ihm die Galle hochkam.
,,Ah. Ja. Also findest du es nicht merkwürdig, dass er eine ganze Revulation in Gange gebracht hat. Sieh dich um, Mutter. Wir sitzen im Morgenzimmer des Schlosses. Hier wären wir ohne Papas ungewöhnliches Engagement jetzt nicht."
,,Sei nicht albern, Hayato. Dein Vater hat das nicht alleine angezettelt. Er vertritt nur die selbe Meinung wie viele andere."
Der Junge legte den Kopf schief und überlegte, ob seine Mutter blind vor neugefundener Liebe, naiv, blöd oder doch alles aufeinmal war.
,,Aha. Weißt du was? Ich gehe mir mal die Beine vetreten. Warte nicht auf mich."
,,Was? Hayato, warte! Du kannst doch nicht einfach hier rum laufen als würde dir alles gehören!"
,,Warum denn nicht? Macht Papa doch auch", entgegnet Hayato genervt und ging, ohne die Proteste seiner Mutter weiter zu beachten.
Zur selben Zeit, am anderen Ende des Schlosses, schnitt Yoshikage Kira seine Fingernägel. Eine Beschäftigung die gewöhnlicher nicht sein könnte, wäre da nicht die ungewöhnliche Länge von Nägeln, die erst am Vortag geschnitten wurden. Seit Kira beinahe erwischt wurde, hat er sich in Sachen morden sehr arg zurückgehalten und wohin hatte ihn das gebracht? Sein Blutdurst war größer als jemals zuvor. Er blickte auf und sah in Angelos wutverzerrtes Gesicht. Er wusste was ihn so beschäftigte, ohne das der preußische Albtraum überhaupt den Mund öffnen musste.
,,Du wirst ungeduldig."
,,Du hast keine Ahnung was ich in den letzten Monaten durchgemacht habe, Kawajiri. Das einzige was mich in meinem hölzernen Gefängnis davon abgehalten hat den Verstand zu verlieren war der Gedanke daran zu entkommen und diesen Bauernbengel mein Leiden hundertfach heimzuzahlen."
Und das war der Punkt an dem sich die Geister scheideten. Kira wollte Josuke schnell töten. Ein, für seinen Geschmack, großer Akt der Gande, den er nur walten ließe, da es ein zu großes Risiko wäre ihn länger am Leben zu lassen als nötig.
Angelo hatte da eine andere Vorstellung, die den Tod des Jungen vermutlich um Jahre verzögern würde, je nachdem wie lange er brauchen würde um zu brechen.
Da Angelo sich aber vermutlich sofort von ihm abwenden würde, wenn er ihn von seinen eigenen Plänen erzählte, behielt er seine Bedenken für sich und lächelte empathisch. Oder jedenfalls so wie er sich den Ausdruck von Empathie vorstellte. ,,Ich verspreche dir, es kann nicht mehr lange dauern, bis er wieder auftaucht. Entweder von alleine oder von Kopfgeldjägern hergebracht."
,,Auf den Plakaten steht Tot oder Lebendig", entgegnete Angelo bitter, ,,eine Leiche kann keine Schmerzen empfinden."
,,Du solltest nicht so pessimistisch sein. Bist du eigentlich Mal langsam fertig dahinten?"
Kira deutete auf das einzige Bett im Zimmer. Nur von blutigen Laken bedeckt lag dort eine ehemalige Hofdame, die Kira in Angelos Obhut gegeben hatte, um ihrer Beiden Blutdurst zu stillen. Sie war nur noch halb bei Bewusstsein und hatte das Schreien bereits vor Stunden aufgegeben. Angelo schnalzte mit der Zunge. ,,Sie wehrt sich nicht mehr. Macht keinen Spaß. Wenn du willst bist du jetzt dran."
Ein erleichterte Seufzen drang über Kiras Lippen, bereit für seinen ersten Mord seit langen. Hoffentlich würde das dafür sorgen, dass er seine Nägel nicht umsonst geschnitten hatte. Er drückte seinen Daumen auf seine geschlossene Faust, als ob er einen Knopf drücken würde und die misshandelte Frau löste sich in Luft auf. Zurück blieb nur ihre abgetrennte Hand in blutigen Laken. Das war die einzige Bedingung an Angelo, dass er bei der Folter ihre Hände unbeschädigt ließ. Bis auf Seilabdrücken auf ihren schneeweißen Handgelenken hatte er sich vorbildlich an ihre Abmachung gehalten.
