Kapitel Dreizehn
Kapitel Dreizehn
Oben Pantera „This Love"
If ever words were spoken
Painful and untrue
I said I loved but I lied
In my life
All I wanted
Was the keeping
Of someone like you
As it turns out
Deeper within me
Love was twisted and pointed at you
Nathan
„Hy" begrüßte ich meinen Exehemann und nahm ihm gegenüber Platz, an der Seite meines Scheidungsanwalts. Max sah gut aus in dem hellblauen Hemd und dem wild zerzausten blonden Haar das ihm einen verwegenen Ausdruck verlieh.
In dieses schöne selbstbewusste Gesicht hatte ich mich damals Hals über Kopf verliebt. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Der Verlust saß mir immer noch in den Knochen. Auch wenn unsere Trennung über ein Jahr her war, konnte ich es immer noch nicht recht fassen was mit uns passiert war.
Ich konnte den Blick nicht abwenden. Und zweifelte erneut an meiner Entscheidung. Max so gesund und klar vor mir zu sehen nach all der Zeit machte mich nervös. Unsicher leckte ich mir über die Unterlippe. Doch Max schwieg und musterte mich stoisch. Er zeigte keinerlei Regung, er besaß schon immer ein gutes Pokerface und konnte seine Emotionen wohl verbergen. Ganz im Gegensatz zu mir, der ich meine Gefühle jeden Abend auf der Bühne auslebte.
Unsere Anwälte wechselten einige Belanglosigkeiten aus, ehe sie zu dem geschäftlichen Teil übergingen. Max's Anwalt eröffnete die Verhandlung. „Mein Mandant möchte das Strandhaus in OC."
Ich starrte Max fassungslos an. Mein Anwalt hatte mich zwar darauf vorbereitet das diese Forderung im Raum stand. „Nein das Haus steht nicht zur Debatte." lehnte mein Anwalt kategorisch ab.
„Nathan es steht mir zu." mischte sich Max nun ein. „Es ist mein Zuhause. Du wohnst nicht einmal mehr in OC." warf er mir anklagend an den Kopf.
„Nein, du weißt das mir das Haus nur zur Hälfte gehört. Und du wirst es nicht bekommen. Ich bin gewillt dich zu unterstützen für einen Neuanfang aber du wirst mein Zuhause nicht bekommen." lehnte ich kategorisch ab. Max knirschte mit den Zähnen. Seine wohl kalkulierte Maske fing an zu bröckeln.
„Wir haben dieses mehr als großzügig Angebot für sie vorbereitet." lenkte mein Anwalt ein und schob eine aufgeschlagene Mappe über den Konferenztisch. Mein Exehemann würdigte sie nicht eines Blickes. Ich war diese Sturheit gewöhnt, Max hatte unsere Ehe ruiniert und erwartete dafür eine Belohnung.
„Okay wir geben Ihnen Bedenkzeit." Erwiderte mein Anwalt geschäftig und bedeutete mir das unsere Unterredung mit der gegnerischen Partei damit beendet war. Wir verließen das verglaste Konferenzzimmer der Kanzlei. Und ich folgte dem Mittfünfziger in sein Büro.
„Ich kann nicht fassen das ich für fünf Minuten einmal quer durchs ganze Land geflogen bin." sagte ich und fuhr mir frustriert durch mein schwarzes Haar.
„Nathan es tut mir leid, das ich sie extra hierher zitiert habe. Nur wir müssen Max vor Augen führen das wir nicht nachgeben werden. Und das geht am besten wenn sie anwesend sind. Er muss begreifen das seine horrenden Forderungen nicht im mindesten von uns akzeptiert werden." erläuterte der grau melierte Mann in dem teuren Maßanzug. Gehetzt sah er auf seine goldene Rolex. Die nächste Scheidung wartete auf ihn. Wir verabschiedeten uns mit einem Handschlag und er versprach mir mich auf dem laufenden zu halten.
Als ich den Aufzug des Wolkenkratzers verließ, wartete Max auf mich. Lässig lehnte er an der Wand gegenüber der Aufzüge. Mit verschränkten Armen betrachtete er mich ohne jede Regung.
Er sah aus wie ein junger erfolgreicher Geschäftsmann. Nicht mehr wie das Drogenwrack das ich zurück gelassen hatte.
