"Kopf du machst was du für richtig hältst - Zahl du hörst auf dein Herz?"

Schon seit drei Tagen liege ich in mein Bett und verlasse es bloß um auf's Klo zu gehen.

Fynn hatte Dr. Oak tatsächlich angerufen. Für ihm war es klar, dass mein Fuß unbedingt geröngt werden muss und so ist Fynn und Konny noch in den späten Abend Stunden mit mir ins Krankenhaus gefahren. Nachdem die Bilder von meinen kaputten Fuß gemacht wurden und der Arzt uns mitgeteilt hat, dass meine Bänder angerissen sind und der Fuß obendrein noch ziemlich stark verstaucht ist, haben meine Brüder drauf bestanden, dass mein Fuß eingegibst wird, statt bloß ein fester Verband und Krücken. Mir war es eigentlich egal, aber wenigstens habe ich so einen Grund mehr, einfach in mein Bett zu bleiben.

Aber der wahre Grund ist nicht mein Bein, sondern die Tatsache, dass ich mich einfach elend fühle. Es war der größte Fehler mit Louis per Brief so feige Schluss zu machen. Ich hätte doch mit ihm reden sollen. Ich hätte ihn an meinen Ängsten teil haben lassen, vielleicht hätten wir ja sogar doch eine Lösung gefunden, die uns beide zu sagt.

Nun, ist es zu spät....

Ich nehme ein leises Klopfen wahr und bleibe einfach stumm, in der Hoffnung das der oder diejenige wieder die Fliege macht. Meine Hoffnung zerplatzt allerdings wie eine Seifenblase, als Hannah die Türe öffnet.

"Hey Maus, schau mal ich habt dir etwas von der Mokkatorte mitgebracht.", informiert sie mich und stellt einen Teller mit besagtem Leckerbissen auf das Nachtschränkchen.

"Danke, aber ich habe überhaupt kein Hunger auf Torte oder sonst etwas.", lasse ich sie wissen.

"Kiki, du kannst doch den ganzen nichts essen. Das ist dauerhaft einfach nicht gesund. Konny und ich haben vorhin gekocht, soll ich dir vielleicht etwas von dem Gemüseauflauf und Reis bringen?", will sie von mir wissen und hört sich wirklich besorgt an.

"Ich habe heute Morgen Gefrühstückt. Ich bekomme echt nichts runter, aber danke.", antworte ich ihr.

"Kiki, ich weiß das Liebeskummer echt mies ist, aber du kommst drüber weg. Andere...." - "Hannah bitte sag nun nicht, dass andere Mütter auch hübsche Söhne haben.", unterbreche ich sie fordernt. "Das hat die letzten zwei Jahre auch nicht geklappt, also wieso soll es diesmal klappen?"

"Ganz ehrlich? Wenn du es so sehr bereust, wieso hast du dich dann erst von ihm getrennt?", fragt sie mich.

Ich merke wie sich meine Augen wieder einmal mit Tränen füllen. Ein altbekanntes Gefühl, welches in den letzten Tagen immer und immer wieder aufgetaucht ist.

"Keine Ahnug. Es war eine unüberlegt Kurzschluss Reaktion.", gebe ich schniefend von mir.

"Sowas entscheidet man doch nicht einfach spontan.", erwidert sie.

"Wenn ich es dir doch sage.", zicke ich sie an.

"Du willst mir also sagen, dass du nicht einmal vorher Zweifel hattest, dass es vielleicht doch nicht zwischen euch klappt un..." - "Man Hannah, lass mich doch einfach in Ruhe.", unterbreche ich die Freundin meines Bruders und schäle mich aus meinem Bett.

"Kiki ich will dir doch nicht zu nahe tretten. Wir wollen dich doch einfach nur verstehe....", versucht sie sich zu erklären, allerdings bin ich schon längst aufgestanden und mit Krücken unterwegs zur Tür.

