🌟Kapitel 27🌟


"Kingsley!", rief Harlow panisch dem Straßentrubel entlang, die verwirrten Passanten um ihn herum verschwanden dabei in seinem Tunnelblick. Mehrmals atmete er tief ein und aus, fokussierte sich schließlich auf ihr Bündnis, da er Kingsley nicht Ausfindig machen konnte.

Die Geräusche verdumpfen in seinen Ohren. Ein Ziehen in seinem Brustkorb drückte ihn in die Richtung des anderen Bändigers. Harlow verlor keine Sekunde und sprintete los, darauf achtend, niemanden umzustoßen oder anzurempeln.

Die steigende Angst, dass er Kingsley nicht finden würde, stieg immer mehr in ihm hoch und schnürte ihm die Luftröhre zu. Soll kommen was wolle, Harlow würde nicht zulassen, dass Kingsley noch ein weiteres Mal ging und ihn verließ.

Als er die bekannte Figur seines Freundes wiedererkannte, legte er nochmal einen Zahn zu. Harlow erkannte die leichten Funken, die Kingsley bereits aus seinen Hände versprühte, da er wohl genauso Harlow's Anwesenheit spürte. Gewappnet machte Harlow einen Ausfallschritt nach rechts, als Kingsley sich umdrehte und einen Blitz abfeuerte, der haarscharf an Harlow vorbei glitt.

Schreie wurden von den umliegenden Personen ausgelöst, ein wildes Gewusel entsprang und endete in einer leergefegten Straße. Bevor Kingsley für einen zweiten Schlag ausholen konnte, ergriff er den Kleineren am Kragen und drückte ihn gegen die nächstbeste Mauer. "Verschwinde!", befahl Kingsley ihm, die Hände zu Fäusten geballt und die Augen gefährlich blitzend. "Wo willst du hin?!", ignorierte Harlow jedoch seine Aussage und musste erstmal keuchend wieder zu Atem kommen, ließ ihn vorsichtig wieder los, "was ist auf einmal in dich gefahren?!"

Kingsley wollte sich wortlos an ihn vorbei drängen, doch wurde von Harlow aufgehalten. "Kingsley rede mit mir!", befahl der Blonde verzweifelt, "ich weiß, es ist eine schwierige Situation, aber-"

"Schwierig?!", patzte Kingsley zurück, "das nennst du schwierig?! Das ist eine Sackgasse, du Idiot! Die selbe Sackgasse wie immer! Wir wollen nie das selbe. Wir haben nie die selben Ziele."

"Wir kriegen das schon hin", murmele Harlow, sein Ansturm an Wut und Selbstbewusstsein vorüber gezogen. Kingsley schnaubte, "tun wir nicht, das weißt du", murrte er und stieß Harlow endlich von sich weg, "es passt einfach nicht."

"Was willst du damit sagen?", fragte Harlow, sein Herz pochte ihm bis in die Kehle. Panisch griff er nach Kingsley's Handgelenk, damit dieser ihm nicht wieder abhanden kommen konnte. Kingsley schien kurz  zu zögern, "wir beide haben es doch immer gewusst, Harlow."

Harlow kräuselte die Stirn und schüttelte unsicher mit dem Kopf, ging einen weiteren Schritt auf ihn zu, "sag es."

Kingsley seufzte, seine Zunge an den Gaumen gepresst, blickte er sich kurz um und legte seine Augen dann wieder auf Harlow.

"Wir wissen beide, dass ich dich immer mehr geliebt habe als du mich."

Harlow's Kiefer klappte runter, seine Gesichtszüge entglitten ihm, als Kingsley's Worte sich in seinen Ohren ausbreiteten, "wie kannst du das nur denken?", hauchte Harlow fassungslos, sein Herz setzte aus und unwillkürlich schossen ihm ein paar Tränen in die Augen. "Na komm", brummte Kingsley, "tu nicht so überrascht. Wenn ich jetzt gehe, nehme ich dir zumindest deine Entscheidung ab, gern geschehen. Ich zwinge dich sogar nicht, mit mir mit zu gehen, also sag nie wieder, dass ich immer noch der Gleiche wäre."

