"Du bist noch nie vor irgendwas oder irgendwem weggelaufen."
Total nervös sitze ich an der Rezeption auf dem Schreibtisch und ernte einen belustigten Blick von Lenny.
Ich habe Louis vor gut zwei einhalb Stunden geweckt, ihn dazu gebracht die Jungs anzurufen und ihn mit Schmerztabletten versorgt. Er war überhaupt nicht richtig fit und nach langem hin und her konnte ich ihn überreden zum Hotel zurück zu gehen, damit er erst mal duschen und etwas essen kann - natürlich nicht ohne ihm vorher zu versprechen, dass wir auf jeden Fall noch reden.
Wir wollen uns hier treffen und dann irgendwo hin gehen, wo wir in Ruhe reden können - immerhin habe ich ihm das Versprochen und daran konnte er sich erinnern, wie er zu mir gekommen ist allerdings nicht.
"Du siehst ziemlich nervös aus.", bemerkt Lenny grinsend.
Böse funkel ich ihn an.
"Tu nicht so als würde es dich wirklich interessieren. Konny, Fynn und du wart in den letzten Tagen doch auch mit euch selber beschäftigt als zu fragen, wie es mir geht.", zicke ich ihn an.
Überrascht schaut er mich an. "Was ist denn mit dir los?", will er von mir wissen.
"Es ist einfach so okay. Ihr drei nehmt mich doch in letzter Zeit überhaupt nicht mehr ernst. Grade von dir habe ich mir echt ein wenig mehr unterstützt erwartet.", lasse ich ihn wissen.
"Kiki es tut mir leid.", gibt er von sich.
Skeptisch schaue ich ihn an.
"Das sagst du doch nur um mich zu besämftigen.", erwidere ich.
"Klappt es denn?", will er von mir wissen.
"Wenn du es ernst meinst.", gebe ich von mir.
"Natürlich, habe ich dich jemals angelogen oder so?", erwidert er.
"Das hat doch damit überhaupt nicht zu tun.", gebe ich von mir.
"Und womit dann? Kiki in letzter Zeit blicke ich bei dir echt nicht mehr durch. Ich verstehe dich einfach nicht.", gibt er von sich.
"Ja vielleicht ist grade das das Problem. Fynn, Konny und du bemüht euch doch gar nicht mich zu verstehen. Für euch ist mein Verhalten doch einfach nur Kindisch und nicht nachvollziehbar. Aber das ich selber überhaupt keine Ahnung habe, wie ich mit der ganzen Situation und vorallem nicht mit Louis umgehen soll, dass ist euch völlig egal.", gebe ich von mir.
"Kiki das stimmt doch gar nicht. Du bist die jenige, die sich in letzter Zeit total zurück zieht und das Hotel meidet.", erwidert er.
Genau das meine ich - sie versuchen gar nicht mich zu verstehen......
"Weißt du was? Vergiss es einfach.", gebe ich von mir. "Wenn Louis kommt, sag ihm das er noch kurz warten soll.", gebe ich von mir und stelle mich grade hin um in die Küche zu gehen, denn ich habe heute auch noch nicht gefrühstückt.
Ich öffne die Türe welche zur Küche führt und laufe prompt in meinem Bruder rein.
"Ich habe gedacht Fynn und du habt heute Frei.", gebe ich von mir und will an ihm vorbei.
"Ich wollte auch nur schauen ob hier alles läuft.", antwortet er mir.
"Ah Na dann.", gebe ich von mir und will an ihm vorbei.
"Ich habe gedacht du seist unterwegs.", erwidert er.
"Bin ich auch. Ich mache mir nur kurz etwas zu essen und hoffe dann ist Louis soweit Fit, dass wir reden können.", gebe ich von mir.
"Ich kann dir ein Tomaten Rucola Bagel machen.", schlägt er vor.
"Na von mir aus.", gebe ich von mir und laufe ihm nach.
"Morgen.", begrüße ich die vier Köche die hier rumwuseln und weiter arbeiten ohne uns beiden größere Beachtung zu schenken.