"Lass einfach gut sein Hannah. Ich will weder reden, noch will ich mich vor euch rechtfertigen. Ich habe einen Fehler begannen, dass weiß ich und nun muss ich versuchen, damit klar zu kommen.", gebe ich noch von mir und verlasse mein Zimmer.

Ich brauche zwar fast dreimal so lange, aber irgendwann habe ich es bis zu meiner Lieblingsklippe geschafft und setze mich gegen einen breiten Baumstamm.

Während ich mein kaputtes Bein ausstrecke, winkel ich das andere an und bette mein Kopf drauf.

Hätte ich am Anfang der Woche geahnt, dass es mir heute so schlecht geht, hätte ich das ganze wahrscheinlich überhaupt nicht durchgezogen. Ich habe wirklich gedacht, dass es mir damit besser geht. Das ein glatter Schnitt nicht so sehr schmerz... Und wie ist es in wirklichkeit? Ich fühle mich total ausgelaugt, einsam und überhaupt nicht mehr vollständig. Ich vermisse Louis ungemein und würde ihn am liebsten anrufen, mich Entschuldigungen und um Verzeihung bitten...

Wenn ich nicht dieses dumpfe Gefühl hätte, dass er mir überhaupt nicht zu hören würde, hätte ich wahrscheinlich schon zum Handy gegriffen. Auch wenn Lenny mir immer und immer wieder eingetrichtert hat, dass Louis mich nicht hasst, kann ich es mir einfach schlecht vorstellen. Wer wäre denn nicht sauer und enttäuscht, wenn der Partner sich einfach feige aus dem Staub macht und bloß eine labbrige Erklärung auf ein Stück Papier kritzelt? Unüberlegt.

Ich spüre warme Hände an meiner Schulter und schaue kurz hoch um in das leidene Gesicht meines besten Freundes zu schauen. Wenn ich leide, leider er mit mir....

"Hannah hat mich angerufen und meinte du wärst ihr davon gelaufen.", berichtet er mir.

"Super.", ist das einzige was mir dazu einfällt. "Ich bin nicht umsonst abgehauen - ich will einfach meine Ruhe."

"Um noch weiter Trübsal zu blasen? Im Selbstmitleid zu versinken? Zu weinen? Und dir Vorwürfe zu machen?", will er wissen.

"Ich habe doch nichts anders verdient.", erwidere ich.

Er gibt ein seufzen von sich. "Kiki, du hast es ganz und gar nicht verdient unglückliche zu sein.", versichert er mir.

"Aber mit Sicherheit auch nicht glücklich zu sein. Ich habe Louis das Herz gebrochen und...." - "Nun halt mal die Luft an Kiki. Ja du hast Louis ganz schön wehgetan, allerdings nicht, weil du einfach abgehauen bis und ihm nur so einen blöden Brief hinterlassen hast, sondern eher weil du nicht den Mut hattest mit ihm zu reden. Abends war noch alles in Ordnung, du hast sogar noch bei ihm geschlafen und als er Morgens aufgewacht ist warst du wie vom Erdboden verschluckt. Kannst du dir eigentlich vorstellen, dass er sich sorgen gemacht hat?", will er von mir wissen.

"Und das weißt du woher?"

"Naja anders als du hat er mit mir geredet. Mich gebeten, dir ein zu trichtern das er dich nicht hasst.", versucht er mir glaubhaft weiß zu machen.

"Wahrscheinlich hat er dir das gesagt, damit du mir mein Schlechtes Gewissen ausreden kannst.", kontere ich.

Er stöhnt genervt auf. "Genau. Manchmal redest du dir auch alles so wie du es grade willst oder?"

"Das stimmt doch überhaupt nicht.", entgegne ich.

"Manchmal bist du echt stur. Nein, nicht manchmal sondern ziemlich oft. Du machst es uns allen echt nicht einfach.", mault er mich an. "Ich weiß."

