9: I wanna know
"Sag mir, dass das nicht wahr ist", keuchte ich und blieb ruckartig stehen. Liam schaute über seine muskulöse Schulter zu mir und seine Augen strahlten. "Was?", grinste er nur und fuhr sich durch seine nassen Haare. Ich hatte gedacht, dass ich mein Herz ein wenig in den Griff kriegen würde, nachdem Liam duschen gegangen war. Doch als er frisch geduscht, gut riechend und vollkommen nass aus der Kabine kam, fiel es mir schwer zu verstecken, dass ich deutlich erregt von seinem Anblick war (und auch sonst von allem was mit Liam zu tun hatte). Während ich ihm dann zu seinem Auto gefolgt bin, versuchte ich nicht daran zu denken wie sich sein muskulöser, dennoch weicher Körper an meinem angefühlt hatte oder wie Liam in meinen Nacken geflucht hatte, während er unsere Hüften aufeinander gepresst hatte. Denn all das half mir wirklich kein bisschen. Denn wann immer ich einatmete spürte ich diesen Kloß in meinem Hals und mein schmerzhaft pochendes Herz in meinem Brustkorb. Ich seufzte.
"Sag mir, dass du kein Porsche fährst", schnaubte ich und betrachtete kritisch das weiße Fahrzeug vor mir. Liam kicherte leise und öffnete die Türe zur Fahrerseite. "Okay, ich werde es nicht sagen", lächelte er und deutete auf die Beifahrertür. "Steig ein", forderte er mich dann auf, als er sich auf dem Fahrersitz nieder ließ und die Autotüre schloss. Ich blieb einen weiteren Moment stehen und sah erneut auf das Fahrzeug. "Ich will da nicht einsteigen", maulte ich und deutete auf die Motorhaube des Porsches. Doch Liam zuckte nur die Schultern und gab mir zu verstehen, dass er mich nicht hören konnte. Ich schüttelte den Kopf und seufzte erneut auf. Dieser Typ sah nicht nur makellos gut aus, war sportlich und hin-und wieder liebenswert. Nein, er fuhr auch noch einen verdammten, weißen Porsche. In was für einem schlechten Hollywood Film war ich gelandet?
Also setzte ich mich widerwillig auf das edle, schwarze Leder neben Liam und sah starr aus der Windschutzscheibe. "Alles gut?", fragte Liam sanft nach und die Zärtlichkeit in seiner Stimme lies mich fast vergessen, dass ich in einem Porsche mit einem Jungen saß, der auf irgendeine Art und Weise etwas mit meinem Herzen anstellte, was ich selbst nicht definieren konnte. Ich stieß leise Luft aus und widmete Liam meinen Blick. Seine braunen Augen glühten und ein leichtes Lächeln lag auf seinen vollen Lippen. "Alles gut", hauchte ich nur und versuchte sein Lächeln zu erwidern, obwohl ich meinen hohen Puls nicht unter Kontrolle hatte. Liam nickte nur und startete das Auto und ich stellte mir für einen Moment vor, es wäre ein alter, verrosteter Wagen. Das dachte ich aber auch nur so lang, bis der laute Motor unter mir anfing zu brummen und Liam geschmeidig aus der Parklücke ausparkte.
Die Fahrt zu Liams Haus verbrachten wir in angenehmer Stille. Leise dröhnten Songs von Justin Timberlake durch die Lautsprecher und ich versuchte meine unregelmäßige Atmung wieder in den Griff zu kriegen. Das ganze Auto duftete nach Liam und Timberlake's Stimme erinnerte mich an die Nacht der Party, bei der mich Liam das erste mal berührt hatte. Ich stöhnte leise auf und fuhr mir durch meine Haare. Ignorierte dabei, dass ich meine gestylten Strähnen womöglich total durcheinander brachte. Ich spürte Liams Blicke auf mir, doch er schwieg weiter und fragte nicht weiter nach. Wofür ich wirklich dankbar war.
