11: I wouldn't
"Ich hasse Sport", murrte ich während ich gereizt den Ball in den Geräteraum kickte. Ich raufte mir genervt die Haare und seufzte laut auf. "Mr. Malik der Ball gehört ins Tornetz, nicht in schulische Räumlichkeiten", klärte mich mein Sportlehrer strikt auf und ich verdrehte die Augen, beherrschte mich ihm nicht zu sagen, dass die Sporthalle ebenfalls eine schulische Räumlichkeit war. "Mhm", murmelte ich nur und holte den Ball aus dem Geräteraum heraus. Louis warf mir schon den ganzen Schultag kritische und fragende Blicke zu, welche ich gekonnt ignorierte. Auch wenn er mein bester Freund war, wollte ich ihm nicht über mein neustes Liebesdrama aufklären. Ich kam mir so oder so total lächerlich vor. Hatte ich Liam doch tatsächlich gefragt, ob er mich küssen wollte. Und dann wurde ich auch noch mit einem Ich bin nicht schwul abgelehnt. Ich war gekränkt und verletzt und so verliebt.
"Was ist denn mit dir los heute?", fragte mich Louis leicht amüsiert, doch ich zuckte nur die Schultern. Ich wollte mir nicht vorstellen wie viele Stunden er über mich lachen würde, wenn ich ihm von meinem ereignisvollen Tag gestern erzählen würde und überhaupt war ich selbst noch nicht über den Gefühlschaos, der seit gestern in mir herrschte hinweg. Die ganze halbe Stunde Schlaf, die ich gestern Nacht hatte trugen auch nicht sehr viel zu einer guten Laune bei, weshalb heute deutlich ein schwarzer Tag für mich war. Frustriert kam ich mit dem künstlichen Lederball aus dem Geräteraum und warf ihm Louis vor die Füße. "Dies ist ebenso Fußball, Mr. Malik. Kein Handball", klagte erneut mein Lehrer und ich funkelte ihn an. "Was ist Ihr scheiß Problem?", fauchte ich und lief mit aufgestemmten Armen auf ihn zu. "Zayn", redete Louis beruhigend auf mich ein und hielt mich an den Schultern fest. "Ich erlaube mir so eine Redensweise nicht in meinem Unterricht, Mr. Malik. Auf die Bank!", forderte mich mein Lehrer auf und nur zu gerne folgte ich seiner Aufforderung und ließ mich auf die Bank nieder. Ich hasste diesen Unterricht sowieso.
Das Blut rauschte mir noch immer in den Ohren, seitdem Liam mir in den Umkleidekabinen entgegen gelaufen war. Er trug sein Schultrikot locker über seinem muskulösen Körper, den Ball unter seinem Arm. Draußen regnete es in Strömen, weshalb unsere Fußballmannschaft heute auf der anderen Seite der Turnhalle trainieren musste. Und natürlich trainierten sie genau in der Zeit in dem ich diesen grässlichen Sportunterricht hatte und natürlich musste Liam es sein, welcher mir auf dem Weg in die Halle entgegen kam. Eine dichte Trennwand trennte mich davon Liam spielen zu sehen und ich wusste nicht ob ich darüber erfreut sein sollte oder nicht. Seit gestern konnte ich meine Gedanken an Liam nicht loslassen und ich wehrte mich dagegen, ich tat es wirklich. Doch was immer ich tat, alles lief auf Liam zurück. Es brachte mich zur Verzweiflung und ich verstand meinen Verstand nicht mehr, der sich so von meinem Herzen beeinflussen ließ.
Die ständigen Schreie von Liam ich steh frei! und Das war super, Liam! halfen mir auch nicht dabei Liam aus meinen Gedanken zu vertreiben. Nur zu gerne würde ich sehen, wie seine Rückenmuskulatur unter seinem Trikot spielte, während er den Ball zwischen seinen Füßen gleiten ließ. Doch auf der anderen Seite hatte ich mich selbst dazu gezwungen, Liam einfach zu vergessen. Die ganze Sache mit ihm ist hoffnungslos und Zeitvertreib. Mag sein, dass er verwirrt war, doch ich hatte genug. Was auch immer das zwischen uns gewesen war, es war unerwidert. Es war eine Wunschvorstellung meinerseits gewesen, nichts mehr. Er hatte mir deutlich gesagt, er war nicht schwul. Seine Reaktion auf meine Flucht, seine Küsse auf meinem Nacken, wer versicherte mir, dass dies keine Verzweiflungstaten waren? Das dies nicht einfach eine Versuchung für Liam gewesen war, welche er nicht widerstehen konnte? Einfach nur zu wissen, wie es sich anfühlen würde? Ich schnaubte und vergrub meinen Kopf in meine Hände. Ich war so müde.
