🌟Kapitel 11🌟


Ein Monat verging, in dem Harlow wieder in seinen Tiefschlaf verfallen war.

Kingsley konnte garnicht in Wörtern beschreiben, wie langweilig ihm in dieser Zeit war. Sogar an der Ausrüstung herumpfuschen verlor langsam seinen Reiz.

Somit saß der besagte Bändiger gerade in der Küche, die Überreste des Toasters lagen verstreut auf dem Esstisch, während Kingsley an diesem herumarbeitete.

Er vernahm ein Rascheln im Nebenraum, nahm an, dass Freya wieder von ihrer Mission mit Griffon gekommen war.

Somit ignorierte er die Geräusche und bekam auch leider erst spät mit, als ein gewisser Jemand die Küche betrat und am Eingang stehenblieb.

"Morgen", entkam es Harlow's kratziger Stimme, Kingsley fiel beinahe der Schraubenzieher herunter, sein Knie knallte gegen das Tischbein. Der Blondschopf drehte sich in Windeseile zu dem anderen Bändiger um und starrte ihn wortlos an.

Harlow schien noch im Halbschlaf unterwegs zu sein, seine Augen waren nur teils geweitet, seine Haare standen zu Berge und er lehnte erschöpft am Türrahmen. "Morgen?", fragte Kingsley schließlich ungläubig und guckte auf seine selbstgebaute Armbanduhr, "es ist 7 p.m."

Harlow rieb sich unbeeindruckt das linke Auge, "fühlt sich aber wie morgens an", murrte er dazu und stieß sich vom Türrahmen ab, stolperte ein paar Schritte nach vorne und kippte beinahe zur Seite um, konnte sich jedoch am Tresen abstützen.

"Ein Monat seit deinem letzten Aufwachen", gab Kingsley preis und drehte eine Schraube fest, "sonderlich fit siehst du noch nicht aus."
"Nur müde", verteidigte Harlow sich direkt und griff an den oberen Schrank, um sich ein Glas herauszuholen, "bin aus einem Alptraum aufgeschreckt."

"Pass auf das Glas auf", kommentierte Kingsley nur, ehe es auch schon zu spät war und das Glas in der Spüle in tausende Stücke zerbrach. "Verflucht", murrte Harlow seufzend und versuchte das Zittern seiner Hände zu unterdrücken. "Einer deiner kleinen Anhängsel kann das später saubermachen", gab Kingsley neutral von sich und stand vom Holzstuhl auf, um ebenfalls ein Glas aus dem Schrank zu holen.

"Sie sind keine Anhängsel", protestierte Harlow leise, während Kingsley das Glas mit Leitungswasser auffüllte. "Wovon hast du geträumt?", entkam es Kingsley nun jedoch neugierig. Harlow runzelte die Stirn, "du interessierst dich für meine Träume?"

"Ich kann das Glas auch selber austrinken", kam daraufhin zurück, gefolgt von einem Schluck aus dem Glas von Kingsley 's Seite aus. Harlow seufzte und nutzte seine Telekinese um ein weiteres Glas aus dem Schrank zu holen. Kingsley entriss es ihm sogleich, "du kannst deine Fähigkeiten nicht einfach so wieder aufbrauchen, du Idiot!", zischte er, "du weißt, dass es nicht gut ist, wenn du nach einem Tiefschlaf direkt wieder deine Fähigkeiten einsetzt."

"Nun, es ist auch nicht gut, wenn man seit knapp zwei Monaten nichts mehr getrunken hat", konterte Harlow. "Dann sag mir doch einfach, wovon du geträumt hast, Halo. Das ist doch nicht so schwer."

Harlow sah ihn widerwillig an, ehe er seinen Blick zu seinen Füßen wendete, "Ich träume oft von früher", gab er dann schließlich zu, Kingsley zuckte mit den Schultern. "Der Krieg war für alle eine harte Zeit, da bleibt halt was hängen", gab er so mitfühlend wie möglich zu.

"Nein", schüttelte Harlow jedoch den Kopf, "ich meine vor dem Krieg. Damals, als wir noch in Akathen lebten. Die Zeit in der Akademie. Sowas halt."