"Kingsley!", knurrte Harlow wütend und presste ihn wieder zurück an die Hauswand, "das ist keine Zeit für Witze!" Kingsley verdrehte nur die Augen und versuchte Harlow's Hände von sich zu bekommen. "Außerdem", fuhr Harlow fort, "habe ich dir schon oft genug gesagt, dass du mir niemals irgendwelche Entscheidungen oder Angelegenheiten abnehmen sollst. Niemals. Ich kann, will und werde meine eigenen Entscheidungen treffen, verstanden?!"

"Na schön!", gab Kingsley nach, "du hast dich doch sowieso schon entschieden. Also geh endlich zu deiner süßen, kleinen Familie zurück!"

"Ich habe das nie gesagt!", schrie Harlow wütend und knallte ihn stärker gegen die Mauer, "du verstehst es nicht, wieso siehst du es nie?! Selbst nach all der Zeit erkennst du nicht, dass du alles bist, das ich je wollte! Es tut weh, zu wissen, dass du das anscheinend nie so gesehen hast", Harlow musste sich selbst unterbrechen, um nicht die Fassung zu verlieren "Ich hatte immer eher das Gefühl, nicht gut genug für dich zu sein."

Der Blonde fuhr sich frustriert mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht, "Ich weiß nichtmal, ob die Worte'Ich liebe dich' ausreichend genug für die Gefühle sind, die ich für dich empfinde. Du bist mir das Wichtigste auf der Welt und das macht mir Angst, aber ich werde nie wieder miterleben, wie du gehst oder sogar stirbst. Um jeden Preis."

Kingsley antwortete darauf nicht mehr. Sein Blick war während Harlow's Monolog immer mehr gesunken und nun im Bordstein verankert. Harlow biss sich nervös auf die Unterlippe und griff nach seinen Wangen, um seinen Kopf anzuheben, damit sie wieder Augenkontakt herstellen konnten, "Ich kenne dich, Kingsley", murmelte der Blonde ruhig, "und ich weiß, dass du gerade mit dir kämpfst, ob du es mir glauben sollst oder nicht. Ich weiß, dass du kein großer Redner bist und mehr mit deinen Taten agierst. Du hasst es, wenn wir über uns reden."

Ein tiefes Grollen entkam Kingsley's Kehle, als er einen weiteren Angriff startete, in dem er mit seinem rechten Bein ausholte. Sein Fuß wurde jedoch problemlos von Harlow abgefangen, ebenso wie der geplante Seitenhieb, der mit Harlow's Unterarm geblockt wurde. "Das hab ich auch gewusst", schnaubte Harlow belustigt. "Und was willst du damit bewirken, du Idiot?!", knurrte Kingsley beleidigt.

"Ich will damit sagen, dass ich weiß, was du willst und was du brauchst, King", sprach der Blonde, "wir haben beide eine sehr unterschiedliche Art, um unsere Gefühle auszudrücken. Du hast es auf meine Art versucht, indem du mir die Wahl abnehmen wolltest. Es war zwar nicht richtig, aber ich weiß, dass du es nur gut gemeint hast. Jetzt bin ich dran."

Interessiert zog Kingsley eine Augenbraue nach oben, "ach ja? Und was ist dann meine Art meine Gefühle aus zudrücken?"

Harlow begann, schief zu grinsen, "ganz einfach. Ich werde dich nicht gehen lassen."

Kingsley's ernste Mime wurde sogleich mit einem amüsierten Grinsen verzogen. Die Lippen aufeinander gepresst, versuchte er ein Lachen zu unterdrücken, was jedoch schließlich durchbrach und er es nicht mehr zurückhalten konnte, "du willst was?", fragte Kingsley, nachdem er sich beruhigt hatte und lehnte sich entspannt an die Hauswand, die Arme verkreuzt.

