🌟Kapitel 28🌟
Der Mond stand bereits hoch am Sternenzelt, als Kingsley endlich zu sich kam. Sein Schädel dröhnte, weshalb er in den ersten Momenten nur die Augen zukniff und die umliegende Umgebung auf sich einwirken ließ.
"Verdammt nochmal", murrte er leise und drehte seinen Kopf zur Seite, öffnete seine Augen wieder und sah somit als allererstes Harlow quer auf dem Sessel schlafen, die endlos-langen Beine über die Armlehne gelegt. Die Stirn runzelnd beobachtete er seinen Gegenüber kurz und wollte bereits etwas sagen, als er die Decke über sich fühlte und inne hielt.
Zögerlich hob er die warme Decke und legte sie beiseite, stieß sich ächzend auf und schließlich vom Sofa. Ausgiebig streckte er sich einmal, ein paar seiner Glieder knacksten leise. Abwesend fuhr er über die Beule an seinem Hinterkopf, die vom Aufprall auf die Mauer kam.
Mit ein paar wackeligen Schritten stand er vor dem schlafenden Harlow, sein Gesicht zur Hälfte durch das Mondlicht hervorgehoben. Vorsichtig wischte Kingsley ihm ein paar verirrte Strähnen aus dem Gesicht, ehe er seine Hand in Harlow's Locken vergrub und rücksichtslos dran zog.
Kingsley sah die Hand kommen, die sich sofort um sein Handgelenk schlang, ebenso wie die auf ihn zu fliegenden Objekte, vor denen er sich einfach duckte. Harlow's Augen öffneten sich schlagartig, seine Anspannung ließ sofort nach, die Gegenstände fielen zu Boden. "Scheint als würde ich dich wohl genauso gut kennen wie du mich."
Harlow seufzte und rieb sich über das Gesicht, "Du jagst mir so einen Schrecken ein, nur um dir selbst etwas zu beweisen?"
"Warum schläfst du auf diesem unbequemen Sessel?"
"So unbequem ist der gar nicht", verteidigte Harlow sich, doch grollte, als er sich richtig aufsetzte und seinen steifen Nacken bewegte, "ich hätte nicht gedacht, dass du so lange bewusstlos bist. Bin wohl aus Versehen eingeschlafen."
"Warum hast du mich nicht gleich ins Schlafzimmer getragen?"
Harlow zögerte und schien nachzudenken, "oh, keine Ahnung. Ich war noch ziemlich durch den Wind." Kingsley schnaubte und ließ sich wieder zurück auf das Sofa fallen, "vom Bewusstlosschlagen bist du durch den Wind?"
"Jetzt tu nicht so", äffte Harlow Kingsley's Worte von ihrem letzten Gespräch nach, "Du liebst es, wenn ich durchgreifender bin."
"Du hast mich auf jeden Fall kalt erwischt", wich Kingsley der Aussage aus, "hätte nicht gedacht, dass du mich tatsächlich bewusstlos schlagen würdest. Du brichst eigentlich nie deine dämlichen Moralvorstellungen."
"Ich werd's wieder tun, wenn ich muss", antwortete Harlow schulterzuckend und lehnte sich seufzend nach hinten, "ich meinte das ernst vorhin. Ich werd dich nicht wieder gehen lassen." Kingsley grinste schief, "wie süß von dir, seit wann so besitzergreifend?"
Harlow kratzte sich am Hinterkopf und schnaubte, "so ging es mir schon immer", gab er von sich, "ich konnte ja nicht wissen, dass du so drauf abfährst."
"Ich mag es schlichtweg, wenn du nicht so unermüdlich versuchst, den Klischeehelden zu spielen."
Harlow seufzte und rieb sich die Augen, " ich weiß, ich weiß", murrte er und stand vom Sessel auf, "ich bin müde, kommst du mit?"
"Ich bin beeindruckt", gab Kingsley zu, der sich ebenfalls auf begab, "Du willst das Thema jetzt nicht stundenlang ausdiskutieren?"
"Es gibt nichts zu diskutieren", brummte Harlow, griff nach seiner Hand, um den Kleineren mit sich ins Schlafzimmer zu ziehen, "Du bleibst bei mir, wir kümmern uns um diese unbekannte Frau und dann sehen wir weiter."
Kingsley schnaubte amüsiert, ließ sich wortlos mitziehen, "Du kannst keine Probleme lösen indem du sie einfach ignorierst und nach hinten schiebst." Harlow antwortete darauf nicht, Kingsley erwartete dies auch nicht und verschwand ohne ein weiteres Wort mit ihm im Schlafzimmer.
-
Als Freya am nächsten Morgen aufwachte war sie überrascht als sie keinen der beiden Bändiger im Wohnzimmer wiederfand. Es war längst nach der normalen Aufstehzeit und selbst Griffon hatte bereits angerufen und gefragt, ob er vorbeikommen dürfte. Hatte Kingsley den Blonden also tatsächlich über die Schulter geworfen und einfach mitgenommen, so wie er es öfter mal angedroht hatte?
"Harlow?", Freya klopfte an die Zimmertür, nachdem sie gefrühstückt hatte und die beiden immer noch nicht auf waren, "geht es dir gut? Lebst du noch?"
Vorsichtig steckte sie ihren Lockenkopf durch den Spalt und atmete erleichtert aus, als sie die beiden Bändiger schlafend im Bett vorfand. Harlow hatte seine Arme um Kingsley geschlungen und fest an sich gedrückt, weshalb Freya den Kleineren auf den ersten Blick garnicht bemerkt hatte.
