Kapitel Sieben



Kapitel Sieben

Oben Emmure „MDMA"

I'm done with this life,
I'm never gonna feel as real
Tear myself to shreds, I tried my fucking best
But letting go was never an option. I'm starting not give a shit.
Let go! That's what you said

Nathan

„Adriana das ist ein Irrenhaus." rief ich meiner Schwester überfordert zu während ich Raven die Nase putzte die unablässig lief.

„Ach wirklich Nate?" gab sie mit vor Sarkasmus triefender Stimme zurück. Wobei sie eine schreiende Freya auf der Hüfte balancierte. „Der Babysitter müsste gleich da sein." Sagte sie mehr zu sich selbst wie ein unablässiges Mantra.

Raven nieste erneut und begann nun ebenfalls zu weinen. „Kumpel was ist mit dir los?" fragte ich ihn hilflos und zückte das nächste Taschentuch

„Ich will das." er deutete heulend auf seinen älteren Bruder der völlig stoisch vor dem Fernseher saß und einen Kakao durch einen Strohhalm schlürfte.
Stöhnend reichte mir Adriana ein Trinkpäckchen.

„Jace wo bleibst du, wir müssen los." rief meine Schwester drängend, in einer Lautstärke das man sie sicherlich noch in Florida klar und deutlich hörte.

„Ich finde meine lieblings Krawatte nicht." rief er aus dem Obergeschoss zurück. Dir Beiden waren bereits eine viertel Stunde zu spät und meiner Schwester platzte bald jeden Moment der Geduldsfaden.

„Warum habe ich diesen Mann geheiratet? Das verdammte Ding liegt auf dem Bett." knurrte sie genervt. „Habt ihr Männer eigentlich eine genetische Dysfunktion das ihr offensichtliche Dinge direkt vor eurer Nase nicht sehen könnt?" nun bekam ich ihren ganzen aufgestauten Stress ab.

Vielleicht war es Zeit mir meine eigenen Vierwände zu suchen. Um der unbändigen Liebe meiner Schwester zu ihrem Mann nicht im Weg zu stehen. Und die Aussicht mal länger als bis sechs Uhr zu schlafen klang auch sehr verlockend.

Raven nieste erneut, und dann kam ihm die komplette Schokomilch aus der kleinen Nase gesprudelt. Bis wir Beide nur so trieften. Adriana reichte mir zwar die Küchenrolle, doch dafür war es zu spät. „Die wird nicht mehr helfen." seufzte ich und wischte meinen Neffen notdürftig trocken.

„Los komm wir gehen uns umziehen." Vorsichtig nahm ich Raven auf den Arm und trug ihn die Treppe hoch.

„Der Babysitter kommt jeden Moment und hilft dir." rief mir Adriana hinterher.

„Ja wir sind oben, uns umziehen." antwortete ich und half dem kleinen Häuflein Elend aus den nassen Sachen. Meine Schwester hatte keine Zeit sie musste mit ihrem Mann zu einem dringenden Geschäftstermin. Und ich hatte in einer halben Stunde ein Zoommeeting.
Ich setzte Raven in die Badewanne und ließ ein wenig Wasser ein. Dann schälte ich mich selbst aus meinem nassen Shirt und wusch mich notdürftig.

„Oh man Kiddo Schnupfen und Kakao vertragen sich nicht so gut."  wie zur Bestätigung nieste er ein weiteres Mal. „Alles okay? Brauchst du noch ein Taschentuch?" fragte ich den kleinen Kerl und trocknete mich ab.

„Nein." antwortete er abwesend und spielte glücklich mit seinem Badespielzeug als wäre nichts passiert.

„Gut, ich hol mir bloß ein frisches Shirt. Bin gleich wieder bei dir." Ich warf noch einen letzten Blick über meine Schulter, ehe ich das Badezimmer verließ um in mein Schlafzimmer zu gehen.

Doch beim hinausgehen stieß ich mit einem soliden Körper zusammen. Überrumpelt blickte ich in Schreck geweitete blaue Augen. Das war definitiv keines meiner Familienmitglieder. Aber diese Augen spielten in letzter Zeit die Hauptrolle in meiner Fantasie.