,,Der liebe Gott hat Frauen mit Kurven und Brüsten gesegnet, aber du begnügst dich mit ihrer Hand? Muss ich dir sagen wie merkwürdig das ist?"
,,Sie hatte Würgemale in der größe deiner Hand an ihrem Hals. Ich würde sagen wir sind beide merkwürdig", entgegnete Kira schulterzuckend.
Verblüfft sah Angelo ihn an, dann lachte er erheitert. ,,Du bist echt ein lustiger Bastard, Kawajiri."
,,Moment!" Kira hob eine Hand, um Angelo zum schweigen zu bringen und lauschte. Hatte er da nicht gerade etwas gehört?
,,Was ist?", fragte Angelo ihn. Kira schüttelte den Kopf und winkte ab. ,,Gar nichts. Mein Gehirn fängt wohl an mir Streiche zu spielen."
Hayato lief so schnell wie seine Beine ihn tragen konnten. Weg, weg, einfach nur weg von dem was er gerade eben durch den Türspalt zum Quartier seines Vaters gesehen hatte.
Seines Vaters. Das stimmte nicht. Das konnte nicht stimmen.
,,Dieses Monster kann unmöglich mein Vater sein!", schrie die Vernunft in ihm. Angst und Zorn schnürrten Hayatos arme Kehle zu, bis er schließlich außer Atem stehen blieb, sich an die Wand lehnte und den Tränen freien Lauf ließ. Er hatte zwar gewusst, dass etwas nicht stimmte, doch das hätte er sich in seinen schlimmsten Ablträumen nicht ausmalen können. Dieser Mann hatte eine Frau getötet und damit dafür gesorgt, dass unzählige Fragen in Hayatos Kopf kreisten.
Wer war er?
Was hat er mit seinem Vater gemacht?
Würde er ihm und seiner Mutter im schlimmsten Fall etwas antun?
Gab es jemanden der ihn aufhalten könnte?
Josuke stampfte derweil grummelnd im Unterholz vor sich her, so weit weg von Rohan und Mikitaka wie möglich. Er hatte sich bereits gedacht, dass ein Fußmarsch an Rohans Seite anstrengend werden würde, aber er besaß auch zu viel Stolz, als dass er weiter hinter Rohan hergetrottet wäre und sich weitere Stunden als Bauerntrampel hätte beleidigen lassen.
Da seine Füße weh taten und sein Mund sich trocken anfühlte, ließ der Junge sich auf einem Baumstumpf nieder, schraubte seine Feldflasche auf und trank einen großen Schluck. Er sollte nicht zu lange rasten, nicht dass Rohan ihn noch einholte.
Ein Knacken im Unterholz versetzte in Arlambereitschaft. Schnell sprang er auf, packte seine Feldflasche weg und zückte stattdessen einen Dolch. Innerlich hoffte er ja auf ein wildes Tier, denn die waren berechenbarer als mancher seiner Mitmenschen.
Zu Josukes pech waren es aber tatsächlich zwei Männer, die aus den Büschen hervorkamen und irritiert inne hielten. Sie schienen genauso überrascht wie Josuke jemanden im tiefen Unterholz über den Weg zu laufen und obwohl ihre Gesichter vernarbt waren, sie beide mindestens zwei Köpfe größer waren als er und nach Alkohol und Schweiß stanken, verleitete ihre Überraschung den Jungen dazu seinen Dolch sinken zu lassen.
,,Entschuldigt. Ich äh dachte ihr wärt ein Wolf oder so", meinte er nervös lächelnd. Einer der Männer ließ die überraschte Miene fallen und lachte laut. ,,Etwas schreckhaft unterwegs heute, was? Und mit dem Buttermesser wärst du nicht Mal durch das Fell von einem Wolf gekommen, Junge."
