Willkommen im Fuchsbau
„Wir sind da."
Ich musste ihm nicht ins Gesicht sehen, um zu wissen, dass ein amüsiertes Lächeln auf seinen Lippen liegen würde. Wahrscheinlich hatte er auch seine rechte Augenbraue nach oben gezogen.
Und ich konnte mir vorstellen warum.
Während wir apparierten und ich das Gefühl hatte, durch einen endlosen Schlauch gepresst zu werden, der meinem Körper allen Sauerstoff entzog, hatte ich mich wohl näher an ihn gepresst. Meine Finger mussten sich wohl reflexartig in sein Hemd gekrallt haben, als hätte ich Angst, dass er mich beim Gang durch den Schlauch allein lassen würde.
Nicht, dass das der Wahrheit entsprechen würde. Ich hasse diese Art zu Reisen nur wie die Pest. Lieber nahm ich meinen Besen oder Flohpulver, aber das hatte ja nicht zur Debatte gestanden. Leider.
Ich löste meine Hand zügig aus seinem Hemd, entspannte meine Mimik und setzte ein beinah schon arrogantes Lächeln auf. Ich war eine Delacour und dementsprechend war mir ein gewisser Stolz, gepaart mit einer leichten Arroganz in die Wiege gelegt worden. Nicht, dass ich gerne damit prahlte und ihn zur Schau stellte, aber es gab Momente, wo er doch sehr hilfreich war. Siehe Charlie Weasley.
„Erstaunlich, ich bin noch in einem Stück!" Stieß ich extra überspitzt aus, wofür ich nur ein genervtes Schnauben erntete. Der Amüsierte Gesichtsausdruck war verschwunden und stattdessen funkelte er mich an, was ich aber gekonnt ignorierte. Trotzdem grinste ich breit in mich hinein. Ich hatte getroffen. Der Herr besaß einen gewissen Stolz und den konnte ich nicht nur über seine äußere Erscheinung reizen. Anscheinend waren es auch seine magischen Fähigkeiten, die ein perfektes Ziel abgaben, stellte ich amüsiert fest. Vielleicht würde ich doch noch meinen Spaß haben.
„Was grinst du so, Kleine?" Charlie hatte fragend eine Augenbraue nach oben gezogen aber seine Mimik hatte sich nur leicht verändert. Ich sah, dass ein gewisses Interesse in seinen Gesichtszügen lag. Er wollte eine Antwort haben und gleichzeitig schien er sich von meinem kleinen Stich noch nicht erholt zu haben. Interessant. Vielleicht war ich ja ein Glückspilz, dass ich heil am Ziel angekommen war und anderen war es nicht so ergangen. Sicher würden sich in den nächsten Wochen ein paar Gelegenheiten ergeben, um den näher auf die Spur zu kommen. Einer seiner Brüder würde bestimmt plaudern.
„Ach nichts. Ich genieße nur die Aussicht. Dort hinten ist der Fuchsbau?" Fragte ich, um erstmal vom Thema abzulenken. In einiger Entfernung sah ich ein Gebäude und mein Lächeln wurde breiter. Noch nie hatte ich so etwas gesehen. Fleur hatte mir zwar in Briefen von dem Haus berichtet, wobei ihre Meinung nicht immer positiv ausgefallen war aber es nun zu sehen, war etwas ganz anderes. Es war so ungewöhnlich.
Ich wusste nicht wie das Haus am Anfang jemals ausgesehen hatte aber es wirkte, als hätte jemand immer wieder eine Etage daraufsetzen wollen. Es hätte beinah von einem Kleinkind zusammengebaut worden sein, so schien es jedenfalls, wenn ich mir die hervorstehenden Ecken und Enden so ansah und auch die ausgeblichene Farbe tat ihren Rest, um meinen Eindruck zu vervollständigen. Ich wusste, dass Magie hier im Spiel sein musste, denn um nichts in der Welt hätte das Haus ohne Hilfe stehen können. Ich sah genauer hin, erkannte die vier Schornsteine, einen alten wackeligen Schuppen und nun auch ein paar einzelne Beete, die in den großen Garten gepflanzt worden waren.
