Crazy Diamond
,,Noriaki Kakyoin, eines verspreche ich dir, wenn du nicht sofort aufhörst zu lachen, lasse ich dich in den Tower werfen..."
Kakyoin kniete auf dem Boden von Jotaros Arbeitszimmer und hielt sich lachend seinen Bauch. Nur mit Mühe schaffte er es den Rest des Gelächters zu ersticken, um dem Zorn des Königs zu entgehen.
,,Entschuldige bitte, aber du hast deinen Neffen... Nein, pardon, Onkel fast beim küssen mit seinem besten Freund erwischt und denen vermutlich auch noch total die Tour vermasselt. Ich kann nicht mehr, sowas peinliches kann auch nur dir passieren!"
Kakyoin stand wieder auf, als er sich sicher war, dass keine weitere Lachattacke ihn in die Knie zwingen würde, und wischte sich eine Lachträne weg. ,,Josuke ist doch bestimmt total traumatisiert. Der wird diese Tür nur noch von innen verschließen. Stell dir nur vor du hättest ihm bei der Sünde des Onan oder was ähnlich skandalösen erwischt, neeein! Die Bilder kriege ich nie wieder aus meinen Kopf. Hilfe!"
Könnte er als König dafür belangt werden, wenn er seinem Freibeuter den Hals umdrehte? Vielleicht könnte man es wie einen Unfall aussehen lassen. Ihm das Genick brechen und ihn dann verdreht und verrenkt an Fuße einer Treppe legen.
Während Jotaro so stumm für sich den Tod seines besten Freundes plante, klopfte es an der Tür.
,,Herein!"
Josuke öffnete die Tür und trat ein. ,,Hast du das gehört, Jotaro? Ich habe angeklopft. Wäre nett, wenn du das in Zukunft auch machen könntest."
Und das war's mit Kakyoins Selbstbeherrschung. Der nächste Lacher der ihm entwich war das letzte was Josuke von dem Kapitän hörte, ehe er sich vor seinen Augen in Luft auflöste.
,,Könntest du da damit bitte aufhören?", fragte er Jotaro.
,,Womit?"
,,Die Zeit anzuhalten. Du irritierst mich damit."
Es klopfte an der Tür.
,,Hau ab, Kakyoin!", donnerte Jotaros Stimme. Josuke konnte das leiser werdende Lachen des Freibeuters selbst durch die geschlossene Tür hören, als er sich langsam von ihnen entfernte.
,,Lass- Lass uns so tun als ob das vorhin nicht passiert wäre. Wir haben größere Probleme."
,,Wo ist Joylnes Baby Porträt hin?"
Nun, das war ziemlich am Thema vorbei, wie Jotaro fand, aber es war eine faire Frage. Von Tag eins an hatte Josuke immer das Bild der neugeborenen Prinzessin an der Wand gesehen, wenn er mit Jotaro sprach. Der König hat es abgenommen und das aktuellere Bild aufgehangen.
,,Ich habe es im Korridor aufhängen lassen. Hielt es dort für besser aufgehoben, jetzt da wir ein Gemälde haben, dass der Zeit akkurater entspricht."
,,Ah. Koichi sagte Rohan hat es mit 14 Jahren gemalt. Das ist beeindruckend."
,,Ja, aber Josuke-"
,,Ich hab den Typen übel eins mitgegeben, oder?"
Josuke war immer offen zu lesen gewesen, wie ein aufgeschlagenes Buch. Nur eine der vielen Dinge die Jotaro ihn zu seinen eigenen Wohl gerne abgewöhnen würde. Aber jetzt gerade in diesem Moment konnte er nicht erkennen, ob Josuke stolz war auf das was er getan hatte oder ob es ihm Angst machte.
,,Master Kishibe wird bald wieder bei bester Gesundheit sein. Er hat es sich selbst zuzuschreiben, nach allem was passiert ist. Sag Mal, erinnerst du dich daran, wie du ihn zusammengeschlagen hast?"
,,Nein", antwortete Josuke ehrlich, ,,Ich hab plötzlich nur noch rot gesehen. 'Tschuldige wegen dem Gästezimmer, wenn wir schon bei dem Thema sind."
