Gedächtnislücken


Gedächtnislücken






"The worst pain in the world goes beyond the physical. Even further beyond any other emotional pain one can feel. It is the betrayal of a friend." ― Heather Brewer, Ninth Grade Slays










Eva:



Mit ziemlichen Kopfschmerzen wachte ich am nächsten Morgen auf. Ich hatte eindeutig zu viel getrunken. Eindeutig. Auch aus Lilys Bett kam ein erschöpftes Grummeln. Nie wieder Alkohol. Nie wieder.
„Ich hoffe du hast neulich wieder ne Ladung Anti-Kater-Tränke gebraut.", murrte ich erschöpft. Vorsichtig drehte ich mich auf die andere Seite. Erschrocken stieß ich einen spitzen Schrei aus. Neben mir lag ein Kerl. In meinem Bett! IN MEINEM BETT! Vorsichtig stupste ich ihn mit meinem Fuß an. Lily war aufgestanden und tapste nun auch zu mir rüber. Nach einem kurzen Blick unter die Decke stellte ich fest, dass ich, Merlin sei Dank, noch meine Klamotten anhatte. Lily wurde blass. Denn sie hatte den Typen schon identifiziert, bei mir war es noch nicht so weit. Plötzlich nahm ihr Gesicht eine ungesund aussehende, rote Farbe an.
„JAMES POTTER!", erschrocken schrak der Angesprochene auf. Auch ich sah mit großen Augen auf James. Scheiße. Scheiße. Scheiße. Das konnte doch nicht sein. Lily sah wütend auf mich und James hinab. Wir warfen uns einen panischen Blick zu. Aber ich konnte mich doch an nichts mehr erinnern. Plötzlich wurde unsere Tür aufgerissen.
„Ey, Jones. Hast du Prongs gesehen? Irgendwie müssen wir den gestern verloren....", Black stoppte mitten im Satz. Verdutzt starrte er zwischen uns dreien hin und her. Er registrierte, dass James in meinem Bett lag. James und ich warfen uns einen weiteren panischen Blick zu. Blacks Augen verdunkelten sich.
„Hab ihn gefunden, Moony.", brüllte er. Mit verschränkten Armen stand er im Türrahmen, als Remus die Treppe hochkam. Auch er wurde blass und sah zwischen James und Lily hin und her. Unsicher wie ich mich verhalten sollte, sprach ich das einzige aus was mir einfiel.
„Wie kommt ihr hier hoch? Das ist der Mädchenschlafsaal!", warf ich matt ein, um die Stille zu durchbrechen. Sofort richtete sich Blacks höhnischer Blick auf mich. Hätte ich doch bloß nichts gesagt.
„Hast du das Prongs gestern auch gefragt? Vielleicht vor oder nachdem ihr gevögelt habt?", kalt sah er auf mich herab.
„Ehrlich gesagt...", wollte ich mich verteidigen, aber James schnitt mir das Wort ab. Angriffslustig starrte er Black an.
„Wieso interessiert dich das?", fragend legte er den Kopf schief. Langsam drehte ich meinen Kopf zur Seite. War unser allseits geliebter Quidditchkapitän wahnsinnig geworden? Black sah momentan so aus, als würde er James gerne zerreißen und ihn als Mantel tragen. Lily schien genau denselben Plan mit mir zu haben. Hilfesuchend sah ich zu Remus, doch sein Blick sagte klipp und klar, dass ich mir das selbst eingebrockt hatte. Betreten starrte ich auf die Decke.
„Es interessiert mich nicht.", spie Black bewundernswerter Weise gleichzeitig beleidigt und angriffslustig aus.
„Ach wirklich?", James setzte das potter'sche Grinsen auf und legte seinen Arm, um meine Schulter. Lily stieß einen lauten Zischlaut aus. Augenblicklich wurde ich noch kleiner.
„Lass das, James.", zischte ich leise. Doch er ignorierte mich. Oh Merlin. Warum ich? Nie wieder Alkohol, schwor ich mir in dem Moment in dem Black James am Kragen gepackt hatte.
