15 ⚜ Freiheit

Mystic Falls 1001
Rebekah

Als ich endlich wieder Zuhause ankam, fiel ich als erstes meiner Mutter um den Hals. Ja, sie hatte mich in dieses Monster verwandelt, aber ich vermisste sie in den letzten Nächten sehr. Das Erlebnis mit dem Biss erinnerte mich daran, dass sie sich immer um mich kümmerte und sie diesmal eben nicht dasein konnte.

,,Es tut mir so Leid, Rebekah. Ich wollte euch nur vor den Wölfen schützen", versicherte sie mir, während sie mich an sich zog und fest umarmte. Ich genoss diese Umarmung. ,,Es tut mir Leid, dass dieser Zauber so viele Konsequenzen hat, aber ich werde euch helfen. Kannst du mir eines Tages verzeihen?"

Den Blick meiner Geschwister zu urteilen, führten sie dieses Gespräch ebenfalls schon mit unserer Mutter. Noch war ich jedoch nicht bereit ihr zu verzeihen. ,,Eines Tages vielleicht", antwortete ich also leise und löste mich wieder. ,,Wo ist Vater?"

,,Er ist verschwunden", mischte sich Kol ein, welcher am Tisch saß und unseren Alkoholvorrat leerte. ,,Als Niklaus sich verwandelt hat war er wütend und das lässt er immer noch aus."

Ich verstand Kols Worte. Mein Vater war wütend und mordete draußen vor sich her. Im Moment fand ich es gut ihn nicht hier zu haben, doch eines Tages müsste er sich meiner Mutter und Klaus stellen.

,,Kann ich mit dir sprechen?", fragte Klaus plötzlich. Fragend sah ich in die Runde, aber sie alle nickten mir zu.

,,Klar."

Wir gingen in unser Zimmer, um ungestört zu reden und setzten uns nebeneinander auf den Boden. Ich merkte, dass Klaus es immer noch mied mich überhaupt anzusehen, bevor er nach meiner Hand griff. ,,Ich wollte dir nie wehtun, Schwester", platzte es schließlich aus ihm heraus. ,,Ich kann nicht in Worte ausdrücken wie ich mich fühlte als ich mich zurückverwandelte und zu klarem Verstand erlangte. Ich habe mich nie schrecklicher gefühlt als in dem Moment, denn ich habe die einzigen Personen verletzt, die mir immer zur Seite stehen."

Als ich meinen Kopf in seine Richtung drehte sah ich Tränen in seinen Augen. Ich fühlte mich gleich, denn seit der Verwandlung fühlte sich alles so viel stärker an. Wütend sein war nicht nur Wut, Verzweiflung fühlte sich an, als könne man dieser nie wieder entfliehen und Schuld zerriss einen innerlich. Jedes einzelne Gefühl war überwältigend.

,,Du warst verletzt, schockiert und hast dir bei der Verwandlung jeden Knochen gebrochen. Vater ist auf dich losgegangen und Elijah und ich waren voller Blut. Ich gebe dir nicht die Schuld daran, versprochen", versicherte ich ihm und drückte seine Hand leicht. ,,Im Moment weiß ich überhaupt nichts mehr, Nik. Es fühlt sich an als stünde diese Familie vor dem Abgrund, aber das ist niemals deine Schuld."

Klaus schüttelte verzweifelt den Kopf. ,,Ich habe dich gebissen und es ist anders als die anderen Werwölfe. Ich wusste, was ich tat. Ich hätte die vollkommene Kontrolle über mein Handeln haben können, aber das hab ich nicht. Das macht es viel schlimmer."
Seine Stimme wurde leiser und glich einem undeutlichen Stammeln. Er war einfach so in den Abgrund gefallen, dass ich ihn wieder rausziehen wollte.

,,Du hattest aber keine Kontrolle, Nik. Keiner von uns hat irgendeine Art von Kontrolle. Ich habe Elijah gesehen, wie er inmitten von Leichen stand. Kol hat einem Mädchen fast den Kopf abgerissen als er sie gebissen hat, du hast dich nach deinem ersten Mord in einen Wolf verwandelt und ich habe ebenfalls gemordet. Ich kann nicht fassen, dass ich das getan habe..."

Plötzlich wurde mir alles schlagartig bewusst. Keinen Einfluss mehr auf sein eigenes Tun zu haben endete nicht gut und ich hasste es.

Ich wusste, dass ein Teil von mir wirklich gestorben und auf ewig verloren war.

Wenn das so weiterging verlor ich eines Tages mich selbst.

Jetzt wusste ich wovor ich mich wirklich fürchtete. Ich hatte panische Angst davor, vollständig die Kontrolle zu verlieren und eines Tages mit riesigen Gedächtnislücken zwischen Leichen und Blut aufzuwachen.

Auf einmal legte Klaus einen Arm um mich und zog mich an sich heran. Erst jetzt merkte ich, dass ich weinte. Verzweifelt schlang ich meine Arme um ihn und zog ihn in eine feste Umarmung.
,,Was ist nur aus uns geworden, Nik?", fragte ich leise. ,,Wann sind wir solche Monster geworden?"

,,Aus dir wird niemals ein Monster werden, Bekah."
Ich dachte lange über deine Worte nach, während ich in seinen Armen lag. Das stimmte nicht und ich wusste, dass selbst Klaus an seinen Worten zweifelte. Vielleicht meinte er nicht Monster, aber Mörder waren wir alle schon.
,,Das kann nicht sein... Monster haben keine Gefühle, wir schon", versuchte er sich und mir einzureden.