Mehr aus Erleichterung als aus Erheiterung stimmte Josukte in das Lachen mit ein, behielt dabei allerding den anderen Schlägertypen im Auge, der Josuke von Kopf bis Fuß zu beäugen schien und schließlich ein zusammengefaltetes Plakat aus der Tasche holte. Er faltete es auf und schien etwas darauf mit Josukes Anblick zu vergleichen.
Dann stupste er seinen Kumpel an und flüsterte ihm leise etwas zu. Sie stutzten Beide.
,,Findest du?"
,,Er sieht doch genauso aus wie auf den Plakaten. Guck doch!"
Josuke hatte lange nicht mehr erlebt, dass sein Dämon zu ihm sprach, weshalb er recht überrascht war, als er seine Stimme in diesem Moment in seinem Kopf hörte.
,,Ich bin viel rumgekommen, ich weiß wann Ärger droht und die zwei riechen nach Ärger. Nimm die Beine in die Hand und lauf."
,,Und Rohan in die Arme laufen?", antwortete er in Gedanken, ,,Wenn es hart auf hart kommt kämpfe ich. Ich habe auch meinen Stolz!"
,,Ok, ich schreibe 'Er war stets stolz' auf deinen Grabstein, Kleiner. Die sind größer, breiter und in der Überzahl. Nicht Mal ich könnte sie alleine lange im Zaum halten."
Das war in der Tat beunruhigend und dennoch verbannte Josuke seinen Dämonen zurück in sein Unterbewusstsein und zuckte nicht Mal, als einer der Männer auf ihm zu kam und ihm am Hemdkragen packte. Der Alkoholgestank der Josuke entgegen schlug, als der Schläger den Mund öffnete war kaum auszuhalten.
,,Du hast recht. Das ist er. Heute ist dein Glückstag, Josuke. Mein Bruder und ich bringen dich nachhause. Du wirst schon seit einigen Tagen vermisst, weißt du?"
Ein kleiner Teil in Josuke hoffte, dass Okuyasu mit der Suche nach ihm vielleicht etwas über die Stränge geschlagen und wirklich mit Plakaten auf sein Verschwinden aufmerksam gemacht hatte, doch als der Mann das Plakat in den Dreck fallen ließ, las Josuke deutlich die Worte 'Tot oder lebendig' und darunter eine schwindelerregende Geldsumme. Das trug nicht wirklich Okuyasus Handschrift.
Als er seinen Blick von dem Plakat abgewandt hatte, sah er gerade noch die geschlossene Faust auf sich zurasen, ehe der Kinnhacken und ein Tritt in seine Kniekehlen ihn von den Füßen riss. Die Welt um ihn herum schien sich zu drehen, bis sein Blickfeld von dem Gesicht seines Angreifers ausgefüllt wurde. Er überlegte nicht lange und trat einfach in die Richtung des Schlägers. Irgendetwas musste er getroffen haben, denn der Mann schrie auf und taumelte nachhinten gegen seinen Bruder. Josuke nutze diesen Moment, sprang zurück auf seine Füße und zückte erneut seinen Dolch. ,,Also für das Geld", meinte er und deutete dabei auf das im Dreck liegende Plakat, ,,erwarte ich etwas mehr Körpereinsatz, meine Damen."
Einer der Männer schnaubte und vebugte sich dann auf eine Art, die weder ehrenerweisend noch freundlich gemeint war. Bloßer Hohn, nicht mehr und nich weniger. ,,Wie Ihr wünscht, Euer Hoheit."
Hoheit? Da muss Mundprooaganda am Werk gewesen sein. Was ist nur in den paar Tagen passiert in denen er fort war?
Zeitgleich, denn wieso sollten sie auch fair spielen, stürzten die Schläger auf Josuke zu, doch der Dolch streifte zumindestens einen von ihnen am Oderarm und öffnete dort eine blutige Wunde. Den anderen brachte er mit einen Schlag ins Gesicht auf Abstand, allerdings nicht für lange. Den nächsten Schlag fing er ab, packte Josuke am Handgelenk umd verdrehte ihm den Arm auf den Rücken. Der Junge schrie auf und seine Muskeln protestierten heftig, doch sein Angreifer ignorierte die menschliche Anatomie und drückte noch etwas weiter. ,,Eine falsche Bewegung und ich breche dir den Arm. Lass das Buttermesser fallen", zischte er und weil sein Arm bereits begann taub zu werden, ließ Josuke seinen Dolch los.