„Das kann nicht wahr sein..." Flüsterte ich, als ich einen kleinen Gnom quer über den grünen Rasen rennen sah und beinah hätte ich angefangen zu lachen. Das Haus schien der Inbegriff von Chaos zu sein und ich liebte es jetzt schon. Es war die Art von Chaos, die mich in meinem Leben stets begleitet hatte, da sie ein willkommener Gegensatz zu meiner restlichen Familie war. Es war ein Chaos, dass mich immer wieder kreativ hat werden lassen.
„Das ist er...Bill wird uns am Eingang erwarten." Meinte Charlie knapp neben mir und schon beim Sprechen hatte er sich in Bewegung gesetzt. Ich machte es ihm nach aber meinen Blick konnte ich nicht abwenden. Zu sehr war ich von dem Haus fasziniert und ich konnte nicht verhindern, dass sich ein Funken Vorfreude in mir breit machte. Vielleicht würden die nächsten zwei Wochen doch nicht so dramatisch werden. Immerhin hatte ich meine Cousine und durfte in einem Haus wohnen, welches womöglich voller Überraschungen steckte. Wer weiß, was ich alles so finden könnte? Außerdem lebten so viele Menschen in diesem Haus, dass ich Charlie weitestgehend ignorieren konnte. Vielleicht waren ja seine Brüder unterhaltsamer und diese waren sicherlich nicht mit seltsamen Erinnerungen an einen dunklen Abend behaftet. Dort konnte ich eine andere Seite zeigen und keiner konnte mich auf einen Kuss ansprechen, der bloß aus einer Laune heraus entstanden war und dem ich keinerlei Bedeutung beimaß. Als ob ein Kuss die Weltsicht verändern konnte. Das hier ist kein Muggelmärchen und dich trug noch meine beiden Schuhe.
Ich war froh, dass Charlie während unserem kleinen Marsch sprach, denn so konnte ich mir in aller Ruhe überlegen, wie ich ihn in den nächsten Wochen umgehen konnte. Es war unfassbar, wie viele Wege mir in nicht mal 15 Minuten einfielen und jeder von ihnen war perfekt. So würde niemand etwas von unserem kleinen Abenteuer erfahren und ich konnte ihn nach diesen zwei Wochen aus meinem Kopf streichen. Hervorragend. Ich war ein solches Genie.
Wir kamen dem Fuchsbau immer näher und ich erkannte, dass wir bereits erwartet wurden. Ich brauchte keine namentliche Vorstellung, um Bill sofort zu erkennen. Fleur hatte mir in einem ihrer vielen Briefe ein Foto beigelegt, aber trotzdem waren mir die drei Narben in seinem Gesicht neu. Diese hatte sie in einem ihrer letzten Briefe zwar knapp erwähnt aber näher darauf eingegangen war sie nicht. Jetzt, wie auch damals als ich den Brief gelesen hatte, fragte ich mich warum. Ich würde sie danach fragen müssen.
Aber erstmal musste ich mit dem Umstand zurechtkommen, dass der Älteste der Weasleys mit seinem Zauberstab direkt auf Charlie und mich zielte. Ich zog eine Augenbraue hoch und meine Hand wanderte langsam zu meinem eigenen Zauberstab. Er war vielleicht kräftiger, aber ich müsste ihn überraschen können, wenn sich der passende Moment ergab. Zu meiner Verblüffung blieb Charlie ganz ruhig. Er grinste sogar, wenn ich das aus meinem Augenwinkel richtig sah.
„Dann fang mal an Bill!"
„Nun gut Charlie, wenn du es dann bist,...Wie hat Rita Kimmkorn dich einmal bezeichnet?"
