In der Höhle des Löwen (41) ༄

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„Dann schauen wir mal was wir haben", sagte ich gespannt und schloss die Aufnahmebrille an meinen Laptop an. „Wenn wir nichts haben, sind wir am Arsch", murmelte Skyla und beugte sich interessiert vor. Ich nickte zustimmend, öffnete die aufploppende Datei und ließ den Inhalt durch eine Lippenlese-Software laufen. „Das mit der undeutlichen Aussprache von diesem einem Typen könnte problematisch werden", murmelte ich konzentriert, während die Software am linken Bildschirm Rand das -vermutlich- gesagte auflistete. „Wir waren ja schon immer gut in Interpretieren", meinte Skyla schulterzuckend.

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Es war der nächste Morgen und wir waren bereits auf der Suche nach dem Jet, mit dem die Leute von Scorpien weiter nach Alaska fliegen wollten, um dort neue Rekruten aufzunehmen. So weit hatten wir das gestern Abend, beim auswerten der Videodateien, jedenfalls verstanden.
Skyla und ich hatten beide jeweils einen Rucksack mit brauchbaren Equipment auf dem Rücken und trugen unsere Kampfanzüge.

Wir waren bereits ein Stück außerhalb der Stadt, als wir den Jet entdeckten. Er war einfach auf einem riesigen Feld gelandet worden. Einige Leute waren gerade dabei die Reifen des Flugzeuges zu prüfen, während andere irgendwelche Kisten ins Innere Trugen.
Wir warfen uns einen vielsagenden Blick zu. Wir mussten da irgendwie reinkommen, so viel stand fest.

Wir suchten nach einer passenden Gelegenheit, während die Mitarbeiter in der Nähe des Jets arbeiteten. Es gab keine Zeit zu verlieren. Das musste schnell über die Bühne gehen. Wir schlichen hinter einigen Kisten näher an den Jet heran und passten den richtigen Moment ab um die Laderampe hinauf zu hechten. Glücklicherweise wurden unsere Schritte durch das startende Triebwerk übertönt und wir konnten ungesehen hinter den, bereits geladenen, Kisten in Deckung gehen.
Ich zog meinen Rucksack mit der Ausrüstung von meinen Schultern und schob ihn ein Stück zwischen die ganzen Kisten, damit ich mich unauffälliger an die Bordwand drücken konnte.

Als der Jet langsam in Rollen kamen schnellte mein Puls stückweit in die Höhe und ich probierte ihn unauffällig wieder zu regulieren.
So was konnte ich gerade nicht gebrauchen.

Keiner von uns wagte irgend ein Geräusch von sich zu geben, auch wenn es noch so leise war.
Wir hörten die Mitarbeiter in der Nähe reden, aber ihre Worte waren gedämpft und unverständlich. Aber die Fetzen die man verstehen konnte waren Englisch. Bis jetzt schienen wir unbemerkt geblieben zu sein, also begann ich mich wie in Zeitlupe zu bewegen und zog ein kleines Aufnahmegerät aus der Seite meines Rucksacks, was mir einen geschockten Blick von Skyla einbrachte. Lautlos betätigte ich den Aufnahmeknopf und schob das Gerät etwas weiter in Richtung der Stimmen. Dabei hörte sich jedes verdammte Geräusch was ich mache an wie ein Explosion.

Schließlich, als der Jet an Höhe gewonnen hatte und sich stabilisiert hatte, beschlossen wir, langsam unsere Laptops hervorzuholen und uns bei Scorpien einzuhacken. Durch die nahe Verbindung zum Flugzeug, viel es uns deutlich leichter die Malware einzunisten und die Daten zu kopieren.

Skylas Finger flogen leise über die Tastatur, als sie die kompletten Kommunikationssystemverläufe kopierte und auf ihren Computer überzog. Alle Nachrichten waren verschlüsselt und vorsichtig formuliert, aber das war ein Problem für später.

Während Skyla im Chat stöberte und ich Flugruten kopierte, hörten wir die Mitarbeiter in der Nähe weiterhin Gespräche führen. Wir durften nicht entdeckt werden, denn das wäre vermutlich nicht nur das Ende dieser Mission...Wir klappten die Laptops Vorsicht zu und schoben sie zurück in unsere Rucksäcke, als wir die Leute von Scorpien näher kommen hörten.

Die Spannung war greifbar, und meine Nerven waren bis aufs äußerste gespannt. Es war im Nachhinein vielleicht nicht die schlauste Idee gewesen in diesen Jet zu steigen.

Es waren mehrere Stunden vergangen und meine Beine waren schon steif vom Sitzen als: „Hast du das gehört?" Skyla schaute mich fragend an und ich zuckte nur kurz mit den Schultern. Hatten wir uns irgendwie laut bewegt, ohne selbst bemerkt zu haben? Die Schritte kamen immer näher und ich stopfte so leise wie möglich das Aufnahmegerät zurück in meinen Rucksack. „Was sollen wir tun?",fragte Skyla im Flüsterton, als die Schritte immer näher kamen Schnell sah ich mich um und entdeckte einige Fallschirme in der Nähe der Ladeluke. „Schau da." Ich deutete in die Richtung unserer Rettung. Skyla folge meinem Blick und bemerkte die Fallschirme ebenfalls.
Ich zog meinen Rucksack ein Stück näher zu mir und umschloss die Tragriemen fest mit meiner Hand.
Vorsichtig robbten wir in Richtung der Fallschirme.