Die Küche ist in drei Teilen aufgeteilt. In der einen hälfte werden warme Speisen zubereitet in der anderen wird gebacken und im letzten Teil wird nur zur Frühstückszeit gearbeitet. Ich habe den Sinn der Aufteilung noch nie verstanden, aber egal.....
"Hör zu Kiki. Uns tut es leid, dass es für dich so rüber gekommen ist, als würden wir dich nicht ernst nehmen, aber du hast dich in den letzten Tagen total zurück gezogen und ehrlich gesagt auch nicht wirklich mit uns geredet", entschuldigt er sich.
"Ja, ja schon gut. Ihr seit alle echt gut im Entschuldigen.", gebe ich leise von
mir und zupfe am inneren des Bagels rum.
"Wir meinen es aber ernst, wirklich. Ich verstehe nur nicht warum du nicht mit uns geredet hast. Wir konnten doch immer über alles reden, warum bist du denn diesmal nicht zu uns gekommen?", will er von mir wissen.
"Weil ich verdammt nochmal nicht das Gefühl hatte, als würdest du, Fynn oder Lenny mich ernst nehmen. Moma kommt immer nur mit ihren Ratschlägen und Klugscheißerrein und ihr drei habt nichts besseres zu tun als über mein Kindisches Verhalten zu lachen.", erwidere ich.
"Weil wir dich so einfach nicht kennen. Wo ist denn die Taffe Kiki hin, die allem und jedem die Stirn bietet? Die sich nichts gefallen lässt und auf ihre Meinung beharrt?", will er von mir wissen.
Ich zucke mit den Schultern. "Die hat sich irgendwo versteckt und kommt nur selten aus ihrem Loch heraus.", antworte ich ihm.
Ein wenig Mitleidig schaut er mich an und zieht mich dann in eine Umarmung.
"Wir kennen dich so einfach nicht. Du bist noch nie vor irgendwas oder irgendwem weggelaufen.", gibt er von sich.
"Das mit Louis ist total kompliziert. Am liebsten würde ich ihn anschreien und schlagen, weil er mich einfach hat gehen lassen, weil er nicht da war, als ich ihn am meisten gebraucht habe - aber er kann da überhaupt nichts für. Wer weiß was alles anders gelaufen wäre, wenn Jessi ihn nicht weggeschickt hätte!?!", gebe ich von mir.
"Vielleicht hätte es ja geholfen, wenn ihr beide schon viel früher miteinander geredet hättet.", erwidert er.
"Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Ich weiß einfach nicht wie ich mit all dem umgehen soll. Es ist einfach so, dass Louis und ich total normal miteinander umgehen können, solange wir nicht auf früher zu sprechen kommen. Weißt du auf einer Seite ist da immer noch diese doofe Vertrautheit, die ich gar nicht will und auf der anderen Seite will ich das er, am besten schon gestern, wieder abhaut.", lasse ich meinen Bruder wissen und nehme den Bagel entgegen.
"Naja vielleicht solltest du die Vergangenheit einfach hinter dir lassen und schauen wie das mit euch beiden hier weiter geht un...." - "Oh Nein Konny. Erstens kann ich nicht einfach Vergessen, dass er wollte das ich antreibe und zweitens, wird es ganz sicherlich kein wir geben!", unterbreche ich ihn.
Seufzten schaut er mich an. "Es muss ja auch nicht zwingend so ein wir geben. Aber Kiki er war in London nicht nur dein fester Freund sondern auch dein bester. Auch wenn du hier Lenny und uns hast, wissen wir alle das du Louis in den letzten Jahren vermisst hast, dabei spielt es keine Rolle auf was für eine Ebene oder zu was für einen Zeitpunkt.", gibt er von sich.
"Es ist echt abartig wie Klugscheißerrisch ihr alle in letzter Zeit seid.", erwidere ich.
"Aber es ist wahr oder nicht?", will er von mir wissen.
"Keine Ahnung, aber wahrscheinlich schon. Ich weiß einfach nicht, warum das alles so kompliziert sein muss.", antworte ich ihm
"Liebe ist nie einfach.", lässt er mich wissen.
"Redest du von dir und Flo?", frage ich ihn.
"Ja von Flo, Hannah und mir, aber auch von Ella und Fynn oder von dir und Louis.", antwortet er mir.