Charlie neben mir brach in Lachen aus, während ich nur verwirrt meine Augenbraue hochzog. War das sowas wie ein Begrüßungsritual und ich war nicht eingeweiht worden oder was sollte der Spaß hier? Und was war das für eine bescheuerte Frage? Es interessierte sich doch niemand für die Artikel von Rita Kimmkorn...außerdem, warum hatte sie Charlie erwähnt? Noch eine ungeklärte Frage.
Ich hatte meine Hand auf meinen Zauberstab gelegt und wartete seine Antwort angespannt ab.
„Der unverheiratete Weasley." Meinte Charlie immer noch grinsend. Bill hingegen schien für einen Moment erleichtert, aber nun richtete sich sein Zauberstab auf mich. Doch er war zu langsam. Ich hatte meinen ebenfalls gezogen und die Spitze zeigte direkt auf einen Punkt, der zwischen seinen Augenbrauen lag. Ein Zauberspruch, ein Treffer. Ich würde schneller sein. Das war ich immer gewesen. Meine Miene war ausdruckslos und ich wartete einfach.
„Wie hieß der Jarvey, den du nach Beauxbatons mitgebracht hast?"
„Newton!" Sagte ich, ohne groß nachzudenken. Auch wenn mich die Frage im Nachhinein verwirrte. Warum wollte er wissen, wie mein erstes Haustier hieß? Das war Jahre her, auch wenn ich mich gerne an den kleinen Kerl mit dem großen Mundwerk erinnerte. Immerhin war es dank ihm immer unterhaltsam gewesen aber trotzdem...warum?
Bill schien über meine Antwort ebenso erleichtert, wie über Charlies vorherige und ließ seinen Zauberstab sinken. Er kam mit großen Schritten auf uns zu und umarmte erst seinen Bruder überschwänglich und danach wurde auch ich in eine herzliche Umarmung gezogen. Damit müsste ich dieses seltsame Ritual wohl bestanden haben. Verwirrt erwiderte ich seine Umarmung aber mein Körper reagierte automatisch. Mein Gehirn stellte sich hingegen ein paar Fragen, denen ich später noch auf den Grund gehen würde.
14 Tage.
336 Stunden.
20.160 Minuten.
1.209.600 Sekunden.
Ich hatte Zeit. Sehr viel Zeit.
„Also herzlich willkommen im Fuchsbau Isabell. Fleur und ich freuen uns riesig, dass du uns die nächsten Tage helfen wirst. Ebenso meine Mom, die über jede helfende Hand erleichtert ist und, wenn ich es mir recht überlege, dann war sie beinah vorfreudiger, als Fleur. Wenn das möglich ist."
Ich kicherte bei seinen Ausführungen, denn ich kannte meine Cousine lange genug, um zu wissen, wie sie sich verhielt, wenn sie aufgeregt war. Um ehrlich zu sein wollte ich da nicht mit Bill tauschen, so sehr ich meine Lieblingscousine auch ins Herz geschlossen hatte. Eine aufgeregte Fleur konnte die Nerven auf eine harte Probe stellen, wie ich schon öfter erfahren hatte und somit ich wünschte Bill in Gedanken eine Menge Kraft.
Dieser fuhr auch schon mit seinen Erklärungen fort.
„Bis zwei Tage vor der Hochzeit hast du ein Einzelzimmer und dann müssen wir weitersehen. Fleurs Eltern und ihre Schwester reisen früher an, um uns ebenfalls zu helfen und wir sind uns bis jetzt nicht einig, wie wir sie am besten unterbringen. Aber das klappt schon...Irgendwie..." Nervös führ er sich durch die roten Haare, die er zu einem tiefen Pferdeschwanz gebunden hatte. Es lösten sich ein paar Strähnen, die ihm nun ins Gesicht fielen und es weniger markant erscheinen ließen.