Das Gästezimmer, ja. Jotaro hatte den Schaden mit eigenen Augen gesehen. Risse und Kratzer in der Wand, zerborstenes Holz, umgeworfene Regale, Blut an der Tapete und ausgelaufene Farbe. Wüsste Jotaro nicht, dass sein Onkel für dieses Chaos verantwortlich war, hätte er die Schuld vermutlich bei einem fiktiven Biest gesucht.
Doch das Biest war real und außer Kontrolle. Man sollte meinen diese Hampel vom Vatikan wüssten wie man einen Dämonen langzeitig versiegelt. Aber, um fair zu sein, dieser Hampel hatte vermutlich auch nicht damit gerechnet, dass Josuke in der Zukunft so ein nervenaufreibendes Leben haben würde. Das Siegel hätte bei einem Bauernjungen, der Tag ein Tag aus landwirtschaftlich zu gange war und im hohen Alter von 28 Jahren an Tuberkuluse starb vermutlich gehalten, doch die jüngsten Ereignisse haben diese Rechnung völlig durchkreuzt.
Und Jotaro hatte der Situation insgeheim den Kampf angesagt. Er hatte Josukes Dämon beim abendlichen Stoßgebet den Kampf angesagt. Er würde Josuke lehren dieses Biest zu kontrollieren und ihn zu seinen Vorteil zu nutzen. Wer wusste schon wie stark er wirklich war, jetzt wo das Siegel gebrochen war.
Dass die jüngsten Ereignisse, die sein Ohr in Form von Klagelauten aus dem Volk erreicht hatten ihn ein Mittel sein könnte mit Josukes Training anzufangen war nicht beabsichtigt. Es war eine Fügung, wenn man so wollte. Keine glückliche Fügung, aber immerhin eine Fügung.
,,Ich hab dich aber auch nicht hergebeten um über Rohan zu reden. Wir haben ein 'Ratten Problem' im Königreich, darum geht es."
,,Ich dachte wir wollten nicht über Rohan reden."
,,Josuke..."
Josuke verstummte augenblicklich, doch seine zuckenden Mundwinkel verrieten Jotaro alles was er wissen musste. Dieser Kerl fühlte sich nicht schlecht wegen dem was Rohan passiert ist. Er bereut es nur sich nicht mehr daran zu erinnern.
,,Ratten. Wir haben ein Ratten Problem, Josuke. Ein ernstes Ratten Problem!"
,,Ach, auch schon gemerkt? Den Flöhen von diesen Biestern haben wir das dadraußen doch überhaupt erst zu verdanken."
Jotaro schmunzelte. Vor einigen Wochen war er noch "Sire" oder "Euer Majestät" und jetzt wurde er schon so rotzfrech behandelt. Nein, er musste wohl etwas Anstand vermitteln. ,,Keine gewöhnliche Ratten, sondern eine Ratte. Akira hat zugegeben, dass er eine Ratte angeschossen hat, während er in Besitz von Pfeil und Bogen war... warum auch immer er das für eine gute Idee hielt. Jedenfalls treibt diese Ratte ihr Unwesen auf dem Land und ich habe einige Berichte über seltsame Vorfälle auf dem Land gehört, unter anderem von vermissten Menschen. Anders gesagt - Du und ich werden eine Ratte jagen gehen."
Das klang seltsam normal in Josukes Ohren. Ein Tier jagen, Ungeziefer. Vor seinem geistigen Auge sah er seine Mutter, die in ihrem alten Haus hinter einer Ratte herjagte und sie mit dem Besen aus dem Haus scheuchte. Gut, jetzt war diese spezifische Ratte von einem Dämonen besessen, aber wie schwer konnte es schon sein das Vieh platt zu machen?
,,Okay, warte, ich will das nur kurz verstehen. Du willst, dass wir auf's Land fahren und eine Ratte fangen?"
,,Ja."
,,Na dann, lass uns gehen."
Die Sonne stand hoch, als sie auf dem Land ankamen. Mittag. Heißer Mittag. Josuke zog seinen schwarzen Mantel aus und ließ ihn in der Kutsche zurück, eher er ausstieg und seine von der Fahrt ermüdeten Muskeln streckte.