„Was zur Hölle machst du hier?" Fuhr ich den hübschen Fremden aus der Bar an. Was machte der Kerl im Haus meiner Schwester? Und warum sah er im hellen Licht des Korridors so verdammt jung aus? Freude und Bestürzung rangen in meinem Kopf miteinander.

Sprachlos starrte mich der hübsche Junge an und erst da wurde mir bewusst das ich nicht mehr als eine weite Jogginghose trug. Unverhohlen glitt sein Blick über meinen nackten Oberkörper. Als er sich dessen bewusst wurde ruckte sein Blick wieder zu meinem Gesicht. „Iiich bin.." stotterte er unbeholfen, dann leckte er sich nervös über die Unterlippe. Ich stöhnte innerlich, denn ich wusste noch genau wie süß dieser Mund geschmeckt hatte.

„Luka" rief meine Schwester von unten. „Freyas Plüschtier ist in ihrem Zimmer. Sie sitzt in ihrem Laufstall. Wir müssen jetzt los. Mein Bruder hilft dir."

„Ja Mrs. S." antwortete er sichtlich gestresst.

„Du bist der Babysitter?" fragte ich ungläubig. Er nickte scheu, aber begegnete nicht meinem bohrenden Blick. Ich fühlte mich als hätte ich einen Faustschlag in den Magen bekommen.

„Und dein Name ist nicht Earl." schlussfolgerte ich mit einer guten Portion Sarkasmus. „Der Führerschein war nicht echt." Sagte ich mehr zu mir selbst, als zu ihm. Frustriert fuhr ich mir durch mein langes Haar. Der attraktive junge Mann mit dem ich vor einigen Tagen rum geknutscht hatte, war ein beschissener Teenager.

Ich ließ den Jungen stehen und stürmte in mein Schlafzimmer und griff mir das erstbeste Shirt von meinem Bett.
Als ich zurück kehrte stand Luka immer noch auf dem Gang und starrte mich an. Doch ich war so aufgebracht das ich ihn ignorierte. „Raven ich bin gleich wieder da, ich muss nur deine Mama etwas fragen ehe sie weg ist." rief ich meinem Neffen zu.

Ich eilte die Treppe hinab und passte Adriana geradeso an der Haustür ab. „Wie alt ist dieser Babysitter?" fragte ich geradeheraus. Irritiert musterte mich meine Schwester, von der Frage völlig überrumpelt.

„Luka ist diesen Sommer achtzehn geworden." sagte sie als wäre es selbstverständlich. „Er beginnt sein Senioryear in der Highschool, nächste Woche."

„Er ist zu jung." platzte ich heraus. Und damit meinte ich nicht das er auf die Kinder aufpasste, sondern dass ich nicht bemerkt hatte, das er noch ein Teenager war.

„Luka hat selbst zwei jüngere Geschwister. Er hat schon oft auf die Rasselbande aufgepasst. Nate er ist ein guter Junge und mehr als fähig ein paar Stunden auf die Kinder aufzupassen." erläuterte meine Schwester sachlich und verstand nicht meinen panischen Ausbruch. Sie drückte eine beruhigenden Kuss auf meine Wange und tätschelte mir liebevoll die Schulter.
„Wir müssen los. Wenn etwas mit den Kindern ist ruf an. Und Nathan sei nett zu Luka." das sagte sie in diesem unheilschwangeren Ton einer Oberschwester.

Völlig überfordert betrat ich das Wohnzimmer, Freya hatte sich beruhigt und spielte mit einem gruseligen schwarzen Hasen, der seltsames Zeug plapperte, in ihrem Laufstall. Thor saß noch immer auf dem Sofa und schaute einen Trickfilm mit sprechenden Autos. Erschöpft ließ ich mich neben dem Ältesten meiner Schwester fallen. Warum passierte ausgerechnet mir so ein Scheiß.

