11 ⚜ Verwandlung
Mystic Falls 1001
Rebekah
Niks ohrenbetäubender Schrei holte mich schlagartig in die Realität zurück und ich sah mich rasch um. Das Dorf sah wie ausgestorben aus, weil sich alle lieber in ihren Häusern verbarrikadierten. Dann fiel mein Blick auf meine beste Freundin. Einen Moment starrte ich Eliza an und versuchte zusammenzufügen was ich ihr gerade antun wollte. Was ich anderen bereits angetan hatte.... Doch ich konnte nicht. Ich konnte jetzt nicht daran denken. Rasch stolperte ich ein paar Schritte zurück und atmete tief durch.
,,Ich... Eliza..."
Meine Stimme brach ab. Ich fühlte mich nicht imstande jetzt mit Eliza zu reden.
,,Ich muss gehen..."
Ich musste Klaus helfen!
In übernatürlicher Geschwindigkeit verließ ich Eliza, folgte ich dem grauenhaften Schrei und erreichte meinen Bruder schnell. Nik lag auf dem Boden und krümmte sich vor Schmerz zusammen. Er schrie, er schlug um sich und plötzlich färbten sich seine Augen strahlend gelb. So gelb wie die eines Raubtiers.
Entsetzt starrte ich ihn an. Ich wusste es sofort.
Er verwandelte sich in einen Wolf.
,,Geh nicht näher", warnte mich Elijah und packte meinen Arm, um mich daran zu hindern, näher an Klaus heranzutreten. Wahrscheinlich lag er damit richtig. Wir wussten nicht, inwieweit uns Wolfsbisse noch schadeten. Mein Blick blieb einen Moment an Elijah hängen. Er sah nicht besser aus als ich. Auch sein Gesicht, sein Haar und seine Kleidung waren beschmiert von Blut. Auch er hat die Kontrolle verloren. Ein bisschen erleichterte mich das. Wenn selbst mein verantwortungsbewusster großer Bruder die Kontrolle verlor, dann durfte mir das auch passieren.
,,Wie ist das möglich, Elijah?", fragte ich leise, als Nik wieder schrie und ich das grauenvolle Geräusch von brechenden Knochen hörte.
,,Als Niklaus den ersten Menschen getötet hat, hat das angefangen. Es gibt nur eine Erklärung dafür." Elijah sah mich eindringlich an, woraufhin ich langsam nickte.
Diese Erklärung kannten wir beide. Das Wolfsgen wurde innerhalb der Familie vererbt und von den Eltern an die Kinder weitergegeben. Wäre mein Vater ein Wolf, so wüssten wir das. In seiner Zeit als Wikinger tötete er. Da er sich danach nie verwandelte konnte mein Vater nicht der Vater von Klaus sein. Klaus stammte nicht von Mikael, sondern von einer Werwolfblutlinie ab.
,,Geht fort von ihm!", fuhr uns plötzlich die harsche Stimme meines Vaters an. Ich zuckte erschrocken zusammen und versuchte aus seinem Gesicht zu lesen, was er davon hielt. Er sah aus wie immer, nur dass er Nik noch zorniger, noch verachtungsvoller ansah. Hatte er ihn vorher schon gehasst, so verabscheute er ihn jetzt umso mehr.
,,Vater, wir müssen ihm helfen. Das ist schrecklich....", begann ich zu reden, aber die Hälfte meines Satzes ging in Niks Schrei unter. Lange Fangzähne erschienen nun in seinem Mund und weitere Knochen brachen begleitet von abscheulichen Geräuschen. Ich konnte weder hinsehen oder zuzuhören. Klaus so zu sehen war schrecklich.
,,Nein, keiner aus unserer Familie wird dieser Abscheulichkeit helfen! Er ist ein Monster! Ein Bastard!", knurrte Vater. Seine Stimme hallte laut über den Dorfplatz. Er hatte seine Emotion am wenigsten unter Kontrolle.
