🌟Kapitel 21🌟


"Freya, ich bin mir ziemlich sicher, dass Paxton das nicht unter 'geht an die Arbeit' verstand", stellte Griffon in den Raum, während Freya eifrig die hohen Bücherregale im Archiv der Schutzzone absuchte, "wonach genau suchst du überhaupt?", fügte der Schwarzhaarige verwirrt hinzu.

"Es muss doch irgendwo Bücher über die Bändiger geben! Vielleicht werden die uns in irgendeiner Weise bei dieser unbekannten Soldatin helfen", erklärte Freya nachdenklich. "Du hast Harlow doch gehört", antwortete Griffon, "sie wird wohl keine Bändigerin sein."

"Aber was wenn doch?", erwiderte Freya und blickte ihren Freund an, "ich mein, was soll sie stattdessen sein? Ein Mensch? Eine Fee? Sie muss zu Harlow und Kingsley gehören!"

Griffon brummte leise und wippte mit dem Kopf, "ich weiß nicht so recht. Harlow hatte schon gute Argumente."

"Ja, aber Harlow dachte auch bereits, dass er der letzte Bändiger überhaupt wäre", gab Freya schulterzuckend zurück, "und wir wissen beide, wie das geendet ist. Wir wissen nichts über die Bändiger, weil Harlow nie darüber reden will, aber es muss doch was geben."

Griffon seufzte, kaute auf der Unterlippe herum und sah sich unsicher um, doch hinderte die Größere nicht auf.

"Hier!", rief Freya schließlich siegreich und zog eine Reihe von alten Büchern aus dem Regal, "die Kultur der Bändiger, der letzte Krieg der Bändiger, Fakten und Allgemeines über die Bändiger, das Mysterium um die Bändiger...", las sie ein paar der Titel vor, lief an Griffon vorbei und stellte den Stapel auf einem der leeren Tische ab.

"Es fühlt sich irgendwie falsch an", gab Griffon zu bedenken, "im Bezug auf Harlow, meine ich. Fühlt sich so an, als würden wir in seiner Privatsphäre rumschnüffeln."

"Du reagierst über", beruhigte Freya ihn gelassen, "es sind einfach Fakten über die Bändiger, was soll so schlimm daran sein? Interessiert es dich kein Stück, was in ihnen steht?"

"Doch, schon", murmelte Griffon und gab sich dann seufzend geschlagen, "na schön", er setzte sich widerwillig auf einen der Stühle. Freya grinste breit und ließ sich neben ihn nieder, "perfekt! Du nimmst dir das hier und ich fang mit dem Buch an." Beide fingen somit an, die inforeichen Bücher zu verschlingen.

"Das Buch hier ist super praktisch", gab Freya an und zeigte es Griffon nach ungefähr Zehn Minuten, "hier sind allerlei allgemeine Fakten. Wusstest du, dass Bändiger eine durchschnittliche Lebensdauer von 5000 Jahren haben? Kein Wunder, dass Kingsley immer so herablassend redet. Sie werden uns beide vermutlich bei weitem überleben", erklärte sie nachdenklich.

"Wirklich merkwürdig", kommentierte Griffon, "ich weiß nicht mal, wie alt Harlow überhaupt ist. Langsam kommt es mir so vor, als wären wir nie wirklich befreundet gewesen. Wir wissen fast nichts über ihn."

"da hast du recht", seufzte Freya niedergeschlagen. "Hier in meinem Buch steht, dass Die Bändiger schätzungsweise 900 Jahre auf die Akademie gehen", warf Griffon ein, weshalb Freya sich über das Gesicht wischte. "Und Harlow hat mal erzählt, dass der Krieg fast gleichzeitig mit seinem Abschluss anfing. Der Krieg dauerte fast 500 Jahre und seit Kriegsende sind ebenfalls 500 Jahre vergangen."

"Also ist Harlow in etwa 2000 Jahre alt?!", zischte Griffon schockiert, "oh wow, das ist extrem viel. Wir beide sind nicht einmal 300 Jahre alt! Harlow ist ja gefühlt ein alter Mann."

"Naja", murmelte Freya und blätterte ein paar Seiten zurück, "hier guck mal, der Autor hat einen Zeitstrahl integriert. Die Kindheit von Bändigern endet mit dem Beginn der Akademie, also mit 100 Jahren. Die Akademiezeit über sind sie Teenager und ab 2500 Jahren sind sie richtig Erwachsen. Harlow ist demnach auf der gleichen Entwicklungsstufe wie wir, ungefähr zumindest."

"Oh man, so viele Zahlen", murrte Griffon, "hast du sonst noch was Interessantes entdeckt?"

"Mhm... laut dem Buch gab es einst Hunderte Millionen von Bändigern, sonst habe ich auch noch nichts weiteres gefunden. Zum Krieg gibt es keine Infos. Ich glaub, es wurde noch davor verfasst und veröffentlicht."

