29 ⚜ Neid
Mystic Falls 1001
Rebekah
Wie immer verbrachte ich den Tag draußen. Obwohl die Dorfbewohner einen großen Schritt um mich herum machten, genoss ich die Sonnenstrahlen des morgens auf meiner Haut.
Zwei Kinder spielten ganz in der Nähe mit einem selbstgemachten Ball. Einer davon verlor die Kontrolle darüber, sodass er mir vor die Füße rollte. Ich hob ihn auf und streckte ihn den beiden Jungs entgegen. Beide starrten mich entsetzt an. Ich kannte diesen Ausdruck. Angst.
Ich würde doch niemals Kindern wehtun.
,,Ich will euch nichts böses", versprach ich ihnen. Es tat weh eine so simple Tatsache bestätigen zu müssen. Dennoch wusste ich, dass das einzig meine Schuld war. Diese Angst hatten sie nicht, weil meine Mutter mich verwandelt hat. Sie besaßen sie, weil ich selbst dafür sorgte.
Eilig nahm der größere Junge mir den Ball aus der Hand und nuschelte ein schnelles danke. Dann rannten beide davon. Etwas traurig blickte ich ihnen hinterher. Elizas Worte kamen mir wieder in den Kopf. Sollte ich Mystic Falls doch hinter mir lassen? Was hielt mich hier, wenn alle Angst vor mir hatten? Das ganze Dorf hasste mich doch sowieso.
,,Verschreckst du jetzt schon kleine Kinder, Rebekah?", vernahm ich eine Stimme ganz in der Nähe. Ich brauchte mich nicht umzudrehen, bis ich Elizas Bruder entdeckte. Den vergaß ich vollkommen. Eliza erwähnte doch etwas von einer Rache an mir für... keine Ahnung. Ich wusste nicht einmal mehr für welche meiner Taten ich diesmal bezahlen sollte.
Ich schenkte Nathaniel ein ironisches Lächeln. ,,Verzieh dich. Ich hab noch nicht gefrühstückt."
Die unterschwellige Drohung verstand mein Gegenüber eindeutig. Es interessierte ihn nur leider nicht. Eins musste man Nathaniel lassen. Er besaß viel Mut. Dieser Mut brachte ihn eines Tages bestimmt um, aber vielleicht sollte ich es mehr anerkennen. Leider war es sehr nervig.
,,Ich denke nicht einmal daran. Du wirst nämlich eine lange Zeit nicht frühstücken, Bekah."
Genervt rollte ich mit den Augen. Dadurch unterschätzte ich Nathaniels Schnelligkeit. Er murmelte den Zauber bereits, während ich einen Konter überlegte.
Ein ekelhaftes Knacken durchzuckte mein Bein. Jetzt wusste ich wie es sich anfühlte, wenn ein Knochen brach. Dieses Geräusch verfolgte mich sicher noch in meinen Träumen. Der gleiche Schmerz breitete sich nun in meinem anderen Bein. Ich schloss die Augen, aber den Knochenbruch hörte ich trotzdem. Erschrocken sank ich auf die Knie. Meine Augen tränten vor Schmerz und ich biss mir ungewollt so fest auf die Oberlippe, dass es blutete.
Der kleine Siphoner musste vorher Magie abgezapft haben. Das hatte ich nicht mit einberechnet. Und obwohl ich mich nicht in der besten Lage befand, lachte ich. Es kam einfach über mich. ,,Armer Nathaniel. Du rächst dich an einer Sache, die Eliza mir schon lange verziehen hat. Du bist so sehr darauf fokussiert deine Familie zu retten, dass du nicht siehst, dass sie nicht gerettet werden will."