Luka kam mit einem frisch gebadeten Raven auf dem Arm herunter. Und ich verfluchte mich dafür das ich nicht den Blick von ihm abwenden konnte.
Ich hasste ihn dafür das er so blutjung war und mich angelogen hatte. Und am meisten hasste ich mich selbst, das ich ihn noch genauso anziehend fand wie vor ein paar Tagen.

Raven streckte die Hände nach mir aus, zögerlich kam der Teenager auf mich zu und mein Neffe schlang mir vertrauensvoll die Arme um den Hals. Ich drückte ihn fest an mich. „Alles wieder gut Rave?" fragte ich den kleinen schwarzhaarigen Jungen. Der nickte müde und kuschelte sich an mich.

„Können wir reden?" Flüsterte mein Gegenüber unsicher und rieb sich nervös den Nacken. Warum hatte ich es an dem verhängnisvollen Abend nichts bemerkt. Hatte mir der Whisky so sehr das Hirn vernebelt? Oder war es die Sehnsucht nach Nähe die mich leichtsinnig machte? Leider war ich mir noch immer verdammt bewusst wie diese vollen weichen Lippen schmeckten. Und die verruchte Seite in mir wollte sie wieder kosten.

„Okay ich höre." Ich maß den jungen Kerl mit einem unnachgiebigen Blick unter dem er förmlich zu schrumpfen schien. Ohne meine wahren Gefühle preiszugeben.

„Wegen letztens...Ich hab gehofft..." stotterte er unsicher.

„Wie alt bist du?" fragte ich unumwunden obwohl ich die Antwort bereits kannte. Ohne seine Unsicherheit überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Ich wollte die Wahrheit von ihm hören. Also setzte ich ihn unter Druck.

„Achtzehn?" Antwortete er unsicher und schaute aus großen blauen Augen zu mir auf. Es war zu schön um wahr zu sein. Er hätte ein nettes Abenteuer sein können. Aber dafür war er definitiv zu jung. Ich sollte seinem dummen Freund auf Knien danken, das er schlimmeres verhindert hatte.

„Und warum hast du mich angelogen?" Raven gähnte an meiner Schulter, selbstvergessen streichelte ich über seinen Rücken. Luka stieß den angehaltenen Atem aus und zerzauste sein bereits unordentliches dunkles Haar.

„Damit du mich nicht an den Barkeeper verpfeifst." er lächelte unsicher.

„Bist du wirklich so naive?" warf ich ihm an den Kopf so leise wie möglich, ohne die Kinder zu verunsichern. Beschämt schaute er zu Boden.

„Weißt du eigentlich was das für Konsequenzen für mich haben könnte? Wenn ich dabei erwischt werde wie ich mit einem beschissenen Teenager rum mache? Herr Gott du darfst noch nicht mal legal Alkohol trinken." er schluckte schwer bei meinen Worten. Und ich hasste ihn dafür das er so herzzerreißend unschuldig aus sah und sich der Tragweite nicht im mindesten bewusst.

Aber woher sollte er auch wissen das ich zehn Jahre älter war und was ein solcher Fehltritt für mich bedeutete.
Was wenn uns jemand gesehen hatte, oder gar Fotos von unserem innigen Kuss gemacht hatte. Die Klatschpresse würde mich zerreißen, wenn sie an solche Bilder kam. Und es war meine Schuld egal wie sehr ich dem Teenager vor mir zusetzte.

Frustriert schob ich mir mein langes Haar aus dem Gesicht. „Okay, Ich habe gleich einen Videocall. Kommst du eine Stunde allein mit den Kids klar?" fragte ich tief durchatmend. Er nickte eingeschüchtert.

„Gut, wenn was ist, ich bin hinten im Büro." Ich musste raus aus diesem Zimmer. Die Panik über die möglichen Konsequenzen setzte mir zu. Warum war ich so dämlich und ließ mich auf einen völlig Fremden ein? Wieder einmal hatte ich eine impulsive Entscheidung getroffen und nun bereute ich sie.

*

Das Interview mit dem Journalisten des Gitarrenmagazins verlief gut. Es hatte mich runter gebracht mit jemanden über Musik zu sprechen, der meine Leidenschaft ebenso teilte und nicht im mindesten an meinen privaten Problemen interessiert war.
Nach über einer Stunde verabschiedete ich mich und fuhr meinen Laptop runter. Unschlüssig sah ich noch einen Moment lang auf den schwarzen Bildschirm. Aber es half nichts ich musste mich Luka stellen. Ich konnte mich hier nicht ewig verstecken.

