🌟Kapitel 20 🌟


"Kingsley", rief Harlow den Kleineren herbei und umfasste direkt seine Hand, sobald sie das große Gebäude betraten, Freya und Griffon ein paar Schritte vor ihnen. "Ach wie süß von dir, Händchen halten. Hast du etwa Angst, dass ich von jemanden weggeschnappt werde, Halo?", triezte Kingsley ihn sofort, doch bemerkte bereits nach den ersten zwei Gängen, dass der Blonde andere Beweggründe hatte.

Sobald Kingsley nämlich auch nur eine Schritt in die falsche Richtung ging, zog Harlow ihn gnadenlos mit sich. "Vorhin haben wir noch so schön in Erinnerungen geschwelgt und jetzt traust du mir keinen Meter mehr", schnaubte Kingsley beleidigt. Harlow grinste ihn bloß an, "wir wissen jawohl beide, dass es notwendig ist." Da konnte Kingsley ihm allerdings nicht widersprechen.

Jedes Mal rollte der Kleinere mit den Augen, wenn eine Fee an ihnen vorbei lief und Harlow freudig begrüßte, somit so ziemlich jede. Verwundern tat es ihn allerdings kein Stück, dass Harlow anscheinend bei vielen sehr gut ankam. Damals auf der Akademie war es dasselbe Spielchen.

Griffon führte die Truppe schließlich zu Paxton in den großen Konferenzraum. Dieser bestand aus einen großen runden Tisch, ebenso mit Computern, Schreibtischen und einem großen Monitor an einer der Wänden, wo bereits zwei weitere Feen am arbeiten waren.

"Harlow, mein Freund!", begrüßte Paxton den Bänder grinsend und schüttelte ihm ausgiebig die Hand. Er war ein kleiner, dicklicher Mann mit gräulichen, kurzen Haaren, einem Bart und Brille. Für Kingsley kam er rüber wie eine Witzfigur aus einem Kinderbuch.

"Es ist schön, dich wiederzusehen, Paxton", lächelte Harlow ihn an, hielt immer noch eisern Kingsley's Hand. "Und das ist also Kingsley. Willkommen", begrüßte Paxton den anderen ein wenig distanzierter und hielt auch ihm die Hand hin. Widerwillig erwiderte Kingsley die Geste, "ganz nett hier", kommentierte er mit dem Blick auf der Ausstattung.

"Wieso hast du uns einberufen?", mischte sich Freya mit ein, die sich neben Harlow hingestellt hatte. "Aus mehreren Gründen", erklärte Paxton wage und lotste sie zu dem großen Konferenztisch, der ein eingebautes Display in der Mitte eingebaut hatte, "erstmal die wichtigen Dinge. Avery?"

Eine dunkelhäutige Frau mit langen Rasterlocken wendete sich von dem Display ab und drehte sich zu der Gruppe um, sie war größer und deutlich trainierter als Paxton, ebenso fehlte ihr gesamter linker Arm. "Harlow, schön, sie wieder hier zu haben", blieb die Frau professionell und nickte dem Blonden bloß zu, dieser erwiderte die Geste.

"Avery ist-", lehnte sich Freya zu Kingsley herüber, doch wurde von diesem direkt unterbrochen. "Sie ist das Militärsoberhaupt", erriet er, weshalb Freya überrascht blinzelte. "Woher weißt du das?", wollte sie verwirrt wissen. Kingsley schnaubte belustigt, "Soldaten erkennt man auf den ersten Blick."

"Wir haben schon länger den Verdacht, dass Sinistre etwas plant", schilderte Avery der Gruppe, "vor ein paar Tagen wurde einer unserer Außenposten angegriffen. Soweit wir wissen, war es nur von einer einzigen Person."

"Eine Person?!", fragte Freya nach, "das ist hirnrissig. Wer würde so waghalsig sein?"