Fassungslos starrte ich ihn an. ,,ER ist ein Monster? Sieh uns an, Vater. Wir haben Menschen getötet. Menschen, die jahrelang neben uns gewohnt haben. Und das schlimmste daran ist, dass es mir egal ist. Er ist nicht mehr ein Monster, als wir es sind. Und DU bist Schuld daran."
Ich wusste, dass ich damit einen Schritt zu weit ging, aber die Worte kamen ungehindert über meine Lippen. Erschrocken über meine eigenen Worte starrte ich Vater an, der zornig einen Schritt auf uns zuging und sich an Elijah wandte. ,,Und du? Auf wessen Seite stehst du?"
Elijah schwieg. Das reichte meinem Vater als Antwort. ,,Also schön. Dann überzeugt euch selbst, dass euer sogenannter "Bruder" ein Monster ist. Glaubt nicht, dass ich euch vor Sonnenaufgang in unser Haus lasse!", fuhr Vater uns wütend an. Er sah aus, als wolle er sich gleich auf uns stürzen.
Meine Aufmerksamkeit galt jedoch nur dem ausgewachsenen Wolf, der hinter Vater stand und uns mit fletschenden Zähnen und hungrigen Augen anstarrte. Sein braunes Fell schimmerte wunderschön im Mondlicht. Ich wusste nicht, ob Nik sich wirklich nicht kontrollieren konnte.
Verdammt. Ich wusste schnell wieso er uns so hungrig anstarrte. An Elijah und mir klebten Unmengen an Menschenblut, weil wir die Kontrolle verloren. Wolf oder nicht, Niklaus war immer noch dasselbe wie wir. Er wollte Blut mindestens so sehr wie wir. Wir mussten für ihn wie ein gelungener Mitternachtssnack riechen.
Unser Bruder verlor die Kontrolle. Das sah ich dem Wolf an.
Plötzlich schnellte Niklaus nach vorne und warf meinen Vater mit einer enormen Kraft zu Boden. Der Wolf drückte ihn mit seiner gesamten Kraft runter und musste sich ein wütendes Duell mit Mikael liefern. Doch sein Blick galt immer noch uns.
Ich tauschte einen hastigen Blick mit Elijah. Wir beide dachten dasselbe. ,,Lauf!", rief er plötzlich.
Elijah griff nach meiner Hand, weil ich wie zur Salzsäule erstarrt stehenblieb. Hastig zog er mich mit sich und das keine Sekunde zu früh. Der Wolf setzte im selben Moment zum Sprung an und wollte nach uns schnappen. Geradeso entkamen wir seinen Zähnen.
So schnell war ich noch nie in meinem Leben gerannt. Elijah und ich nahmen den Weg in Richtung Wald und rannten so schnell um die Bäume herum, dass ich fürchtete dagegen zu laufen. Knurrend folgte uns der Wolf und wir entkamen ihm mehrmals nur knapp.
Nicht ein einziges Mal drehte ich mich um während wir liefen. Beinahe fühlte es sich an, als würden wir schweben. Wir rannten so schnell, dass meine Füße kaum den Boden berührten. Unter normalen Umständen würde ich lachen. Ohne einen wütenden Wolf auf den Versen würde sich das wie Freiheit anfühlen.
Wir kamen schnell voran, aber Niklaus war kein gewöhnlicher Wolf. Er bekam durch Mutters Zauber dieselbe Schnelligkeit wie wir. Einem gewöhnlichen Wolf währen wir problemlos entkommen.
Plötzlich riss jemand Elijah ruckartig zurück und weil ich seine Hand hielt, wurde ich das auch. Diese Gelegenheit ergriff der Wolf sofort und sprang auf Elijah, sodass dieser hart auf dem Waldboden landete und sich einen tapferen Zweikampf mit dem Tier leistete. Eine Weile sah es gut aus. Die Bewegungen erfolgten so schnell, dass man ihnen kaum folgen konnte. Beide waren verdammt stark. Trotzdem schaffte es der Wolf, seine Zähne fest in Elijahs Arm zu stoßen. Der Schrei meines großen Bruders hallte laut in die Nacht.
