70 ⚜ Ich bin über sie hinweg

ELIZA

Ich beherrschte es einwandfrei, mein Leben unnötig kompliziert zu machen. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden mit Elijah und Rebekah zu schlafen war eine echte Meisterleistung.

Leider wurde ich im Anschluss von beiden Seiten mit Schweigen bestraft - als wäre es meine Schuld! Ich konnte nichts für meine Unwiderstehlichkeit!

Elijah war es besonders dann unangenehm, wenn seine Schwester in der Nähe war. Rebekah ahnte nichts von unserem kleinen... Erlebnis... und ich wollte es gerne dabei belassen.
Rebekah demonstrierte mir in jeder freien Sekunde, wie glücklich sie mit ihrem Neffen/Geliebten/Sohn ihres Bruders/Vampirjüngling war. Das war albern. Ich war nicht diejenige gewesen, die stöhnend in der Küche gestanden hatte. Dass Marcel ihr abgekauft hatte, dass zwischen uns nichts passiert war, war genauso merkwürdig. Er war noch naiver als Rebekah.

In den kommenden Wochen hatte ich die Mikaelsons also weitgehend gemieden und das Problem gelöst, indem ich mich vom Problem fernhielt.

Im Quarter war es trotzdem nervtötend ereignisreich. Die Hexen hatten ihren Urvampirhass auf ein neues Level erhoben und die Vampire reagierten mit einem Gegenangriff. Klaus schien die Situation unter Kontrolle zu haben, aber wie lange noch, bis es eskalierte?

Dann gab es da noch die eigentlichen Schwierigkeiten. Esther und ich lieferten uns einen inneren Kampf um Kontrolle. An manchen Tagen nutzte ich ihre Magie, an anderen fühlte ich mich schwach und nutzlos. Ich brauchte endlich dieses verdammte Grimoire und der einzige Weg es zu holen, war Elijah einzuweihen.

Ich war sämtliche Möglichkeiten durchgegangen und letztendlich blieb leider nur noch diese übrig.

Weil ich eine unangenehme Begegnung mit den anderen Mikaelsons zu verhindern versuchte, lud ich Elijah also in mein neues Apartment ein.

,,Du wolltest mich sprechen", begrüßte er mich, während wir auf dem Sofa Platz nahmen. Er musterte mich von der Seite, räusperte sich und ergriff das Wort. ,,Du und ich... Das hätte niemals passieren dürfen und ich nehme die Verantwortung dafür auf mich. Ich denke wir sind uns einig, dass wir das für uns behalten."

Ich verdrehte die Augen. Das war typisch Elijah, die Schuld auf sich zu nehmen. Aber ich wollte mich nicht beschweren. Ein Mikaelson, der tatsächlich Verantwortung übernahm und nicht an allem mir die Schuld gab, war erfrischend.

,,Das war kein Fehler, Elijah. Ich wollte es, du wolltest es und wir sind beide erwachsen."

Es war nie mein Anliegen gewesen, über jene Nacht zu sprechen, aber vielleicht konnte ich das Gespräch dadurch auf mein eigentliches Problem umleiten.

,,Ich hätte es nicht genießen sollen, Eliza. Meiner Schwester auf diese Weise wehzutun widerspricht meinen Prinzipien."

,,Du schuldest ihr aber nichts und ich auch nicht. Sie hat ihre Wahl getroffen und solange sie Marcel hinterherläuft, braucht sie nicht zu schmollen. Hättest du dich schuldig gefühlt, wenn Rebekah nicht meine Exfreundin wäre?"

,,Nein", sagte Elijah.

Das Wort Exfreundin hatte einen bitteren Beigeschmack. Bilder blitzten in meinen Erinnerungen auf. Rebekah, die mich leidenschaftlich küsste. Meine Hand, die unter ihren Rock glitt. Ihr Stöhnen, als ich ihr gab, was sie wollte.

,,Eben. Ich bin sowieso über sie hinweg."

Elijah glaubte mir nicht. Welch ein Wunder. Glücklicherweise beschloss er, dies unkommentiert zu lassen. ,,Weswegen wolltest du mich sprechen?"

Ich räusperte mich, verbannte Rebekah aus meinen Gedanken und schenkte Elijah und mir einen Drink ein. ,,Ich schulde dir noch eine Erklärung, warum ich in New Orleans bin. Du weißt schon... Das war der Grund, warum du mich töten wolltest, bevor wir übereinander hergefallen sind."

Elijah presste die Lippen aufeinander, als könne er nicht glauben, dass er tatsächlich immer noch mit mir sprach. ,,Ich höre."