"Haben wir Videomaterial von den Außenkameras?", stieg Harlow drauf ein und löste sich zum ersten Mal von Kingsley's Hand, um sich auf dem dunklen Holz abzustützen. Avery nickte und wischte über das Interface, während die Gruppe sich ringsherum um den Tisch gesellte und sich auf den Stühlen niederließ.

"Die Kameras ergatterten einen guten Blick auf den Angreifer- oder eher; die Angreiferin."
Ein holographisches Bild erschien aus dem Display heraus und spielte die Aufzeichnung der Kameras ab.

Man erkannte den Eingang und Vorhof des Außenpostens am späten Nachmittag. Eine Figur platzte ins Bild. Pechschwarze Haare in zwei Zöpfen, tiefdunkle Haut und gehüllt in der Kampfuniform von Sinistre.

"Eine Sinistre Soldatin?", fragte Freya das Offensichtliche. "Warum sollte Sinistre eine einzelne Soldatin zum Angriff schicken?", stieg Griffon mit ein, doch dies erledigte sich sogleich von selbst.

Zwei bewaffnete Feen traten ins Bild und hoben warnend ihre Pistolen, um die Soldatin vom weiterschreiten abzuhalten. Dies geschah auch. Die unbekannte Frau blieb stehen und hob wortlos ihre Hand, alle starrten wie gebannt auf die Projektion.

"Was tut sie-", erhob Griffon die Stimme, als eine abnormale Kraft eingesetzt wurde und die Aufnahme abrupt gestoppt wurde. "Das war vor wenigen Stunden", erklärte Avery, "wir haben sofort eine militärische Einheit hingeschickt. Der Außenposten liegt in Trümmern, nur wenige haben überlebt. Von der Soldatin keine Spur."

"Das ist unmöglich!", meinte Freya fassungslos und verkreuzte die Arme, "Sinistre lehnt alles übernatürliche strikt ab, sie würden niemals eine Fee in ihre Reihen lassen."

"Eine Fee mit solchen Kräften?", murmelte Harlow nachdenklich und spulte die Aufnahme zurück, um auf die Fremde zu zoomen. "Das war noch nicht alles", meinte Avery und übernahm die Steuerung, "das fanden wir im Boden eingestanzt. Scheinen irgendwelche Symbole zu sein, wir können sie allerdings nicht zuordnen."

Das Bild wechselte und präsentierte eine Ansicht von Oben auf den schmutzigen Untergrund, wo -in sauberer Reihe angeordnet- Zeichen eingraviert waren. "Was soll das bedeuten?", wunderte Griffon sich, runzelte verwirrt die Stirn. "Vielleicht sowas wie Koordinaten?", schätzte Freya hingegen und musterte die Botschaft, "es sieht zumindest aus wie Sternzeichen oder Konstellationen."

"Es ist ein Satz", mischte sich Kingsley zum ersten Mal mit ein, seine Füße auf dem teuren Tisch. Harlow seufzte und lehnte sich gänzlich nach hinten die Arme verschränkt und der Blick auf dem Hologramm. Sofort drehten sich sämtliche Köpfte zu den Beiden um.

Harlow atmete tief ein und schwenkte aus: "die Bändiger nahmen für ihre Schrift Inspiration am Himmelszelt und schrieben somit meist in Kreisen, Linien und Punkten."

"Die Bändiger?!", rief Griffon schockiert, Freya riss die Augen auf und Avery zog beide Augenbrauen nach oben. Stille breitete sich in der Gruppe aus. Freya musterte Harlow von der Seite, der beeindruckend ruhig schien. Kingsley's Gesicht war angespannt, die Füße rutschten vom Tisch.

"Wie kannst du so gefasst sein, Harlow?", bemerkte auch Griffon, "ich mein, muss dieses... Wesen dann nicht eine von euch sein?"

