Kapitel 4
Schnell zog ich mich an und ging aus meinem Zimmer. Vor der Tür stand Lucian und grinste mich an.
>>Das Handtuch steht dir.<<
>>Schwachkopf.<< sagte ich, konnte mir aber ein Grinsen nicht verkneifen.
Zusammen gingen wir nach unten in das Esszimmer, wo noch andere Jugendliche an dem großen Tisch saßen.
>>Guten Morgen.<<sagte Lucian zu den Anderen, aber nur ein paar von ihnen Antworten ihm.
>>Komm setzten wir uns hin.<< meinte Lucian zu mir und zog mich zu noch zwei freien Plätzen am Ende des Tisches.
>>Das Essen hier ist voll okay, aber von dem Haferbrei muss ich dir wirklich abraten, der schmeckt so, als ob ihn vorher schon mal jemand gegessen und danach wieder ausgespuckt hätte.<<
Er hatte Recht. Der Haferbrei sah wirklich wie ausgekotzt aus.
>>Und was empfiehlst du dann?<< fragte ich.
>>Toast mit Nutella.<<
>>Ich hätte nicht erwartet, dass es hier Nutella gibt.<< gab ich zu.
>>Ich auch nicht. Schließlich sind wir hier in der Psychiatrie.<< Lucian versuchte fröhlich zu klingen, aber ich konnte hören, dass ihn etwas beschäftigte. Ich konnte spüren, dass es ihm nicht gut ging. Kein Mensch konnte so fröhlich sein, wenn er in der Psychiatrie war.
Und da erinnerte ich mich daran, wie Frau Lichtenstein gestern gesagt hatte, dass wir beide einen Schicksalsschlag erlebt hätten. Was war wohl der Grund, dass Lucian hier war? Er schien immer fröhlich zu sein, doch ich konnte die Trauer und den schmerz unter seiner Fassade spüren. Es waren genau die gleichen Gefühle, die ich auch mit mir rumschleppte.
Vielleicht sollte ich ihn darauf ansprechen. Aber dann würde er auch meine Geschichte hören wollen und ich war noch nicht bereit, ihm dies zu erzählen.
>>Talia?<< Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch. Lucian sah mich fragend an.
>>Ist alles in Ordnung?<< er klang besorgt.
>>Jaja. Ich war gerade nur in meinen Gedanken vertieft. Tut mir leid.<< antwortete ich ihm schnell.
>>Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.<< Er grinste mich an.
>>Ich will dir jemanden vorstellen.<< Lucian deutete auf den Jungen neben ihm.
>>Das hier ist Callum.<<
>>Hi.<< sagte ich zu dem blonden Jungen, der mich schüchtern ansah.
>>Hallo.<< murmelte er so leise, dass ich ihn fast nicht verstand.
Ich lächelte ihn freundlich an, woraufhin er zögernd zurück lächelte.
>>Keine Sorge. Callum ist am Anfang zwar schüchtern, doch das legt sich ganz schnell.<<meinte Lucian.
>>Stimmts Call?<<
>>Mhhh.<< murmelte dieser daraufhin verlegen.
>>Wir drei können ja nach dem Essen noch was im Gemeinschaftsraum machen. Was haltet ihr davon?<< schlug Lucian vor.
>>Klingt gut.<< meinte ich und auch von Callum kam ein kleines Nicken.
>>Guten Morgen euch allen.<< wünschte uns Rosalie die just in diesem Moment reinkam und sich auf den Platz ganz vorne an dem Esstisch setzte.
>>Morgen.<< murmelten wir zurück und Frau Lichtenstein lächelte uns alle an.
>>Ich wollte euch euren Neuankömmling vorstellen.<< sage Rosalie und deutete auf mich.
>>Das ist Talia. Sie ist gestern Nachmittag angekommen. Ich hoffe ihr seit freundlich und höflich zu ihr.<<
Ich lächelte schüchtern in die Runde und Rosalie ergriff direkt wieder das Wort.
>>Nach dem Mittagessen dürft ihr, wenn ihr möchtet, nach draußen in unsere Parkanlage gehen . Aber macht mir bloß keinen Ärger.<<
>>Cool.<< sagte Lucian neben mir und auch die anderen sahen erfreut über diese Nachricht aus.
>>Aber erst mal guten Appetit.<< wünschte uns die Leiterin dieser Einrichtung und alle fingen an, sich Essen von der Tischmitte auf den Teller zu legen.
Ich nahm mir aufgrund Lucians Empfehlung ein Toast und schmierte mir Butter und Nutella darauf. Herzhaft biss ich hinein und seufzte genussvoll auf.
>>Na schmeckts?<<wollte Lucian grinsend von mir wissen und ich nickte als Antwort.
>>Und wie.<<Ich musste grinsen.
Schnell hatte ich mein Toast verputzt und wollte mir gerade ein neues nehmen, als ich sah, wie Rosalie mich eingehend musterte.
Was hat sie denn bloß? Hab ich vielleicht irgendwas im Gesicht. Nutella? Oder Krümel?
Ich nahm mir eine Serviette und wischte mir den Mund damit ab. Aber ich wurde immer noch beobachtet.
Warum guckt die mich denn bloß so an?
Ich stupste Damian mit meinem Ellenbogen an und er drehte sich fragend zu mir.
>>Warum schaut Rosalie mich denn so merkwürdig an?<< flüsterte ich ihm zu.
>>Tut sie doch gar nicht.<<
Verwundert über seine Antwort guckte ich zu Rosalie und bemerkte, dass Lucian recht hatte. Habe ich mir das etwa nur vorgestellt? Halluzinierte ich etwa schon? Na dann war ich hier ja genau richtig.
>>Wer aufgegessen hat, darf in den Gemeinschaftsraum oder in sein Zimmer gehen.<< verkündete Rosalie und ein paar der Jugendlichen standen auf und verließen den Raum.
>>Wollen wir drei jetzt in den Gemeinschaftsraum gehen?<<fragte Lucian Callum und mich.
>>Sicher.<< meinte ich und auch Callum stimmte Lucians Vorschlag zu.
Wir standen auf und begaben uns einen Raum weiter.
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