🌟Kapitel 18🌟

Vor 2000 Jahren

Kingsley und Harlow sind c.a 90 Jahre alt, somit im Menschenalter so 8 Jahre alt.

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Die angenehme Brise wehte über die hügelige Landschaft rundum Akathen, das Gras wehte im Einklang des warmen Windes. Doch im Vordergrund standen trotz dessen die vielen Kinder, die laut und fröhlich an den Grenzen Akathen's spielten.

Darunter auch der altbekannte Blondschopf, der seinen Blick auf einen abgelegenen Jungen gewendet hatte.

"Hey, du!", rief er über das Lachen der anderen Kinder hinweg und lief auf den Jungen mit den weißen Haaren zu. Beiden trugen ihre roten Gewänder, wie es für Kinder Akathen's üblich war. Der Junge ignorierte sein Ankommen komplett und konzentrierte sich auf das Buch in seinen Händen.

"Was tust du da?" fragte der Blonde mit den Sommersprossen und kniete sich vor ihn in das weiche Gras. Der andere Junge blickte nun auf und musterte ihn mit seinen blauen Augen, "sieht man das nicht?", kam es spitz zurück.

"Du liest."

"Na das ging ja schnell."

"Was liest du denn?"

"Geht dich nichts an."

Der Blonde ließ sich mit einem Mal im Gras nieder und grinste ihn trotz dessen kühler Art breit an. "Wie heißt du?"

"Ich habe noch keinen", gab der Weißhaarige unbeeindruckt zu und widmete sich wieder dem Buch. "Dann bist du eins von den Waisenkindern oder?", erriet der Blonde neugierig, "das heißt, du darfst dir zu Beginn der Akademie einen Namen selber aussuchen. Find ich toll, auch, wenn ich mit meinem Namen natürlich zufrieden bin. Ich bin Harlow."

"Namen haben keinerlei Bedeutung für mich", kommentierte der Namenlose, "sie sind Sinnlos."

Harlow kratzte sich am Ohr, "aber wenn sie keinen Nutzen hätten, warum haben wir dann welche?", gab er zurück, "irgendwie muss ich dich doch nennen. Ich lasse mir einen Spitznamen für dich einfallen."

Der Weihaarige seufzte laut und beließ es dabei. Harlow lugte interessiert über das Buch, weshalb der Andere es zuschlug und meinte: "Ameisenhirne wie du verstehen sowas eh nicht."

"Ach was, ich kenne das Buch sogar!", erwiderte Harlow, "das sind doch zusammengefasste Thesen und Vermutungen über die Obersten! Oh, oh, kennst du schon die Überlegung, dass sie ursprünglich aus Sternenstaub einer Supernova entsprangen und somit aus allen chemischen Stoffen bis auf Wasserstoff bestehen würden und sie deshalb so allwissend sind?!"

"Nein, war ich noch nicht."

Harlow presste die Lippen aufeinander und kratzte sich verlegen am Nacken, "oh, tut mir leid", entschuldigte er sich dann beschämt grinsend, ehe ihm ein Licht aufging und er mit großen Augen das Buch in beschlag nahm. "Hey!", beschwerte der Junge sich sofort, doch Harlow hielt es eisern fest. "Nein, warte, ich hab eine Idee! Nur ganz kurz!"

Der Weihaarige grollte tief und runzelte die Stirn, kleine Funkten sprühten ihm aus den geballten Fäusten, doch Harlow ließ sich davon nicht beirren und blätterte wild in dem Buch herum. "Hier!", verkündete er dann erfreut und präsentierte ihm dann eine sortierte Aufzählung sämtlicher Planeten und Konstellationen, "hier finden wir bestimmt einen guten Namen für dich. So gut wie alle von denen wurden nach Obersten genannt."

"Ich will und brauche keinen Namen", murrte der Junge genervt, als Harlow's Augen über die Zeilen flogen. "wie wärs mit Severin? Hier steht, dass er ein sehr ernsthafter, doch mächtiger Bändiger war, weshalb eine Konstellation nach ihm benannt worden, in dem Zwölf Planeten in strenger Anordnung stehen müssen", schlug der Blonde vor, doch verwarf die Idee bei dem Blick seines Gegenübers schnell wieder.