„Lass das!", schrie ich bestürzt. Verletzt sah er auf mich hinab. Also ich glaubte, dass er verletzt war, zumindest für eine Sekunde. Ich könnte mich auch geirrt haben, denn jetzt sah er wieder höhnisch auf mich hinunter.
„Machst du dir etwa sorgen um deinen Schnukiputz?", höhnte er. Lily sagte gar nichts mehr.
„Nein, ich mache mir aber langsam Sorgen um deinen Geisteszustand.", keifte ich zurück. Doch Black ging nicht darauf ein.
„Ich hoffe dir ist klar, dass du somit eine deiner eigenen Regeln gebrochen hast?", mit diesen Worten ließ er James angewidert los und ging. Lily folgte ihm schnaubend, doch dann drehte sie sich nochmal um.
„Ihr bekommt keinen einzigen Katertrank von mir.", fauchte sie, dann war auch sie verschwunden. Auch Remus verließ uns kopfschüttelnd.
„Jetzt mal ehrlich wie macht ihr das?", fragen wandte ich mich an James.
„Rumtreibergeheimnis.", erwiderte er grinsend. Ich holte aus und boxte ihm in den Arm.
„Au!", beschwerte er sich. „Wofür war das?", fragend sah er mich an.
„Vielleicht dafür, dass Lily nie wieder ein Wort mit mir reden wird? Das ich jetzt Vollendes als Quidditchschlampe gelte? Oder dafür, dass du gerade deine Chance mit Lily verwirkt hast?"
„Wir haben doch gar nicht miteinander geschlafen. Wir haben unsere Klamotten noch an. Das wird Lily spätestens morgen klar. Bei Pad bin ich mir aber nicht so sicher...", murmelte er.
„Wieso musstest du ihn überhaupt so provozieren? Ich dachte ihr seid beste Freunde?"
„Sind wir auch."
„Dann macht das keinen Sinn."
„Das macht mehr Sinn als du denkst!", erwiderte er wissend lächelnd. Verwirrt zog ich meine Stirn kraus.
„Macht es nicht!", also irgendwie schienen momentan alle komplett verrückt geworden zu sein.
„Sag mal Eva, was glaubst du warum Sirius plötzlich so wütend war?"
„Vielleicht weil er deine Integrität in Frage stellt?", schließlich hatte James aus Sicht von Black seine eigene Regel gebrochen. Sowas tat ein Rumtreiber offenbar nicht.
„Ich glaube das war es nicht.", James wirkte seltsam vergnügt.
„Hoffen wir mal, dass sich Black und Lily nun nicht an dir rächen!", sprach ich meine Bedenken aus. James wurde blass.
„Nein Lily würde nie... Lily würde doch nie?", panisch sah er mich an. Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich hatte Lily noch nie so wütend erlebt. Oh Merlin. Was würde Remus denn jetzt von mir denken? Ich musste dringend mit Remus reden. Probehalber setzte ich mich auf. Nein, die Kopfschmerzen waren zu stark. Was hätte ich jetzt für einen Katertrank von Lily geben... Vermutlich sogar mein Erstgeborenes.
„Verdammt ich muss dringend mit Lily reden, bevor sie etwas Dummes anstellt.", voller Tatendrang sprang James auf. Auch er musste sich wieder hin setzten.
„Hast du irgendwo einen Katertrank?"
„Sehe ich so aus.", maulte ich. Mich plagten diese Kopfschmerzen. Es war als würde jemand mit 'nem Meißel etwas in meine Schädeldecke ritzen. Vermutlich so etwas wie dumme Kuh, denn genauso fühlte ich mich. James seufzte schwer und ließ sich wieder zu mir aufs Bett sinken.
„Vergiss es. Geh gefälligst in deinen Schlafsaal.", protestierte ich schwach.
„Ist jetzt eh egal.", erwiderte er schläfrig. Langsam dämmerte ich in einen ruhigen Schlaf.