,,Fahrt erst Mal zurück und holt uns ab, wenn die Sonne untergeht", wies Jotaro den Kutschfahrer an, der schon bald von Danne zog und sie Beide alleine ließ. Jotaro behielt seine Weste an, als würde die drückende Mittagshitze ihm nichts ausmachen. Allerdings war er schlichter gekleidet als wenn er sich im Schloss aufhielt. Fast schon arm, normal. Nur nicht auffallen, wenn er schon ohne Wachen unterwegs war. 'Ich habe keine Angst. Mein Vertrauen in meine Fähigkeiten ist dafür viel zu groß. Aber wenn ich unnötige Kämpfe so vermeiden kann, dann ziehe ich mich auch gerne langweilig an', hatte er geantwortet, als Josuke ihn Mal danach gefragt hatte.
Bis Sonnenuntergang war eine lange Zeit. Plante Jotaro so lange ein, um eine einzige Ratte einzufangen? Er, Jotaro Kujo? Bezwinger von Dios Dämonen Armee? Plante gut und gerne 9 Stunden ein um eine Ratte zu fangen? Ach, wer war er schon das zu hinterfragen?
,,Hey Jotaro, da drüben ist das Dorf, wo ich mit dem Alten in der Taverne untergekommen bin. Der Wirt kennt mich und bekommt in seinem Job viel mit. Vielleicht weiß er was von der Ratte."
,,Hm, in Ordnung, wir können ihn fragen gehen, aber lass uns auf dem Weg nach Spuren auschau halten. Vergiss nicht, dass die Ratte einen Dämonen hat und wir noch nicht wissen was er kann. Wir müssen auf der Hut sein."
Sie gingen den schmalen Feldweg zum Dorf hinab, während Jotaro ein paar Bleikugeln und eine Steinschleuder aus der Tasche kramte. ,,Sollen wir die damit töten? Erinnert mich an David gegen Goliath, nur dass Goliath in unserem Fall eine Ratte ist", murmelte Josuke grinsend.
,,Ganz genau, Josuke. Goliath war ein großes und still stehendes Ziel. Ratten sind kleine und flinke Viecher. Sie zu treffen wird nicht einfach sein, also rate ich dir zielen zu üben."
Im nächsten Moment bekam Josuke Steinschleuder und Bleikugel in die Hand gedrückt. Sie blieben stehen und Jotaro deutete auf einen Baum am Wegesrand. ,,Die Eiche dadrüben, triff sie."
Vielleicht hätte er sich den Goliath Kommentar verkneifen sollen. Er hat als kleiner Junge im Dorf mit Steinschleudern gespielt, doch seine Karriere an den Nagel gehängt, nachdem er ausversehen dabei einen Vogel getötet hat. Er konnte den Vogel mit seiner Fähigkeit retten, doch er hat die Steinschleuder danach nie wieder angerührt.
Jetzt, knapp zehn Jahre später, fühlte es sich genauso an wie damals. Lederkorb, in den die Bleikugel kam, und Riemen, die er fest zwischen den Fingern hielt. Josuke atmete tief durch und begann die Riemen aus dem Handgelenk heraus zu drehen. Als er genug schwung drauf hatte, hob er die Steinschleuder über seinen Kopf und drehte weiter, bis er sich sicher war, dass es reichte. Er zielte und ließ los.
Die Kugel flog und flog und flog, gefühlt eine halbe Ewigkeit.
Und sauste knapp an dem Baum vorbei. So ein Mist!
,,Tja, es tut mir leid das sagen zu müssen, Josuke, aber ich habe keine Zeit dir das zielen beizubringen. Wir sind hier, damit du lernst mit deinem Dämonen umzugehen, ihn kontrolliert rauszulassen und ihn im Kampf einsetzt, ohne dich selbst zu verlieren. Mit anderen Worten, ich will, dass er, unter deinen Anweisungen, diese Ratte tötet."
Jetzt machte es auch langsam Sinn, wieso Jotaro ihn unbedingt dabei haben wollte. Es war Training, nicht mehr und nicht weniger. Auch, wenn Josuke nicht wusste, wie Jotaro sich das vorstellte. Er hat nie selbst bei vollem Verstand miterlebt, wie sein Dämon die Kontrolle übernahm. Es passierte immer dann, wenn er rot sah, dann kam der Kerl raus und riss alles an sich, ging Berserk und wütete durch Josukes Umfeld wie die zehn Plagen durch Ägypten.
