25 ⚜ Chaos
Mystic Falls 1001
Rebekah
Eliza bat mich nach Hause zu gehen. Erst wehrte ich mich dagegen, doch nachdem wir ihren Vater und Jonathan im Wald beerdigten, hielt ich es für besser sie alleine zu lassen. Sie brauchte ein bisschen Zeit für sich. Dennoch glaubte ich, dass sie Jonathan wirklich einen Gefallen tat.
Gemini Zirkel hin oder her... der Junge verdiente seinen Frieden. Es war kein schönes Leben, wenn man jahrelang totkrank im Bett lag. So wie Eliza die Geschichte erzählte, wollte Nathaniels Zwilling sterben. Dennoch war er immer noch Elizas Bruder gewesen.
Nachdenklich ging ich um unser Haus herum und setzte mich an Henriks Grab. Die ganze Beerdigungssache erinnerte mich wieder an den Tod meines jüngsten Bruders.
,,Hey Kleiner", murmelte ich und legte eine Blume auf die Erde. Abgesehen von Elijah und mir kümmerte sich niemand um diesen Ort. Klaus hatte sich das immer noch nicht verziehen, Mutter hing nur noch wie eine Verrückte über ihren Zauberbüchern und Kol gab lieber vor stark zu sein. Und mein Vater suchte diesen Ort wenn überhaupt nur auf, wenn er glaubte dabei nicht gesehen zu werden. Mich kümmerte das nicht. Ich kam gerne her und erzählte Henrik von meinem tragischen Leben. Ich wollte einfach nicht, dass dieser Ort in Vergessenheit geriet.
Also begann ich einfach zu reden und erzählte ihm, wie ich Eliza zum selben Schicksal wie mich verdammte. Dabei war mein Blick stets auf die einzelnen Blumen gerichtet. Das einzige, was noch an Henrik erinnerte.
,,Hat Eliza wirklich Jonathan getötet?", fragte eine Stimme hinter mir. Elijah. Ohne mich umzudrehen nickte ich.
,,Das ist nicht deine Schuld, Rebekah. Du hast sie verwandelt, aber für unsere Entscheidungen und Taten danach sind wir dennoch selbst verantwortlich."
Leider beruhigte mich das nicht.
Eine Antwort darauf blieb mir jedoch erspart. Während die Sonne langsam unterging, hörten wir plötzlich laute Stimmen und einen ohrenbetäubenden Schrei.
,,Das ist Niklaus!", rief ich erschrocken. Meinen Bruder erkannte ich immer und der Schrei klang alles andere als gut. Elijah und ich sahen uns einmal an, dann rannten wir in Vampirgeschwindigkeit los. Wir brauchten nicht lange nach der Ursache zu suchen.
Am Waldrand war alles für einen Zauber vorbereitet. Ein riesiges Feuer brannte in der Mitte eines Kreises und eine Frau stand mit dem Rücken zu uns über ein Buch gebeugt. Mutter.
Mein Vater kämpfte derweil mit Niklaus. Kampfgeröusche durchbrachen die Ruhe des Abends. Entsetzt starrte ich auf die Ketten, an die er meinen Bruder hängen wollte.
,,Was tut ihr da?!", rief ich laut und starrte meine Eltern und Klaus an. Ich verstand überhaupt nichts mehr. ,,Hört sofort auf damit!"
Natürlich hörte keiner zu. Deshalb eilten Elijah und ich zielsicher los. Niklaus schrie mehrere Male auf und ich sah an seinen gelb leuchtenden Augen, dass er seiner Verwandlung nahestand. Vater kämpfte händeringend gegen ihn und Elijah und ich stürzten uns mitten ins Gefecht. Ich würde alles dafür geben, um Klaus zu retten.
Verzweifelt zerrte ich an meinem Vater, damit er Klaus endlich losließ. Elijah kümmerte kümmerte in der Zwischenzeit um Klaus. Er wollte seine Verwandlung verhindern.
Es herrschte Chaos.
Mutters verzweifelte Rufe hörte ich schon nicht mehr. Nun wandte sich Vater von Klaus ab und schlug so fest nach mir, dass ich zurückstolperte und das Gleichgewicht verlor. ,,Du wirst diesen Zauber nicht aufhalten, Tochter", warnte er mich.
Atemlos starrte ich ihn an. ,,Was ist das für ein Zauber, Vater?"
,,Dein Bruder ist ein Monster. Wir werden heute dafür sorgen, dass er seine Werwolfseite nicht mehr verwenden kann. Dann ist er immerhin eine kleinere Schande für diese Familie."
