Ich bin nicht die zweite Geige
Ich bin nicht die zweite Geige
„The worst feeling in the world is when you can't love someone else, because your hearts still belongs to the one who broke it."
- Anonym
Eva:
Verschlafen schlug ich am nächsten Morgen die Augen auf und fand mich in Blacks Armen wieder. Er schien mich die ganze Nacht über gehalten zu haben, dieser Gedanke lockte mir ein Lächeln auf die Lippen. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, befreite ich mich aus der Umarmung. Nach einem kurzen Blick in den Spiegel stellte ich fest, dass meine Uniform komplett zerknittert war, was mich nicht überraschte, schließlich hatte ich die ganze Nacht darin geschlafen. Mit einem letzten Blick auf Blacks entspanntes Gesicht schlich ich mich aus dem Raum der Wünsche. Auf dem Korridor herrschte ein eisiger Windzug, fröstelnd beschleunigte ich meine Schritte. Die fette Dame sah missbilligend auf mich in meiner zerknitternden Schuluniform hinab. Leise murmelte ich das Passwort und krabbelte durch das Poträtloch. Eigentlich hatte ich damit gerechnet den Gemeinschaftsraum leer vorzufinden, doch dem war nicht so. Auf einem Sofa in der Nähe des Kaminfeuers lag Lily. In ihrer Hand hielt sie das Buch für Verwandlung. Das ließ mich erst schmunzeln, bis mir wieder meine Hausaufgaben einfielen. Verdammt, durch das ganze Drama hatte ich meine akademischen Studien vernachlässigt. Siedend heiß fielen mir die UTZ's ein. Für die Panikattacke die ich gerade bekam, hatte ich auch noch später Zeit und entschied erstmal duschen zu gehen. Dafür hätte ich aber in unseren Schlafsaal gehen müssen und dort würde die perfekte Manon sein, sollte sie nicht in Remus' Bett geschlafen haben. Mein Herz durchfuhr ein Stich bei diesem Gedanken. Es würde also wieder das Vertrauensschülerbad werden, entschied ich. Gerade als ich wieder aus dem Poträtloch klettern wollte, hörte ich meinen Namen. Erstaunt drehte ich mich um. Remus lehnte lässig an dem Treppengeländer, welches zu den Schlafräumen der Jungen führte. Ich schluckte schwer. Er sah schon wieder sehr blass aus. Leise, raubtierartig, stieg Remus die letzten Stufen der Treppe hinab.
„Eva, ich glaube, ich bin dir eine Entschuldigung schuldig.", murmelte er. Die Heiserkeit in seiner Stimme jagte mir kribbelnde Schauer über den Rücken, während alles in mir versuchte sich gegen diesen Bann zu sträuben, denn er jedes Mal unbewusst über mich legte. Verständnislos und verschreckt starrte ich ihn an. Seine Augen ruhten auf mir, als er meine zerknitterte Kleidung musterte.
„Du hast wohl nicht hier geschlafen.", bemerkte er wobei etwas in seinen Augen aufblitzte, was ich nicht benennen konnte. Das naive Dummchen in mir hoffte, dass es Eifersucht war, aber ich schollt mich sofort für diesen Gedanken. Lily regte sich auf der Couch und ihr Buch fiel mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden. Dankbar für diese Unterbrechung, schaffte ich es meinen Blick von Remus' Augen los zu reißen. Wortlos gebot ich ihm mir nach draußen zu folgen. Er gehorchte. Als wir aus dem Poträtloch kletterten war ich mir seiner Nähe so bewusst, dass meine Nerven bis aufs Zerreißen gespannt waren. Hilflos versuchte ich meinen Herzschlag zu beruhigen, doch es war zwecklos. Mein Herz klopfte, als ob es einen Rekord aufstellen wollte. Remus hatte sich wieder lässig an die Wand gelehnt.
„Wie ich bereits sagte, ich schulde dir eine Entschuldigung.", falls ich vorher noch etwas Weiches in seinem Blick gesehen hatte, war dies nun vorbei. Er starrte erbarmungslos auf mich nieder.
„Weshalb?", meine Stimme klang dünn, denn ich konnte mir denken was ihm auf dem Herzen lag. Interessiert betrachtete ich das Gemäuer an, welches er sich gelehnt hatte. Mir war nie aufgefallen, dass die Wände aus unterschiedlichen Steinen bestanden. Remus stieß sich von der Wand ab und kam auf mich zu. Er legte seine Hand unter mein Kinn, um mich dazu zu zwingen ihn anzusehen.
