Kapitel 8
Delilah
Meine Pause kommt schneller als gedacht. Ich plane ein Meeting und lade ein paar Leute dazu ein, bis die Uhr mir zeigt, dass ich nun eine Stunde freihabe. Auf dessen Wunsch hin, melde ich mich bei meinem Boss ab, bevor ich mich auf den Weg zum Ausgang des Gebäudes mache.
Ich trete aus dem Gebäude auf die Straßen der Großstadt hinaus und mache mich, schnellen Schrittes, auf den Weg zum Starbucks um die Ecke. Ob Bree schon da ist oder nicht, kann ich in diesem Zeitpunkt schlecht einschätzen. So gut es geht, schiebe ich mich durch die regelrechten Menschenmassen und bahne mir meinen eigenen Weg.
Dadurch komme ich ziemlich schnell an dem besagten Café an und trete ein. Zu meinem Leidwesen sind die Schlangen zu dieser Tageszeit unerträglich lang. Aber da muss ich wohl durch. Deshalb lasse ich meinen Blick auf der Suche nach meiner Freundin umherschweifen.
Letztendlich entdecke ich sie, bereits in der Schlange stehend. Sie winkt mich zu sich und ich versuche mich so unauffällig wie ich möglich zu ihr zu gesellen. Glücklicherweise beschwert sich niemand über meine Vordrängelaktion.
"Hey", begrüßt sie mich mit einem freundlichen Lächeln. "Hey", erwidere ich, freudig sie zu sehen: "Danke, dass du mir einen Platz frei gelassen hast." "Ist doch selbstverständlich", antwortet sie und schiebt die Hände in die Jackentaschen. Sie durchlöchert mich mit ihrem forschenden Blick regelrecht. Sofort ist mir klar, was sie will.
Trotzdem tue ich unwissend: "Was ist?" "Gefällt dir der neue Job?", sie hebt fragend beide Augenbrauen. "Bis jetzt ist es nicht schlecht", antworte ich ehrlich, obwohl ich sagen muss, dass ich bisher ja noch keine großen Aufgaben hatte.
Sie wackelt mit den Augenbrauen: "Und wie findest du deine neuen Bosse?" Ich beiße mir ertappt auf die Lippe. Schlecht sehen die beiden ja ehrlich gesagt nicht aus. "Ganz okay", untertreibe ich ziemlich. "Ganz okay?", wiederholt sie kritisch und schenkt mir einen zweifelnden Blick. "Ja, ganz okay", sage ich knapp. Dann nutze ich meine Chance, um vom Thema abzulenken und stelle mich vor den Tresen, wo ich mein Essen bei einer freundlich lächelnden Dame bestelle.
Bree lässt das Thema glücklicherweise ruhen und gibt ihre Bestellung ebenfalls ohne zu zögern auf. Während wir warten, herrscht Stille zwischen uns.
Mit unseren Tabletts in der Hand, machen wir uns auf die Suche nach einem Tisch und lassen uns letztendlich auf zwei Stühle fallen. "Musstest du bisher denn irgendwas Schweres machen?", sie wirft mir einen interessierten Blick zu, während sie an ihrem Trinkhalm kaute. Diese Angewohnheit hatte sie schon als wir uns kenne gelernt haben und es scheint für sie ein Ventil zu sein, um ihren Stress abzubauen.
Da ich weiß, dass sie selbst unsicher ist, ob sie den Anforderungen eines richtigen Jobs gewachsen ist – meiner Meinung nach braucht sie sich da gar keine Sorgen zu machen – , beantworte ich ihr die Frage ohne Umschweife: "Es geht so. Mein Boss hat mir den Einblick in seinen Terminkalender gewährt und mich gebeten ein Meeting für ihn zu planen." "Klingt gar nicht schlecht", sie stützt sich auf ihre Ellenbogen: "Denkst du das wäre auch was für mich?" Ich zucke unsicher mit den Schultern: "Keine Ahnung, unter Umständen. Muss jeder wahrscheinlich mal selbst probieren." Sie beißt sich auf die Lippe: "Ich glaube, wenn ich mit meinem Studium fertig bin, will ich erst mal irgendwas Kreatives machen." Diese Überlegung passt viel besser zu ihr, weshalb ich zustimmend nicke.
Als ich gerade ein anderes Thema anschneiden will, vibriert mein Handy in meiner Jackentasche plötzlich und ich ziehe es hervor. "Wer ist das?", hakt mein Gegenüber sofort nach und ich zucke unwissend mit den Schultern: "Gute Frage!"
Eine Nachricht ist bei mir eingetrudelt und ich öffne meinen Messengerdienst, um diese zu lesen. Zu meiner Verwunderung handelt es sich bei dem Absender allerdings um eine mir unbekannte Nummer. Ich ziehe die Augenbrauen hoch und lehne mich auf meinem Stuhl ein Stück zurück.