Ach darum ging es. Vater war immer noch sauer, weil Niklaus nicht sein Sohn ist.
Noch bevor ich etwas erwidern konnte, hob er etwas vom Boden auf und zog mich hoch, sodass ich mit den Rücken an seinen Bauch gepresst wurde. Ohne zu zögern rammte er mir ein Stück Holz direkt ins Herz. Ich konnte nichts mehr tun, um den Zauber zu verhindern.
⚜
ELIZA
,,Hast du überhaupt eine Ahnung, was du damit angerichtet hast, Eliza?", fuhr Nathaniel mich wütend an. Seit er von Jonathans Tod erfuhr, kam er von seinem Zorn nicht mehr weg. Seit Jahren bereitete er sich auf seine Zeit als Anführer bei den Geminis vor. Alles verloren. Ohne Verschmelzung gab es keinen Anführer.
Die Geminis existierten vorerst nicht mehr.
Zu meiner Verwandlung in einen Vampir hatte er bislang nichts gesagt, doch ich wusste, dass er Rebekah dafür alles andere als dankbar war.
Was mich aber am meisten störte war, dass Nathaniel sich nur für dem beschissenen Zirkel interessierte. Keine einzige Sekunde trauerte er um Jonathan. Er zeigte nicht mehr Mitgefühl, als wenn es sich um einen Fremden handelte. Ja, ich spielte eine große Rolle in seinem Tod, aber wenigstens trauerte ich anständig Um meinen Bruder. Den Blick in seinen Augen konnte ich nicht vergessen, als er realisierte, dass er starb. Erleichterung.
,,Jonathan war todkrank, Nathaniel! Wie oft hast du dich ernsthaft erkundigt wie es ihm geht? Wie oft hast du ihm Mittagessen gebracht oder hast versucht ihm zu helfen? Nie! Du hast dich immer nur für dich selbst interessiert! Selbst Rebekah wollte ihm mit Zauberei helfen, obwohl sie die magische Begabung eines Steins besaß! Nur du warst der einzige, der sich jahrelang nur für den Zirkel interessierte!"
,,Vergleich mich nicht mit deinem kleinen blonden Miststück", knurrte Nathaniel wütend. Sein Blick war kaum deutbar. Seine Augen sahen kühl, aber vor Zorn funkelnd aus. Ansonsten wirkte er wie immer ernst. ,,Wir wissen beide, dass er nicht zu retten war. Wieso also meine Zeit damit verschwenden? Er war schwach, aber er hätte wohl noch ein paar Monate überlebt!"
,,Er hat gelitten, Nath! Er hatte so große Schmerzen, dass er nicht einmal aufstehen wollte. Sei nicht so unmenschlich."
Ich atmete tief durch und versuchte mich zu beruhigen. Auch wenn Nathaniel sich im Moment wie ein Idiot verhielt... noch ein Familienmitglied wollte ich nicht auf dem Gewissen haben. Ich stand immer noch so unter Schock deswegen, dass ich das Ausmaß meiner Tat nicht begriff.
Nathaniel lachte kühl. ,,Das sagt gerade die Frau, die ihn ermordet hat!"
Meine Hände ballten sich zu Fäusten, aber da traf er ins Schwarze. Besaß ich wirklich das Recht ihm vorzuwerfen, dass er sich nur für sich selbst interessierte. Besonders an zwischenmenschlichem Austausch interessiert war er sowieso nie.
,,Hör einfach auf", knurrte ich.
Plötzlich landete Nathaniels Faust auf dem Tisch. ,,Nein, Eliza! Du verwandelst dich in einen von denen und ruinierst an einem Abend meine komplette Zukunft! Und jetzt wird jemand dafür bezahlen."
Ich biss mir auf die Lippe. Wenn Nathaniel sich etwas in den Kopf setzte, dann zog er das auch durch.
,,Darf ich dich daran erinnern, dass du dein ganzes Leben lang geplant hast, Jonathan an seinem 22. Geburtstag zu töten? Du bist der allerletzte, der mir hier Vorwürfe machen kann. Und wenn du Rache willst, dann bitte. Wir wissen jedoch beide, dass ich stärker bin als du", drohte ich ihm. Ich wollte heute keine weiteren unnötigen Diskussionen führen. Ich wollte einfach nur meine Ruhe.