Leise kehrte ich in das Wohnzimmer zurück und blieb im Türrahmen stehen. Luka saß mit den Kindern auf dem Teppich vor dem Sofa und sie bauten gemeinsam mit Bauklötzen einen Turm. Freya hatte er auf dem Schoß und half ihr, ihre Steine sicher zu platzieren. Er lächelte Thor an, als dieser an der Reihe war und bestaunte seine waghalsige Konstruktion.

Adriana hatte recht er konnte wirklich gut mit Kindern. Und sofort nagte das schlechte Gewissen an mir. Es war unfair gewesen ihn so anzufahren. Schließlich war ich der Erwachsene und hätte die Situation besser händeln sollen.
Mein Hund bemerkte mich als Erster und erhob sich gähnend von der Couch. Glücklich kam er auf mich zu getrottet und holte sich seine Streicheleinheiten ab.

Luka sah mich unsicher an, während die Kinder ahnungslos weiter spielten. Warum konnte er nicht einfach ein paar Jahre älter sein und bereits seinen Schulabschluss in der Tasche haben?

„Alles okay?" fragte ich etwas zu laut, weil mich das angespannte Schweigen belastete.

„Ja, wir leben alle noch." murmelte Luka bissig und fing geschickt einen herabfallenden Stein auf.

Ich musterte ihn einen Moment lang, positiv überrascht das er sich nicht alles von mir gefallen ließ und Rückgrat bewies. Ich unterdrückte nur mühsam ein Grinsen, wobei ich beschwichtigend die Hände hob. „Okay, wollen wir was essen?"

„Ja." kam es unisono von meinen Neffen.

Ich ging zielstrebig zum Kühlschrank, doch ich fand keine vorbereitete Mahlzeit. Dann erinnerte ich mich stöhnend das Maria, die Haushälterin eher weg musste um ihre kranke Mutter von einem Arzttermin abzuholen.

„Sind Nudeln in Ordnung?" fragte ich in die Runde. Raven strahlte mich an als wäre ich der Weihnachtsmann persönlich.
Nur leider hasste ich kochen. Dank meines Jobs kam ich selten in die Verlegenheit mich selbst zu versorgen. Und in Orange County gab es genügend hervorragende Restaurants und Lieferdienste. Aber ich war glücklich das ich mich mit etwas beschäftigen konnte und mich nicht mit Luka auseinandersetzen musste.

Gedankenverloren scrollte ich durch mein Smartphone, während das Essen kochte. Und las die letzte Nachricht von Randy. Bin nächsten Samstag in New York. Bist du dabei? Seit zwei Tagen wartete er auf eine Antwort.
Verstohlen sah ich zu Luka, der lächelte Raven an.
Und es war das hübscheste ehrlichste Lächeln das ich seit langem gesehen hatte. Es reichte bis zu dem unwiderstehlichen Grübchen in seiner linken Wange. Selbst mein Hund war seinem natürlichen Charme erlegen und legte ihm vertrauensvoll den Kopf in den Schoß. Seine langen schlanken Finger glitten sanft durch das dichte Fell des Huskys.

Plötzlich hob er alarmiert den Kopf und erwischte mich beim starren. „Das Essen." rief er und deutete auf den Herd.

„Shit." Ich versuchte noch die verbrannte Soße zu retten aber es war zu spät. Ich konnte einfach nicht kochen selbst wenn mein Leben davon abhing. Flüchtig schaute ich zu Luka und den Kindern, ein spöttisches Grinsen zierte sein junges Gesicht

„Wollen wir Pizza bestellen?" fragte er versöhnlich und stand auf. Er streckte seine langen Glieder, wobei ein gebräunter Streifen Haut über dem Bund seiner Jens zu sehen war.

„Ja, das wird wohl das beste sein." Seufzend gab ich mich geschlagen. Und war im insgeheimen dankbar für seine Hilfe.

