22 ⚜ Die Häretikerin

Mystic Falls 1001
Rebekah

In unserer Küche herrschte Stille, als ich eintrat. Eliza saß am Küchentisch sah gespannt auf, als ich zurückkehrte. Ohne etwas zu sagen stellte ich das Glas mit dem Blut vor sie auf den Tisch.

,,Hast du jemanden dafür ermordet?", fragte Eliza ohne mich anzusehen. Ihr Blick richtete sich konsequent auf das Blut.

Lag das wirklich am Blut oder ging es um den Kuss? Auf unserem Rückweg herrschte totschweigen. Keiner von uns erwähnte diesen Kuss auch nur mit einem Wort.

,,Hätte ich, aber du hast es mir verboten", erinnerte ich sie. Stattdessen hatte ich jemanden gebissen und das Blut auf diese Weise von ihm abgezapft. An meiner Kontrolle konnte ich noch arbeiten, aber alles in allem würde er es überleben.

Eliza nickte nur stumm, sah wieder auf das Glas und verschwand in unergründlichen Gedanken. Diesen Blick kannte ich. Sie dachte über etwas nach, aber es ging nicht um ihre bevorstehende Verwandlung in ein Monster. Ironischerweise sollte das ihr einziges Problem sein. War es aber nicht.

,,Hast du mich nur geküsst, weil du willst, dass ich dieses Blut trinke?", fragte Eliza schließlich. Da hatten wir ihn endlich. Der Grund wieso Eliza mich nicht einmal ansah.
,,Du weißt, was ich für für empfinde. Spiel nicht damit herum."

Mit einem leisen Seufzen ließ ich mich gegenüber an den Tisch fallen und schob ihr das Glas entgegen. ,,Lass uns nicht zwei Dinge miteinander in Verbindung bringen, die keinen Zusammenhang haben, Eliza", murmelte ich. ,,Du hast mich um diesen Kuss gebeten. Es ist nicht so, dass ich es aus heiterem Himmel getan habe."

Eliza sollte mich nicht auch dafür verurteilen. Dieser Kuss kam von ihren Ideen, nicht meinen. Wenn überhaupt trug sie Schuld daran.

,,Hat es dir wenigstens irgendetwas bedeutet?"

Ich schwieg. Eigentlich schuldete ich ihr eine Antwort, aber ich brachte keinen Ton über die Lippen. In Wahrheit wusste ich es einfach nicht. In meinem Kopf explodierten so viele Gefühle auf einmal und das rund um die Uhr. Ich sollte erst damit leben diese unter Kontrolle zu bringen, bevor ich über den Kuss mit meiner besten Freundin nachdachte.

,,Ich habe dich ermordet und du verwandelst dich in einen Vampir. Mach dir lieber Sorgen darum", antwortete ich, um der Frage auszuweichen. Eliza bedeutete mir viel, aber ich konnte ihr unmöglich sagen, wie sehr mich mein ganzes Leben überforderte.

,,Du bist wirklich unmöglich, weißt du das? Du schwärmst wie sehr du es genießt Menschen grausam zu ermorden, die bis vor wenigen Wochen deine Nachbarn waren, du erzählst mir von Typen denen du die Rippen brichst während du in ihrem Bett liegst, aber du bist unfähig dich mit einem einzigen Kuss auseinanderzusetzen."

Ja, das stimmte. Ich unterzeichnete ihr Diese Vorwürfe sogar, doch es entsprach der Wahrheit. Ich setzte mich lieber mit Mord, Totschlag und unbedeutendem Sex auseinander als wirklichen Problemen. So vermeldete ich nämlich, dass es immer mehr Probleme werden. Ich hatte genug davon.

Wenn sie mich weiter so unter Druck setzte, dann würde ich erneut ausrasten. Ich spürte, wie die Emotionen schon wieder zusammenkamen und an die Oberfläche stiegen.
Kontrolle Bekah, redete ich mir selbst ein. Fest ballte ich die Hände zu Fäusten, sodass sich meine Fingernägel fest in die Haut bohrten. Aber der Schmerz half, um mich abzulenken.

,,Was willst du, Bekah?", fragte Eliza weiter.

In einem Moment der Unachtsamkeit ließ meine Aufmerksamkeit nach. Meine Faust landete fest auf dem Tisch und ein Teil der roten Flüssigkeit schwappte mir über die Hand. Sofort färbten sich meine Augen pechschwarz. ,,ICH WEIß NICHT WAS ICH WILL. KAPIER ES DOCH ENDLICH!", fuhr ich sie unnötig aggressiv an.

Eliza starrte mich schockiert an, aber keineswegs eingeschüchtert. Sie sah eher herausfordernd aus. Offensichtlich zielte sie nun darauf, sich nicht mehr von meinen ständigen Wutanfällen beherrschen zu lassen.

,,Die Zeit, in denen du mich so einfach herumschubsen kannst, ist endlich vorbei. Für den Mord wirst du bezahlen, aber danach können wir die Ewigkeit verbringen oder uns ewig streiten. Je nachdem wie wir uns anstellen", meinte sie entschlossen, griff nach dem Glas auf dem Tisch und trank das restliche Blut in einer Geschwindigkeit aus, die ich nicht hatte kommen sehen. Das Glas leerte sich in einem Zug wie der billige Alkohol auf den Festen der Wölfe.