,,Das geht nicht. Es passiert einfach und das weißt du auch. Ich weiß nicht wie..."
,,Dann finde es besser heraus."
Wieso klang er denn jetzt so streng? War es Josukes Schuld, dass Akira auf eine Ratte geschossen hatte? Er muss ja echt Langeweile gehabt haben, wenn er das für eine gute Investition in seine neuen Fähigkeiten sah. Sie stiegen weiter den Trampelpfad zum Dorf hinunter. Fast komisch diesen Ort nicht über den Wald Abgrund zu betreten, aber Josuke erkannte den Teich, in dem das unsichtbare Baby fast ertrunken wäre. Das Sonnenlicht traf auf die Wasseroberfläche und blendete beim Draufschauen.
,,Wir müssen unsere Rollen durchgehen. Wenn gefragt wird - Meine Mutter ist tot."
,,Warte, was?"
,,Mein Opa lebt noch und ich habe eine kleine Schwester. Wer willst du sein? Vielleicht der ausgezogene, älteste Sohn, der heimkehrte, als er erfuhr, dass seine Mutter gestorben ist?"
Jotaro kniete auf der Erde und schaute sich bis zu dieser Sekunde Spuren an. Rattenspuren. Viel zu nahe an diesem Dorf. Bevor er die düsteren Gedanken weiter spinnen konnte, sah er auf und kniff die Augen gegen das grelle Sonnenlicht zusammen. ,,Was hast du denen denn alles erzählt?"
,,Eine perfekte Lüge, Euer Majestät. Mach sie mir kaputt und ich werde wütend. Du bist jetzt mein Bruder."
,,Ich wäre lieber dein Onkel. Möchte Mal wissen wie sich das anfühlt. Jetzt komm her und schau dir diese Spuren an."
Josuke stützte sich mit den Handflächen auf den Oberschenkeln ab und schaute auf die Stelle hinab, auf die Jotaro zeigte. ,,Rattenspuren. Glaubst du das ist unser Mann?"
,,Sag nicht Mann, als hätten wir es mit einem Menschen zu tun. Das ist komisch. Und gut möglich ist es, es könnten aber auch die Spuren von irgendeiner Ratte sein. Wenn wir nicht stundenlang einer falschen Fährte folgen wollen, müssen wir das hier koordinieren... Also, lass uns deinen Wirt fragen, ob er was gesehen hat."
Sie gingen nicht weit, da blieb Josuke stehen und starrte auf eine Stelle im Gras. Es stank und fliegen surrten dort im Kreis. Vielleicht ein totes Tier oder Ausscheidungen. Vielleicht sogar ihre Ratte. Wäre doch lustig, wenn sie die ganze Zeit einen Dämonen Wirten jagen würden, dessen Kadaver längst hier vergammelte. Josuke hob einen Stock auf, stocherte das Gras zur Seite und sah nach.
,,Was zur gottverdammten Hölle?"
,,Was ist los?"
,,Komm rüber, sofort! Das musst du dir ansehen. Mein Gott, ist das widerlich..."
Und jetzt schauten sie sich diese Obszönität zusammen an. Ein einziger Fleischklumpen, aus dem die Überreste mehrerer Ratten raushingen. Tote Augen starrten sie an, es stank, so sehr, dass Josuke spürte wie ihm sein Frühstück wieder hoch kam. Er nahm ein paar Schritte Abstand, bis er nur noch das frische Gras roch und inhalierte den Geruch förmlich. ,,Mein Gott, sag mir nicht, dass das die Ratte war!"
,,Ich fürchte doch. Jedenfalls habe ich von keinen natürlichen Hergang gehört, der das hier erklären könnte. Diese Ratte schmilzt Fleisch und verfestigt es in anderen Formen wieder. Anscheinend jagt sie so ihre Beute."
Jotaro stand auf und sah hinunter zum Dorf. Zu nahe an den Spuren. Menschen sind hier spurlos verschwunden und diese Ratte ging auf groteske Art auf Nahrungssuche. ,,Beeilen wir uns damit zum Wirtshaus zu kommen. Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache."