"Vielleicht sind wir drei einfach viel zu kompliziert für die Liebe.", gebe ich von mir.
"Vielleicht machen wir es uns auch einfach viel zu kompliziert.", entgegnet er.
"Was ist es jetzt eigentlich mit dir Flo und Hannah?", frage ich ihn neugierig und esse mein Brötchen.
"Naja weißt du Flo ist ziemlich schwierig. Irgendwie können wir nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander, obwohl das letztere eher für Flo gilt, denn ich habe gemerkt, dass ich auch ohne sie kann. Na und Hannah ist echt klasse. Sie ist nett, lustig, liebenswert, klug und einfach einzigartig. Mit ihr kann man eine ganze Nacht lang zusammen sitzen und reden ohne das irgendwas läuft.", schwärmt er mir vor.
"Wo ist der Haken? Ist es weil sie auch mit Fynn was hatte?", frage ich ihn.
"Nein, zumal zwischen den beiden überhaupt nichts lief. Es ist einfach... nlaja es scheint einfach alles zu perfekt zu sein. Außerdem ist da ja auch noch Flo.", erwidert er.
"Wie zwischen den beiden Läuft nichts Ella....." - "Ella hat da etwas total falsch verstanden. Die beiden waren weder zusammen aus, noch lief da zwischen den beiden etwas. Er hat sie nach Hause gefahren, weil es hier mal wieder später wurde. Er hat sie aber nur gefahren mehr nicht.", unterbricht er mich.
Na das wird Ella bestimmt interessieren.....
"Also rein von der Sympathie her würde ich sagen, schieß Flo in den Wind und konzentriere dich darauf, dass das mit Hannah ernst wird.", lasse ich ihn plötzlich wissen.
"Rein von der Sympathie her?", hakt er nach.
"Ja rein von der Sympathie her. Ich muss jetzt aber auch los, wenn Louis bis jetzt noch nicht fertig ist, dann können wir das mit dem reden auch lassen.", gebe ich von mir und hoffte insgeheim, das Louis noch lange nicht so weit ist und ich mich einfach verdrücken kann.
"Kiki?", ruft Konny mir noch zu, da ich mich bereits von ihm entfernt habe.
Fragend drehe ich mich um.
"Hör ausnahmsweise mal auf dein Herz und denk nicht zu viel nach. Fynn und ich bleiben heute zu Hause, also wenn du nachher jemanden zum reden brauchst - wir sind für dich da, auch wenn du nicht mit ihm redest.", lässt er mich wissen und bekommt ein nicken als Antwort.
"Konny schau mal. Ich glaube ich habe ich habe bei den Muffins irgendetwas falsch gemacht, die sind viel zu groß geworden.", höre ich Hannahs Stimme und muss grinsen.
"Was hast du denn für Muffins?", will ich wissen bevor Konny etwas sagen kann.
"Blaubeer.", antwortet sie mir ebenfalls grinsend und hält mir den Teller mit dem Gebäck hin.
Oh ja, ich denke mal die komplette Küchencrew kennt, meine Liebe zu dem Gebäck.....
"Oh Yeay. Wenn Konny sie nicht für gut genug sieht um sie den Gästen zu servieren, nehme ich alle.", lasse ich sie wissen und greife mir zwei der warmen Küchlein.
"Bis dann", gebe ich noch schnell von mir ehe ich die Küche verlasse.
Noch bevor ich die Eingangshalle betrete, zeigt Lenny in meine Richtung und Louis, welcher an der Rezeption steht, dreht sich um.
"Ich habe schon gedacht du kommst doch nicht.", gibt Louis von sich, als er bei mit ist
"Ich breche meine Versprechen nicht.", erwidere ich und reiche ihm ein Muffin, den er dankend annimmt.
~*~*~
Zwanzig Minuten laufen wir schweigend nebeneinander her, bis wir uns irgendwann
auf einen großen Stamm in einer ruhigen Bucht setzen.
Während Louis seinen Muffin schon längst aufgegessen hat, habe ich bis jetzt nur dran rum gepult.