Wir blieben vor einem großen Gebäude stehen, was ebenfalls weiß war. Die Veranda des Hauses war größer als meine gesamte Wohnung und ich brauchte einen Moment um zu realisieren, dass Liam gerade vor diesem Haus geparkt hatte. Ich starrte mit offenem Mund auf das große Familienhaus vor mir und schluckte. Liam zog seinen Autoschlüssel aus dem Zündschloss und legte seine Hand auf die Autotüre, bereit auszusteigen. Ich schüttelte leicht meinen Kopf und sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Gerade öffnete ich meinen Mund um zu sprechen, doch Liam unterbrach mich. "Ich werde nicht sagen, dass ich darin wohne", schmunzelte er und deutete auf das große Haus vor uns. "Aber steig aus." Er warf mir noch eins seiner verschmitzten Lächeln zu bevor er die Autotür aufriss und aus dem Auto ausstieg. Er war also nicht nur gutaussehend, sportlich und verdammt sexy. Er fuhr auch noch einen weißen Porsche und wohnte in einem weißen, großen Haus mit einer fucking Veranda.
"Ich hasse deinen Lifestyle", schmollte ich und feierte innerlich die größte Pity-Party, die jemals gefeiert wurde. Liam lachte erneut und ich fragte mich woher sein plötzlicher Optimismus kam. "Natürlich tust du das", säuselte er und lief bereits die Stufen der Veranda nach oben. Ich versuchte diesmal nicht auf seine definierte Rückenmuskulatur zu achten als ich sein durchnässtes, weißes Shirt betrachtete. Das ich mein Blick eventuell doch langsam über seine Taille zu seinem heißen Arsch gleiten lies, davon musste schließlich keiner wissen. Ich biss mir auf die Lippen und spürte wie die Lust in mir brodelte. "Liam", wisperte ich leise, traute meiner eigenen Stimme nicht. Liam warf mir nur einen Blick über die Schulter, als er dabei war die Wohnungstür aufzuschließen. "Sind wir alleine?" Erst nachdem ich meine Frage ausgesprochen hatte, wurde mir bewusst was ich da gerade gefragt hatte. Liam wand sich mir nun ganz zu und in seinen tiefen Augen blitzte etwas auf, was ich von den paar Zentimeter die uns voneinander entfernten nicht erkennen konnte. Nur etwas näher..
"Ja", antwortete mir Liam genauso leise und sein Blick durchbohrte mich wortwörtlich. Ich nahm erneut meine Unterlippe zwischen meine Zähne. "Uhm", murmelte Liam unsicher und sein Blick lag auf meinen Lippen. "Wir sollten reingehen." Er drehte sich erneut zu der Tür, um sie zu öffnen und ich atmete noch einmal tief ein bevor ich ihm in sein Haus folgte. Wenn ich an Liams Lächeln dachte oder an seine weiche Augen, dachte ich mehr an warmes orange oder leidenschaftliches rot. Es könnte auch ein freundliches grün sein oder ein tiefes blau. Ich dachte an kuschelige Decken und heiße Schokolade nach einem langen Tag draußen im Schnee. Wärme. Persönlichkeit.
Doch was mich erwartete war ein Haus mit kahlen, weißen Wänden und sturen Möbeln. Das Haus spiegelte keine Persönlichkeit aus und erst recht keine Wärme. Dort standen keine Familienfotos auf einem Beistelltisch neben der Garderobe und es hing auch kein Kalender voller Familienereignissen am Kühlschrank. Dort lagen keine kuscheligen Decken auf der Couch und im Flur standen auch keine Pokale von den tausend Fußballspielen, welche Liam schon gewonnen hatte. Würde ich nicht wissen, dass hier tatsächlich jemand lebte, hätte ich gedacht das Haus stehe möbliert zum Verkauf. Irritiert sah ich mich um bis mein Blick wieder auf Liam landete. Dieser musterte mich weiterhin unsicher und als unsere Blicke sich trafen, nickte er in die Richtig einer Wendeltreppe. Ich folgte ihm als er stur die Stufen hinauf lief, ohne nochmal nachzusehen ob ich ihm folgte. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken bei all den kahlen, weißen Wänden. Das Haus war kalt und ich hatte das Bedürfnis meine Arme um Liam zu legen und ihm zu zeigen, dass so etwas wie Wärme wirklich existiert.
