03 ⚜ Der Zauber
Rebekah
Mystic Falls, 1001
,,Rebekah Mikaelson. Du hast mich tagelang ignoriert, aber das hat jetzt ein Ende. Ich muss mit dir reden", ertönte eine etwas aufgebrachte Stimme neben mir. Eliza.
Ich saß draußen vor unserem Haus und half Klaus. Er wollte seine Waffen wieder in Form bringen und weil ich nichts besseres zu tun hatte, half ich ihm eben.
Als ich Elizas Stimme hörte, zuckte ich kurz zusammen. Ich gab zu, dass ich sie tatsächlich ignoriert hatte. Seit ihrem Geständnis in mich verliebt gewesen zu sein... musste ich irgendwie ein paar Tage für mich selbst darüber nachdenken.
,,Eliza. Was ist?", fragte ich also. Ich war kurz davor erneut abzublocken, aber jetzt wo sie direkt vor mir stand, fiel mir das schwer. So wartete ich lieber und wollte mir anhören, was sie mir sagen wollte.
,,Ich habe eine Bitte an dich. Es wird dir nicht gefallen, aber hör mir bitte zu", antwortete sie und stemmte die Hände in die Hüfte. ,,Es ist wirklich wichtig."
Ich seufzte leise. Offensichtlich meinte sie es ernst und deswegen wollte ich sie nicht beleidigen, indem ich sie schon wieder abwies. Also nickte ich langsam, anstatt ihr eine Antwort zu geben.
Anscheinend reichte Eliza diese Antwort schon, um mir von ihrer Bitte zu erzählen.
,,Der Geminizirkel braucht deine Hilfe. Mein Bruder Jonathan muss bis zur Verschmelzungszeremonie überleben, Rebekah. Sonst stirbt der gesamte Zirkel aus", begann sie zu reden, woraufhin ich die Augenbrauen hochzog. Wenn Hexen Hilfe brauchten wollten sie entweder meine Magie oder einen Zauber, den ich für sie sprach. Und das ging auf keinen Fall.
,,Nein", sagte ich also schnell. ,,Eliza, ich kann nicht. Ich habe seit elf Jahren keinen richtigen Zauber mehr ausgesprochen. Frag meine Mutter, sie wird euch helfen."
,,Du verstehst es nicht. Ich will nicht, dass Esther es tut. Ich will, dass du es tust. Du ignorierst mich seit Tagen und ich weiß nicht einmal warum. Das ist nicht okay! Ich bin deine beste Freundin, Bekah. Also wenn dir auch nur etwas an mir liegt, dann hilf meinem Bruder. Stirbt der Zirkel, sterbe nämlich auch ich", erklärte sie mir aufgebracht, wobei letzteres eher einem Hauchen glich. Anschließend drehte sich einfach von mir weg.
Ich sah sie schweigend an. In meinem Inneren wollte ich nicht, dass sie ging. Natürlich wollte ich nicht, dass unsere Freundschaft noch mehr den Bach runtergeht. Und erst recht nicht, dass Eliza irgendwas zustieß. Aber gleichzeitig hatte ich riesige Angst davor wieder alles zu zerstören. In mir befand sich die Magie der Urhexe. Ich wusste, dass sie gefährlich war, wenn man sie nicht kontrollieren konnte. Es war mehr Magie, als die meisten anderen Hexen besaßen.
Als Eliza ging, holte ich sie ein. Diese zog eine Augenbraue nach oben. ,,Was?", fragte sie sichtlich beleidigt.
,,Ich... ich werde es tun", platzte es aus mir heraus. Nun konnte ich diese Entscheidung wohl nicht mehr rückgängig machen. ,,Aber ich mache es nicht für Jonathan, sondern für dich und dein Leben. Würde es nur um Jonathan gehen, würde ich dir meine Mutter schicken. Aber sagen wir so... du kannst sehr überzeugend sein."
Eliza schmunzelte. ,,Ich weiß."