„Der Kuss hätte nicht sein dürfen. Das hätte nicht passieren sollen. Ich empfinde nichts für dich, Eva. Es tut mir leid, sollte ich den falschen Eindruck erweckt haben.", er ließ mein Kinn los, als ob er sich verbrannt hätte. Mein Herz hatte aufgehört zu schlagen. Nach einer kurzen Pause setzte es wieder ein. Mit jedem Schlag bereitete es mir mehr Schmerzen. Ich hoffte darauf, wieder in die bekannte dumpfe Welt abzutauchen, aber sie war nicht da, um mich aufzufangen, um mich zu betäuben. Das einzige was da war, war der Schmerz.
„Keine Sorge, ich erzähle deiner kleinen Französin schon nichts.", zischte ich. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen lief ich weg. Meine Füße trugen mich nicht zum Bad für Vertrauensschüler, sondern wieder zurück zum Raum der Wünsche. Tief sog ich die Luft ein, bevor ich die Tür aufriss. Black lag immer noch verschlafen im Bett, nachdem ich die Tür zuschlug öffnet er allerdings seine Augen. Sein Schlafzimmerblick traf mich unvorbereitet. Langsam glitt sein Blick von meinem Kopf bis zu meinen Fußspitzen, bis sich seine Lippen zu dem patentierten Black'schem Grinsen verzogen. Unbewusst erwiderte ich das Grinsen. Black sah schon immer gut aus, aber wie perfekt ihm das Haar morgens ins Gesicht fiel, war unfair uns anderen Normalsterblichen gegenüber.
„Ich wusste, dass du wiederkommen würdest.", seine Stimme klang rau, während er auffordernd die Bettdecke zurückschlug. Wie von einer fremden Macht getrieben, bewegte ich mich auf das Bett zu. Sirius war eine Haarsträhne ins Gesicht gerutscht, beinah liebevoll strich ich sie aus seinem Gesicht. Überrascht von meiner Geste verschwand sein Grinsen. Ermutigt vom dem hoffnungsvollen Ausdruck in seinen Augen, legte ich meine Lippen sanft auf die Seinen. Kurz zögerte er, doch dann presste er seine Lippen noch fordernder auf meine. Langsam ließ ich mich in den Kuss hineinfallen. Ich keuchte leise auf, als seine Lippen mein Schlüsselbein erforschten. Ungeduldig begann ich an den Knöpfen seines Hemdes zu nesteln, doch als ich es endlich geöffnet hatte hielt ich kurz inne. Sirius bemerkte mein Zögern und folgte meinem Blick auf eine abheilende Narbe die sich über seinem kompletten Oberkörper zog.
„Was ist da passiert?", fragte ich, überrascht davon wie kratzig meine Stimme klang. Sirius fuhr sich seufzend mit der Hand durchs Haar, bevor er ein Stück von mir abrückte, damit verließ mich auch die beruhigende Wärme die sein Körper ausgestrahlt hatte.
„Vollmond ist passiert.", grummelte Sirius und begann sein Hemd wieder zuzuknöpfen. Der Gedanke an Remus ließ mich kurz erstarrten, doch als er die ersten Knöpfe seines Hemd schloss, legte ich meine Hand über seine.
„Nicht so, Jonsey. Ich bin nicht nur die zweite Geige, um dich über ihn hinweg zu trösten. Ich bin ein Black, verdammt!", mit einem Ruck entzog er sich meiner Hand. Beschämt wich ich seinem Blick aus. Er hatte recht. Selbst ein Sirius Black hatte etwas besseres verdient.
„Es tut mir leid.", mühsam erhob ich mich und wollte mich an ihm vorbei drängeln, doch er hielt mich zurück. Langsam legte er seine Lippen auf meine. Dieser Kuss war noch leidenschaftlicher als der davor, als er mich hektisch gegen die Wand drängte. Seine Hände fuhren meine Seite entlang. So abrupt wie dieser Kuss begonnen hatte endete er auch wieder. Schnell brachte er einen gehörigen Abstand zwischen uns.
„Jonsey, du solltest gehen.", seine Augen lagen auf mir und in ihnen tobte ein Sturm. Mir war klar, dass wenn ich jetzt nicht ging, dann könnte Black sich nicht lange beherrschen. Zumindest dieser Gedanke gab mir ein wenig Genugtuung.