"Mr. Malik sagen sie den Jungs drüben, dass die Trainingszeit vorbei ist", kommandierte mich mein Lehrer erneut herum und ich verschränkte nur meine Arme vor der Brust. Dieser Lehrer schien mich ebenso sehr zu hassen wie ich ihn. "Los", zischte er als er sah, wie ich mich weigerte. Ich stöhnte und hob abwehrend meine Hände bevor ich mich in Bewegung setzte. Wieso ich? Ich stampfte frustriert zu der Trennwand und quetschte mich durch den schmalen Spalt dazwischen, versuchend meinen Blick nicht zu sehr über die Mannschaft gleiten zu lassen. Ich war wirklich nicht in der Laune um mir noch irgendwelche Sprüche von ihnen anhören zu müssen. Nicht wissend, wie ich ihnen mitteilen sollte, dass das Training vorbei war suchte ich nach einem mir all zu bekanntem Gesicht. Ich hasste meinen Lehrer, dass er mir dies antat. Ich hasste Sportunterricht und ich hasste Schule im allgemeinen. Mein Leben war eindeutig nicht gut zu mir.
Als ich das mir vertraute honigbraune Augenpaar fand, bohrte sein Blick sich schon längst intensiv in meinen und ich schnappte für einen Moment verzweifelt nach Luft. Vergiss ihn, redete ich mir ein wie ein Mantra. Vergiss ihn einfach. Ich setzte mich kurz in Bewegung bevor ich erkannte, dass Liam kein Shirt mehr an sich hatte. Seine verschwitzten Haare standen in alle Richtungen und seine Schultern und sein Oberkörper glänzten verdächtig. Ich schluckte und starrte ihn einfach nur an. Er sah so unverschämt gut aus und sein Anblick allein setzte mein ganzes Dasein in Flammen. Hitze durchflutete meinen schon viel zu erhitzen Körper und ich verlangte nach nichts mehr, als diesen Körper für mich zu haben. Reiß dich zusammen, Zayn.
Mit meinen Lippen formte ich ein stilles Liam und sein Blick wurde weich, ein kleines Lächeln zückte seine Lippen. Er kam einen Schritt auf mich zu und verkrampft schluckte ich die wieder aufkommende Lust herunter. Er machte mich so schwach und so viel zu deiner Selbstbeherrschung Malik. "Was willst du denn hier?", kam einer von Liams Mannschaftskollegen Liam zuvor, doch ich konnte meinen Blick von Liam nicht abwenden. Die ganze Nacht hatte ich über ihn nachgedacht, hatte all seine Worte herumgedreht, um nach einer Antwort auf einfach alles zu finden. Doch schließlich bin ich zu keinem Entschluss gekommen, zwang mich schlussendlich selbst ihn einfach zu vergessen. Doch nun stand er hier, verschwitzt, lächelnd und ohne Shirt und in Lichtgeschwindigkeit waren all meine Vorsätze verschwunden. "Das Training ist fertig", antwortete ich monoton der Person, die mich angesprochen hatte. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie er meinem Blick folgte und hörte wie er leise aufstöhnte. "Wars das? Wenn ja, könntest du aufhören so widerlich unseren Kapitän zu stalken?", fluchte er und kam mir bedrohlich nahe, sodass ich meinen Blick von Liam abwandte um gesagte Person anzusehen. Unbeeindruckt hob ich meine Augenbrauen und lachte leise. "Erbärmlich", zischte ich und machte kehrt, ohne Liam noch einmal anzusehen.
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"Wie lief die Nachhilfe gestern?", grinste Louis als ich mit meiner Gabel gelangweilt in meinem Mittagsessen herumstocherte. Ich schwieg und tat so als hätte ich ihm einfach nicht zugehört. "Du kannst nicht ewig so tun, als würdest du mich nicht hören, Zayn", stellte Louis fest und ich hörte noch immer sein Lächeln in der Stimme. Auch wenn ich Louis liebte, manchmal ging mir sein übertriebener Optimismus auf die Nerven. Jeder Muskel meines Körpers war angespannt und allgemein fühlte ich mich unbeschreiblich unwohl, spürte intensive Blicke brauner Augen in meinem Nacken. "Es war nichts", murmelte ich nur und ließ für eine Millisekunde mein Blick zu Louis gleiten bevor ich mich wieder auf das Essen konzentrierte. "Es war nichts", wiederholte er schäbig und ich wusste, er glaubte mir nicht. "Nichts", bestätigte ich und nickte zusprechend. Ich werde ihm möglicherweise alles erzählen, nur nicht jetzt. Nur nicht heute oder irgendwann demnächst.