"Naja", murmelte Liam leise und öffnete eine weitere weiße Tür. "Mein Zimmer." Ein leichtes Lächeln lag wieder auf seinen Lippen. Er wartete darauf bis ich durch den Türrahmen gelaufen war bevor er mir folgte und hinter sich die Türe schloss. Die Hoffnung, dass ich Liam in seinem Zimmer finden konnte erlosch als ich mich in seinem Raum umsah. Ebenfalls weiße Wände, inmitten ein großes Bett auf dem zwei Bücher lagen und ein Tisch auf dem ebenfalls Schulbücher verteilt waren. Das einzige was sich von den anderen Räumen unterschied war ein großes Tony Stark Poster direkt über seinem Bett. "Wirklich?", schmunzelte ich und deutete auf das Poster. Auch Liam lachte leise und zuckte mit seinen Schultern bevor er sich in sein Bett warf. Ich schluckte und beobachtete wie das Bett unter Liams Gewicht mit einem dumpfen Geräusch gegen die Wand schlug. "Ich liebe eben Marvel", verteidigte er sich und ich nickte bestätigend. "Aber nichts geht über DC-Comics", fügte er schnell hinzu und zog abwartend seine Augenbrauen in die Höhe. Ich stöhnte und ging gehemmt ein paar Schritte in den Raum hinein. Liam beobachtete jeder meiner Schritte und lies sein Blick von meinem Gesicht zu meinen Füßen gleiten, und wieder zurück. "Batman", strahlte ich und Liams Augen funkelten. "Gut zu wissen, dass ich nicht der einzige Comic-Freak auf dieser Welt bin", nuschelte er nachdem er die Hälfte seines Gesichts in sein Kissen gedrückt hatte.
Er sah so jung und verletzlich aus und das Verlangen mich zu ihm auf sein Bett zu legen und stundenlang über unsere Lieblingscomics zu diskutieren verstärkte sich. Ich wollte seine Hände in meinen, wollte wissen wie sich jeder seiner Finger unter meinen Fingerspitzen anfühlte. Wollte dieses Strahlen in Liams Augen. So lange es anhielt.
"Bist du nicht", wisperte ich zart nach einem Moment der Stille, in dem ich vergessen hatte, dass ich irgendwas sagen sollte. Ein weiterer Moment verging in dem Liam mich einfach nur ansah bevor er frustriert brummte und sein Gesicht nun ganz in sein Kissen vergrub. "Ich bin der schlechteste Gastgeber aller Zeiten", murmelte er in sein Kissen und ich runzelte die Stirn. Abwartend sah ich zu Liam der sich immer noch hinter seinem Kissen versteckte. "Liam?", grinste ich und lief einen Schritt auf ihn zu bevor ich mir bewusst wurde, dass er in seinem Bett lag und ich wusste nicht wie viel Wert er auf Privatsphäre legte. "Willst du was trinken?", fragte er zögernd nach und nun wurde mir bewusst was er meinte und bevor ich mich zurückhalten konnte prustete ich los. Liam sah lachend von seinem Kissen hervor und richtete sich auf, sodass er in einer sitzenden Position war. "Du kannst dich auch hinsetzen", bot er mir weiter an und deutete auf sein Bett. Als er selbst auf seine Bettdecke hinunter sah, konnte ich buchstäblich sehen wie ihm die Röte in die Wangen schoss. "I-Ich mein, da ist auch ein Stuhl", stotterte er verlegen und ich war noch immer nicht darüber hinweg wie unglaublich attraktiv Liam war, wenn er verlegen war. Mein Lachen verdünnte sich zu einem leichten Lächeln und ich konnte mein Blick nicht von Liam abwenden. Ein zartes rot umspielte seine Wangen und nervös hatte er seine Unterlippe zwischen seine Zähne genommen. Ich spürte mein Herz in meinem Brustkorb pulsieren und ich konnte wirklich nicht sagen ob es sich gut anfühlte oder ob ich lieber ganz schnell das Weite suchen sollte.
Ich blickte von Liam zu dem Stuhl an seinem Tisch und dann wieder zurück zu Liam, der mich noch immer intensiv musterte. "Also", begann ich und der Kloß in meinem Hals wurde unerträglich groß, sodass ich mehrmals schlucken musste bevor ich weitersprach. Ich ging noch einen Schritt auf Liam zu, welcher mich ermutigend anlächelte und etwas beiseite rutschte, damit ich mich gegenüber von ihm auf sein Bett setzen konnte. "Ist das okay?", flüsterte ich und sah ihn fragend an. Seine Zunge glitt über seine volle Unterlippe und für eine Millisekunde musste ich wieder an Liams starken Körper denken, welcher mich gegen die Mauer gepresst hatte und ich stöhnte leise auf als aller Sauerstoff meine Lungen verließ. "Mehr als okay", presste Liam schüchtern hervor und senkte seinen Kopf zu unseren Händen welche nur wenige Zentimeter voneinander auf dem Bett ruhten. Ich konnte nicht verstehen wie eine Person von unglaublich bestimmend und dominant zu unverschämt süß und schüchtern wechseln konnte und es faszinierte mich.