Das Dorf lag still da, als sie ankamen. Als Josuke zuletzt hier war, musste er sich um die betrunkenen Leute sorgen, die in den heruntergekommenen Häusern ein und aus gingen, doch dieses mal lag selbst der See ruhig da. Das Wirtshaus war abgeschlossen, doch Jotaro trat die Tür ein und verschaffte ihnen so Zugang zu dem Etablissement, das zu der Uhrzeit normalerweise rappel voll für den Mittagstisch sein sollte.
,,Komisch. Normalerweise würde Anne jetzt Dienst haben."
,,Seine Frau?", fragte Jotaro.
,,Dachte ich auch erst, aber nein. Seine Tochter. Oben ist der Wohnbereich. Soll ich nachschauen, ob sie zuhause sind?" Josuke deutete auf eine Tür hinter dem Tresen, die weit genug offen war, um den Blick auf eine Holztreppe freizugeben. Jotaro sprank über den Tresen, öffnete die Tür und sah nach oben. ,,Wären sie zuhause, wären sie schon längst unten. Wir waren nicht gerade leise beim eintreten. Nein, irgendwas stimmt hier nicht. Ich schaue oben nach, ob irgendwas auf ein abruptes Aufbrechen hindeutet. Leer geräumte Schränke oder so. Du bleibst hier unten und rührst dich nicht vom Fleck!"
Ein Satz reichte um die gesammte Stimmung zu kippen. 'Rühr dich nicht vom Fleck', was sollte das denn bedeuten? Hatte er Angst, dass Josuke in Schwierigkeiten geriet? Gut, darin war er mittlerweile ungeschlagener Meister, aber er teilte sich diesen Posten ganz klar mit Koichi und Koichi wurde nicht so zurechtgewiesen! Koichi musste nicht mitkommen und seinen Dämonen trainieren, obwohl Koichi als blutiger Anfänger es bitter nötig hätte. Nein, es war Josuke der so hart zur Brust genommen wurde und hier unten dumm stehen bleiben musste, während Jotaro das spannende Zeug machte.
'Er weiß dich nicht so ganz zu schätzen, würde ich sagen. Vielleicht erinnerst du ihn Mal daran, wer ihn und sein süßes Töchterlein vor Satans Drecksgriffen gerettet hat.'
Die Stimme hallte in seinem Kopf wieder, wie bei einem inneren Monolog, aber es war nicht sein eigener Gedanke, der ihn da gegen Jotaro aufstachelte. So viel war Mal klar.
,,Bist du es? Bist du mein Dämon? Schön, dass du dich Mal zeigst, wenn ich geistig auch anwesend bin. Ich wollte dir schon Mal seit längeren die Meinung geigen", zischte er leise. Würde Jotaro ihn Selbstgespräche führen hören, könnte es problematisch werden.
,Ich wollte dir keine Umstände bereiten, aber schau in den Spiegel und sag dir und mir, dass Angelo und Rohan es nicht verdient haben von mir verdroschen zu werden. Ich würde es immer wieder tun. Aber wenn Jotaro so erpicht darauf ist, dass wir zusammen arbeiten, dann werden wir das tun. Lass und eine Ratte jagen gehen, Junge.'
,,Nenn mich nicht Junge. Ich heiße Josuke! Wie soll ich dich eigentlich ansprechen? Teufelsbrut?"
,Also, der Exorzist damals nannte mich einen ungeschliffenen Diamanten. Das fand ich um einiges schmeichelhafter."
Ein Stöhnen unterbrach dieses bizarre Gespräch. Es kam aus der Vorratskammer, weiter hinten im Lokal. Josuke pirschte vor und lachte leise auf. ,,Ungeschliffener Diamant? Rohan kann immer noch keine feste Nahrung zu sich nehmen. Durchgeknallter Diamant trifft es wohl eher!"
Er griff einen Besen, der an der Wand lehnte und griff ihn fest. Hatte er sich das eingebildet oder hat die Tür der Vorratskammer sich ein Stück weit geöffnet? Die war doch zu, als sie reingekommen sind!
,Crazy Diamond, mir gefällt deine Art zu denken. Tatsache ist, dass mein wahres Potential jahrelang unter einem Siegel des Vatikans verschlossen war. Du brauchtes Kräuter, um heilen zu können. Rate Mal, was ich jetzt machen kann.'