"Die Bändiger sind tot", brachte Harlow heraus, stützte seinen Arm an der Lehne des Stuhls, "außerdem würde ich fühlen, wenn sich eine so starke Kraft in meinem Umfeld befände. Was auch immer sie ist, eine Bändigerin ist es nicht. Die Botschaft besteht nur aus zusammenhangslosen Worten."

"Warum dann die Nachricht in eurer Schrift? Und diese extreme Kraft? Ist es möglicherweise eine neue Lebensform?", fragte Avery in einem besorgten Unterton nach. Harlow seufzte und rieb sich die Schläfen, "ich weiß es nicht."

"Also, Harlow...", räusperte Paxton sich, "es gibt da noch etwas, worüber ich mit dir reden möchte. Avery, Griffon, ihr solltet wieder an eure Arbeit gehen. Freya geh du bitte mit Griffon."

Avery nickte verstehend und verließ ohne ein weiteres Wort den Tisch. Griffon und Freya zögerten jedoch, schienen für einen Moment protestieren zu wollen, doch gaben sich dann hin. Freya klopfte beim weggehen Harlow mitfühlend auf die Schulter.

"Harlow, ich muss dir dringend von dem bevorstehendem Event erzählen", begann Paxton und stellte sich näher zu dem Bändiger, dessen Aufmerksamkeit immer noch auf der Botschaft lag, "sie ist sehr wichtig für unsere Schutzzone und ich möchte, dass du mit Freya daran teilnimmst."

"Klar", murmelte Harlow neutral, ohne seinen Blick abzuwenden Paxton seufzte und zog Harlow etwas widerwillig von dem Tisch weg und in eine ruhigere Ecke, "Harlow, das Event ist eine Gala, bei der zahlreiche Leute anwesend sein werde. Feen sowie Menschen des Parlaments, es ist überaus wichtig, da sie über die Zukunft unserer Schutzzone entscheiden könnte."

"Wie bitte?", fragte Harlow fassungslos, "Paxton, wir können doch keine so große Gala veranstalten, wenn zur Zeit dieses Wesen frei herumläuft! Das ist viel zu gefährlich!"

"Ich weiß das, Harlow", ging Paxton geduldig auf ihn ein, "aber es ist unsere einzige Chance. Es geht um künftige Kompromisse und Abkommen zwischen Menschen und Feen, das ist überlebenswichtig! Wir können es nicht verlegen. Du bist eines unserer wichtigsten Mitglieder hier, ich verlange, dass du anwesend bist, ebenso wie Freya. Viele der Gäste möchten eben unseren berüchtigten letzten Bändiger kennenlernen."

Harlow schloss die Augen und atmete tief aus, "na schön", stimmte er ein, "Kingsley und ich-"

"Kingsley sollte während der Gala lieber... sicher verwahrt werden", unterbrach Paxton den Größeren sofort. "Keines Falls. Kingsley bleibt bei mir", stellte Harlow klar und zeigte auf den Blonden, der immer noch gelangweilt am Tisch saß, die Füße wieder auf dem dunklen Holz.

"Harlow, ich bitte dich", redete Paxton auf ihn ein, "wir müssen uns wirklich von unserer besten Seite zeigen. Kingsley würde das nur gefährden. Zudem würde es zu viele Fragen aufwerfen, wenn herauskommt, dass es doch nicht nur dich alleine gibt. Es sind nur ein paar Stunden. Ich bitte dich wirklich darum, alter Freund."

"Nun gut", murrte Harlow, "ich verstehe dich und willige ein. Allerdings muss ich jetzt dringend ein Gespräch mit ihm führen, war's das soweit?" Paxton lächelte überaus erleichtert und nickte, ließ Harlow somit wieder gehen und zu dem anderen Bändiger eilen.

"Kingsley", verkündete Harlow, seine Hand fand Platz auf Kingsley 's Schulter, "mitkommen."
Der Kleinere seufzte laut, "Ja, das hab ich bereits vermutet."

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