Seufzend blätterte Harlow eine Seite weiter, "okay, was ist denn mit Arian? Klingt doch süß."

"Süß?! Niemand will einen süßen Namen haben, du Idiot."

"Warum denn nicht? Süß ist doch was Gutes. Deine Haare sind süß. Wieso sind sie eigentlich weiß? Sind sie immer so?"

Der Junge stöhnte genervt, "stellst du immer so nervige Fragen?", wollte er dann von dem Blonden wissen. "Ich glaub schon", kam gleichgültig zurück, "bin einfach neugierig. Deine Augenbrauen sind dunkel, also müsstest du eigentlich eine andere Haarfarbe besitzen."

"War ein Unfall", erklärte der Weißhaarige bloß abweisend drauf. Harlow blickte auf und musterte den Jungen, "mit deiner Elektro-Fähigkeit, oder?", schätzte er dann, "mir sind die Striemen an deinen Handgelenken aufgefallen, als du umgeblättert hast. Von deinem blitzartigen Mal über Auge und Augenbraue muss ich erst gar nicht anfangen."

Der Junge schnaubte und zog seine Ärmel über die Hände, "gut geraten, Ameisenhirn."
"Das war nicht geraten", meinte Harlow ernst, "Deine Fähigkeit scheint eine sehr hohe Spannung zu beinhalten. Der Körper erschafft erst nach etwa 100 Jahren eine vollständige Immunität gegen die eigene Fähigkeit, deshalb sind aktive Fähigkeiten wie deine besonders gefährlich für einen selbst. Ich hab jetzt einfach mal geschätzt, dass eine so hohe Spannung aufgetreten ist, dass sie sogar die Pigmente aus deinen Haarfollikeln gezogen oder zerstört haben. Daher das Weiß."

Harlow grinste ihn breit ein, weil er genau wusste, dass er recht hatte. Das wortlose Schnauben seines Gegenübers bestätigte ihm das nur. Zufrieden wendete er sich wieder dem Buch zu, "was ist denn mit-"

"Gib mir mein Buch", verlangte der Weißhaarige und riss ihm das Buch aus den Händen. "Jetzt sei nicht beleidigt", triezte Harlow ihn und stupste ihn in die Seiten, weshalb der Junge seine Hand wegschlug, "wir Ameisenhirne haben manchmal eben doch was drauf."

"Was auch immer", brummte der Junge, überflog die Seite und zeigte dann auf eine bestimmte Stelle. "Ich nehme den." Sofort lehnte Harlow sich nach vorne. Unsicher bewegte er seinen blonden Wuschelkopf hin und her.

"Was?", fragte der Junge bei Harlow's Reaktion gereizt, "was ist so falsch an Kingsley?"

"Ich mag die Geschichte einfach nicht", gab Harlow ehrlich zu und zuckte mit den Schultern.

Der Junge runzelte die Stirn, "warum?", überkam ihm nun die Neugier.

"Sie ist so traurig. Ich mag keine traurigen Geschichten."

Davon ließ der Weißhaarige sich nicht beeindrucken, "ich kenne sie nicht."

Harlow sah dies als Einladung setzte sich aufrichtiger hin, "Kingsley stirbt am Ende der Geschichte. Angeblich lebte er als König zu Zeiten der Monarchien ganz in der Nähe von Akathen. Er liebte die Sterne so sehr, dass er alles zurückließ. Seine Familie, seine Freunde und sogar sein eigenes Volk. Alle ließ er arbeiten, um einen Turm bis zu den Sternen zu bauen."