Josukes Ellenbogen knallte ohne Vorwarnung auf einen der Tische, mit genug Kraft, um das alte Holz zum bersten zu bringen. Dieser verdammte Dämon machte wirklich nichts als Ärger! Im nächsten Moment schien seine Hand lila zu leuchten. Er kannte dieses leuchten. Das passierte immer mit Okuyasus Hand, wenn er Sachen mit seiner Fähigkeit verschwinden ließ. Seine Finger berührten das zerborstene Holz und die abgebrochenen Teilen fügten sich vor seinen Augen einfach wieder zusammen. Der Tisch war heile, als wäre nie etwas passiert.
,,Was... was zur Hölle-?"
,Dreh nicht durch, ja? Das war erst der Anfang!'
Josuke blieb keine Zeit zu fragen, was sein Dämon damit meinte. Er hatte nicht Mal Zeit um zu verarbeiten, dass er nun anscheinend zerstörte Dinge wieder zusammen setzen konnte. Da gab es etwas viel Wichtigeres, das seine ganze Aufmerksamkeit bekommen sollte - Das Knarschen von der Tür der Vorratskammer. Das hatte er sich jetzt aber nicht eingebildet. Die Tür bewegte sich!
,,Anne? Wirt den ich nie nach seinen Namen gefragt habe? Seid ihr das?"
Josuke pirschte das letzte Stück zur Tür vor und sah sie am Boden, zwischen Tür und Rahmen. Die fetteste Ratte, die er je gesehen hat. Sie zog den Kopf aus der Kammer und sah Josuke aus ihren schwarzen Kugelaugen an. Diese Ratte wirkte nicht wie eine normale Ratte. Sie wirkte wie eine Ratte, die die eigenen Artgenossen aus kannibalistischen Gründen angreifen würde.
Und wo er schon bei den Erinnerungen an die Ratten Kadaver war, der selbe bestialische Geruch drang erneut in seine Nase, aber dieses Mal viel schlimmer. Er war ein Pestdoktor, verdammt. Seine Nase war abgehärtet von all den Totkranken, denen er täglich begegnete, aber das hier war selbst für ihn zu viel.
Die Ratte war nicht dumm. Sie behielt Josuke im Auge und schob die Kammertür dann mit den Hinterpfoten ganz auf, als wolle er mit seiner Beute prahlen. Aber noch viel mehr machte das verdammte Vieh sich über ihn lustig. Es war blanker Hohn. Josuke hatte nach Anne und dem Wirt gesucht, die so hilfbereit waren, als Joseph und er in Schwierigkeiten waren. Er hatte die düstere Befürchtung von sich geschoben und sich geweigert den Gedanken auch nur richtig zu fassen, aber jetzt musste er sich wohl oder übel den Tatsachen stellen - Anne und ihr Vater sind der Ratte zum Opfer gefallen. Das Fleisch geschmolzen und wieder aneinander gepappt wie schon die Ratten Kadaver im hohen Gras. Groteskt miteinander bis zu Unkenntlichkeit zerschmolzen. Wären ihre schmerzerfüllten Gesichter nicht, hätte er sie nicht erkannt. Sie lebten noch, fragte sich nur wie lange in diesem Zustand.
,Dann bringen wir Goliath mal zur Strecke, was?', rief die Stimme in seinem Kopf. Im nächsten Moment hatte er Jotaros Steinschleuder fest in der Hand. Die Lederriemen gruben sich in seine Haut, doch er biss sich durch den Schmerz und legte die Bleikugel in die Schale der Schleuder.
,,Kriegst du die Beiden wieder hin?"
,Ja klar. Ich flicke die wieder zusammen, sobald wir das Vieh platt gemacht haben.'
Ein Schauer jagte Josuke über den Rücken und mit einen Mal fühlte er sich so stark wie noch nie. Sein Sichtfeld tauchte in ein grelles Rot, doch dieses Mal blieb er bei Besinnung. Er überließ dem Dämonen Kontrolle, ohne selbst die Kontrolle zu verlieren. Genauso wie Jotaro es wollte.
,,Also gut, Crazy Diamond!", rief er und hob die Steinschleuder, ,,Das Siegel ist weg, keine Ausreden mehr. Zeig was du drauf hast."
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