Alles was mit Liam zu tun hatte, musste ich erst einmal mit mir selbst klären bevor irgendjemand anderes sein Fazit aus der ganzen Geschichte ziehen würde. Ich war selbst viel zu verwirrt um mich mit Ratschlägen von anderen noch mehr verwirren zu lassen. Ich wollte für ein paar Stunden Ruhe, wollte meine Gedanken sortieren. Wollte für mich selbst entscheiden, was als nächstes zu tun wäre. Ich seufzte und legte meine Gabel beiseite. Mir war wirklich nicht zum essen zu Mute und dieses warme Honigbraun, welches sich schon seit Minuten in meinen Nacken brannte, machte es mir auch nicht gerade einfacher.
Seufzend erhob ich mich und wich Louis' fragenden Blick ein weiteres mal aus. Ich sah ihn leicht nicken, als würde er mir sein Verständnis zusprechen und zog meinen Teller zu sich herüber, um ihn zu leeren. Noch bevor ich die Cafeteria verließ legte ich mir die Zigarette zwischen meine Lippen, zündete sie als ich den ersten Schritt in bunte Blätter setzte, welche durch den Herbststurm von den Bäumen gefallen waren. Genüsslich sog ich mir den Nikotin in die Lunge, blies ihn langsam wieder aus während ich meinen Kopf in den Nacken legte. Ich schloss für einen Moment die Augen und genoss dieses Gefühl, fühlte mich als würde die Droge in mir meine Gedanken für einen Moment abstellen. Hin und wieder schnippte ich die Asche auf den Asphaltboden und lehnte mich müde gegen die Mauer des Schulgebäudes.
"Wenn die Lehrer dich damit erwischen wirst du mindestens die nächsten zwei Monate nachsitzen", hauchte mir eine vertraut melodische Stimme zu und ich sog erneut verzweifelt den Nikotin in meine Lunge, ließ ihn für einen Moment in mir ruhen. Als ich ein bekanntes Brennen in meiner Lunge wahrnahm, blies ich ihn wieder aus und öffnete langsam meine Augen. "Was willst du, Liam?", krächzte ich, meine Stimme angeschlagen von Müdigkeit und Zigarettenqualm. Fragend sah ich zwischen Liams Augen hin und her, versuchte wieder einmal herauszufinden, was in diesem hübschen Kopf vor sich ging. Ich ließ es für paar Millisekunden zu, mich in seinen warmen Augen zu verlieren. Gab mich diesem Gefühl der Wärme hin, ließ sie meine bitteren Gedanken für einen Moment erwärmen. Doch bevor ich mich ganz in ihm verlor senkte ich meinen Kopf und nahm den Filter wieder zwischen meine Lippen.
"Meinst du nicht, wie sollten darüber reden?", wisperte Liam leise in die Stille, der Pausenhof ungewöhnlich still für eine Mittagspause. "Da gibt es nichts zu reden", erwiderte ich schlicht und zuckte die Schultern, warf meine Zigarette zu Boden um sie mit meinem Schuh zu löschen. "Machs gut, Liam." Ich nickte ihm halbherzig zu und wollte an ihm vorbei, doch wie es in unseren Gesprächen immer so war, blockierte er mir den Weg. "Bist du wieder schwierig?", informierte er sich und ein leichtes Lächeln zückte seine vollen, pinken Lippen und ich erschauderte als ich nur daran dachte, wie sich diese Lippen auf meiner Haut angefühlt hatten. "Komm schon, Zayn. Lass uns reden." Meine Augen formten sich zu Schlitzen und kritisch betrachtete ich Liam, spürte den harten Herzschlag in meinem Brustkorb.