Ich musste ihn helfen! Endlich konnte ich der Welt beweisen mehr als das schwache kleine Hexenmädchen zu sein, das Angst vor ihrer eigenen Magie hat.
Wütend stürzte ich mich ins Geschehen und stieß den Wolf kräftig von Elijah. Überrascht von meiner eigenen Stärke sah ich dabei zu, wie der Wolf hart an einen Baum mehrere Meter entfernt geschleudert wurde und dort liegenblieb.
Sofort griff ich nach Elijahs Hand und half ihm auf. ,,Komm, weiter...", murmelte ich. Seine Wunden sollten sofort wieder heilen.
,,Rebekah!", warnte mich Elijah plötzlich, aber jede Warnung kam zu spät. Zeitgleich schoss ein brennender Schmerz durch mein Bein und ich schrie instinktiv. Es fühlte sich an, als würde jemand eine schmerzhafte Ladung Gift in meinem Körper ausbreiten. Niklaus Zähne zerrten eisern an meinem Bein und hatten sich so tief in die Haut gebohrt, dass meine Versuche ihn abzuschütteln sinnlos erschienen. Es tat höllisch weh.
Elijah zerrte an mir und als er es endlich schaffte, zog er mich stolpernd weiter. Jeder Schritt bereitete mir plötzlich Schmerzen. Trotzdem zwang Elijah mich, weiterzugehen.
Wir brauchten endlich einen Plan, um Niklaus entgültig zu entkommen. Ich hatte einen. Einen unsicheren und riskanten Plan, aber immerhin einen Plan.
Ohne es Elijah zu erklären änderte ich die Richtung und wir rannten auf das Dorf zu. Niks Heulen begleitete uns.
,,Was tust du, Rebekah? Das ist Wahnsinn!", schrie Elijah, aber er folgte mir.
,,Ich weiß!"
Vor Elizas Tür blieb ich stehen und hämmerte wild dagegen. So laut, dass ich sie fast einschlug. ,,Eliza!", brüllte ich ohne Rücksicht zu nehmen. ,,Eliza bitte!"
Als Eliza öffnete, starrte sie uns fassungslos an. Wir gaben sicher ein nettes Bild. Blutüberströmt, außer Atem, hektisch und ungeduldig. ,,Bitte lass uns rein, Eliza. Bitte", murmelte ich flehend. ,,Ich erkläre dir alles, aber bitte lass uns rein. Wir werden dir nicht wehtun."
Wenn Eliza meiner Forderung nicht nachkam, dann verdiente ich das. Sie könnte uns ins offene Messer laufen lassen. Da ich sie in den letzten Stunden zweimal töten wollte, verdiente ich eigentlich mehr als das. Aber es blieb ein kleiner Funken Hoffnung übrig. Ein so kleiner Funken, das er bald erlosch wenn wir uns nicht beeilten.
Hinzu kam, dass die Bisswunde an meinem Bein nicht verheilte. So viel also zu unserer übernatürlichen Heilung....
Stattdessen breitete sich der pochende Schmerz immer weiter aus und zog sich bis in meinen gesamten Körper.
,,Was soll das?", fragte Elijah mich leise und starrte Eliza an, die überfordert aussah. Ich konnte es ihr nicht verübeln.
,,Niklaus wird ohne eine Einladung nicht in dieses Haus kommen", erklärte ich so kurz zusammengefasst wie möglich. ,,Der Haken ist nur, dass wir auch erst eingeladen werden müssen. Es ist unsere einzige Chance, Elijah. Niemand außer ihr wird es auch nur in Erwägung ziehen, uns in ihr Haus einzuladen. "
Ich sah wieder zu Eliza, fast schon flehend.
Plötzlich hörte ich hinter uns ein Knurren. Da stand er wieder. Niklaus in seiner Wolfsgestalt.
Es hing nun an Eliza, wie die Geschichte endete. Sie sollte sich besser schnell entscheiden.
Ich war noch nicht bereit als Wolfsfutter zu enden.
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