"Klingt hirnrissig", brummte der Junge, doch Harlow ignorierte ihn und erzählte weiter. "angeblich hatte er sogar Visionen von Planeten und Engeln und alles. Als die Liebe zur Sucht wurde, erklomm er voller Habgier den Turm und versuchte nach den Sternen zu greifen, doch der Turm stürzte ein. Kurz bevor er in die Tiefe stürzte, erkannte er die Engel aus seinen Vision, doch sie ließen ihn fallen. Kingsley starb beim Aufprall am Fuße seines Turms und mit dem Blick auf seine geliebten Sternen gerichtet. Jahrhunderte später fand man einen kalten und nicht lebensfähigen Planeten, den man nach ihm benannte, weil er fernab von jeglichen anderen und genauso einsam ist, wie es Kingsley gewesen sein musste. Manche glauben sogar, nach seinem Ableben, wäre er zu eben diesem Planeten geworden."

Der Junge schwieg für einen Moment, nachdem Harlow die Geschichte beendet hatte, ehe er meinte: "Die Geschichte ist langweilig." Harlow zog stark die Luft ein, "ist sie nicht!"

"Ich nehme den Namen trotzdem", behaarte der Junge, "dann kannst du mich nicht mehr deshalb nerven."

"Ach, ich finde bestimmt etwas anderes zum nerven. Meine Schwestern meinen zumindest immer, dass ich ständig was neues finde", grinste Harlow, "aber fang ja nicht auch noch an, irgendwelche Türme zu bauen." Kingsley prustete, zum ersten mal bildete sich ein leichtes Schmunzeln auf seinen Lippen, "stand jetzt nicht auf meiner Liste."

"Naja", meinte Harlow schulterzuckend, "wenn nicht, dann kann ich dich ja auffangen, wenn du runterfällst, Kingsley."

Kingsley schnaubte, "Ich brauche deine Hilfe nicht." Harlow verdrehte grinsend die Augen, "natürlich nicht, aber es ist trotzdem besser."

"Ach ja?", provozierte Kingsley ihn, "wofür sollte ich dich je brauchen?" Harlow schnalzet daraufhin mit der Zunge, als hätte er nur auf die Frage gewartet und griff sofort nach Kingsley 's Armen.

"Hierfür zum Beispiel", sprach er noch, bevor seine Augen und Hände zu leuchten begannen und die dunklen Striemen auf Kingsley 's Armen langsam verschwanden. Zufrieden grinsend ließ er von dem Weißhaarigen wieder ab, der neugierig seine gesunde Haut musterte.

"Beeindruckend, oder?", stichelte Harlow, "Du bist erstaunt, ich sehe das an deinem Gesicht. Gib's ruhig zu."

"Sie ist ganz okay", kam es bloß zurück. Harlow blickte kurz über die Schulter zu den anderen Kindern, "kommst du mit zu den anderen? Sieht aus, als würden sie was lustiges spielen."

"Die anderen sind nervig", grollte Kingsley, "und spielen ist etwas für Babys."
"Ist es nicht!", protestierte Harlow, "ich spiele gerne und bin kein Baby mehr." Kingsley schnaubte, ein fieses Grinsen auf den Lippen, "im Kopf schon."

Harlow atmete tief ein und sag ihn beleidigt an, "wie fies. Manche Spiele sind wirklich toll. Ich wette, du hast nur Angst, zu verlieren."
"Ach ja?", ging Kingsley drauf ein, "dann wetten wir eben."

"Super!", Harlow klatschte begeistert in die Hände, da er Kingsley überredet bekommen hatte. "Der Sieger hat einen Wunsch frei", beschloss Kingsley und stand schließlich vom Gras auf, klappte das Buch zusammen, "und ich suche das Spiel aus."
Harlow zuckte neutral mit den Schultern, stimmte somit zu und stellte sich ebenso hin, bemerkte dabei, dass Kingsley knapp einen halben Kopf größer war.

Kingsley kommentierte die Situation zwar nicht, doch das stetige Grinsen und den prüfenden, auf Harlow gerichteten Blick verriet trotzdem das Nötigste. "Was willst du spielen?, fragte der Blonde schließlich.

Kingsley biss sich auf die Unterlippe, als ihm sogleich eine Idee in den Kopf kam, "Held und Schurke."

Harlow grinste breit, "Ich liebe das Spiel, bin dabei! Ich will aber der Held sein!"

Zufrieden nickte Kingsley, "ich wollte sowieso der Schurke sein."

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