Eine ganze Weile schwiegen wir beide und genossen die Stille. Doch eine einzige Sache blieb noch, die ich ihm unbedingt sagen musste bevor mein Vater zurückkam. ,,Nik?", fragte ich leise.
,,Hm?", erwiderte er kaum hörbar.

,,Du sollst wissen, dass du immer mein Bruder sein wirst. Es ist mir egal wer dein Vater ist. Das ändert überhaupt nichts für mich."

Obwohl ich seine Reaktion nicht sah glaubte ich zu wissen, dass er lächelte.

💕

Weitere Wochen vergingen, in denen mein Vater uns entweder ignorierte oder wütender denn je wurde. Er beschimpfte Klaus und ließ seine schlechte Laune auch an uns aus.

Es machte es nicht besser, dass wir tagsüber das Haus nicht verlassen konnten. Elijah trauerte außerdem um seine Freundin Tatia, die Mutter angeblich wegen des Vampirzaubers auf dem Gewissen hatte. So kippte die Stimmung noch weiter und auch Eliza ignorierte mich vollständig. Selbst Wochen später kam sie nachts nicht aus dem Haus. Obwohl ich eintreten konnte, tat ich es nicht.

Eines Tages rief Mutter und zu sich. Vermutlich wieder ein jämmerlicher Versuch uns alle zu bewegen, die Sache positiv zu sehen.

,,Ich habe euch hier hergerufen um einen weiteren Zauber zu sprechen", kündigte sie an, als wir alle um den Tisch standen.

,,Muss das sein?", wollte Kol als erstes wissen. ,,Dein letzte Zauber ist nicht unbedingt gut ausgegangen."

,,Sei still, Kol", fuhr Finn ihn an. Er verteidigte Mutter immer. Selbst diesen blöden Unsterblichkeitszauber verteidigte er, obwohl er es am meisten hasste.

Wenigstens hielt Vater den Mund.

Auch Mutter warf Kol einen strengen Blick zu und legte sechs Ringe sorgfältig auf den Tisch. Ich tauschte einen fragenden Blick mit meinen Geschwistern, aber keiner hatte eine Antwort darauf. Wir alle starrten die Ringe fragend an und hofften auf eine baldige Aufklärung.

Vorsichtig nahm ich einen davon in die Hand und betrachtete ihn genauer. Ein wunderschöner blauer Stein zierte den Ring und jemand hatte ein großes M darauf eingraviert. Mikaelson.
,,Das sind Familienringe", stellte ich fest und legte ihn zurück. Wofür wir die brauchten stellte sich als ein Rätsel heraus, denn wo waren wir im Moment auch noch eine Familie? Einer misstraute dem anderen und wir stritten praktisch ständig.

,,So ist es, aber es ist nicht nur das. Das ist ein Lapislazulistein. Ich habe diese Ringe heute den ganzen Mittag in die Sonne gelegt und jetzt ist es an der Zeit den Zauber zu vollenden?"

War sie jetzt völlig irre geworden? Meiner Meinung nach sollte Mutter einfach mit ihren Zaubertricks aufhören. Das wäre das beste für uns alle.

Doch Mutter stellte sich vor den Tisch und sprach ein paar sehr undeutliche Worte. Die Temperatur fiel und Kälte breitete sich um uns aus. Doch es passierte nichts wirklich spektakuläres wie erwartet. Der Ring lag einfach... da.

,,Klasse Mutter.", meinte ich wenig beeindruckt und klatschte ironisch in die Hände.

,,Lass dich darauf ein, Rebekah und zieht die Ringe an. Ihr alle."
Finn griff als erstes zu den Ringen und nahm sich einen weg, der Rest von uns folgte seinem Beispiel eher widerwillig.

,,Und jetzt?", fragte Kol unbeeindruckt.

Mutter antwortete nicht und zog stattdessen den Vorhang zur Seite. Sofort entfuhr mir ein panischer Schrei und ich duckte mich rasch weg, als das Sonnenlicht meine Haut berührte. Auch meine Geschwister zeigten diese Reaktion- abgesehen von Finn, welcher vermutlich die ganze Zeit von diesem Zauber gewusst hatte.

Es passierte nichts. Die Sonne schien ungehindert auf meine kühle Haut und plötzlich fühlte ich mich wieder lebendig. Ich war nicht mehr wie eine Gefangene tagsüber ins Haus eingesperrt! Lachend fiel ich Elijah um den Hals und hielt meine Hand fasziniert ins Sonnenlicht. Sie verbrannte tatsächlich nicht!

Ich löste mich von Mutter und rannte mit den anderen nach draußen, wo Klaus mich lachend hochhob, mich dann aber auch gleich wieder herunterließ.

,,Wir sind wieder frei!", rief ich begeistert und ließ mich mit Klaus ins weiche Gras fallen, wo wir einfach nur hinauf in den Himmel in die Sonne starrten. Obwohl meine Haut eiskalt war spürte ich die wärmenden Strahlen und ja. Es fühlte sich einfach nur lebendig an.

Doch als ich mich umsah wirkte das Dorf wie ausgestorben und Türen wurden hastig verschlossen. Wir waren frei, aber es würde niemals dasselbe sein wie vorher. Sie alle verschlossen die Türen vor uns und wollten nichts mehr mit uns zu tun haben.

Niemand würde sich für uns freuen, dass wir wieder in die Sonne konnten - selbst Eliza nicht. Und das machte mich traurig.







Das Kapitel war mehr Klebekah, ich weiß 🤭. Aber jetzt kommt bald das große Drama hehe

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