"Hör zu Liam, was immer du gerade durchlebst, ich wünsch dir wirklich alles Gute", begann ich zu sprechen, meine Stimme fest und entschlossen obwohl mir mein Herz etwas ganz anderes sagte. "Ich kann es jedoch nicht riskieren mir schlussendlich mein Herz von dir brechen zu lassen." Mein Gesicht verzog sich schmerzerfüllt und da war er wieder, dieser Kloß der mir kaum Möglichkeit zum atmen gab, der bittere Geschmack des Nikotins noch immer auf meiner Zunge. Liam sah mich für einen Moment einfach nur an, sein Ausdruck weich und freundlich. Er hob seine Hand und zupfte sanft an meiner blonden Haarsträhne, welche mir über der Stirn lag. "Liam", setzte ich an und zog meinen Kopf etwas zurück. Ich öffnete meine Lippen um weiter zu protestieren doch bevor ich es wusste fühlte ich Liams warme Finger, welche behutsam über meine Fingerspitzen streichelten. "Wäre ich denn in der Lage dazu?", fragte Liam vorsichtig und durchbohrte mich mit seinem Blick. "Dir das Herz zu brechen, meine ich." Sämtlicher Sauerstoff verließ meine Lunge und ich japste leise. Seine zärtlichen Finger strichen über meinen Handrücken, glitten über jeden meiner Finger als wollte er sich diese Berührung einprägen. Ich senkte meinen Blick, ließ seine Berührungen zu.
"Ich würde es nicht tun", wisperte er und schenkte mir ein kleines, ehrliches Lächeln. Ein wohliges Kribbeln überrollte meinen Körper und ich trat einen Schritt näher zu Liam heran. Er nahm meine zuneigende Geste wahr und legte seine Finger in die Lücken zwischen meinen, fest nahm er meine Hand in seine. "Es macht mir nicht so viel Angst", erklärte er mir weiter und sah mich dabei direkt an. "Mit dir, weißt du." Ich nickte leicht benommen, wusste ganz genau was er meinte, wusste wie die Angst einen auffressen konnte. Ich dachte zurück an das erste Mal, an den Moment in dem ich das erste Mal erkannte, wie attraktiv ich einen Mann fand. Ich erinnerte mich zurück, wie ich tagelang wach lag, Angst davor mich irgendjemanden anzuvertrauen. Ich drückte seine Hand ermutigend. "Ich weiß", murmelte ich und schenkte ihm ein kleines Grinsen, welches er sofort erwiderte.
Für einige Momente kommunizierten wir nur mit unseren Blicken, spielten mit unseren Fingern. Das Schweigen zwischen uns war angenehm und ich wünschte mir ein bisschen Fürimmer in diesem Moment. Schließlich ertönte dann doch die Schulglocke und riss uns beide aus diesem kleinen Cocoon, welchen wir um uns gebaut hatten. "Ich seh dich später, okay?", stellte Liam sicher und ich nickte kaum merkbar während ich mir nervös auf die Lippen biss. Ich erwischte Liam für einen winzigen Moment dabei, wie sein Blick sich auf meine Lippen legte bevor er sich selbst über seine volle Unterlippe leckte. "Okay", hauchte er, hob seine Hand welche noch immer mein festhielt und küsste mir sachte auf den Handrücken. "Bis dann, Babe", sprach er leise und mein Herz setzte bei diesem Kosenamen für einen Moment aus um dann wie wild gegen meinen Brustkorb zu schlagen. Liam löste seinen Griff um meine Hand und schenkte mir ein letztes Lächeln, bevor er sich zurück in die Cafeteria begab.
Noch immer etwas berauscht von Gefühlen und noch mehr Gefühlen drehte ich mich um, entschlossen nicht das Gedrängel in der Cafeteria auf mich zu nehmen. Ich nahm es nicht wahr, als ich Niall fast in die Arme lief, zu sehr war ich damit beschäftigt mein stark pochendes Herz wieder unter Kontrolle zu bringen. Nialls Gesicht umspielte ein undefinierbarer Blick und sein Mund blieb geschlossen, kein Kommentar verließ heute seine Lippen. Wortlos ging er an mir vorbei und leicht irritiert schüttelte ich den Kopf. Erst als meine Gedanken dabei waren zu Liams Lippen zurück zu wandern, versetzte mir eine plötzliche Erkenntnis einen Stich in die Magengrube. Erschrocken stellte ich fest, dass Niall mir gerade in die Arme gelaufen war, nur wenige Sekunden nachdem Liam in die Cafeteria gelaufen war. Erhitztes Blut pumpte durch meine Adern. Entrüstet blickte ich durch die Glastüre, sah wie Niall mit schnellen Schritten Liam durch die Cafeteria folgte. Ich schluckte schwer, meine Hände ballten sich zu Fäusten. Shit, rann es mir durch den Kopf, meine Fingernägel bohrten sich in meine Handfläche. Niall hatte uns gesehen.
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2463 Wörter, ay! ♡
Und da waren es nur noch.. null.
Endlich sind all meine Prüfung fertig und ich hab mein Abi in der Tasche (vollständig!)
So viel Zeit nun fürs Schreiben! :)
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, sagt mir was ihr darüber denkt, ja?♡
Bis zum nächsten mal, ganz viel Liebe ♡ Emily
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