10 ⚜ Monster
Mystic Falls 1001
Eliza
Atemlos stürmte ich ins Haus und atmete erleichtert aus, als ich die Tür hinter mir zuschlug. Diese Tür hielt Rebekah eher nicht auf, aber ich fühlte mich sicherer. Zumindest bei Tageslicht kam sie meinen Beobachtungen zufolge keinen Schritt aus dem Haus. Nachts sah die Sache wahrscheinlich anders aus. Doch mit der jetzigen Sicherheit kam auch Zeit über die Ereignisse nachzudenken. Bereit fühlte ich mich dazu nicht.
Ich sah Rebekah vor mir. Von ihren spitzen Zähnen tropfte Blut des Mädchens. Angeekelt lief es mir kalt den Rücken runter und es fühlte sich an, als würde die Temperatur um einige Grad fallen.
Meine beste Freundin und ihr Bruder wollten mich töten. Ich bekam ihre Blicke nicht mehr aus dem Kopf und konnte sie kaum beschreiben... Hunger. Sie sahen mich an, als wäre ich ihr verdammtes Mittagessen. Nicht einmal der leckere Nachtisch, sondern einfach nur eine blutige Mahlzeit. So wollte ich nicht enden!
,,Hast du ein Gespenst gesehen?", vernahm ich eine kühle Stimme an der Tür zu Jonathans Zimmer. Nathaniel. ,,Jonathan geht es besser. Das kleine blonde Miststück hat ihm geholfen, als sie hier war. Er hat seit Wochen immerhin genug Kraft um alleine zu essen."
Ich starrte ihn nur an, unfähig etwas zu sagen. Ich musste Rebekah zur Besinnung bringen bevor sie mich aß. Gestern hätte ich sie auf der Stelle geheiratet, wenn sie mich gefragt hätte. Heute bin ich nur noch das Essen.
Ob ich sie für immer an dieses Monster verlor, dass sie momentan ersetzte. War meine Rebekah wirklich weg?
,,Sie sind tot, Nath", flüsterte ich mit Tränen in den Augen. Leider konnte ich mich nicht einmal über Jonathans Gesundheitszustand freuen. Spätestens bei der Verschmelzung verlor er gegen Nathaniel und starb. Momentan wollte ich nicht darüber nachdenken. Die Sache mit den Mikaelsons hing mir sehr hinterher.
Nathaniel sah verwirrt aus wegen meiner vagen Andeutung. ,,Wer ist tot? Hat es etwas mit diesem Mord an dem Werwolf bei der Weißeiche zu tun? Faszinierend, nicht?"
Ließen wir Nathaniels Faszinierung für Morde außer Acht, brachte ich immer noch kaum einen Ton heraus. ,,Die Mikaelsons... Sie sind tot. Aber irgendwie auch nicht, verstehst du?"
Mein Bruder schüttelte den Kopf, aber es schien ihn auch nicht zu berühren das die Mikaelsons nicht mehr lebten. Es war ihm schlicht und einfach egal.
,,Esther hat einen Zauber gesprochen und sie getötet, aber sie sind jetzt unsterblich."
Der Gedanke, dass Rebekah ewig lebte löste seltsame Gefühle in mir aus. Ich wurde alt und starb und sie blieb für immer jung und schön... ,,Aber das hatte Konsequenzen. Sie sind nicht mehr sie selbst, Nath. Sie wollten mein Blut trinken."
,,Du redest wirr, Eliza", stellte Nathaniel fest und setzte sich an den Tisch. Er verstand es wahrscheinlich nicht, was ich hier sagen wollte. Eigentlich wollte ich auch nicht viel sagen. Es ging nur darum, dass ich mich jemandem anvertrauen musste.
Also atmete ich tief durch und begann von neuem die Geschichte zu erzählen. Dabei ließ ich kaum ein Detail aus und stoppte erst, als ich bei meiner Flucht angelangte.
Natürlich sah Nathaniel nicht verständnisvoll aus. Er wirkte vielmehr... fasziniert. ,,Unsterblich sagst du... Die mächtigsten Wesen der Welt? Bist du sicher, dass das das Richtige für Blondie ist? Sie war schon als Hexe nutzlos. Hatte Angst vor ihrer eigenen Magie. Diese Macht verdient sie nicht."
,,Weißt du was Nath? Du bist keine Hilfe", sagte ich kopfschüttelnd. Auf diese Art von Gespräch konnte ich verzichten. Und so stand ich auf um in mein Zimmer zu gehen.
Den gesamten Tag über blieb ich dort. Ich machte mir schreckliche Sorgen um Rebekah und ihre Geschwister, was eigentlich dämlich ist. Sie wollten mich töten. Ich sollte mir keine Sorgen um sie machen!
Als es langsam dunkel wurde verwandelte sich das eher in Aufregung. Kamen sie jetzt her und vollendeten was sie beginnen wollten?
Plötzlich hörte ich draußen einen markerschütternden Schrei. Ich zuckte zusammen und spähte vorsichtig aus dem Fenster. Dort konnte man gut das Dorf überblicken und sah die große Weißeiche in der Mitte des Platzes perfekt. Draußen brach reines Chaos aus. Laute Schreie erfüllten die Nacht sowie schwere Schritte von rennenden Menschen und Gestalten, die sich so schnell bewegten, dass ich nur ihre Schatten sehen konnte.