Langsam ging ich auf ihn zu die Hände in den Hosentaschen meiner schwarzen Jeans vergraben. Meine Füße trugen mich von ganz allein zu ihm. Machte mich das schwach?
„Warum hast du auf mich gewartet?" fragte ich neugierig.
„Ich wollte gern ohne deinen Anwalt mit dir sprechen." erwiderte er verführerisch und schenkte mir sein tausend Dollar Lächeln. Ich war sofort auf der Huth. „Wollen wir einen Happen essen gehen?" schlug er entspannt vor.
Auch wenn ich wusste das dies eine schlechte Idee war, stimmte ich zu. Und so fand ich mich in einem noblen Restaurant wieder, mit Blick auf einen Innenhof der über und über mit duftenden Blumen bepflanzt war.
„Wie ist deine Vorspeise?" fragte Max beiläufig, und zerteilte derweil die winzige Pastete auf seinem Teller so elegant, als wäre er bei der Queen zum Galadinner eingeladen. Er wusste genau das ich solche Restaurants nicht besonders mochte. Ich bevorzugte wesentlich schlichtere Dinner. Und ich sah das Kalküle dahinter, er hatte diesen Ort ausgewählt um mich einzuschüchtern. Nur klappte das nicht, ein paar hochnäsige Kellner brachten mich genauso wenig aus dem Konzept wie tausende Fans.
„Die Shrimps sind vorzüglich, willst du kosten?" antwortete ich automatisch und bereute den Satz sobald er mir über die Lippen kam.
Max lachte leise über meinen Ausrutscher. „Nein danke ich möchte nicht schon vor dem Hauptgang satt sein." bügelte er den unangenehmen Moment ab.
Ich legte das Besteck zurück auf den Teller und lehnte mich zurück. „Warum wolltest du mich sprechen?"
Max legte eine dramatische Pause ein und nippte ausgiebig an seinem Quellwasser. Seine dunklen Augen schauten mich durchdringend über den Rand des Glases an. „Nate ich möchte nicht mehr über Anwälte mit dir kommunizieren. Wir zwei allein können unsere Differenzen doch so viel besser klären."
Warum hatte ich das unangenehme Gefühl das mich mein Exmann versuchte zu verführen?
„Was willst du Max." fragte ich ihn gerade heraus.
Er legte den Kopf schief, wobei ihm diese eine störrische Strähne in die Stirn fiel. Verschwörerisch beugte er sich nach vorn und das übermütige funkeln in seinen ausdrucksstarken Augen war kaum zu übersehen.
„Ganz ehrlich?" fragte er mit einem weichen Lächeln auf seinem schönen Mund. „Ich will dich zurück." sagte er schlicht und legte vertrauensvoll seine Hand über die Meine. Sacht fuhren seine Fingerspitzen über meine tätowierten Knöchel.
Ruckartig zog ich meine Hand zurück. Ich fühlte mich als hätte ich mich verbrannt.
Missbilligend lehnte er sich ebenfalls zurück. „Nach unserem Telefonat hatte ich gedacht wir hätten noch eine Chance." Flüsterte er leise mit gebrochener Stimme die nicht zu seinem Gesichtsausdruck passen wollte. „Aber wahrscheinlich habe ich das Ganze falsch interpretiert. Randy scheint dir doch wichtiger zu sein als ich dachte."
Schweigend betrachtete ich ihn, nervös betastete er der obersten Knopf seines Hemdes. Ein Indiz das er versuchte mich zu umgarnen, doch sein Plan ging nicht auf. Das Ganze war ihm nicht ernst er wollte nur seinen Lebensstil bewahren. Ich war so dumm, warum hatte ich mich auf dieses Essen eingelassen.
„Lass Randy da aus dem Spiel." erwiderte ich harsch.
„Warum sollte ich, er ist an unserer Trennung schuld. Merkst du nicht wie er dich manipuliert und schau uns an." er deutete mit der Hand zwischen uns hin und her. „Du hast dich von mir scheiden lassen, weil er dich mit seinen Lügen vergiftet hat Nathan."
Ich war sprachlos. Glaubte mein Exehemann das wirklich? „Wie kommst du auf diese verrückte Idee?" fragte ich irritiert.
„Oh bitte," schnaubte er angriffslustig „Randy war vom ersten Moment an hinter dir her. Und er hat bekommen was er wollte, du bist letztendlich in seinem Bett gelandet."
