16 ⚜ Hoffnung
Mystic falls 1001
Eliza
Wie erstarrt blieb ich stehen, als ich Rebekah entdeckte. Wochenlang war sie tagsüber ans Haus gefesselt, aber nun stand sie in der Sonne und lachte. Ich beobachte, wie sie Klaus um den Hals fiel und einfach nur glücklich aussah, zumindest für den Moment.
In Wirklichkeit änderte sich dadurch alles. Die Menschen hatten Angst nachts aus den Häusern zu kommen, aber wenn unsere liebe Vampirfamilie jetzt auch tagsüber Menschen abschlachtete, dann verwandelte sich mein Zuhause in einen Ort des Grauens. Glücklicherweise hielten Rebekah und Elijah sich bislang von meinem Haus fern, aber sie mordeten sich trotzdem quer durch die Gegend. Es gab Nachbardörfer und auch mutige Menschen, die sich trotzdem aus ihren Häusern trauten. Meist starben sie.
Ich wollte einfach nicht, dass sie tagsüber das Haus verlassen konnte, weil sie sich alle nicht unter Kontrolle hatten und sich wie hungrige Bestien auf ihre Mitmenschen stürzten. Meine Gefühle für Rebekah änderten diese Meinung nicht. Esther ließ ihre Kinder zu früh aus dem Haus und ich wollte nichts damit zu tun haben.
Doch gerade als ich mich umdrehte stand plötzlich Rebekah vor mir. An diese Geschwindigkeit musste ich mich immer noch gewöhnen. Ich hatte sie viele Wochen ignoriert, also seit dem Wolfsbiss, und nun fehlten mir einfach die Worte. Erschrocken starrte ich die Blondine daher nur an und verlor mich sofort in ihren blauen Augen.
,,Mutter hat endlich eine Lösung gefunden, Eliza! Ich kann wieder in die Sonne!", erzählte sie mir offensichtlicherweise und strahlte übers ganze Gesicht. Fast hätte ich mich auch gefreut.
,,Und was wirst du dann tun? Weiteres Blut fließen lassen? Hast du überhaupt eine Ahnung was im Dorf den ganzen Tag über vor sich geht, Rebekah? Wir vergraben eure verdammten Leichen und ich muss mir jeden Tag ansehen wie eine andere Familie euretwegen trauert. Selbst die Nachbardörfer habt ihr euch vorgeknüpft. Seit Wochen, Rebekah. Glaubst du wirklich ich freue mich, dass du jetzt Freilauf hast? Manche Menschen da draußen haben echte Probleme."
Mit diesen Worten drehte ich mich von ihr weg, doch sie legte die Hand auf meine Schulter. Ihr Griff war fest, unnachgiebig und jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. ,,Jonathan?", fragte sie kühl.
Ich atmete tief durch. ,,Ihm geht es beschissen. Dein Zauber verliert an Wirkung und ich glaube nicht, dass er es bis zur Verschmelzung schafft."
Das allein fand ich schon makaber. Wir hielten unseren Bruder zwanghaft am Leben, nur dass er dann gegen Nathaniel verlor und starb sodass der Gemini Zirkel eine Zukunft hatte. Ich hasste es.
,,Ich kann nicht gut machen, was ich getan habe. Beängstigenderweise tut es mir nicht einmal Leid, aber ich kann wenigstens deinem Bruder helfen", meinte Rebekah hastig. Was wollte sie denn damit erreichen? Glaubte sie etwa, das machte alles ungeschehen? Sie leugnete nicht einmal, dass es ihr Leid tat.
Schnell schlug ich ihre Hand von meiner Schulter und fuhr herum. ,,Wie denn? Merkst du denn nicht, dass deinetwegen immer jemand stirbt! Deine Hilfe kostet viele Leben und ich will sie verdammt nochmal nicht, Rebekah! Du bist ein Monster und ich hasse mich selbst dafür dieses Monster immer noch zu lieben!"
Oh Gott... Habe ich das gerade wirklich gesagt? Habe ich Rebekah gerade gesagt, dass ich sie immer noch liebe?
Rebekah sah aus als hätte ich sie geschlagen. Ihre Augen weiteten sich erschrocken und ich sah ihr an, dass meine Worte sie verletzten und schockieren. Ich wollte sie nicht Monster nennen, obwohl ihre ganze Familie daraus bestand, aber noch weniger wollte ich ihr meine Gefühle ein zweites Mal gestehen.
,,Mein Blut kann ihm vielleicht helfen... ich habs noch nie ausprobiert, aber Mutter meint es habe Heilkräfte", platzte es schließlich aus ihr heraus, aber ich wusste, dass ihre Gedanken eher bei meinem Geständnis festhingen.
Wieso musste ich das auch sagen? Als ob es nicht sowieso schon kompliziert genug wäre.
,,Du wirst meinem Bruder nicht einfach dein Blut geben, Rebekah. Alles was du anfasst wird schlimmer", konterte ich, doch ich müsste lügen wenn ich sagte, dass ich nicht auch schon über die Blutsache nachgedacht hatte.
,,Lass es uns vorher ausprobieren. Ganz harmlos. Wenn es dich heilt, dann heilt es auch Jonathan...", schlug sie also vor. Ich war im Monent einfach nur erleichtert, dass sie diese Gefühlssache später klären wollte. Für dieses Gespräch musste ich mich vorher erst mental vorbereiten.