Etwa eine Viertelstunde später betrat ich das Haus von Elizas Familie. Ich begrüßte ihren Vater, doch ihr Bruder Nathaniel, der am Tisch saß, warf mir nur einen kühlen Blick zu. Wieso lag nochmal der nette Bruder im Sterben?
Kopfschüttelnd folgte ich Eliza in ihr Zimmer, wo sie ein Buch suchte. Als sie es gefunden hatte legte sie es auf den Boden und saß davor. Ich folgte ihrem Beispiel und sah mir die verschiedenen Zauber der Gemini an. Sie unterschieden sich deutlich von Esthers. Ich konnte nicht sagen warum, aber ich spürte auch eine ganz andere Art von Magie um mich herum, wie zu Hause.
,,Ich hab's", sagte Eliza plötzlich und nickte auf die Seite vor uns.
Ich sah mir den Zauber an. Glücklicherweise schien er nicht allzu kompliziert zu sein. Vorsichtig fuhr ich mit dem Finger über die Seite und las mir dabei alles ganz genau durch. Unten angekommen spürte ich auf einmal Elizas Hand auf meiner. Normalerweise würde ich das für eine rein freundschaftliche Geste halten, aber nach Elizas Geständnis war ich mir da nicht mehr so sicher. Was war ich denn für sie?
,,Ich weiß, dass du Angst davor hast zu zaubern, aber du schaffst das. Wenn du willst nehme ich mir nur deine Magie und mache es selbst, aber mein Vater meinte, dass der Zauber größere Wirkung hat, wenn jemand mächtigeres ihn spricht", sagte Eliza und sah mich an. Ich hielt beinahe den Atem an. Wieso war nochmal alles so kompliziert geworden zwischen uns? Irgendwie ging es ziemlich distanziert zu, seit Eliza mir gesagt hatte, dass sie in mich verliebt war. Zumindest von meiner Seite aus. Sie wirkte nämlich so als wäre nichts passiert. Und das regte mich irgendwo auf.
,,Nein schon gut... ich mache es", versicherte ich ihr und klappte das Buch zu. Da ihre Hand immer noch auf meiner lag, sah ich sie nun zum ersten mal seit dem Fest wirklich an.
,,Eliza bitte. Was bin ich denn für dich?", fragte ich und seufzte leise. Ich wollte nicht die unerwiderte Liebe sein, die heimlich von ihr angeschmachtet wurde. Ich wollte, dass es wieder so wurde wie früher. Ohne wirklich große Probleme zwischen uns. Offensichtlich meinte das Schicksal es anders.
Eliza runzelte aber bloß verwirrt die Stirn und sah mich verständnislos an. Trotzdem war ich mehr als gespannt, was sie sagen würde. Würde sie ehrlich sein?
,,Du bist meine beste Freundin. Und falls es in den letzten Tagen nicht so gewirkt hat, dann tut es mir leid, aber ich musste mich um Jonathan kümmern. Du weißt ja, dass Nat ihn nicht wirklich leiden kann"
Leise lachte sie auf, drückte meine Hand und ließ sie dann los.
Dann stand sie auf, wahrscheinlich um in Jonathans Zimmer zu gehen.
Bitte was? War das ihr Ernst? Erst vor wenigen Tagen hatte sie mir doch gestanden, dass sie mal mehr für mich empfunden hatte. Und irgendwo wirkte es so als würde sie es immernoch tun. Ich konnte es nicht erklären, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass Elizas Gefühle nicht unbedingt nur in der Vergangenheit existierten. Möglicherweise dachte ich auch einfach viel zu viel darüber nach.
Doch wieso zum Teufel tat sie so als hätte sie mir nie etwas davon erzählt?
Verdutzt und überfordert zugleich starrte ich einfach nur das Buch vor mir an.
Ich wusste nicht was ich davon hielt, einen Zauber sprechen zu müssen.
Aber für Eliza tat ich nahezu alles.
Also wollte ich es wenigstens versuchen.
Ihretwegen.
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