Ich lächelte freundlich und wollte ihm ein wenig von seiner Nervosität nehmen. Dabei verdrängte ich geschickt den dunklen Gedanken an meine Familie. Eher konzentrierte ich mich auf Bill. Er schien mir ein recht symphytischer Mann zu sein, dessen äußere Erscheinung im Gegensatz zu seinem Charakter zu stehen schien. Aber das war nur mein erster Eindruck, ich war gespannt, was ich die nächsten Tage so erfahren würde. Fleur würde mir da sicher ein paar Sachen erzählen.
„Keine Sorge Bill. Ich möchte euch keine Umstände machen und schlafe auch gerne auf der Couch, wenn ihr kein Bett mehr frei haben solltet. Ich bin einfach froh hier zu sein."
Nun wirkte Bill wieder erleichtert und grinste. Er atmete tief aus und dabei schien sämtliche Anspannung von ihm abzufallen, wie ich anhand seiner Körpersprache feststellte. Wenn er jetzt schon so nervös war, wie würde er dann nur die Hochzeit überstehen, dachte ich schmunzelnd bei mir.
„Fantastisch...also die meisten sind gerade im Wohnzimmer, Fleur ist in unserem Zimmer. Das befindet sich im dritten Stock, hinter der zweiten Tür, Fleur wollte dir dein Zimmer nachher unbedingt persönlich zeigen. Du kannst gerne schon mal reingehen und falls du dich verlaufen solltest, irgendjemand findest du immer. Charlie und ich müssen noch etwas für unsere Mutter erledigen."
Ich nickte. Das waren definitiv eine Menge Informationen gewesen. Wohnzimmer, fremde Menschen, Einzelzimmer, Fleur. Mein Kopf schwirrte noch davon, als ich mich auf den Weg in Richtung Haustür machte. Ich atmete tief durch und öffnete die Tür. Leise trat ich ein und stand beinah direkt in der Küche, die mich wirklich faszinierte. An jeder Ecke war etwas Magisches zu sehen, außerdem roch es köstlich nach Kuchen und sicher hätte ich mich genauer umgesehen, wenn ich nicht ein paar Stimmen gehört hätte.
Leise schlich ich näher heran.
„Glaubt ihr, dass sie genauso ist, wie naja...ihr wisst schon..?" Die Stimme eines Mädchens.
„Wenn sie auch so einen Akzent hat, dann bekomme ich Komplexe! Ich ertrage das nicht mehr! Die letzten Wochen haben gereicht!" Wieder die Stimme eines Mädchens, aber diese klang deutlich abwertender, als die andere. Ich zog eine Augenbraue hoch und trat noch einen Schritt näher.
„Und wenn schon! Wenn sie auch so aussieht wie die zukünftige Mrs. Weasley, dann können wir Ron wahrscheinlich eine Schüssel reichen, weil er so viel sabbern wird!" Diese Stimme gehörte einem Jungen und danach folgte schallendes Gelächter.
Ich zog eine Augenbraue hoch und grinste. Wenn sie wüssten...
„Ron sabbert doch nur, weil sie Veela Gene in sich trägt! Ihre Cousine tut das bestimmt auch und wer weiß, wie viele sie damit schon betört hat! Das hat nichts mit Attraktivität zu tun, sondern mit Magie" Wieder die Stimme des zweiten Mädchens.
„Also ich will mich ja nicht einmischen, aber wenn es um meine Attraktivität geht, dann würde ich gerne für mich selbst sprechen. Dabei klangen eure Ausführungen unglaublich gut." Sagte ich, nachdem ich den Raum betreten hatte.
Stille.
Mit einem Mal waren 6 Augenpaare auf mich gerichtet aber und alle waren schockiert.
Nur ich grinste.
Guten Abend Potterheads!
Es freut mich riesig dass du wieder hierher gefunden hast und ich hoffe, dass dir meine bis hierhin Geschichte gefällt.
Was denkt ich, wem die Augenpaare gehören? Meinungen gerne in die Kommis!
Ansonsten würde ich mich über einen Vote und einen Kommentar sehr freuen! :)
Bis bald und ein magisches Wiedersehen!
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