"Na wenigstens gibst du es zu. Hast du eigentlich auf dein Herz gehört, als du mit ihm Schluss gemacht hast?", will er von mir wissen und bekommt ein Kopfschütteln zur Antwort.

"Okay.", gibt er kurz von sich und steht auf um sich über den dicken Baumstamm zu beugen.

"Hier von Louis. Eigentlich sollte ich es dir etwas später geben, aber ich will das du Glücklich bist und vielleicht hilft es ja, dass du endlich mal auf dein Herz hörst.", gibt er von sich und reicht mir ein Schuhkarton.

"Was ist da drin?", will ich überrascht von ihm wissen.

Er zuckt mit den Schultern. "Keine Ahnung, das hat Louis mir nicht gesagt. Er meinte nur, dass ich sie dir geben soll, wenn ich meine das du sie auch wirklich öffnest. Er hat sie wohl schon vorbereitet, bevor er wusste das sie früher abreisen müssen. Er hätte sie dir auch gegeben, wenn er normal abgereist wäre.", erklärt er mir.

Wieder füllen sich meine Augen mit Tränen. "Warum tut er das? Warum kann er nicht einfach meine Entscheidung akzeptieren?", will ich von ihm wissen.

"Weil er dich liebt du dummerchen. Und er weiß ganz genau, dass du ihn genauso liebst.", antwortet Lenny mir.

"Es ist ...." - "Kompliziert?", wirft er ein.

"Nein unfaire. Ich hätte auf mein Gefühl hören sollen und die Insel hätte verlassen sollen, als es noch möglich war. Ich hätte niemals zulassen sollen, dass Louis und ich uns wieder annähern. Ich hätte einfach auf Abstand bleiben sollen.", erkläre ich ihm.

"Naja, ich bin da ja anderer Meinung und Fynn, Konny, Hannah und Ella auch. Er hat dich Glücklich gemacht. Du hast in den letzten zwei Jahren nicht einmal so gestrahlt, wie in den letzten Wochen. Du hast wieder ins Leben gefunden und das wegen Louis.", stellt er klar.

Ich schaue ihn an. Wann ist mein bester Freund, denn so erwachsen geworden?

"Okay du weiser Mann, was schlägst du vor soll ich nun machen?", frage ich ihn ernst. "Was bringt dir meine Meinung, wenn du es doch nicht umsetzt?", kontert er.

"Hm, dann hätte ich wenigstens schon mal ein Anhaltspunkt.", lasse ich ihn wissen.

"Okay pass auf, ich habe hier eine Münze. Bei Kopf tust du einfach das was du die ganze Zeit machst:Trübsalblasen und im Selbstmittleid versinken - und ich unterstütze dich dabei und bleibe auch so lange an deiner Seite, bis du genug von mir hast. Wenn du natürlich plötzlich doch auf die Idee kommst was anderes zu machen, stehe ich natürlich hinter dir.

Werfen wir aber Zahl, öffnest du diese verdammte Kiste und hörst einmal auf dein Herz.", schlägt er vor.

"Okay abgemacht.", gebe ich entschlossen von mir und beobachte ihn dabei, wie er die Münze in die Luft wirft und sie gekonnt fängt, und sie auf sein Handrücken drückt.

"Es bleibt dabei? Kopf du machst was du für richtig hältst, Zahl du hörst auf dein Herz?", hakt er nochmal zur Sicherheit nach.

Ich nicke zur Bestätigung und bin mir nicht sicher was ich lieber hätte.

Kopf oder Zahl?

Gespannt schaue ich auf Lennys Hand

Zahl oder Kopf?

Vorsichtig Luckt er unter seiner Handfläche und sorgt gekonnt dafür, dass ich nichts sehen kann....

Kopf oder Zahl?

Zahl oder Kopf?

Kopf?

Zahl?

Kopf?

Zahl?

Kopf?

Zahl?

Kopf?

Zahl?

........

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