Vorsichtig setzte ich mich auf den Boden und begutachtet die Beine, die in einem unnatürlichen Winkel Abständen. Aber ich war ein Urvampir. Die erste dieser Art. Und ich würde sicher nicht von einem Idioten wie Nathaniel besiegt werden. Es wurde Zeit ihm zu zeigen, dass ich alles andere als das kleine Mädchen war, dass er so sehr hasste. Er hasste mich als Kind, weil ich Ihm Eliza wegnahm. Und jetzt hasste er mich aus dem selben Grund. Die Verbitterung lag an etwas anderem.
Neid.
Er beneidete meine Macht.
Die Unbesiegbarkeit.
Die Unsterblichkeit.
Nathaniel war schon immer eine machthungrige Ratte gewesen.
Es reichte.
,,Du bist sauer, weil ich alles habe was du willst. Eliza und Stärke. Ich meine, sieh sieh an. Du hast nicht einmal eigene Magie. Dein eigener Zirkel hasst dich. Du wolltest Anführer werden damit sie dich akzeptieren. Aber das wurde dir genommen. Eliza hat Jonathan getötet, aber ohne mich wäre das nie passiert."
Ich renkte entschlossen die Knochen wieder in die richtige Position. Seltsamerweise tat es kaum weh. Macht strömte durch meine Adern. Es wurde Zeit sie zu akzeptieren und auch einzusetzen.
Langsam stand ich auf und ging vorsichtig ein paar Schritte. Jeder Schritt wurde fester, bis ich schließlich vor Nathaniel stehenblieb. Er könnte mir wieder alles brechen, aber das kostete macht. Und die musste er klug einsetzen. Sie hielt nicht ewig.
Direkt vor Nathaniel blieb ich stehen und starrte Ihm in die dunklen Augen. Ich sah, dass ich Recht hatte. Mit allem.
,,Du hasst mich, weil ich alles habe. Und du nichts."
Nathaniels ganze Erscheinung versteifte sich. Jetzt hatte ich ihn wirklich wütend gemacht. Zurecht. Niemand rächte sich einfach so an mir.
Er schrie leise und schubste mich knurrend von sich. Ich stolperte ein paar Schritte rückwärts, aber das Gleichgewicht verlor ich nicht.
,,Ich hasse dich, weil du die Macht nicht verdient hast, Rebekah. Du bist ein kleines Mädchen. Du warst schwach und du wirst auch immer schwach bleiben! Du verdienst es nicht unsterblich zu sein und du verdienst Elizas Liebe nicht! Du bedeutet ihr so viel, aber du spielst nur mit ihren Gefühlen!"
Nun schubste ich Nathaniel rückwärts. ,,Wenigstens kann ich dich im Schlaf besiegen. Ist das schwach für dich?"
Zu Eliza sagte ich nichts. Das ging ihn nichts an und ich wollte hier nichts falsches von mir geben, was sie dann irgendwie in den falschen Hals bekam.
Nathaniel packte mich an den Haaren und riss mich grob herum. Den Überraschungseffekt nutzte er, um mich mithilfe von Magie grob auf den Boden zu schubsen. In der Hand hielt er auf einmal eine Flüssigkeit mit... Wasser? Wieder lachte ich. Das Lachen erstarb erst, als er die gesamte Flüssigkeit über meinem Kopf auskippte. Es brannte wie Feuer. Ich schrie vor Schmerz wodurch ein Teil in meinen Mund floss. Auf meinem Gesicht breiteten sich rote Flecken aus und ich drehte hastig meinen Kopf zur Seite. Würgend versuchte ich, das Eisenkraut aus meinem Mund zu bekommen. ,,Mit Wasser verdünntes Eisenkraut", erklärte Nathaniel mir und beugte sich über mich. ,,Weißt du, wieso du schwach bist? Weil du auf dem Boden bleibst und schreist wie ein kleines Mädchen, anstatt zu kämpfen. Ist das nicht nicht der Grund wieso euer Daddy euch so sehr hasst? Weil ihr schwache kleine Kinder seid?"
Nathaniel schraubte die Flasche wieder zu und warf sie ins Gras. ,,Weißt du, Stärke ist nicht nur körperlich. Deine Eltern haben dir ein paar Fähigkeiten verpasst. Seelisch bist du immer noch das Mädchen, das sich vor Papa fürchtet."