Elizas Augen färbten sich schwarz, in ihrem Mund erkannte ich dieselben Fangzähne wie bei meinen Geschwistern und mir und plötzlich sah sie das leere Blut wie ihren besten Freund an. Ich wusste doch, dass es ihr schmeckte.
Überrascht lachte lachte auf und leckte leckte über die Lippen. Ich wusste genau, dass ihre erhöhten Sinne gerade voll ausgeprägt zur Geltung kommen.

Ich fand es faszinierend jemand anderem zuzuschauen, wie er das ganze zum ersten Mal erlebte.

,,Es hat wirklich funktioniert", flüsterte ich überrascht und starrte meine beste Freundin an.

Diese hob verwirrt eine Augenbraue.
,,Warte mal... du warst dir nicht sicher, ob das funktioniert?", fragte Eliza plötzlich.

,,Nein. Ich war mir in nichts sicher", gab ich ehrlich zu und erntete damit einen ziemlich festen Tritt unter dem Tisch. Die Stärke hatte sie auf jeden Fall bekommen.

,,Oh wunderbar... Über den Mord und den Kuss reden wir noch, aber erst einmal wirst du mir helfen mehr Blut zu beschaffen", trällerte Eliza. Wie man nach dieser Verwandlung gut gelaunt sein konnte war mir ein Rätsel, aber umso besser. So sprachen wir wenigstens nicht über Themen, die innerhalb weniger Minuten wieder in einem tödlichen Streit endeten.

,,Du bleibst lieber hier", wies ich sie hin, als sie aufstand und zielsicher zur Tür ging.

Eliza drehte sich noch einmal um. Verwirrung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. ,,Wieso? Ist dein zweiter Vorname jetzt Spaßbremse, Beki? Das alles ist deine Schuld, also begleite mich."

Als ich mich immer noch nicht bewegte, verdrehte sie die Augen und riss die Tür auf. Wie erwartet begann sie Im selben Augenblick vor Schmerz zu schreien. Schneller als erwartet schlug sie die Tür wieder zu und ich erhaschte einen Blick auf ihre sehr rötliche Haut. Schneller als erwartet breiteren sich Brandflecken auf ihrer Haut aus.
,,Weil die Sonne noch nicht unter gegangen ist und dich verbrennt", kam nun meine sehr verspätete Antwort und ich grinste. ,,Wärst du sitzen geblieben und hättest zugehört, dann wäre es dir nicht passiert."

In Vampirgeschwindigkeit stand ich bei ihr und sah der langsam wieder heilenden Haut zu. ,,Meine Güte, du hast ja fast angefangen wirklich zu brennen", meinte ich erschrocken. Tatsächlich färbte sich meine Haut auch rot wenn ich ohne den Ring in die Sonne ging, aber obwohl es sehr unangenehm brannte, verbrannte ich nicht. Außerdem heilte Eliza lange nicht so schnell wie ich.

,,Irgendwas ist anders als bei mir...", stellte ich fest, kam aber nicht darauf was.

,,Sag mir nicht, dass der verdammte Zauber kaputt ist, Beki. Wieso wäre ich fast eine lebendige Fackel geworden?"

Darauf gab es eigentlich nur eine logische Antwort. Die Natur hatte schon uns einige Schwächen gegeben, weil sie nichts vollkommen unsterblichen erlaubten. Dennoch umgingen wir einiges davon elegant. Vor wenigen Tagen brannten meine Brüder, mein Vater und ich die große Weiseiche nieder. Damit gab es nichts mehr, was uns vollständig tötete. Die Sonne verletzte uns, aber durch die Ringe wurden wir geschützt.

Ich war lange genug eine (schlechte) Hexe gewesen um einigermaßen beurteilen zu können, warum Eliza nicht über die exakt selben Fähigkeiten verfügte. ,,Ich habe dir zwsr alle Fähigkeiten weitergegeben, aber in einer abgeschwächten Form. Die Natur erlaubt nichts mehr, was so unbesiegbar ist wie wir. Du bist stark, mächtig und nahezu unbesiegbar, aber es scheint so, als würden unsere Schwächen bei dir ein bisschen drastischer wirken."

,,Und das bedeutet...?", fragte Eliza verwirrt.

,,Ich habe nicht die geringste Ahnung", gab ich zu. Alles was ich hier aufstellen, beruhte auf Spekulationen. Nichts davon konnte ich beweisen und ich wollte Eliza ich ins pure Sonnenlicht stellen um herauszufinden, ob sie genauso unbesiegbar war wie wir.

,,Ich aber", meldete sich eine andere Stimme zu Wort. Die Tür öffnete sich erneut und ich zog Eliza gerade noch rechtzeitig in den Schatten. ,,Was hast du getan, Rebekah?"

,,Ich weiß es nicht, Mutter.."

Und weil ich anscheinend keine Hobbys habe:

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