„Glaubst du ernsthaft das ist der Grund für unsere Trennung? Hast du die verdammte Orgie in meinem Haus vergessen? Deine Gäste haben es fast abgefackelt und völlig verwüstet. Während du mit zwei fremden Typen zugange warst." zischte ich leise, die ersten gutbetuchten Gäste warfen uns bereits missbilligende Blicke zu. Genervt ließ ich mich in den Stuhl zurück fallen.
„Du bist dramatisch." bügelte er meinen Vorwurf ab. Ich wollte hier weg, dieses Gespräch führte zu nichts. Max zeigte keinen Funken Reue und verdrehte die Wahrheit so lange bis sie zu seinen Gunsten stand.
„Willst du mir sagen es ist in Ordnung wenn du mit halb Orange County schläfst, aber wenn ich nach unserer Trennung etwas mit Randy anfange bin ich der Schuldige?" fragte ich mit hochgezogener Braue. Ich war es leid dieses Gespräch immer wieder zu führen.
„Nathan wir haben beide Fehler gemacht. Aber wir können daran arbeiten. Du siehst immer nur das Negative, doch wir können einen Neuanfang wagen. Wenn wir die Vergangenheit endlich hinter uns lassen, können wir wieder gemeinsam glücklich werden." er sah mich bei seinen Worten so hoffnungsvoll an, als glaubte er wirklich das wir wieder zusammenkommen würden. Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Hielt er diese Scheidung für einen Witz? Und warum verlangte er in der Kanzlei mein Zuhause und schlug mir nun beim Mittagessen vor unsere Beziehung wieder aufleben zu lassen.
Noch immer unter Schock stehend, akzeptierte ich das mich Max zum Abschied sanft auf die Wange küsste. Sein Parfüm hüllte mich ein wie eine lang vergangene Erinnerung und ich musste schwer schlucken. Bei all den schmerzhaften Erinnerungen die in mir hochkochten.
*
Ich landete noch am selben Abend spät in Virginia, morgen musste ich wieder meine Musik AG betreuen. Und ich war froh die Kids wieder zu sehen, sie lenkten mich von meinen fruchtlosen Grübeleien ab und halfen mir mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Auf der halben Strecke nach Blackrock klingelte mein Telefon. Einen Moment lang dachte ich es wäre Max der noch weitere Ideen hatte um unsere gescheiterte Beziehung zu reparieren.
Doch es war Adrianas Festnetznummer. Erleichtert nahm ich den Anruf an. „Hallo?" fragte ich müde und unterdrückte ein Gähnen.
„Nathan bist du das?" antwortete eine junge Stimme die keinem meiner Familienmitglieder gehörte.
„Luka?" die Verblüffung war mir anzuhören.
„Kannst du bitte nach Hause kommen. Raven ist krank und will nicht aufhören mit weinen." der Teenager klang verzweifelt. Und jetzt hörte ich auch Raven der über aus unglücklich klang.
„Ja natürlich, gib mir eine Viertelstunde und ich bin bei euch." Versicherte ich dem Babysitter.
Ich fuhr wie ein Henker und überfuhr ein Stoppschild, aber um diese Uhrzeit waren die Straßen dieses kleinen Nests ausgestorben.
Luka öffnete mir sichtlich gestresst die Tür, mittlerweile heulte nicht nur Raven. Auch seine kleine Schwester hatte aus Solidarität in das Geheul mit eingestimmt. Mein Neffe streckte sofort die kleinen Hände nach mir aus. Behutsam nahm ich Raven auf den Arm und streichelte ihm behutsam über den schmalen Rücken.
„He Kiddo, was ist mit dir los?" fragte ich den kleinen Jungen mit dem Tränen überströmten Gesicht. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Luka eine völlig überdrehte Freya aus dem Laufstall nahm.
„Mein Ohr, Onkel Nate." schluchzte Raven.
„Ich habe schon mehrfach versucht bei Adriana anzurufen und Jace aber die Anrufe gehen direkt zur Voicemail. Sie haben dieses Geschäftsding in den Bergen, da ist der Empfang schlecht." erklärte sich der Teenager und fuhr sich gestresst durch sein dunkles Haar.
Ich ging in die Küche und betrachtete das Chaos das Luka und die Kinder nach dem Abendessen hinterlassen hatten.