Als es an der Tür klopfte, zuckte ich erschrocken zusammen.
Mit zitternden Fingern öffnete ich die Tür und wich hastig einen Schritt zurück.
Rebekahs blonde Haare waren offen und sie trug ein blaues Kleid, das ich erkannte. Ich habe es ihr letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt. Ihre Augen waren so schwarz und gespenstisch wie die Nacht. Sie wurde schwach von den Kerzen in unserem Haus beleuchtet. Deshalb erkannte ich dünne dunkle Adern unter ihren sonst so freundlich funkelnden Augen. Doch das schlimmste war das Blut, das überall an ihr klebte. Es tropfte von ihrem Kinn auf den Boden, es klebte in ihrem goldblonden Haar und es verschmutzte das blaue Kleid. Als sie einen Arm nach mir ausstreckte sah ich auch dort rote Blutflecken.
Das erschreckte mich und ich konnte nichts weiter tun, als sie fassungslos anzustarren.
,,Was willst du hier? Wie ich sehe hat die Sonne dich noch nicht verkohlt...", fragte ich bemüht ruhig. Leider misslang mir das kläglich. Ich klang panischer als jemals zuvor in meinem Leben und hasste mich selbst dafür.
Rebekah lächelte mich an und ihre spitzen, blutverschmierten Eckzähne kamen zur Geltung. Sie besaß keine Kontrolle mehr. ,,Ich wollte dich besuchen kommen. Freust du dich nicht?"
Wieso klang meine beste Freundin wie ein verrückter Psychopath? Leider sah das Lächeln genauso aus. Ich liebte ihr Lächeln über alles, aber das jagte jedem Angst ein.
,,Sieh in den Spiegel, Bekah. Du bist voller Blut", stotterte ich langsam und versuchte nicht zu genau hinzuschauen.
Rebekah sah auf ihre Arme, als würde sie das erst jetzt merken. Als sie ihre Hand hob und sich das restliche Blut von den Fimgern leckte, drehte sich mir der Magen um. Normalerweise musste ich mich nur von Alkohol übergeben, aber vielleicht schaffte ich es heute auch ohne. ,,Essen, Eliza. Abendessen."
,,Verdammt, du siehst aus wie eine Irre. Du hast dein Essen umgebracht!"
,,Wir jagen Tiere seit Jahrhunderten", antwortete Rebekah gleichgültig.
,,Tiere, ja. Aber das sind Menschen."
Rebekah zuckte die Schultern. ,,Das macht keinen Unterschied. Tierblut schmeckt vergammelt. Mutter wollte uns das andrehen, als sie merkte wie hungrig wir sind." Ich konnte nicht fassen wie belanglos sie über Blut und Mord sprach. Wo war das unschuldige Mädchen von gestern?
Plötzlich trat sie einen Schritt näher an mich heran und starrte mich ausdruckslos an. ,,Ich kann dein Blut riechen und es wird wundervoll schmecken. Ich möchte nur ein bisschen", bettelte sie und verzog die blutverschmierten Lippen zu einem verzerrten Lächeln.
,,Keinen Schritt näher", warnte ich sie und schloss einen Moment die Augen um mir einzureden, dass alles gut wurde. Natürlich war dem nicht so.
Rebekah bewegte sich schneller als jeder Wolf, den ich beobachtete.
Ich machte mich jetzt schon bereit auf den Schmerz und das Ende meines Lebens. Verdammt! Ich wollte nicht sterben!
Doch stattdessen wurde Rebekah zurückgeschleudert als wäre irgendeine unsichtbare Barriere in der Tür, die sie am Eintreten hinderte.
Einen Moment fragte ich mich, ob Nathaniel etwas zauberte, aber der verschwendete seine Zeit niemals für Schutzzauber gegen Rebekah - Mein Bruder hielt sie nämlich für absolut unfähig.
Wutentbrannt schlug Rebekah gegen die unsichtbare Barriere, doch nichts geschah. Rebekah kam nicht in mein Haus.
,,Lass mich rein! Sag, dass ich reinkommen kann! Ich habe Hunger!", schrie sie wütend und schlug mit der Faust kräftig gegen... eigentlich nichts.
,,Nein", sagte ich mit fester Stimme. ,,Niemals."
,,Lass mich rein, Eliza!"
Ich schüttelte selbstbewusst den Kopf und wies sie ab. Eine Welle der Erleichterung durchströmte meinen Körper.
Ein lauter Schrei ließ Rebekah erstarren.
Ein Schrei, der so schmerzerfüllt klang, dass ich mitlitt. Sogar die Stimme kam mir vage bekannt vor. Rebekahs Fassade bröckelte. Ihre Augen färbten sich plötzlich wieder hellblau und sie starrte fassungslos auf ihre Hände. Das sah schon eher aus wie meine Bekah.
,,Nik", murmelte sie verwirrt. ,,Das ist Nik...."
,,Nik!", brüllte sie in die Nacht hinaus. ,,Wo bist du?"
Einen Moment sah sie mich an. Ihre Augen strahlten Verzweiflung und Angst aus. Dann verschwand sie in übernatürlicher Geschwindigkeit. Ich fragte mich, was mit Klaus los war, dass er so schrie.
Dieser kurze Augenkontakt reichte mir. Er zeigte, dass sie immer noch mehr als ein blutsaugendes Monster war.
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