Lily:

Klasse Potter und vielen Dank an Eva. Morgen Abend war das Halloweenbankett und ich liebte Halloween. Das hatten mir die zwei Idiotien vollkommen verdorben. Wütend malträtierte ich mein Brötchen. Black tat es mir gleich. Wortlos hatte er sich mir gegenüber fallen gelassen. Schweigend aßen wir.
„Man sollte ja meinen, dass Potter und Eva wenigstens den Anstand hätten uns hinterher zu kommen und sich zu entschuldigen.", sprach ich meinen Gedanken aus. Black sah hoch.
„Sehe ich ganz genauso.", knurrte er, wieder sah er wütend hinunter auf seinen Teller. Jedes Mädchen, das an ihm vorbei ignorierte er gekonnt. Wieder sah er hoch. Verwirrt starrte er mich an.
„Wieso bist du eigentlich sauer auf Jones und Prongs? Bist du etwa doch in ihn verknallt?", wachsam lagen seine Augen auf mir. Fuck. Wieso war ich eigentlich so sauer? War ich Potters Freundin? Gott sei Dank nicht. Mochte ich ihn? Ein bisschen. Mehr als mir bewusst war..., da fiel auch mir etwas auf.
„Wieso bist du so sauer? Hättest du Potter nicht einfach einen High-Five geben müssen?", interessiert sah ich ihn an. Er wurde still. Nachdenklich zog er die Augenbrauen zusammen. Gespannt starrte ich ihn an. Konnte es etwa sein, dass Sirius Black tatsächlich Gefühle für ein Mädchen hatte? Und zwar für keine geringere als Eva Jones? Konnte das wirklich sein? Blacks Gesichtszüge entspannten sich wieder.
„Ich bin nicht sauer. Vielleicht ein bisschen angepisst, da Potter seine eigenen Regel bricht. Ich hasse diese Doppelmoral. Aber sonst bin ich nicht sauer.", seine Stimme klang ruhig. Ich glaubte ihm, auch wenn ich sein Verhalten, irgendwie komisch fand.
„Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet.", fügte Black lässig hinzu. Er wirkte nun deutlich entspannter.
„Ich bin nicht sauer auf Potter oder auf Eva. Vielleicht ein bisschen enttäuscht von Eva. Ich dachte sie hätte einen besseren Männergeschmack.", ich war nun auch ruhiger geworden. Ja das wars. Ich war gar nicht sauer. Black nickte verstehend, doch dann brach er in schallendes Gelächter aus.
„Du dachtest wirklich Jones hätte nen guten Männergeschmack? Nach der Sache mit McLaggen letztes Jahr?", der Schalk blitze aus seinen Augen hervor. Nun fing auch ich an zu lachen.
„Du hast recht! McLaggen war schon eine Nummer für sich.", erwiderte ich kichernd. Komischerweise verstand ich mich relativ gut mit Black. Wir aßen zusammen auf, bevor wir beschlossen zusammen spazieren zu gehen. Ich konnte ein bisschen Ablenkung gebrauchen und auch Black schien mal keinen Bock darauf zu haben irgendeine Tussi flach zu legen. Ich bemerkte die eifersüchtigen Blicke, die auf mir lagen.
„Wird eigentlich jedes Mädchen so angestarrt, sobald es mit dir unterwegs ist?", fragte ich ihn, als ein Mädchen so sehr damit beschäftig war mich hasserfüllt anzustarren, dass sie gegen eine Säule lief. Autsch.
„Kann sein. Ist mir noch nie aufgefallen.", gab er zu. Ob das Eva schon einmal aufgefallen war?

Eva:

Ich war wieder aufgewacht, nach einem Blick auf die Uhr sah ich, dass ich nur eine halbe Stunde vor mich hin gedöst hatte.
„James.", ungeduldig rüttelte ich an seiner Schulter. Knurrend drehte er sich auf die andere Seite.
„James wir müssen mit Lily sprechen.", ich versuchte es nun eindringlicher. Nachdem er Lilys Namen gehört hatte sprang er auf.
„Los Eva, trödel doch nicht so.", knurrte er. Fassungslos starrte ich ihn an. Wirklich jetzt? Nun sprang auch ich auf. Mir war immer noch unglaublich schlecht. Zusammen machten wir uns auf die Suche nach Lily und Black. Nach einer gefühlten Ewigkeit fanden wir die beiden. Sie standen an dem See und scherzten miteinander. Vorsichtig folgte ich James, als er sich ihnen langsam nährte. Lily bemerkte mich als erste.
„Ah Eva, da bist du ja endlich.", fröhlich strahlte sie mich an. Überrascht blieb ich stehen. Warum war sie so freundlich. Auch James blickte dem breitgrinsenden Black und der strahlenden Lily eher skeptisch entgegen.
„Wir wollten nur sagen, dass wir nicht miteinander geschlafen haben, schließlich haben wir ja unsere Klamotten noch angehabt.", ratterte ich in Rekordgeschwindigkeit runter.
„Jonesy, du kannst doch schlafen mit wem du willst. Das geht mich doch nichts an. Aber süß, dass du mich und Evans dennoch informierst.", Black lachte ein bellendes Lachen.
„Aber das ist der Punkt, wir haben NICHT mit einander geschlafen.", probierte es James nochmal. Die Beiden grinsten einfach weiter.
„Ihr seid erwachsen und könnt machen was ihr wollt!", erwiderte Lily. Verwirrt sahen James und ich uns an.
„Also ist alles in Ordnung?", versuchte ich nochmal mich zu versichern. Lily nickte freudestrahlend und Black zwinkerte mir zu. Wie konnte man nur solche Stimmungsschwankungen haben? Ratlos sah ich Lily an.
„Also bekomm ich jetzt einen Anti-Kater-Trank von dir?", fragte ich sie kleinlaut.
„Klar.", voller Tatendrang hakte sich Lily bei mir unter und zog mich zurück zum Schloss. Hilfesuchend sah ich zu James, der genau so verwirrt schien wie ich.
„Ist wirklich alles okay bei dir?".
„Was sollte denn sein?", verwundert sah mich Lily an.
„Du warst vorhin ziemlich wütend.", besorgt sah ich sie an. Hatte man sie einer Gehirnwäsche unterzogen?
„Ich war nicht wütend. Ich war enttäuscht. Eigentlich dachte ich, dass du einen besseren Männergeschmack hättest. Dann hat mich Black aber auf McLaggen aufmerksam gemacht. Dumm von mir anzunehmen, du hättest dich etwas exquisiter entschieden.", plapperte sie drauf los. Als sie fertig war lachte sie glockenklar. Ich überging diese Beleidigung.
„Ach du warst nur enttäuscht? Komisch ich hatte das Gefühl, dass du eifersüchtig gewesen sein könntest.", murmelte ich laut genug damit sie es hörte.
„Worauf denn bitte?", angriffslustig starrte sie mich an.
„Vielleicht auf mich? Schließlich stehst du auf James.", erwiderte ich ruhig. Lily wurde rot.
„Ich stehe nicht auf Potter.", fauchte sie, dann ließ sie mich stehen. Jetzt hatte ich meine zweite Chance auf einen Kater Trank verwirkt. Klasse, Eva. Wirklich Klasse. Niedergeschlagen ging ich zum Vertrauensschülerbad. Eine lange Dusche würde mir jetzt gut tun.

Leise murmelte ich das Passwort für das Vertrauensschülerbad. Ich hoffte nichts mehr, als dass es leer sein würde. Leider wurde ich enttäuscht. In dem großen Becken saß schon jemand. Nebelschwaden stießen mir entgegen. Nach einem kurzen Zögern trat ich dennoch ein.
„Wer ist da?", die Stimme klang schnarrend kam mir aber relativ vertraut vor. Irritiert zog ich die Augenbrauen zusammen. Könnte es sein...? Neugierig trat ich näher. Tatsächlich. Er fing schallend an zu lachen. Unwirsch wischte er sich die Haare aus dem Gesicht.
„Ach, die Gryffindorschlampe meines Bruders. Wie komme ich zu der zweifelhaften Ehre?", amüsiert sah er zu mir hoch. Er war zwar nur ein Jahr jünger als Black, sah aber viel jünger aus. Unbekümmerter.
„Willst du mich weiter so anstarren? Reicht dir mein Bruder nicht?", nun klang er herausfordernd. Überrascht begann ich zu lachen.
„Keine Sorge, ich lasse die Finger von jedem Black auf dieser Welt.", ich zwinkerte ihm zu und ging zur Dusche. Komischer Slytherin. Ich war dankbar nicht Malfoy oder einer der netten weiblichen Blacks über den Weg gelaufen zu sein. Die hätten sicherlich anders reagiert. Ganz anders!
„Du bist gar keine Vertrauensschülerin?", es klang zwar wie eine Frage, aber ich war mir sicher, dass es eine Feststellung war.
„Kannst mich ja verpetzen.", bot ich ihm an, während ich in eine der Duschen stieg. Er begann zu lachen, aber es klang anders als von dem älteren Blick. Nicht so bellend.
„Ganz schön taff, kleine Gryffindor.", er schien näher zu kommen. Erschrocken hielt ich inne.
„Solltest du versuchen mich nackt zu sehen, hex ich dich ins nächste Millennium.", fauchte ich. Wieder lachte er.
„Du lässt also die Finger von jedem Black der Welt?", seine Stimme klang rau.
„Ganz genau.", knurrte ich nun.
„Mein armer Bruder.", mit diesen Worten drehte er sich um. Irritiert blieb ich in der Dusche stehen. Was sollte das denn?  

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