Mit diesen Worten traf er einen sehr wunden Punkt. Mein Vater, der Klaus schon oft blutig geschlagen hatte. Mein Vater, der mir jedes Mal denselben Hass zeigte sobald ich mich auf Niks Seite stellte. Mein Vater, der alles war... außer ein Vater.
Es reichte einfach. Das Eisenkraut war mir egal. Es brannte immer weniger.
In übermenschlicher Geschwindigkeit stand ich auf und packte Nathaniel. Ohne zu zögern biss ich ihm erst in den Hals. Das Blut trank ich nicht einmal wirklich. Das meiste floss an meinem Mund vorbei seinen Hals entlang. Bevor er auf die Idee kam mir Magie zu entziehen, warf ich ihn in die Luft. Meine eigene Stärke überwältigte mich. Meterweit flog er, bis er mit voller Wucht an einen Baum knallte. Er landete dumpf auf dem Boden und bewegte sich nicht mehr.
Ich atmete schnell und starrte auf meine Hände. Was hatte ich getan? Ich wollte ihn nicht umbringen, ich wollte Ihm nur zeigen, dass ich diese Macht mehr verdiente als er. Ihm eine Lektion erteilen. Trotzdem loderte die Wut weiter in ihr.
,,Rebekah!"
Die scharfe Stimme meiner Mutter ertönte hinter mir. Ich drehte mich nicht um. Ich stand unter Schock. Anders als bei Eliza tat es mir aber nicht leid. Er verdiente es. In meinem Körper breitete sich eher eine Art innere Zufriedenheit aus. Er kannte sein Schicksal doch schon als er herkam. Er provozierte mich. Er...
Ich schlang meine Arme um Mutter. Fest umarmte ich sie. Meine Mutter würde wissen was ich tun sollte. Sie wusste auf alles eine Antwort. Am besten wir ließen ihn sterben.
,,Heil ihn", flüsterte meine Mutter. Bitte? Niemals. Wenn ich ihn jetzt noch versuchte zu heilen, dann nannte er mich spätestens morgen wieder "kleines Mädchen". Und wieso?
Weil ich es nicht einmal fertigbrachte meine Tat zuende zu bringen.
,,Nein, Mutter. Das ging bei Eliza schief. Ich kann das nicht", flüsterte ich.
Esthers plötzliches Auftauchen stimmte mich sowieso nachdenklich. Sie stellte nicht einmal Fragen. Hatte sie alles von Anfang an beobachtet?
,,Sei ein braves Mädchen und heil ihn", wiederholte Esther noch einmal. Diesmal klang ihre Stimme strenger.
,,Wir können nicht schon wieder in die Natur eingreifen. Du müsstest das doch wissen, Mutter. Das sagen die Hexen seit Jahrhunderten..."
Mutter ließ mich nicht ausreden. Sie nahm meinen Arm und zog mich einfach weiter. Vor Nathaniel blieb sie stehen. Er lag reglos auf dem Boden, aber ich hörte seinen Herzschlag.
Erst jetzt sah ich das Messer in Esthers anderer Hand. Irgendwas plante sie doch. Sie schnitt mir damit ins Handgelenk und drückte meinen Arm auf Nathaniels Mund. Es dauerte eine Weile, aber dann trank er mit schwachen Schlücken, die immer stärker wurden.
,,Mutter, was ist hier los?", fragte ich verwirrt und starrte sie an. Esther ließ meinen Arm los, sodass ich ihn endlich von Nathaniel entfernen konnte.
,,Es tut mir Leid, Rebekah. Alles tut mir Leid. Ich liebe dich so sehr", sagte sie und küsste mir sanft auf die Stirn. Dabei überreichte sie mir auch das Messer.
,,Was soll ich damit?", fragte ich leise und sah sie an.
,,Töte Nathaniel Bailey."
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