Sie konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen und griff nach ihrem Smartphone in der hinteren Hosentasche, um ein heimliches Foto zu schießen, mit dem sie Harlow später ärgern konnte. Gerade als sie jedoch eins schießen wollte, unterbrach der laute, schrille Klang der Türklingel das Vorhaben und weckte die beiden Bändiger auf.
"Verdammt", fluchte Freya leise, betrachtete kurz das verschwommene Bild, ehe sie schnell aus dem Zimmer schlüpfte und zur Tür eilte. "Hey", sprach Griffon unsicher, zwei prominente Augenringe unter den Augen, "wo sind-"
"Die wachen gerade auf. Scheint alles sowas okay zu sein. Wie geht es Maeve und der Kleinen?", antwortete Freya und lud ihn ins Haus. "Alles bestens zum Glück. Du glaubst gar nicht, wie nervös ich war, nachdem Harlow und Kingsley gestern einfach abgehauen sind."
"Mir ging's genauso, glaub mir", beruhigte Freya ihn, "als ich gestern nachhause kam lag Kingsley bewusstlos auf der Couch. Eben hab ich sie zusammen in einem Bett liegen sehen. Keine Ahnung, was passiert ist, es scheint sich aber geregelt zu haben."
Griffon runzelte die Stirn unsicher und ließ sich auf das Sofa fallen. Er öffnete gerade wieder seinen Mund, als Harlow's Tür aufschwang und der Blonde zum Vorschein kam. Sobald Harlow die beiden Feen bemerkte, riss er die Augen auf und blieb im Türrahmen stehen.
"Oh", murmelte er, sein Blick fiel auf Griffon, "ich äh-", Harlo tritt weiter nach vorne und schluckte schwer, "tut mir wirklich leid, Griffon. Es war dein und Maeve's großer Moment und ich-"
"Schon gut", unterbrach Griffon den Größeren, "Du wirst schon einen guten Grund gehabt haben. Es war wirklich ein schöner Tag, Maeve und ich waren froh, dass du dabei warst. Geht es dir- also- ist alles in Ordnung? Mit Kingsley?"
Im passenden Moment quetschte der Kleinere sich an Harlow vorbei, "was lästert ihr Quatschtanten wieder über mich?", murrte Kingsley noch im Halbschlaf und lief weiter in die Küche, ohne auf eine Antwort zu warten.
"Es ist alles in Ordnung, Griffon", beruhigte Harlow ihn, "solltest du nicht lieber Zeit mit deiner Tochter verbringen?"
"Eigentlich müsste ich nochmal zum Chefchen, er wollte mit mir noch Sachen zum Ball besprechen."
"Ball?!", Kingsley's Kopf lugte wieder ins Wohnzimmer rein, "ein tollwütiges, massenmörderisches Wesen läuft frei herum und ihr schmeißt erstmal einen Ball?!"
"Redest du von dir oder dieser unbekannten Frau?", stichelte Freya, "aber hat dir Harlow davon noch nicht erzählt?"
Kingsley zog eine Augenbraue nach oben und blickte zu seinem Partner, "nein, Harlow hat sich wohl nicht dazu erbarmt, es mir zu erzählen." Harlow grollte genervt, "ich hatte doch keine Zeit dazu! Paxton hat es mir gestern erst erzählt und ich habe auf einen guten Moment gehofft."
"Warum?", Kingsley kam nun komplett wieder aus der Küche und stellte sich mit verschränkten Armen vor Harlow, "warum brauchst du einen guten Moment?"
Griffon räusperte sich laut, "Ich... ich geh dann besser mal", verkündete der Schwarzhaarige, als er die angespannte Stimmung bemerkte.
"Freya und ich werden an einem Ball teilnehmen müssen, der die Zukunft der Feenrechte beeinflussen könnte. Paxton würde dich inständig drum bitten, dass du in dieser Zeit in einem... stark begrenzten, bewachten Raum verwahrt wirst."
Kingsley schnalzte mit der Zunge, "nein."
Griffon blickte zwischen den Bändigern und Freya hin und her, Freya zuckte bloß mit den Schultern und hielt es für besser, sich raus zu halten.
"Bitte Kingsley", Harlow griff nach seinem Handgelenk, als der Kleinere bereits wieder in der Küche verschwinden wollte. "Nein", blieb Kingsley stur, "ich werde nirgendwo eingesperrt bleiben, während du dich von fremden Leuten beglücken lässt."
"Ich werd jetzt sowas von gehen", Griffon hob abwehrend die Hände und sprang vom Sofa auf, "damit hab ich nichts zutun und ich will von dem auch nichts hören. Ich werd aus dieser Tür gehen und so tun als hätte ich den Satz eben nie gehört."
"Besser wäre das", murmelte Freya und wollte erst Griffon aus der Tür begleiten als Harlow unbeirrt fortfuhr.
"Und wenn ich dir dafür einen Gefallen schulde?"
"Deal."
Freya klappte die Kinnlade runter, Kingsley fing jedoch bloß an zu grinsen und verschwand endgültig in der Küche. "Harlow!", zischte sie leise, "spinnst du?! Du kannst ihm doch keinen Gefallen schulden!"
"Nun, irgendwie muss ich ihn eben überreden", Harlow zuckte unbeeindruckt mit den Schultern und fuhr sich durch seine wirren Haare. "Aber doch nicht so!", widersprach Freya, "was ist, wenn er Zugriff auf Waffen haben will? Oder von dir verlangt, mit ihm abzuhauen? Oder dich dazu bringt jemanden-"
"Wird er schon nicht", blieb Harlow entspannt. "Ach und woher weißt du das?", entgegnete Freya spitz. "Ist so mein Gefühl", kam es leise und nicht sehr überzeugend zurück, "ich werd mich schon drum kümmern, mach dir keine Gedanken, okay?"
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