"Wo sind deine Eltern?", platzte es aus mir heraus bevor ich mich beherrschen konnte und bereute es sofort als sich Liams Blick verdüsterte. "Sie arbeiten die meiste Zeit", antwortete er schlicht und wich meinem Blick aus. "Hast du keine Geschwister?", erkundete ich mich weiter und Stop Zayn, was machst du denn? "Nein", sagte er leise und ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen. Ich hätte mich selbst dafür verfluchen können. Liam starrte auf seine Hände und spielte mit seinen Fingern. "Also bist du viel alleine?" Bei dieser Fragen hob Liam wieder seinen Kopf und sein Blick brannte sich in meinen. Seine Augen glühten, aus Wut? Oder Ärger? Ich konnte es nicht genau sagen. "Die meiste Zeit", sprach er immer noch verwunderlich ruhig obwohl das Funkeln in seinen Augen das komplette Gegenteil aussagte. Ich schwieg und senkte wie Liam zuvor beschämt meinen Kopf und zupfte an meinem Shirt herum. Einen Moment dachte ich darüber nach wie es für Liam sein musste, jeden Tag von der Schule heim zu kommen mit niemanden der auf ihn wartete. Möglicherweise musste er sogar Abends alleine essen und war jemand Zuhause um darauf aufzupassen, dass ihm nichts geschah während er schlief? Das war neu. Liam war immer umzingelt von unseren Mitschülern, niemals hätte ich gedacht es wäre so einsam bei ihm Zuhause. "Was ist mit deiner Familie? Hast du Geschwister?", informierte er sich um womöglich von ihm abzulenken. Die Stimmung schwankte von Unsicherheit zu Anspannung und ich fühlte mich auf einmal nicht mehr willkommen als ich eine gewisse Härte in Liams Stimme hörte und diese ebenfalls vorfand als ihm wieder ins Gesicht sah.
"Es tut mir Leid", hauchte ich leise und sah Liam direkt an. "Ich weiß nicht woher die Fragen kamen." Ich kratzte mich nervös am Hinterkopf und seufzte leise. "Es ist nur so, das Haus, es ist etwas-", redete ich einfach drauf los doch Liam unterbrach mich bevor ich meine Gedanken aussprechen konnte. "Können wir nicht über was anderes reden?", fragte er wieder bedrohlich ruhig und ich nickte schnell. Ich senkte erneut meinen Blick zu meinen Händen. Wann immer seine warme, liebevolle Art zu dieser Härte und Kälte wurde fühlte ich mich eingeschüchtert und eigentlich hatte ich immer Möglichkeiten einfach die Flucht zu ergreifen. Doch nun saß ich in seinem Haus, in seinem Zimmer, auf seinem Bett und ich konnte mal wieder nicht ausmachen was in Liams Gedanken vor sich ging. "Es tut mir Leid", flüsterte ich erneut und griff nach meinem Rucksack. Die Stille zwischen uns war unangenehm und ich hasste mich selbst in diesem Moment, dass ich dieses Thema überhaupt aufgegriffen hatte. Ich sah aus dem Augenwinkel wie Liam leicht seinen Kopf schüttelte. "Dir muss nichts Leid tun, Zayn", sprach er zärtlich. "Es ist nicht deine Schuld, ich schätze ich bin etwas empfindlich wenn es um meine Familie geht." Er fuhr sich durch seinen bereits verwuschelten Mohawk und grinste mich leicht verschmitzt an und diese Stimmungsschwankung trieben mich wirklich in den Wahnsinn. "Uhm", murmelte ich nur und holte unsere Schullektüre aus dem Rucksack.
Mein Herz tobte in meinem Brustkorb und ich wünschte ich hätte einen kurzen Moment um es zu beruhigen. Doch das fiel mir deutlich schwer mit Liams Duft der mich umgab und seine weiche Bettdecke unter mir, in die er sich jede Nacht einmurmelte. Und das ich Liam einfach nicht einschätzen konnte machte mich verrückt.