,,Alles ok, Bruder?", rief der Mann seinem am Boden liegenden Freund zu.
,,Die verdammte Ratte hat mich erwischt!"
,,Das ist bloß ein Schnitt. Mach einen Verband drum und dann lass uns gehen. Und was dich angeht - Auf dem Plakat steht tot oder lebendig, also lass dir gesagt sein, dass ich dir die Zunge rausschneide, wenn du mir zu sehr auf die Nerven gehst."
,,Klingt fair", entgegnete Josuke, ,,aber wenn ihr schon so gnädig seid mich erst am leben zu lassen, könnte ich dann noch was trinken, bevor wir los gehen?"
,,Was? Nein!"
,,Bitte! Ich hab seit Stunden nichts getrunken. Wenn ich nicht sofort was die Kehle runter kriege, mache ich nicht mehr lange."
Seine Beinen gaben nach und nur der Griff seines Angreifers schien ihn noch oben zu halten. Fragend blickte dieser zu seinem Bruder, der dabei war mit einem abgerissenen Stück von seinem Hemd seine Wunde zu verarzten. ,,Jetzt lass ihn doch was trinken, Mann. Ich hab keine Lust ihn den ganzen Weg zu tragen."
,,Guter Punkt. Also gut. Ist noch was in deiner Feldflasche?"
Josuke nickte und sah zu, wie der Typ etwas damit kämpfe ihn mit der einen Hand festzuhalten und mit der anderen seine Feldflasche zu entkorken. Schließlich schaffte er es und drückte sie in Josukes freie Hand.
,,Danke. Ihr seid wirklich die freundlichsten Entführer bis jetzt. Die letzten waren ziemlich gemein, aber dafür schauen sie dem Gras jetzt auch von unten beim wachsen zu- Au!"
,,Wenn du versuchst uns Angst zu machen, dann spar' dir dir lieber die Spucke und trink!", rief der Mann hinter ihm und baute noch etwas mehr Druck auf Josukes Arm auf. Der Junge nahm einen Schluck und wartete bis beide Männer sich etwas entspannten und sich zu sehr in Sicherheit wogen.
Dann drehte er den Kopf leicht zur Seite und spuckte dem Mann hinter sich das Wasser ins Gesicht, ehe er ihm die Feldflasche solange ins Gesicht schlug, bis er ihn endlich los ließ und nach hinten über einen Baumstumpf stolperte. Die Blutlache, die sich schnell um seinen Kopf bildete war nur ein Indiz dafür wie unglücklich er auf dem Hinterkopf aufgekommen ist.
Josuke hatte kaum Zeit sich umzudrehen, da türmte bereits der andere Bruder über ihm und legte ihn atemrauben fest beide Hände um den Hals. ,,Tot also, wie du willst!", zischte er mit vor Hass verzerrten Gesicht. Auch ihn versuchte Josuke mit der Feldflasche auf Abstand zu bringen, doch der Überraschungseffekt war nicht mehr auf seiner Seite. Schon nach wenigen Sekunden sprenkelten schwarze Flecken seine Sicht und er ließ die Flasche einfach fallen. Wenn er so sterben würde, nach allem was er durchgemacht hatte, die würden ihn doch an der Himmelspforte auslachen.
Und obwohl Josuke kurz vor einer Ohnmacht stand und sein Blickfeld bereits fast völlig schwarz war, sah er aus dem Augenwinkel, dass wie aus dem Nichts ein Mann neben ihnen auftauchte, der die Kapuze seine Mantels tief ins Gesicht gezogen hatte.
,,Ja was- Wo kommst du denn auf einmal her? Bist du vom Himmel gefallen oder-"
Weiter kam Josukes Peiniger nicht. Der unbekannte verpasste ihn einen ausknockenden Schlag mitten ins Gesicht und kaum hatte er Josuke los gelassen, da schnappte dieser heftig mach Luft und versuchte verzweifelt seine Lungen mit Sauerstoff zu füllen. Seine Beine fühlten sich an wie Gummi und ehe ihn die wohltuende Dunkelheit einholte, sah er noch wie der Unbekannte seine Kapuze abnahm.
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