Nun drehte Kingsley sich mehr zu ihm um, "Alpträume über die Zeit vor dem Krieg?", fragte er nochmal verständnislos nach. "Ja", knurrte Harlow, "jetzt her mit dem Glas."
"Warum solltest du Alpträume von der Zeit in der Akademie haben?", blieb Kingsley jedoch hartnäckig. "Kingsley, ich will und werde mit dir darüber jetzt nicht reden. Mein Hals kratzt, also gib mir endlich das Wasser", forderte Harlow ungeduldig.

Kingsley rollte mit den Augen und überreichte ihm das Wasserglas, "unverständlich, wie du über dieses Zeit Alpträume haben könntest", gab er von sich, während Harlow das Glas exte. "Wo ist Freya?", fragte dieser dann jedoch, ging nicht weiter auf das Thema ein. "Offensichtlich weg, huh?", kam es beleidigt von Kingsley.

Harlow blickte ihn genervt an, "Kingsley", hauchte er ruhig, "ich habe keine Nerven gerade dafür."
"Sie ist auf einer Mission mit dem Zwerg, du Diva", murrte Kingsley. Harlow nickte zufrieden und rieb sich die Schläfen.

Ein Moment der Stille verging, Harlow schien sich kurz fassen zu müssen. "Du solltest wieder in den Tiefschlaf", meinte Kingsley und verschränkte die Arme. "Mir geht's gut, nur ein bisschen schwindelig, das ist anfangs immer so", winkte Harlow jedoch ab.

"Ach ja?", fragte Kingsley nachdrücklich und näherte sich Harlow, dieser blieb verwirrt stehen. "Ja?", murmelte er leise und blickte in Kingsley 's blaue Augen. "Was ist 8564 Mal 7102?"

"Ein nervtötender Versuch, mir vorzuhalten, dass es mir nicht gut geht", knurrte Harlow geradewegs heraus. "Nicht schlecht", gab Kingsley mit einem Grinsen von sich, "aber die Antwort wäre 60821528."

"Das ist mir zu blöd", gab Harlow von sich, "ich muss noch einiges an Equipment überprüfen", sprach er und drehte sich um und machte Anstalten zu gehen. Kingsley allerdings ergriff ihn am Kragen und zog ihn zu sich zurück.

Harlow taumelte bei dem aufkommenden Schwindelgefühl und knallte mit dem Rücken an Kingsley 's Brust, die Arme des Kleineren schlangen sich direkt um Harlow's Hüfte und Oberkörper. "Du gehst jetzt zurück ins Bett und ruhst dich aus", raunte Kingsley in sein Ohr, Harlow bemerkte -neben der angenehmen Gänsehaut auf seinem Rücken- das Stechen im Hinterkopf, dass darauf hinwies, dass Kingsley versuchte, seine Manipulation an ihm auszuüben.

"Netter Versuch, Kingsley", schnaubte Harlow belustigt, "aber deine Fähigkeiten werden momentan unterdrückt, das weiß ich auch im Halbschlaf", fügte er noch hinzu.

"Schade", meinte Kingsley, Harlow konnte das Grinsen fast schon aus dem Wort heraushören, "ich wollte dich gerade dazu bringen, mich zu küssen."
Harlow's Grinsen wuchs mit einem Mal. Geschwind drehte er sich innerhalb von Kingsley 's Armen um, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Seine Armen schlangen sich um Kingsley's Hals.

"Mhm, also das scheint wohl zu wirken", säuselte Harlow zurück und biss sich auf die Unterlippe. Kingsley grinste zurück, seine Hände fuhren herunter zu Harlow's Hüften. Sein Gesicht näherte sich dem von Harlow, ihre Nasenspitzen berührten sich zaghaft. "Du bist so vorhersehbar, Halo", hauchte Kingsley sichtlich amüsiert. "Halt die Klappe", gab Harlow zurück und lehnte sich weiter nach vorne, doch zögerte dann aus einem unbekannten Grund. Sein Blick wechselte von Kingsley's Lippen zu seinen Augen, diese erwiderten seinen Blick. Kingsley stockte ebenso für einen Moment und machte ebenso keinen weiteren Schritt.

Harlow wusste nicht, woran es lag, aber er traute sich schlichtweg nicht. Es fühlte sich an, als wäre es ihr erster Kuss seit ihrer Trennung. Zumindest der erste, ungezwungene Kuss.

Im Endeffekt war es nicht mal klar, wer genau wen geküsst hatte. Beide lehnte sich zeitgleich nach vorne, ihre Lippen fielen oberflächlich aufeinander wie bei einem peinlichen Kuss zweier Teenager. Harlow musste sich eingestehen, dass er trotz dessen seit langem nicht mehr so glücklich war, wie in diesem kleinen Moment.

