Kapitel 1.7

"Bene!",rief ich, als er gerade den Tunnel zur Außenwelt betrat.
Ich stieß die schwere Bunkertür auf, ehe sie ins Schloss fallen konnte.
"Wo willst du denn hin?"
"Verzieh dich!",fuhr er mich an, was mich unbeeindruckt mit ihm Schritt halten ließ.
Bene machte mir schon lange keine Angst mehr.
"Was sollte das da drinnen gerade?!",fragte ich und versuchte mich vor Bene zu schieben, doch er zog sein Tempo an.
"Du willst jemanden zwingen, da raus zu gehen?! Das ist doch Schwachsinn!"
"Ach ja?!"
Bene bliebt abrupt stehen und baute sich bedrohlich vor mir auf.
"Und was soll ich deiner Meinung nach sonst tun?! Uns gehen die Lebensmittel und die Plünderer aus! Wenn wir nicht verhungern wollen, brauchen wir mehr Leute!"
"Das verstehe ich ja! Aber du weißt genauso gut wie ich, das du dich auf niemanden verlassen kannst, der vor Angst schlottert, wenn er da draußen ist!",entgegnete ich und deute auf das Ende des Tunnels.
"Er wird abhauen, wenn es brenzlig wird! Und euch zurücklassen!"
Bene machte einen Schritt zurück und betrachtete mich so intensiv, das ich irritiert die Stirn in Falten legte.
"Weißt du, wer genau das nicht tun würde?",wollte er wissen, doch es klang eher wie eine rhetorische Frage.
Ich schüttelte mit dem Kopf, als sich ein ungutes Gefühl in mir breit machte.
Bene streckte einen Arm aus und legte mir eine Hand in den Nacken. Er packte zu und zog mich mit festen Griff näher zu sich.
"Du!",sagte er grinsend und mir wich sämtlich Farbe aus dem Gesicht.
"Nein",hauchte ich mit vor Angst zitternder Stimme.
"Bitte nicht, Bene."
"Du wirst uns begleiten, Baby!",sagte er und mir wurde schlecht.
Ich versuchte mich aus seinem Griff zu winden, doch statt ihn zu lockern, verstärkte Bene ihn noch.
"B-Bitte, Bene. Ich will da nicht raus",stammelte ich und versuchte den Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken.
Bene legte den Kopf schief und die Stirn in Falten.
"Ach, die Lebensmittel, die wir bringen, kannst du aber essen?!"
"Das ist nicht fair...."
"Ist es nicht! Du bist ab jetzt Mitglied des Plünderertrupps! Herzlichen Glückwunsch!"
Er klopfte mir mit der freien Hand auf die Schulter und meine Augen füllten sich mit Tränen.
"Heulst du jetzt etwa?!"
Er lachte laut auf.
"Du tust doch sonst immer so taff!"
Ich schüttelte energisch den Kopf.
"Ich will das nicht!"
Bene zog mich grob an sich und streckte meine Kopf in den Nacken.
"Das interessiert mich nicht."
Er leckte mir über den Hals und ich schauderte.
Eine Träne lief meine Wange hinab, als Bene begann an meinem Gürtel zu zerren.
Ich wehrte mich nicht.
Es hätte ohnehin keinen Zweck gehabt.
Stattdessen ließ ich es über mich ergehen und dachte darüber nach, wie gefangen ich doch war.
Gefangen in einer skrupellosen Welt voller Gefahren, denen mich Bene nun auch noch aussetzen wollte.
Als Bene mich herum drehte und meine Hose samt Slip in die Kniekehlen zog, begann ich leise zu schluchzen.
Er umfasste mit beiden Händen von hinten meine Kehle und drückte so fest zu, das ich röchelte.
Tränen liefen unaufhaltsam meine Wangen hinab, während Bene mich rücksichtslos und hart stieß.

Ich lag im Bett und starrte an die Decke.
Kurz hatte ich überlegt, heute Nacht aufs Shiften zu verzichten.
Doch ich musste mit Damien sprechen.
Vielleicht konnte er mir einen Ausweg aus dieser Hölle bieten.
Einen dauerhaften Ausweg.
Ich schloss meine Augen und stellte mir vor, wie ich mir Caleb die Spielhalle betrat.
Aus irgendeinem Grund schien es jedoch nicht zu funktionieren.
Ich spürte, das es heute so nicht klappen würde.
Ich runzelte nachdenklich die Stirn.
Lag es vielleicht daran, das Caleb und ich gestritten hatten?
Vielleicht blockierte mich das.
Schön, dann eben anders.
Ich suchte mir eine bequeme Position und ich schloss erneut die Augen.
Ohne, das ich etwas hätte tun können um es zu verhindern, sah ich Damien vor mir.
Er streckte lächelnd eine Hand nach mir aus und ich zögerte einen Moment, ehe ich sie ergriff.
Er zog mich an sich und nahm meine Gesicht in seine Hände.
"Schön, dich zu sehen, Prinzessin",sagte er und sofort schlug mein Herz schneller.
Was auch immer dieser Kerl in mir auslöste, gerade half es mir, zu Shiften.
"Willst du nicht ran gehen?",fragte Damien, als das Telefon klingelte.
Ich lächelte und löste mich von Damien, um den Hörer abzunehmen.
"Hier spricht dein DR-Master. In welche DR wünschst du zu Shiften?"
"Wie immer",sagte ich in den Hörer und im selben Moment sah ich vor mir eine junge Frau. Sie trug ein Etuikleid, eine aufwendige Föhnfrisur und saß vor einer Telefonschaltzentrale.
Sie begann, Kabel aus und wieder einzustöpseln, nickte mir dann zu.
"Sie sind verbunden."