Wo sind Sie?
Da ich Brees neugierigen Blick auf mir spüre, versuche ich sie mit einem neuen Thema abzulenken, sodass ich in Ruhe antworten kann: "Ging da eigentlich noch was zwischen Noah und dir?" Ich wackele interessiert mit den Augenbrauen, bevor ich mich wieder der Nachricht zuwende.
Ähm, Entschuldigung, aber wer sind Sie?
Zwar weiß ich nicht, wer es ist, habe allerdings eine Ahnung. Schließlich haben mich an diesem Tag besonders noch nicht sonderlich viele Leute gesiezt. Deshalb baut sich in mir die Vermutung auf, dass es sich um meinen Boss handeln könnte.
"Nein, natürlich nicht", sie verschränkt die Arme ein wenig empört vor der Brust und weicht meinem Blick aus. Ich betrachte sie zweifelnd: "Wirklich? Warum ist er dann heute Morgen aus deinem Zimmer rausgekommen?" Zwar hat Noah mir bereits mitgeteilt, was passiert ist, doch ich will es noch einmal aus ihrem Mund hören. Vielleicht erzählt sie mir ja doch noch irgendwas Neues.
Nathan Turner, Ihr Boss.
Als ich die Nachricht lese, rolle ich automatisch mit den Augen. Das ist doch nicht sein Ernst. Schließlich habe ich pause.
"Er hat mich gestern Abend einfach nur nach Hause gebracht und heute Morgen nach mir geschaut. Mehr nicht", sagt sie mit Nachdruck. Dabei schaut sie mir fest in die Augen und ich glaube ihr ohne jeglichen Zweifel. Ein freudiges Grinsen erscheint wie instinktiv auf meinen Lippen: "Er hat sich gestern Abend wirklich süß um dich gekümmert."
Sie wissen, dass ich gerade Pause mache, oder?
Augenblicklich färben sich Brees Wangen rot. Als sie den Mund öffnet, sieht man sofort, wie schwer ihr diese Frage fällt: "D-Denkst du, dass er mich vielleicht auch mag?"
Oh, echt? Aber sie haben sich doch gar nicht abgemeldet.
"Da bin ich mir ziemlich sicher", antworte ich mit einem ehrlichen Blick: "Sonst hätte er mich dich nach Hause bringen lassen und hätte nicht darauf bestanden es selbst zu machen." Sie beißt sich fest auf die Unterlippe, erwidert darauf allerdings nichts.
Doch, habe ich. Aber ist ja auch egal. Was wollten Sie?
Hat mein Boss etwa wirklich nicht mitbekommen, dass ich mich bei ihm abgemeldet habe? In diesem Fall mache ich mir wirklich Sorgen. Dafür musste man mit den Gedanken nämlich wirklich woanders sein. Allerdings ist es wohl auch nicht gerade leicht eine ganze Firma zu leiten. Zwar hat er ja noch seinen Bruder, doch beide Männer sind noch ziemlich jung und wahrscheinlich gestresster als ich es jemals sein werde.
"Ich denke, dass du ihn um ein Date bitten solltest", zerbreche ich die Stille nach einigen Sekunden. Schnell schüttelt sie mit dem Kopf: "Nein, das kann ich nicht." "Warum nicht?", frage ich verwundert, da ich mir ziemlich sicher war, dass ihr die Idee gefallen würde. "Mit einem Korb würde ich sicher nicht klarkommen", erklärt sie zerknirscht. Ich rolle mit den Augen: "Das würde er niemals tun." "Da wäre ich mir nicht so sicher", mit diesen Worten beendet sie das Gespräch, doch innerlich bin ich mit dem Thema immer noch nicht durch. Ich werde mir schon noch etwas einfallen lassen. Da kann sie sich sicher sein.
Ich wollte Sie darum bitten in mein Büro zu kommen, bevor Sie Feierabend machen.
Als diese Nachricht bei mir eintrudelt, sehe ich fragend auf das Display. Was kann, er nur wollen? Habe ich etwa jetzt schon etwas falsch gemacht?
In Ordnung, ich werde versuchen dran zu denken.
Sobald ich die Nachricht abgesendet habe, werde ich einen Blick auf die Uhr. Meine Pause ist fast rum. "Na gut, ich muss jetzt los", ich erhebe mich langsam von meinem Stuhl: "Wir sehen uns heute Abend, okay?" "Okay, pass auf dich auf", sie schließt mich sanft in die Arme und nimmt dann unser beider Tabletts, um sie abzugeben. Unterdessen mache ich mich auf den Weg zum Ausgang. Wenn ich jetzt losgehe, komme ich hoffentlich noch rechtzeitig.
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