"Ihr habt es echt schön hier.", gibt Louis plötzlich leise von sich.
"Ja das stimmt.", stimme ich ihm zu.
"Kiki hör zu: Vor zwei einhalb Jahren ist es echt doof gelaufen. Ich habe gesprochen bevor ich nachgedacht habe und es tut mit wirklich, wirklich unendlich doll Leid.", lässt er mich wissen.
"Ich würde lügen, wenn ich sagen würde das es Okay ist.", gebe ich ehrlich von mir.
"Das glaube ich dir gerne.", erwidert er.
"Weißt du Louis ich verstehe es einfach nicht. Wenn es dir so leid tat, warum hast du nicht gekämpft? Du warst einmal bei mir an der Wohnung und hast dann direkt aufgegeben.", gebe ich von mir.
"Es hätte doch eh nichts gebracht. Du warst an dem Abend ziemlich deutlich, als du gesagt hast, ich werde dich und das Würmchen niemals wieder sehen. Als Jessy mir dann gesagt hat, dass du weg bist, wurde mir klar das ich dich wirklich verloren habe. Mir wurde in dem Augenblick einfach klar, dass ich nicht mal ansatzweise weiß wo ich dich suchen könnte. Klar wusste ich, dass du Brüder irgendwo in Australien hast, aber ob du wirklich nach Australien bist oder vielleicht noch wo anders Verwandte hast. Noch dazu kannte ich ja noch nicht mal die Namen deiner Brüder, wie also hätte ich dich finden sollen? Es war doch total hoffnungslos dich irgendwo zu finden.", erklärt er.
Skeptisch schaue ich ihn an, sage darauf allerdings nichts.
"Kiki für mich war es in den letztem Jahren definitiv nicht einfach..." - "Meinst du für mich? Grade als ich mich an den Gedanken gewöhnt hatte, alleinerziehend zu sein, habe ich das Kind verloren und als sich nach langer Zeit endlich mal wieder etwas Normalität bei mir eingeschlichen hat. tauchst du auf.", unterbreche ich ihn.
"Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du mit deinen Brüdern hier auf Flinders Island ein Hotel führt.", gibt er von sich.
"Hätte es denn etwas geändert, wenn du es gewusst hättest?", will ich von ihm wissen.
"Ja. Ich wäre hier schon viel Früher aufgetaucht. Im Gegensatz zu dir, konnte ich dich nie vergessen und bin noch lange nicht drüber weg. Als ich gedacht habe, ich hätte dich verloren, habe ich mich etwa zwei Wochen in mein Zimmer verkrümelt, danach habe ich mich auf die Musik konzentriert und ich habe eigentlich gedacht ich wäre drüber Weg, bis ich in San Francisco eine blonde Frau mit Kinderwagen gesehen habe. Ich schwöre dir, sie sah dir nicht nur von hinten ähnlich. Seit dem Zeitpunkt schwirrst du einfach ständig in meinem Kopf herum.", lässt er mich wissen.
"Wie kommst du darauf, dass ich darüber weg bin?", frage ich ihn und könnte mich im nächstem Moment für diese Frage erschießen......
"Naja mit diesen Toni schien es ja mehr als Freundschaft zu sein.", antwortet er mir.
"Oh ja genau. Vorallem weil es mit Toni ja auch so ernst war. Er hat mich auf andere Gedanken gebracht und eigentlich habe ich gedacht er lässt mich vergessen.", erwidere ich und könnte mir schon wieder im Hintern beißen.
Warum kann ich nicht einfach mein Mund halten?
"Als ging es dir genauso?", will er von mir wissen.
"Es ist doch Scheiß egal, wie es mir ging und geht...." - "Nein ist es nicht. Ich....." - "Louis verdammt noch mal, was willst du eigentlich von mir?", unterbreche ich ihn, nachdem er mich unterbrochen hat.
"Ich will, dass du weißt das es mir leid tut und das ich mir wünsche, dass es anders gelaufen wäre.", lässt er mich wissen.
"Ja das weiß ich ja jetzt du hast dich nicht nur einmal entschuldigt.", gebe ich leicht zickig von mir.
"Kiki glaubst du, dass du mir verzeihen kannst?"
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