„Was willst du haben?" er hielt sich bereits sein Smartphone ans Ohr.

„Thunfisch." antwortete ich einsilbig und beobachtete wie er den Vorratsschrank durchforstet. Um mit einem Gläschen Babynahrung aufzutauchen. Während er das Glas erwärmte gab er unsere Bestellung auf.

Es dauerte nicht lang und die Lieferung kam, alle aßen glücklich und zufrieden. Ich musste es dem Teenager zugestehen das er die Situation wirklich gut im Griff hatte. Er war ruhig und geduldig mit den Kleinen und schaffte es Freya zu füttern und neben bei Raven davon abzuhalten sich die komplette Mahlzeit über sein Shirt zu schmieren.

„Das ist die beste Pizza. Kriegen wir immer Pizza wenn du da bist Luka?" fragte Thor begeistert.

„Oh nein Thor, das hier ist unser kleines Geheimnis. Und du musst aufpassen das uns dein Onkel nicht verrät." raunte er vertraulich meinem Neffen zu, der eifrig nickte.

Ich hob amüsiert eine Braue und lehnte mich mit verschränkten Armen zurück. Die anfängliche Unsicherheit war vollkommen von Luka gewichen. Sein Blick huschte zu mir und die Hoffnung die kurz in seinen azurblauen Augen aufleuchtete, war verlockend, doch ich musste sie im Keim ersticken. Der Junge wäre das perfekte Abenteuer, wenn er nicht so Blutjung wäre.

Wir brachten die Kinder ohne größere Komplikationen ins Bett und kurz danach kamen Adriana und Jace endlich zurück.

„War alles in Ordnung?" erkundigte sich meine Schwester bei Luka.

„Ja alles bestens Mrs. S. Ich werd dann los machen ich muss morgen früh zeitig raus fürs Training." verabschiedete er sich lächelnd. Doch in der Haustür blieb er stehen als ein kräftiger Platzregen einsetzte.

„Jace kannst du Luka nach Hause fahren? Bei dem Regen kann er nicht mit dem Fahrrad fahren." rief Adriana ihrem Mann zu der gerade seine Krawatte lockerte.

„Lass gut sein." warf ich ein. „Ich fahr ihn nach Hause." Ich griff mir die Schlüssel von Jace Pickup von der Kommode im Korridor und schob den überrumpelten Teenager aus dem Haus. Ich nahm ihm das Mountainbike ab und hob es auf die Ladefläche. Luka starrte mich mit offenen Mund an.

„Worauf wartest du steig ein." forderte ich ihn bestimmt auf und deutete auf das schwarze Ungetüm.
Zögerlich stieg er in den bulligen Wagen und schloss leise die Tür hinter sich. Ich koppelte mein Smartphone mit dem Radio und dann erscholl endlich entspannte Musik durch den Innenraum. Emmures „MDMA" flutete aus den Lautsprechern und beruhigte meine angespannten Nerven. Ich trommelte mit den Fingern im Takt mit während ich auf die Hauptstraße fuhr.

„Wow wirklich nette Musik." rief Luka über die dröhnenden Gitarren damit ich ihn überhaupt verstand.
Ich nickte zustimmend. „Hilft mir beim nachdenken." grinste ich ihn an. Er ließ mich noch einen weiteren Song hören, dann drehte er die Lautstärke runter.

„Wie kann man sowas freiwillig hören?" fragte er irritiert.

„Du weißt schon womit meine Schwester und ich unser Geld verdienen?" erwiderte ich von oben herab.

„Keine Ahnung ich hab mir nie darüber Gedanken gemacht." antwortete er ehrlich und schaute mich interessiert an.

Ich deutete mit dem Zeigefinger auf das Display des Radios. „Genau mit solcher Musik."

„Singst du etwa auch so furchtbar?" fragte er mit schmerzverzerrtem Gesicht als hätte er Zahnschmerzen. In diesem Moment grollte der Sänger mit unverhohlener Wut in das Mikro, mit so viel Hass in der Stimme, das die Luft vibrierte.