"Ich werd dich nicht gehen lassen."

"Ach und wie?"

"Genau so", sprach Harlow, griff ohne zu zögern nach Kingsley's Schläfen und schlug deinen Kopf gegen die Backsteinmauer.

Bewusstlos sackte Kingsley in sich zusammen, doch Harlow hielt ihn natürlich vor dem Aufprall auf. In einem Zug konnte er Kingsley ohne Probleme hochheben. Seine Hände an Kingsley's Unterseiten der Oberschenkel, der Kleinere an seine Brust gedrückt und dessen Arme über Harlow's Schultern gelegt.

"So viel Temperament und doch so wenig Gewicht", hauchte Harlow amüsiert, sein Mund direkt an Kingsley's Wange, der er sogleich auch einen sanften Kuss verpasste, "trotzdem bist du mir das Liebste auf der Welt."


Zurück in ihrer und Freya's Wohnung legte Harlow den bewusstlosen Kingsley fürsorglich auf die Couch ab und musterte sein schlafendes Äußeres für einen Moment. Harlow's Zähne verfingen sich wieder in seiner Unterlippe, die Nervosität brachte sein Herz zum schneller schlagen. Zum Schluss griff er noch nach der Decke, die über der Sofalehne lag und deckte Kingsley damit bis zum Kinn zu, ehe er sich auf den Sessel schräg gegenüber setzte.

Mit wippenden Füßen beobachtete Kingsley weiter, sein Herz drohte bald, aus dem Brustkorb zu springen. Kingsley sollte endlich wieder aufwachen, diese halbe Stunde für den Rückweg war schon mehr als genug für den Blonden.

"Harlow?", rief Freya, die gerade zur Eingangstür reinkam und ins Wohnzimmer kam, "zum Glück bist du da", seufzte sie erleichtert, als sie ihren Freund erblickte, doch stockte, als sie Kingsley auf dem Sofa sah, "geht es im gut?"

"Ja", murmelte Harlow, "er ist nur bewusstlos." Freya trat ein paar Schritte mehr in den Raum und musterte verwirrt die Szenerie, "was ist denn passiert? Wechselt ihr euch jetzt immer ab? Mal bist du bewusstlos, dann er."

Leise lachte Harlow bei dem Kommentar, "wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit. Es sollte sich geklärt haben, sobald er aufwacht." Die Braunhaarige zögerte jedoch unsicher, "und was machst du jetzt?"

"Auf ihn warten."

Freya biss sich fest auf die Innenseite ihrer Wange und nickte verstehend, "willst du... darüber reden?", bot sie Harlow an, der schüttelte jedoch wortlos den Kopf, "na gut", gab Freya nach, "aber ich bin für dich da. Griffon und Maeve natürlich auch."

"Tut mir wirklich leid", entschuldigte Harlow sich aufrichtig. Freya seufzte, "du musst dich nicht entschuldigen. Niemand ist dir Böse. Weißt du, du kümmerst dich so sehr um unser Wohlergehen, da ist es in Ordnung, wenn du dich auch mal um deins kümmerst. Das ist das Mindeste, was du dir verdient hast."

"Danke", murmelte Harlow lächelnd, "du bist die Beste."

"Ich weiß", kam es grinsend zurück, ehe sie sich in Richtung ihres Zimmers begab, "und jetzt beruhig dich lieber mal, du hüpfst ja gleich vor Aufregung vom Stuhl runter", lachte sie noch, "vielleicht beruhigt es dich ja, zu wissen, dass Kingsley zuvor genauso da saß und auf dich gewartet hat."

Ihre Zimmertür öffnete und schloss sich, Harlow blieb somit mit einem sanften Lächeln zurück, "ja, das tut es tatsächlich", antwortete er leise zu sich selbst, seine Augen immer noch auf Kingsley haftend.

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