"Ich gebe keine Nachhilfe, deshalb hab ich keine Ahnung was genau ich dir beibringen soll", gestand ich und hob die Schullektüre etwas in die Höhe um Liam zu zeigen, worüber ich redete. Liam schien nicht sehr fixiert auf das Buch oder überhaupt auf das, was ich sagte. "Mh", murmelte er nur und änderte seine Sitzposition. Mühevoll atmete ich aus als Liams Knie nun permanent gegen meine stießen und noch mehr verwirrte mich, dass Liam dies bewusst tat. "Deine Familie", lächelte er und legte seine Knie nun komplett an die meine. "Erzähl mir von ihr." Mein Kopf brummte und ich konnte nicht klar denken. Dieser ständige Körperkontakt mit Liam machte mich nervös und heiß und ich wünschte, ich könnte mehr von ihm haben als nur das Gefühl seiner harten Knie gegen meine. "Ich habe zwei Eltern", begann ich und Liam schmunzelte bei der Aussage und drückte seine Knie noch fester gegen meine. "Und eine kleine Schwester, Safaa." Ich zuckte mit den Schulter, lächelte jedoch leicht als ich an meine kleine, chaotische Schwester dachte. "Sie ist die Beste", fügte ich noch leise dazu und Liams Augen hatte wieder dieses warme haselnussbraun und ich konnte einfach nicht wegsehen wenn er mich so unbeschreiblich intensiv musterte. "Was auch sonst", hauchte er und schenkte mir eins dieser ehrlichen Lächeln und ich sog scharf die Luft ein.
Für eine Weile tauschten wir weiterhin belanglose Informationen aus wie unsere Geburtstage. Ich erfuhr, dass Liam bereits achtzehn war, worauf er mich fragte was ich an meinem achtzehnten Geburtstag in wenigen Monaten machen würde. Er erzählte mir von seinem kleinen Husky-Welpen Loki, und dass seine Eltern ihn die meiste Zeit mit auf Geschäftsreise nehmen. Er versprach mir, mich das nächste mal einzuladen wenn Loki wieder da war. Und wenn die Rede von einem "nächsten mal" mein Herz zum schmerzen brachte, dann musste er das schließlich nicht wissen.
Irgendwann schafften wir es doch die Lektüre in die Hände zu nehmen und meine Nervosität legte sich etwas, denn ich liebte dieses Buch. Liam konnte mich nicht stoppen als ich aufgeregt anfing über das Werk von Jane Austen zu erzählen und er wich ab und zu meinen Händen aus, die wie wild durch die Luft fuchtelten. Er beobachtete mich fest und unterbrach mich kein einziges mal. Seine Lippen umspielte ein liebenswertes Lächeln, welches ich nur erwidern konnte. "Du liebst dieses Buch wirklich, oder?", fragte Liam faszinierend und rückte etwas näher zu mir. Seine Knie streiften meine inneren Oberschenkel entlang und ich musste mich zusammenreißen nicht laut aufzustöhnen als die Lust wieder in mir aufkochte. "Ich-", begann ich zu antworten, doch als Liam plötzlich weiteren Druck auf meine Oberschenkel ausübte entwich mir schließlich doch ein leises stöhnen. "Liam", keuchte ich und sah ihn mit großen Augen an. "Es macht Spaß, dir dabei zuzusehen", erwiderte er und tat so als würde er mich gerade nicht um den Verstand bringen. Ich spürte die Hitze in meinem Nacken und ballte meine Hände zu Fäusten. "Du bist unglaublich attraktiv wenn du so leidenschaftlich wirst", flüsterte er leiser als davor und ich fragte mich wohin seine Verlegenheit gegangen war.