"In dem hier geht es größtenteils um den Krieg", präsentierte Griffon und legte das aufgeschlagene Buch zwischen ihnen auf den Tisch, "das hier ist eine Karte von Aither, der Kontinent der Bändiger. Rechts oben ist die Hauptstadt Akathen."

"Akathen sagt mir etwas", überlegte Freya leise und musterte die Karte. Griffon schnaubte amüsiert, "ich musste auch kurz überlegen, aber soweit ich mich erinnere, kommen da Harlow und Kingsley her."

"Oh, stimmt!", fiel es Freya wieder, "steht da noch mehr?"

"Also angeblich fing alles mit einer Organisation an, die der Orden der Unendlichkeit hieß. Sie haben sich gegen künftige Pläne über die Zusammenarbeit mit Feen und Menschen gestellt haben. Sie wollten lieber, dass die Bändiger unter sich bleiben, statt Wissen und Technologien zu teilen und sich auch nicht mit den anderen Zivilisationen vermischen wollten. Manche forderten sogar, die anderen Völker ausmerzen, um das eigene Reich zu vergrößern."

"Klingt ja ganz schön nach Kingsley", murmelte Freya. Griffon zuckte mit den Schultern und erzählte weiter: "Bald darauf gab es dann wohl eine eine weitere Gruppe, die sich Die Engel von Akathen nannte und eigentlich das genaue Gegenteil war. Die Situation ist irgendwann so sehr eskaliert, dass ein Attentat auf Akathen ausgeübt wurde. Ein Drittel der Stadt wurde zerstört und mehrere Millionen starben. Angeblich sei das der erste Dominostein gewesen. Die acht größten Städte schlossen sich einer der beiden Gruppierungen an -es endete im vier zu vier- und damit begann der Krieg."

"Steht irgendwas darüber, wie der Krieg endete?", fragte Freya neugierig nach, doch Griffon schüttelte den Kopf. "Hier steht, dass es nicht klar es, wie es endete. Sämtliche Wege nach Aither sind unzugänglich, angeblich wurde alles durch die Bändiger selbst versiegelt. Es wird vermutet, dass sich die Bändiger nach 500 Jahren Krieg im Kreuzfeuer gegenseitig ausgelöscht haben sollen. Offiziell gelten sie als ausgestorben."

Freya nickte verstehend und lehnte sich zurück, "oh man, ganz schön schwierig. Laut Kingsley haben ja einige überlebt und sich unter die beiden anderen Völker gemischt, bis er alle ausgelöscht hat."

Griffon kräuselte die Stirn und stützte sein Kinn auf seiner Hand ab, "aber das macht doch keinen Sinn. Wenn dieser Orden der Unendlichkeit so strikt gegen die 'Vermischung der Zivilisationen' waren, dann würden sie sich doch niemals bei anderen Völkern niederlassen."

"Guter Punkt", meinte Freya zögerlich, "vielleicht haben ja nur diese Engel von Akathen überlebt?"

"Aber warum bleiben sie dann nicht auf Aither? Wenn es die einzigen Überlebenden waren, hätten sie dann doch auch in ihrer Heimat bleiben können."

Freya atmete einmal tief ein und brauchte einen kurzen Moment, um den Infozuschuss zu verarbeiten, "ich habe keinen blassen Schimmer", gab sie dann zu und strich sich einige Strähnen hinter ihre Ohren, "es würde aber auch keinen Sinn machen, wenn Kingsley gelogen hat. Warum sollte er sich vor Harlow extra in ein so schlechtes Licht stellen?"

"Spielt es überhaupt eine Rolle?", fragte Griffon, "wir haben immer noch keine Ahnung, wer diese unbekannte Soldatin sein könnte."

"Ich weiß, ich weiß", brummte Freya und vertiefte sich wieder im Buch, als Griffon's Handy rappelte. "Ich komme gleich wieder", sprach er zu der Gelockten, die wortlos nickte.

Während Griffon den Raum verließ, blätterte Freya weiter und fand das Kapitel über den ersten Attentat auf Akathen. "Laut alten Briefen und Aufnahmen war der Attentat auf die hochangesehene Akademie in Akathen geplant, verfehlte diese jedoch und traf Großteile der ärmlicheren Wohngegenden", las sie neugierig für sich selbst, "einige Jahre später stand Akathen ein zweites Mal in Flammen, vermutet wird ein Verrat von innen, doch genauere Details gibt es nicht."

Freya las sich die Zeilen noch ein Paar mal leise selbst, schmiedete bereits den Verdacht, dass ein gewisser, weißhaariger Bändiger für diesen angeblichen Verrat von innen verantwortlich gewesen sein könnte -da Harlow bereits so etwas schonmal erwähnt hatte- als Griffon wieder in den Raum platzte. "Freya!", rief er panisch, "wir müssen sofort los!"

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