"Hast du mich so sehr vermisst, das du mich schon zum Shiften benutzt, Prinzessin?"
Ich schlug meine Augen auf und sah irritiert in Damiens dunkle Augen.
"Was zum...",begann ich und richtete mich halb auf.
Ich schaute mich verwirrt um.
"Mi Casa es su Casa,"sagte Damien grinsend und machte eine ausladende Handbewegung.
"Wieso bin ich bei dir?"
"Hab dich abgeholt",erwiderte Damien schulterzuckend und ich ziehe skeptisch eine Augenbraue hoch.
"Abgeholt?",fragte ich irritiert.
"Jap",sagte er und ging zum Kühlschrank.
"Auch ein Bier?"
Ich setzte mich hin und lehnte mich auf der Couch zurück.
"Ehm, ja...bitte",antwortete ich ihm geistesabwesend.
Wie war ich in Damiens Wohnung gelandet?
Ich wachte immer in meinem Zimmer in meinen Elternhaus auf. Immer!
"Was bedeutet, du hast mich abgeholt?",fragte ich und nahm Damien das Bier ab, das er mir hinhielt.
Er ließ sich neben mir auf die Couch fallen und nahm entspannt einen Schluck von seinem Bier, ehe er antwortete.
"Naja, du hast gerufen und ich bin herbei geeilt. Ich bin quasi dein Ritter in glänzender Rüstung, Prinzessin!"
"Was?",ich legte die Stirn in Falten.
Wovon redete er da?
"Ich hab dich nicht gerufen",sagte ich wahrheitsgemäß.
"Doch, das hast du",erwiderte Damien ruhig und in mir brodelte es bereits.
Es provozierte mich, das man ihm alles aus der Nase ziehen musste und er ununterbrochen in Rätseln sprach.
"Sprich Klartext, Damien!",fuhr ich ihn deshalb unwirsch an und er grinste nur breit.
"Bleib ruhig, rote Zora. Ich werd's dir erklären",begann er und suchte sich eine bequeme Position, ehe er fort fuhr.
"Du kannst Verbindungen zu den Menschen aus deiner DR knüpfen. Solche, die euch auch dann vereinen, wenn du nicht shiftest. Wir haben so eine Verbindung. Dank dir.
Und da du mich zum Shiften benutzt hast, wusste ich, das du kommst und musste mich nur noch einklinken, um dich abzuholen."
"Ich habe die Verbindung geknüpft?!",fragte ich erstaunt und Damien nickte breit grinsend.
"Oh ja. Offenbar scheine ich etwas in dir zu bewegen",er zwinkerte mir zu.
"Ach, bild dir ja nichts ein! Ich konnte dieses Mal nur nicht mit Calebs Hilfe Shiften. Wir haben uns gestritten. Das ist alles",erwiderte ich schnell.
"Mag sein, aber die Verbindung hast du schon vorher geknüpft. Vermutlich als wir gevögelt haben. Ihr Frauen seid da ja immer so gefühlsbetont."
Ich zog die Augenbrauen hoch.
"Wow, sexistischer ging's auch nicht, oder? Du bist ein ziemliches Arschloch, weißt du das?"
Ich nahm naserümpfend ein Schluck von meinem Bier.
"So war's nicht gemeint. Ist für mich nur die plausibelste Erklärung dafür, das du mich als Klinker ausgewählt hast",erwiderte Damien ruhig.
"Klinker?"
"Ja, so nenne ich das. Klinker sind eben jene Menschen aus den Alternativuniversen, die es dir ermöglichen, in eben diese  zurückzukehren.
Du verbindest dich, klinkst dich bei ihnen ein und wenn du zurück kehren willst, rufst du sie. So wie du mich eben."
"Du meinst also, wenn ich mir eine Person aus meiner DR vorstelle, um zu Shiften, dann rufe ich sie eigentlich?"
"Ja, im Grund genommen schon. Nur das Klinker wissen, das du shiftest. So wie ich."
"Das verwirrt mich",gab ich zu und raufte mir die Haare.
"Versteh ich",sagte Damien beinahe mitleidig.
"Sind es jetzt eigentlich Parallel - oder Alternativuniversen?",will ich wissen.
"Eigentlich sind es Alternativuniversen parallel zur Realität."
"Aha",sage ich und leere mein Bier in einem Zug.

*Wordcount 1336


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top