Ich sah ihn für einen Moment nur an und versuchte meine Lust hinunter zu schlucken. "Stimmt es?", fragte er daraufhin aus dem Nichts und ich runzelte für einen Moment die Stirn. "Was meinst du?", hauchte ich nur und schluckte erneut um den Kloß in meinem Hals los zu werden. "Was sie in der Schule sagen", begann Liam mir zu erklären und ich spannte mich an. Was sie in der Schule sagen? In meiner Schule sagten sie viel über mich und ich wollte wirklich nicht wissen was genau Liam meinte. Mit geöffneten Lippen blickte ich zu ihm, kein Wort wollte meine Lippen verlassen. Ich wusste nicht wie wir von Stolz und Vorurteil plötzlich bei der Gerüchteküche unserer Schule angelangt waren. Doch wie es schien liebte Liam es innerhalb von wenigen Sekunden die Stimmung sowie unser Gesprächsthema zu ändern. "Sie sagen, dass du auf, du weißt schon. Das du auf Jungs stehst", wisperte er nur und wand sein Blick von mir ab. Es versetzte mir einen Stich in die Magengrube, dass Liam sich wohl schämte auch nur auszusprechen, dass ich auf Männer stand. "Du meinst ob es stimmt, dass ich eine Schwuchtel bin?", zischte ich und rutschte auf dem Bett etwas zurück, damit ich nicht mehr unter dem Einfluss stand, welcher Liams Berührungen auf mich hatte. Liam wimmerte leise und schüttelte schnell den Kopf. "So habe ich das nicht gemeint", verteidigte er sich schnell doch ich hob abwehrend die Hände. "Wie denn dann, Liam?", zickte ich weiter und sah ihn herausfordernd an. "Das ist doch genau das, was deine Freunde über mich sagen." Ich hatte erneut dieses mulmige Gefühl in der Magengrube und ich verstand nicht wieso Liam mich damit konfrontieren musste während ich bei ihm Zuhause, auf seinem Bett saß. Ich zupfte an meinen Haarsträhnen und sah dabei zu wie Liam sich nervös auf seine Lippen biss. "Es ist aber nicht das, was ich über dich sage. Ich wollte doch nur wissen-", redete er erneut drauf los doch ich lies ihn dieses mal nicht aussprechen.
"Ja Liam", sagte ich fest und funkelte ihn an. "Ich bin schwul. Das wolltest du doch wissen", fauchte ich und stand nun komplett von seinem Bett auf. "Zayn", jammerte Liam und stand ebenfalls auf um mir hinterher zu gehen. "Es ist doch okay", wisperte er leise und legte seine warme Hand um mein Handgelenk um mich davor zurückzuhalten aus diesem Haus zu verschwinden. Sanft malte er Kreise auf meinen Handrücken und ich versuchte mein Gefühlschaos wieder unter Kontrolle zu kriegen. "Es macht mir nichts aus, okay?", sprach er beruhigend weiter und zog mich wieder etwas näher zu ihm heran. Ich sah ihn noch immer nicht an und atmete weiterhin unregelmäßig. Das letzte mal, dass ich es gegenüber einer anderen Person ausgesprochen hatte war als ich es meinen Eltern gestanden hatte. Louis hatte es schon davor gewusst, dennoch war es immer wieder angsteinflößend. Ich schämte mich nicht schwul zu sein, hatte dennoch immer wieder Angst davor, wie andere Personen darauf reagierten. Die letzte Person, welcher ich es jemals sagen wollte war Liam und doch war ich nun hier, in seinem Zimmer, umzingelt von Liam. "Zayn", murmelte er leise, auffordernd ihn anzusehen. Doch ich hielt meinen Kopf weiterhin gesenkt und schnaubte auf. "Wieso willst du es überhaupt wissen?", erkundigte ich mich und keuchte leise als sich Liams Griff um mein Handgelenk verstärkte. Liams ganzer Körper hatte sich angespannt und mit jeder Sekunde die er einfach nur schwieg wurde ich immer mehr nervös. Wut brodelte in mir und ich kam mir so schwach vor. "Liam", wimmerte ich und hob entschlossen meinen Kopf um ihn anzusehen. Mein Herzschlag setzte für einen Moment aus als mir bewusst wurde das Liams Gesicht, Liams Lippen nur noch wenige Zentimeter von meinen entfernt waren. Meine Worte blieben ungesagt. Auch Liam sagte nichts, sondern musterte meine Reaktion. Seine Augen sahen zwischen meinen hin und her und er hob meine Hand um sie ihm auf die Brust zu legen. "Liam?", flüsterte ich als mein Herz begann im selben schnellen Rhythmus zu schlagen wie Liams. Sein Herz raste unter meiner Hand und ein wohliges Kribbeln verbreitete sich auf meinem Körper als ich erkannte, dass er ebenfalls nervös war. Liam neigte seinen Kopf etwas und ich wimmerte leise als sein Atem meine geöffneten Lippen traf.
"Willst du", hauchte ich leise. "Willst du mich küssen, Liam?"
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Hello from the other side! ♡
3664 Wörter! Wow!
Die Abstände zwischen meinen Updates werden nun etwas länger, da die Kapitel dafür auch etwas länger werden. Ich hoffe das ist okay so! Und ich hoffe euch hat dieses Kapitel gefallen :) Lasst mich einfach wissen, was ihr denkt!
Ganz viel Liebe zu euch, Emily♡
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