In dem Moment, als wir sie angezogen hatten und unsere Rucksäcke belästigt hatten, kam einer der Scorpion Leute und schob misstrauisch die Kisten zur Seite. „Hey was macht ihr denn hier?!", schrie er uns an und packte mich am Hals. Er war gute zwei Meter groß und konnte mich ein Stück in die Luft heben. Er schnürte meine Luftröhre immer weiter zu. Ich hatte 30 Sekunden. Hinter mir hörte ich die Luke langsam aufgehen. Skyla musste den Knopf gedrückt haben, um sie zu öffnen! Hektisch kramte ich in meiner Beintasche. Panik stieg in mir auf. Dann fand den knopfartigen Peilsender.
Mit einem leichten grinsen zog ich mein Bein hoch und versenkte sie in den Weichteilen des Kerls. Keine Sekunde später hatte ich wieder festen Boden unter den Füßen. Geschickt platzierte ich den Sender unauffällig an der Kleidung des Mannes, dann wurde ich auch schon von Skyla aus dem Jet gezogen und fiel.

Das Gefühl des Falles, fühlte sich krasser an als jede Achterbahn und jagte mir schlagartig massenhaft Adrenalin durch jede Faser meines Körpers. Ich konnte nichts sehen, da ich meine Augen, wegen des Windes, so fest zusammenkneifen musste, bis mir mir die Tränen in die Augen schossen.
Irgendwo neben mir heute ich Skyla vor Freude lachen.
Der Moment, als der Fallschirm sich öffnete, war teils eine Erleichterung, teils eine Enttäuschung, da das atemberaubende Gefühl schlagartig abebbte. Langsam glitten wir näher Richtung Boden und probierten ein kleines Rapsfeld neben einer Landstraße anzupeilen.
Unsere Füße berührten schließlich festen Boden, und wir atmeten tief durch. Der Aufprall war sanft ich musste noch einige Meter rennen um nicht vom Schwung umgerissen zu werden. Meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding, als ich den Fallschirm abschnallte und in Richtung Skyla ging.

Als ich bei ihr ankam fragte ich ratlos: „Was machen wir jetzt? Wir sind hier irgendwo im Nirgendwo und haben keine Ahnung, wo wir sind."
Auch wenn ich das grinsen nur schwer von meinem Gesicht bekam, war mir doch bewusst, in was für einer scheiß Situation wir und hier gerade befanden.
Auch wenn die Sache mit dem Peilsender sicherlich hilfreich war, befanden wir uns trotzdem irgendwo im nirgendwo...
Ich zog meinen Laptop aus meinem Rucksack und aktivierte das Peilsender-Signal. Auf dem Bildschirm erschien eine Karte, die die Position des Peilsenders anzeigte. Sie waren noch nicht allzu weit entfernt. Also hatten wir die Möglichkeit uns an ihre Fersen zu heften.

Ich erklärte Skyla kurz meine Idee, und wir beschlossen, dem Peilsender-Signal zu folgen. Problem war nur: wir würden zu Fuß nicht allzu weit kommen.

Wir suchten das Feld nach irgendetwas Brauchbarem ab, bis Skyla nach einiger Zeit ein Auto entdeckte. Ein Lada Niva stand einsam auf dem Feldweg. Das sah ich einfach mal als Einladung an. Außerdem schien es niemanden in der Nähe zu geben, der mit dem Auto in Verbindung stand.

Wir stapften los in Richtung Auto, wobei wir eine Schneise in den gelben Blumen hinterließen und sich gelber Staub an unseren Anzügen festsetzte. Die letzten Meter rannten wir zu dem Auto und überprüften es schnell. Es schien in gutem Zustand zu sein, und die Schlüssel steckten noch. Vermutlich hatte der Besitzer nur einer kurze Pipipause eingelegt und sich gedacht, hier käme eh niemand vorbei. Skyla und ich tauschten einen entschlossenen Blick, dann stiegen wir ein. Ich auf der Beifahrerseite, Skyla als Fahrerin.

Die Fahrt begann, und wir folgten dem Peilsender-Signal auf dem Laptop-Bildschirm, den ich auf das Armaturenbrett gequetscht hatte. Die Straßen waren leer und eine endlose Landschaft erstreckte sich vor uns. Nach kurzer Recherche wussten wir auch, dass wir uns nun in Kanada befanden.

Die Zeit verstrich und die Anspannung begann zu steigen, als wir dem leuchtenden Punkt auf dem Display immer näher kamen. Wir beiden wussten nur allzu gut, dass die Leute im Flugzeug, den Vorfall bestimmt schon gemeldet hatten und uns nun eine Horde von Skorpionen im Nacken saß.

Nach einer Weile entdeckten wir den Jet in der Ferne. Sie mussten eine Pause auf diesem Flughafen eingelegt haben.

Als wir dann die Stelle erreichten, wahren sie schon wieder weg und nur der Jet stand noch verlassen auf der Landebahn. Sie mussten in ein Auto umgestiegen sein. Ein anderes Flugzeug war nämlich weit und breit nicht zu sehen gewesen. Ich warf einen Blick auf das Display. „Mist." Wir hatten das Signal verloren

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