Zielstrebig wühlte ich mich durch den Medizinschieber. „Alles in Ordnung Luka, bring Freya ins Bett und ich kümmere mich um Raven." triumphierend hielt ich eine kleine Flasche hoch. Mein Neffe verzog angewidert das Gesicht. „Na los du weißt das hilft und danach bekommst du Saft." Raven nickte ergeben und schluckte die bittere Medizin. Ich musste grinsen als sich sein kleines Gesicht vor Abscheu verzog. „Hier hast du deinen Saft."
Mein Blick glitt zur Uhr, es war bereits nach 23 Uhr. „Na komm ich bring dich ins Bett Kiddo."
Gähnend lehnte sich mein Neffe an meine Schulter. „Kannst du bei mir schlafen Onkel Nate?" fragte er leise.
„Natürlich ich bleibe bei dir. Wollen wir in meinem Zimmer schlafen? Da ist das Bett größer." Raven nickte zustimmend. „Aber wir müssen noch Norbert holen." wisperte er kleinlaut.
„Ist er in deinem Zimmer?" fragte ich nach dem Plüschdrachen den ich Raven bei unserer Japantour gekauft hatte. Dieser nickte zustimmend und so holten wir den roten Drachen. Ich legte meinen Neffen sanft in das große Gästebett und deckte ihn fürsorglich zu. Dann legte ich mich neben ihn und hielt seine kleine Hand bis er eingeschlafen war.
Ich versicherte mich das Raven wirklich tief und fest schlief, dann schlich ich mich aus dem Schlafzimmer. Im selben Moment trat Luka aus Freyas Zimmer, der Teenager sah fix und fertig aus. Sein weißes Shirt trug einige prominente Tomatensoßenflecken und seine Hände waren mit bunten Filzstift beschmiert.
„Wo ist Thor?" fragte ich nach meinem ältesten Neffen und ging auf den Teenager zu.
„Oh der ist pünktlich ins Bett, mit ihm ist alles in Ordnung." seufzte der Babysitter und lehnte sich erschöpft an die Wand neben Freyas Tür. „Deine Schwester wird mich feuern. Der ganze Abend war ein Desaster. Hast du die Küche gesehen?" er klang völlig verzweifelt.
„Okay dann lass uns die Küche aufräumen und die Spuren beseitigen." schlug ich aufmunternd vor und ging die Treppe hinab. In einvernehmlichen Schweigen räumten wir die Küche und das Wohnzimmer auf, ein Blick auf die Uhr verriet mir das es bereits weit nach Mitternacht war.
„Du solltest auch schlafen gehen Luka. Schließlich musst du auch zur Schule." ermahnte ich den Teenager.
„Alles gut, die ersten beiden Stunden hab ich frei." antwortete er Schulter zuckend. Unsicher schaute er zu Boden dann blickte er zu mir auf. Aus diesen bemerkenswert azurblauen Augen. Auch völlig erschöpft und leicht derangiert sah er wahnsinnig anziehend aus.
„Wirst du mich bei deiner Schwester verpfeifen?" fragte er zögerlich und leckte sich dabei nervös über die volle Unterlippe. Selbst diese simple kleine Geste entfachte ein Feuer in mir. Das ich nicht fühlen sollte.
„Nein, du hast nichts falsch gemacht. Sie weiß selber wie anstrengend die Drei sein können. Außerdem hast du dir professionelle Hilfe gesucht." grinste ich ihn frech an und verschränkte die Arme, in einer selbstgefälligen Geste, vor der Brust.
Er verdrehte lächelnd die Augen. „Hör auf, ich war kurz davor meine Mutter anzurufen." lachte er erschöpft. Ich hätte ihn in diesem Moment gern in den Arm genommen um dem Teenager etwas von seiner Anspannung zu nehmen. Doch ich musste mich zügeln. Denn wenn ich dem hübschen Jungen zu nahe kam, konnte ich für nichts mehr garantieren. Er war wie die verbotene Frucht die mich auf kurz oder lang ins Verderben stürzen würde. Und das war das letzte was ich in meinem völlig verkorksten Leben brauchte.
Und dann waren da noch Max und Randy die mein Leben noch mehr verkomplizierten. Es gab viel worüber ich nachdenken musste und da war kein Platz für einen heißen Teenager der mir den Kopf verdrehte.
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