„Du hast wohl Angst davor James' alberne Regel zu brechen?", erwiderte ich schwer atmend und fixierte begierig seine Lippen. Blacks Lippen entsprang ein tiefes Knurren und ich rechnete schon damit seine Lippen wieder auf meinen zu spüren, doch zu meinem Erstaunen, fluchte er nur unschön, bevor er fluchtartig den Raum verließ.
Wieder war ich allein mit meinen Gefühlen und der Eifersucht die ich gegenüber Manon empfand. Das Bedürfnis etwas zu zerstören wuchs mittlerweile ins Unermessliche!
Remus:
Frustriert starrte ich auf die Stelle an der Eva noch vor einigen Augenblicken stand. Es war besser so, versuchte ich mir einzureden, aber es überzeugte mich von Mal zu Mal weniger. Mit einem Seufzen, zog ich die Karte der Rumtreiber aus meiner Tasche. Murmelnd aktivierte ich sie, nach einem Blick erkannte ich, das Eva auf den Raum der Wünsche zusteuerte. Ausdruckslos sah ich wie Eva auf Pad zueilte. In mir regte sich eine kalte Wut, die ich schon seit Wochen versuchte zu ignorieren. Da dies nur Selbstgeiselung war, steckte ich die Karte wieder weg. Eva war bei Pad. Genauso wie ich es wollte, dennoch fraß sich die Eifersucht weiter durch meine Eingeweide. Merlin sei Dank, wurde ich von meinen Gedanken erlöst, als die Porträttür aufschwang und mir Manon entgegenkam.
„Zu dir wollte ich.", schnurrte sie und warf sich ihre Haare über die Schultern. Beinah begierig zog ich sie zu mir und legte meine Lippen auf ihre. Manon schaffte es immer mich auf andere Gedanken zu bringen. Dafür war ich ihr unendlich dankbar, doch heute schien es nicht so recht zu gelingen. Ich hatte immer noch das Bild von Evas Gesichtsausdruck in meinem Kopf. Es schien als habe sich das Bild ihrer Augen, in denen sich langsam Tränen bildeten, in meine Netzhaut gebrannt. Leise seufzend löste ich mich von Manon.
„'abe isch was falsch gemacht?", Manons schöne Stirn legte sich in Falten.
„Nein hast du nicht. Ich...", ich stockte, als ich sah wie Pad schnellen Schrittes auf uns zu kam. Wut flackerte in seinen Augen auf, als sein Blick auf mich fiel. Die Eifersucht in mir regte sich auch kurz, doch dann fiel mir auf, dass er Eva wohl eben verlassen hatte und etwas Genugtuung schlich sich dazu. Ich hasste mich in diesem Moment mehr als sonst. Er murmelte nur ein 'Hallo' und lief an uns vorbei.
„Was ist denn sein Problem?", Manon hatte ihre Lippen gekräuselt. Jeder andere hätte furchtbar ausgesehen, doch sie sah immer noch bezaubernd aus. Sanft löste ich ihre Hände von meinen Hüften und folgte Pad zurück in den Gemeinschaftsraum. In unserem Schlafsaal angekommen ließ sich Pad wortlos auf sein Bett fallen. Er stieß ein frustriertes Geräusch aus, bevor er sich wieder mir zuwandte.
„Ist was, Moony?", knurrte er. Langsam schlenderte ich zu meinem Bett.
„Das wollte ich dich gerade fragen.", ich ließ mich auf meinem Bett nieder ohne ihn aus den Augen zu lassen. Pad strafte mich mit Schweigen.
„Sirius," begann ich doch er unterbrach mich: „Moony, ich weiß du willst nie jemanden weh tun, aber du hast Eva ziemlich weh getan.", er richtete sich langsam auf und seine dunklen Augen lagen auf mir. Ich schluckte hart. Ich hatte es geahnt, mehr als geahnt, ich hatte es gewusst, aber es von jemanden anderem zu hören, war nochmal was anderes.
„Ich weiß.", meine Stimme brach, als ich das sagte.
„Mach ihr einfach keine Hoffnungen, wenn du nichts für sie empfindest.", knurrte Pad, dann erhob er sich und verschwand im Bad. Wieder war ich allein mit meinen Gedanken. Evas verletzter Gesichtsausdruck schien mich zu verfolgen. Jedes Mal wenn ich die Augen schloss sah ich sie vor mir. Frustriert nahm ich mir meine Bücher und entschied mich dazu in die Bibliothek zu gehen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top