Sie lösten sich wieder voneinander und starrten sich an. Harlow öffnete seinen Mund, obwohl sein Kopf wie leer gefegt war, weshalb er ihn schnell wieder schloss und stattdessen als Zeichen sich wieder nach vorne stürzte. Kingsley kam ihm ein zweites Mal entgegen, diesmal knallten ihre Lippen aufeinander, beide gefasster und selbstbewusster diesmal. Ihre Augen schlossen sich direkt, ein Rhythmus bildete sich ebenso.

Kingsley drückte den Größeren an sich heran und rückte sie zum Esstisch, wo er die Überreste des Toasters einfach runter fegte. Harlow reagierte aus Reflex und verhinderte mithilfe seiner Telekinese, dass die Teile verstreut auf den Boden knallten und stattdessen lieber geordnet an einer Stelle Platz fanden.

Kingsley kommentierte das mit einem Schmunzeln zwischen dem Kuss und stieß mit seiner Zunge in Harlow's Mundhöhle ein, als der besagte Bändiger mit den Oberschenkeln an die Tischkante kam.

Harlow brummte überrascht, als Kingsley ihn ohne weiteres auf den Tisch beförderte und löste sich außer Puste aus dem Kuss. "Kurze Pause... mir ist schwindlig", keuchte Harlow und stützte sich an Kingsley 's Schulter. "Was? Etwa so aus der Übung?", stichelte Kingsley natürlich direkt, seine Lippen fuhren Harlow's Hals entlang. Harlow schnaubte bloß, doch grinste dann, "stehst du auf Zehnspitzen?", fragte er neckend und zischte dann, als Kingsley 'zufällig' gegen seine genähte Wunde kam.

"Oh, tut mir leid", kam es grinsend von dem Kleineren, ohne irgendwelche Anzeichen auf Gewissensbisse. "Tut es dir nicht", grummelte Harlow und lehnte seinen Kopf gegen Kingsley's. Der Kleinere brummte zustimmend und küsste seinen Hals entlang, Harlow schloss entspannt die Augen, der Schwindel ließ langsam wieder nach.

"Was hab ich seit letzen Mal so verpasst?", fragte Harlow schließlich leise und lehnte sich ihm mehr entgegen. "Nichts. Wortwörtlich nichts", murrte Kingsley und zog sich wieder zurück, "aber zugegebenermaßen bekomme ich nicht immer sonderlich viele Infos mitgeteilt."

Harlow nickte zustimmend, "wirkt die Gen-unterdrückende Substanz noch?", fragte er schließlich, bekam nur ein wissendes Grinsen zurück. "Ich hab doch so oder so dieses hübsche Schmuckstück an meinem Handgelenk", antwortete Kingsley und präsentierte das Armband. Harlow blieb unbeeindruckt davon, kannte seinen alten Freund nur zu gut und griff nach dem Armband. "Das beantwortet mir nicht die-"

Verwirrt runzelte er die Stirn und drehte das Armband mehrfach, "woher kommt das?", murmelte er leise, eher zu sich selbst. "Jetzt tu nicht so als wärs nicht von dir", schnaubte Kingsley, Harlow sah nun vom Armband zu ihm. "Von mir? Ich hab das nicht konstruiert, wie kommst du darauf?"

"Ach komm", blieb Kingsley stur, "das System ist auf einen Bändiger oder etwas der gleichen eingestellt. Diese Art von Technik so schlau zu verpacken würden die Primaten niemals hinbekommen."

"Kingsley, das ist nicht von mir", betonte Harlow nochmal, als plötzlich die Küchentür aufging und Freya zum Vorschein kam. Sie blinzelte mehrmals, hatte noch ihre Jacke und Stiefel an, einen Lederrucksack auf einer Seite aufgeschultert und musterte die Situation überrascht. Ihr Mund öffnete und schloss sie mehrfach.

"Stör ich?", fragte sie schließlich zögerlich. Daraufhin kam ein 'Natürlich nicht' von Harlow und ein 'Immer' von Kingsley zurück. "Ah", kommentierte Freya daraufhin nur und seufzte, "ihr seid wirklich unfassbar", murmelte sie leise, schüttelte den Kopf und schloss die Küchentür hinter sich wieder.

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