„Ja, wir machen keine Radiomusik." antwortete ich überheblich.

„Und es gibt Leute die dafür freiwillig bezahlen? Die müssen verrückt sein." er schüttelte ungläubig mit dem Kopf.

„Durchaus möglich." grinste ich ihn an und war seltsam erleichtert als er es erwiderte. „Luka, was war das letztens in der Bar?" wechselte ich das Thema.

„Was meinst du?" fragte er unschuldig.

„Warum warst du nicht ehrlich als ich dich nach deinem Alter gefragt habe?" er schwieg einen Moment lang und bedeutete mir links abzubiegen.

Nachdenklich starrte er aus dem Beifahrerfenster. „Hättest du aufgehört, wenn ich ehrlich gewesen wäre?" stellte er leise die Gegenfrage.

„Ja, definitiv. Du bist zu jung." erwiderte ich sofort und ohne Umschweife. Er wollte etwas darauf sagen, aber ich fiel ihm ins Wort. „Für dich mag das nur ein kleines Abenteuer gewesen sein. Und du hast keine Konsequenzen  zu befürchten. Aber ich mach so einen Scheiß nicht."

„Oh komm schon ich bin achtzehn und kein Kind mehr." stöhnte er auf und sah mich genervt an.

„Und ich bin zehn Jahre älter." warf ich ihm an den Kopf.

„Dein Ernst? Du bist fast dreißig?" jetzt war der hübsche Junge ehrlich schockiert.

„Verstehst du jetzt das Problem?" gab ich selbstgefällig zurück.

„Scheiße. Aber es ist so verdammt schwer in diesem kleinen Nest jemanden zu finden der wie ich tickt." er fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht.

Ich verstand sein Dilemma und den Drang sich auszuprobieren. Aber ich war nicht der Richtige dafür. „Tu mir einen Gefallen und vergiss was da zwischen uns passiert ist. Es war falsch und wird nicht wieder passieren." beschwor ich ihn, doch ich erntete nur Schweigen.
Nachdenklich lehnte er sich gegen das Beifahrerfenster und musterte mich. „Das ist unfair, so alt siehst du nicht aus." schmollte er.

Laut lachend zwinkerte ich ihm zu ehe ich zurück auf die Straße schaute. „Danke für die Blumen ich geb mein Bestes."

Ich räusperte mich und wurde wieder ernst. „Bitte halt die Klappe und sprich mit niemanden darüber okay. Es war falsch von mir. Ich hätte mich nicht auf dich einlassen sollen."

„Ich glaub dir nicht." warf er mir an den Kopf. „Wenn mir Jeremy nicht auf die Füße gekotzt hätte, wärst du mit mir gegangen. Und wir hätten..." er ließ den Satz unbeendet. Aber ich wusste genau worauf er anspielte, als ich in die ruhige Wohnsiedlung einbog.
Ich wäre mit ihm gegangen und wir hätten eine verdammt gute Zeit miteinander gehabt.

Luka bedeutete mir vor einem hübschen gelben Haus mit einladender Veranda zu halten.
„Das ist mein Zuhause. Danke fürs fahren." er lächelte mich gequält an. Dann verließ er den Wagen ohne zurück zu blicken. Wahrscheinlich konnte er nicht schnell genug von mir weg kommen. Ich stieg ebenfalls aus und gab ihm wortlos sein Mountainbike zurück.

„Wir sehen uns Nathan." verabschiedete er sich schüchtern und ging auf die hell erleuchtete Veranda mit den unzähligen Blumentöpfen zu.

„Mach's gut Earl." rief ich ihm nach und fuhr davon. Sein sympathisches Lächeln folgte mir.

Auf halber Strecke zum Haus meiner Schwester klingelte mein Telefon. Ich war so tief in Gedanken über Luka, das ich den Namen auf dem Display erst las als ich den Anruf bereits angenommen hatte. Als ich meinen Fehler begriff fuhr ich fast in den nächsten Graben. Max.

Wer hätte erwartet das die Beiden sich unter diesen Umständen wieder treffen?

Wird Nathan sein Versprechen halten und die Finger von Luka lassen?

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