Doch diese Idee wurde immer schlimmer. Jetzt sollte ich auch noch das Versuchskaninchen spielen? Die Ablehnung kam mir schon beinahe über die Lippen, aber dann sah ich Jonathan vor mir. Er lag krank im Bett und konnte sich kaum bewegen. Ich wusste nie ob er überhaupt noch lebte, wenn ich nach Hause kam. Seine Haut sah blass aus, seine Augen müde und sein Körper schwach.
Rebekah dagegen glänzte vor Stärke und Macht. Sie schien das komplette Gegenteil von Jonathan zu sein und wenn es auch nur die geringste Möglichkeit gab ihm zumindest eine faire Chance bei der Verschmelzung zu geben, dann sollten wir die nutzen. Möglicherweise starb ohne dieses Blut der gesamte Geminizirkel aus.
,,In Ordnung, wir werden es versuchen", entschied ich dann. Vielleicht bereute ich die Entscheidung bald wieder, aber einen einzigen Versuch war es wert.
Rebekah nickte langsam und wies Richtung Wald. Die Botschaft verstand ich. Obwohl alles sich widerstrebte mit ihr dorthinzugehen, sollte keiner etwas davon mitbekommen.
Mit klopfendem Herzen folgte ich ihr an den Waldrand, wo wir zwischen ein paar Bäumen zur Ruhe kamen. Hier bückte sie sich und suchte mit den Händen etwas im Gebüsch. Erst nach einer Weile sah sie wieder auf und hielt ein Messer in der Hand, das sie hier mit Niklaus versteckte.
,,Du hast Angst vor mir", stellte Rebekah fest und sah fast schon traurig zu Boden. ,,Seit wir den Wald erreicht haben schlägt dein Herz viel schneller."
,,Könntest du bitte damit aufhören? Es ist gruselig wenn du mein Herz schlagen hörst."
,,Ich kann es nicht abstellen", entschuldigte Rebekah sich. ,,Ich kann alles hören. Die ersten paar Tage war das überwältigend."
Ich nickte langsam, aber bevor sie es weiter ausführte, wollte ich am liebsten gleich zur Sache kommen. Also streckte ich die Hand nach dem Messer aus und setzte es an meinem Arm an. Vorsichtig schnitt ich darüber und machte mich schon auf etwas gefasst. Blut floss aus der mir selbst zugefügten Wunde und lief mir über den Arm. Es war mehr als erwartet.
Wie erwartet färbten sich Rebekahs Augen pechschwarz. Dunkle Adern bildeten sich darunter. ,,Wir probieren aus, ob dein Blut Heilkräfte besitzt, also kontrollier dich."
Rebekah durfte auf keinen Fall zubeißen und leider fürchtete ich mich genau davor. Schnell trat ich einen Schritt zurück, doch sie hob ihren Arm an ihren Mund und biss ohne jegliche Hemmung hinein. Zwar sah sie kurz aus als würde es wehtun, aber dann sah sie wieder ganz normal aus.
Ich starrte auf das blutende Handgelenk und spürte wie es mir wirklich widerstrebte auch nur einen Tropfen davon zu mir zu nehmen. Dennoch nahm ich ihren kühlen Arm an mich und überwand mich ihn an meinen Mund zu heben und nur wenig davon in meinen Mund fließen zu lassen. Ohne allzu sehr darüber nachzudenken schluckte ich es.
Gespannt starrte ich auf die Wunde an meinem Arm, die sich tatsächlich in einer atemberaubenden Geschwindigkeit schloss. Das war unglaublich!
,,Es funktioniert...", stammelte ich fassungslos. Wenn es jetzt noch bei Krankheiten wie Jonathans half, dann konnte Rebekah doch noch gutes tun. Anstatt alle zu ermorden könnte sie lehren helfen.
,,Wow", murmelte sie ebenso beeindruckt.
,,Du könntest damit deinen Namen wieder herstellen, Bekah. Denk doch mal nach..."
,,Seh ich aus wie das Vampir-Notfallrettungskommando oder die laufende Blutspende?", konterte sie. Das brachte mich fast zum Lachen, weil eine solche Aussage eben nur von ihr kommen konnte. Von meiner Bekah.
Dazu verkniff ich mir dennoch einen Kommentar, weil Rebekah selbst andere Menschen als laufende Blutspender benutzte.
Im Moment wollte und konnte ich auch einfach nicht länger sauer auf sie sein. Wenn sie sich wenigstens Mühe gab sich zu kontrollieren wie gerade eben, dann würden wir das bestimmt durchstehen.
Deshalb nahm ich sie einfach in den Arm und drückte sie fest an mich. Obwohl sich ihre Haut kalt anfühlte genoss ich die Umarmung, weil sie mich schlicht und einfach daran erinnerte, was wir einst gewesen waren.
Freundinnen.
Als sie die Umarmung endlich erwiderte, seufzte ich leise. Erst zögerte sie, aber bald schon spürte ich, wie ihr Griff fester wurde und wie sehr sie diese Umarmung brauchte.
Vielleicht gab es doch noch Hoffnung für Rebekah und ich verurteilte sie zu schnell.
Monster hatten keine Gefühle, sie aber schon.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top