Ich begann zu erzählen. Von meinem Zugriff auf Esthers Magie und wie ich in den ersten Jahren viel stärker und mächtiger geworden war. Dann, wie sich alles änderte und ich wieder das Gefühl verspürte, Esther würde von meiner Magie zehren. Unser inneres Kräftemessen. Alles. Und ganz am Ende erwähnte ich das Grimoire, das ich brauchte, um mein Problem zu lösen.

Elijah bestrafte mich mit Schweigen. Ich nutzte die Gelegenheit, um drei Drinks hintereinander in mich hineinzuschütten und lehnte mich zurück.

,,Ich glaube dir", war seine Antwort.

Ernsthaft? Ich berichtete ihm, dass seine nervige Mutter schon wieder versuchte, durch mich zurückzukehren (alternativ vielleicht auch meinen Tod zu verursachen) und er hatte nur diesen einen Satz dazu zu sagen. ,,Überlässt du mir das Grimoire oder nicht? Ich muss sie mit ihren eigenen Waffen schlagen."

,,Niklaus hat das Grimoire versteckt. Ich weiß nicht, wo es sich befindet."

Ich stöhnte. ,,Wirklich?! Ich schütte dir mein Herz aus und dann kannst du mir nicht einmal helfen? Klaus wird mich nicht in die Nähe des Grimoires lassen."

,,Wenn wir ihm die Wahrheit erzählen..."

,,Vergiss es. Seine Lösung für dieses Problem ist, mir einen Pfahl ins Herz zu stoßen", unterbrach ich Elijah. In dieser Hinsicht war ich fast sicher. Klaus hatte mich schon letztes Mal töten wollen, weil ich Kontakt zu seiner Mutter hatte. Das absolut letzte, was ich tun würde war, ihm die Wahrheit zu sagen.

,,Also gut. Ich werde herausfinden, wo das Grimoire versteckt ist", versprach Elijah. ,,Ich kann nicht zulassen, dass Mutter zurückkehrt. Ich traue ihren Absichten nicht."

Wenigstens einer. Rebekah war diesbezüglich etwas naiv gewesen.

,,Ich habe eine andere Idee. Ich könnte versuchen..."

,,Du wirst nicht versuchen, meinen Bruder zu verführen", warnte Elijah.

Konnte er Gedanken lesen? ,,Woher wusstest du, dass ich das sagen wollte?"

,,Weil ich dich kenne, Eliza. Deine Pläne sind vorhersehbar." Elijah griff nun endlich zu seinem Drink und probierte ihn.

Wieder verdrehte ich die Augen. Spaßbremse. Andererseits hatte er vermutlich Recht. Ausnahmsweise fiel mir diesmal nicht ein, wie Sex dabei half, das Grimoire zu finden. Falls Klaus es nicht unter seinem Kopfkissen versteckte...
Dennoch behielt ich meine Idee im Hinterkopf. Nur für den Fall!

,,Ich werde Klaus davon überzeugen, dass Mutters Grimoire eine Lösung bereithält, um das Hexenproblem im Quarter zu lösen. Du wirst unsichtbar dabei zusehen und folgst ihm, wenn er es wieder versteckt", teilte Elijah seinen (leider) besser durchdachten Plan mit. ,,Aber ich warne dich, Eliza. Du wirst das Grimoire nur unter meiner Aufsicht verwenden und umgehend wieder zurück an seinen Platz bringen."

,,Und wenn ich das nicht mache, tötest du mich. Schon verstanden. Vielleicht solltet ihr euch langsam eine neue Drohung überlegen. Ich hänge schon seit fast neunhundert Jahren mit euch herum und ich habe all eure Morddrohungen problemlos überlebt."

Problemlos war die Untertreibung des Jahrhunderts, aber Elijah verstand schon.

Elijah wandte sich dem Gehen. Ich begleitete ihn zur Tür und blieb mit verschränkten Armen im Türrahmen stehen. ,,Bekomme ich einen Abschiedskuss?", fragte ich grinsend. Seit unserer gemeinsamen Nacht nahm ich Elijah ganz anders war als früher. Selbstverständlich blieb er der verantwortungsvolle große Bruder meiner Exfreundin, aber grundgütiger... Wer hätte gedacht, dass Elijah Mikaelson SO GUT im Bett war? Es nicht früher gemerkt zu haben war die größte Verschwendung meines unsterblichen Lebens!

Elijah runzelte die Stirn. ,,Ich möchte mich nicht wiederholen, aber du und ich... Das wird nie wieder geschehen."

,,Wir werden sehen." Ich zwinkerte und schloss die Tür.

Ich war definitiv noch nicht fertig mit Elijah Mikaelson.

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