Das Problem bei Nathaniel lag jedoch darin, dass er sich durch solche Aussagen provozieren ließ, anstatt den Mund zu halten. Außerdem klammerte er immer eisern an seiner Meinung fest. Kaum einer konnte sie ändern. Es gab keinen Menschen auf dieser Welt, der mehr Sturheit zeigte, als mein Bruder.
Dieser lächelte nun, als fände er meine Drohung amüsant. ,,Jonathan wusste worauf er sich einließ..."
,,Er hatte keine Wahl", unterbrach ich ihn.
,,Spielt keine Rolle. Alles stand fest und unser Zirkel plant diese Verschmelzung schon lange. Und was meine Rache angeht... Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich mich an dir rächen will. Ich bin wirklich wütend auf dich, aber du bist meine Schwester."
Verwirrt sah ich ihn an und hielt ihn vorsichtshalber am Arm fest. ,,Ich bin aber Schuld daran. Du wirst niemand anderes dafür verantwortlich machen, hörst du?"
Bei meiner Berührung zuckte Nathaniel zusammen. Erst dachte ich es sei aus Angst, aber dann spürte ich es... Die wenige Menge Magie, die durch Nathaniels Körper schoss. Wie konnte ich das spüren? Rebekah verlor ihre Hexenkraft nach der Verwandlung, es sei denn...
Im Gegensatz zu ihr bin ich nie eine Hexe gewesen. Die Natur kannte mich als Siphoner nie richtig an - fast so, als gehörte ich nicht dazu. Wie ein Außenseiter. Vielleicht wollte Nathaniel deshalb so verbissen die Verschmelzung gewinnen. Er wollte den Ahnen zeigen, dass Siphoner nicht ausgestoßen gehörten.
Dennoch sorgte es offenbar dazu, dass ich meine Kräfte trotz der Verwandlung behalten konnte. Ich lächelte leicht. Jetzt war ich froh darüber nie eigene Magie besessen zu haben.
,,Lass mich los."
Nathaniels Stimme riss mich aus meinem Gedankengang. Schnell schob er meinen Arm zur Seite. Dann griff er nach meinem Handgelenk und begann damit, mir Magie zu entziehen. Als Vampir besaß ich einiges davon. Angenehm fühlte es sich nicht an. Ich verzog mein Gesicht und schubste ihn unsanft zur Seite.
,,Was soll das?", knurrte ich.
Nathaniel starrte fasziniert auf seine Hand. Offensichtlich spürte er die gewaltige Magiemenge, die er sich zu eigen machen konnte. ,,Ich lasse jemanden dafür bezahlen. Die Person, die wirklich Schuld daran ist."
Jetzt begriff ich es endlich.
,,Rebekah?"
Fassungslos starrte ich ihn an. ,,Oh nein, du legst dich nicht mit ihr an. Sie wird dich in Stücke reißen. Sie hat mich getötet. Glaubst du etwa sie macht vor dir Halt?"
Und sie hatte mich geküsst. So boshaft war sie dann also doch nicht. Zumindest nicht zu mir. Sie mochte etwas außer Kontrolle sein, aber küssen konnte sie dafür umso besser. Es tat zwar nichts zur Sache, aber ich dachte dennoch ständig daran.
,,Du wirst schon sehen. Deine blonde Freundin wird endlich das erhalten, was sie verdient. Dafür, dass sie mein Leben zerstört hat. Ohne sie wärst du nie verwandelt worden und Jonathan wäre noch am Leben. Sie ist an allem Schuld."
Ich stellte mich ihm wieder in den Weg. ,,Ist sie nicht."
,,Geh mir aus dem Weg, Eliza. Ich weiß, dass du auf sie stehst. Das interessiert mich aber nicht", fuhr Nathaniel fort und funkelte mich wütend an.
Woher wusste er das denn? So offensichtlich?
,,Deine Gefühle für sie trüben dein Urteilsvermögen, Schwester. Früher war sie unschuldig und nervig. Heute ist sie der Grund für alles schlimme, was uns widerfährt."
,,ICH habe Jonathan getötet. Nicht sie", verteidigte ich Rebekah. ,,ICH. Du kannst sie für meinen Tod verantwortlich machen, aber nicht für seinen. Damit hatte sie nichts zu tun."
Nathaniel schwieg. Besonders überzeugt sah er nicht aus. Mein Bruder war wie immer stur und uneinsichtig. Eines Tages würde ihn das noch umbringen.
Er schob mich zur Seite. ,,Hör auf dieses Mädchen zu mögen. Sie wird dich mit in den Abgrund ziehen ohne das du es merkst."
Mit diesen Worten verließ er das Haus und eilte davon.
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