5 | das war doch nicht mehr normal | louis
vibe des kapitels: bleib mit mir wach - xavi
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Harry und ich hatten die Fenster runtergelassen, die Musik lauter gemacht und fuhren durch die Stadt.
Nachts zu fahren war einfach extrem friedlich, fand ich. Es war nicht viel los, auch auf Straßen, die tagsüber komplett überfüllt waren, manche Ampeln waren sogar ausgeschaltet und ich fühlte mich einfach frei.
Harry hatte gesagt ich sollte ihn einfach damit überraschen wo wir hinfuhren. Also fuhr ich auf die Autobahn. Ich wusste ganz genau wo ich mit ihm hinwollte. Und erstmal war das der 24h-KFC an der Raststätte.
„Wenn du eigene Musik anmachen willst, da sollte irgendwo ein Aux-Kabel herumbaumeln."
„Oh ja, ich seh's." Harry werkelte ein paar Sekunden herum dann kam andere Musik aus den Lautsprechern. Es klang relativ alt, im Sinne von, die Qualität der Aufnahme war nicht so gut wie heutzutage, aber die Gitarren, die erklangen hörten sich sehr gut an.
„Das ist geil, von wem ist das?", fragte ich nach ein paar Sekunden und Harry runzelte nur die Stirn.
„Ääh", machte er langsam. „...das ist Never Going Back Again..." Er sagte das als hätte ich gehörig einen an der Waffel. „Von Fleetwood Mac...?"
„Äh", entgegnete ich nur und grinste.
Sein Mund klappte auf.
„Was, du kennst Fleetwood Mac nicht? Nach deinem Auftritt heute Abend hätte ich nie damit gerechnet, dass du so ein Musikbanause bist."
„Was? Ich bin überhaupt kein Musikbanause!", empörte ich mich. „Ich kann sogar Gitarre spielen."
Harry warf mir nur einen Blick zu und ich verdrehte die Augen.
„Gut, ich kann nur Smoke on the water", gab ich zu und er lachte glucksend.
„Gitarre spielen", meinte er dann in einem neckenden Ton und zeichnete mit seinen Händen Anführungszeichen in die Luft. Ich schnaubte nur. Aber Harrys dummes Grinsen blieb und ich fing ebenfalls an zu lächeln. Und mein Bauch fing an zu kribbeln.
Und wieder verstand ich nicht, was mit mir los war. Wie konnte Harry mich nach den paar Minuten, in denen wir bis jetzt miteinander interagiert hatten schon so eingenommen haben?
Das war doch nicht mehr normal.
„Okay, aber du kannst sehr gut singen, den Punkt geb ich dir", meinte er und sofort wurde mein Lächeln noch breiter.
„Findest du?" Ich setzte den Blinker und fuhr auf die Autobahn.
„Ja, total...äh" Er sah abgelenkt aus dem Fenster. „Wo bringst du mich hin?", fragte er dann und sah zurück zu mir.
„Du meintest ich soll dich überraschen. Also tue ich das."
Er sah skeptisch aus.
„Hey, wenn du Angst hast, dass ich dich umbringe, hättest du dich nicht zu einem Fremden ins Auto setzen dürfen", entgegnete ich und er lachte leise auf.
„Ja. Vor allem nicht zu einem Tomlinson."
„Guck. Deine Schuld."
Er verdrehte die Augen.
„Keine Sorge, wir sind gleich da."
Darauf erwiderte Harry nichts, sondern summte kurz beim Song mit, der lief.
„Ach zurück zu dem worüber wir gesprochen haben. Ich finde, du kannst sehr schön singen."
Das Kribbeln auf meinem ganzen Körper wurde stärker.
Ich warf ihm ein breites Lächeln zu, das ich einfach nicht unterdrücken konnte.
„Danke." Er wusste ja gar nicht wie viel mir das bedeutete. Ich hörte nicht besonders oft Komplimente. Und von ihm war das in einer Zeitspanne von ein paar Stunden schon das zweite wirklich ernst gemeinte Kompliment gewesen und das ließ mich gut fühlen.
Er lächelte nur und sah kurz auf sein Handy, während ich auf die Raststätte mit dem KFC fuhr.
„Hungrig?", fragte ich, als ich parkte und Harry sah nur auf und grinste breit.
„Oh, du bist mein Held. Von Lachsröllchen den ganzen Abend wird man einfach nicht satt."
Ich lachte leise und zog die Handbremse an. Dann stiegen wir beide aus dem Auto und Harry hüpfte übermütig vor mir her. Ich musste lächeln wie ein Idiot und ließ mich anstecken.
„Okay, sag mir deine top drei Ships aus Serien", meinte er und wir liefen die Treppen zum Eingang hoch, nachdem ich das Auto abgeschlossen hatte.
„Meine sind...ähm...warte." Er blieb stehen, sodass ich fast in ihn reinrannte und drehte sich dann zu mir um. „Malec, auf jeden Fall...dann...ähm...Ross und Rachel und...äh..."
Er sah nachdenklich in den dunklen Himmel und ich musste mich zusammenreißen ihm nicht neckend und den Bauch zu piksen. Ich hatte das Gefühl ich kannte ihn schon viel länger und wir waren auf so einer Ebene, aber eigentlich kannten wir uns kaum und waren bei Weitem noch nicht bei so etwas angekommen. Trotzdem wollte ich ihn einfach nur berühren.
Mit meinen Fingern über seine Wangen fahren, meine Hände unter seinem Pulli seine warme Haut fühlen lassen.
Ihn küssen.
Dieses komplett schwarze Outfit stand ihm unglaublich gut. Mit dieser Mütze sah er fast noch besser aus als in seinem Anzug.
„Und ich denke Cat Noir und Ladybug. Also...Marinette und Adrien", endete er jetzt und ich runzelte die Stirn.
„Äh...was? Sind die nicht aus dieser komischen...Disney-Serie?" Verwechselte ich da was? Das konnte er doch nicht erst meinen.
Er nickte. „Miraculous Ladybug. Ich dachte auch immer ‚was ist das für ein Schrott' und dann war ich krank und hab zwei Folgen gesehen und jetzt bin ich süchtig."
Ich starrte ihn nur ungläubig an und blieb stehen.
„Jetzt mach nicht so ein Gesicht", meinte er augenverdrehend und zog die Tür zum KFC auf. „Es ist eine gute Show. Und die beiden sind wirklich perfekt füreinander."
Ich schüttelte mich kurz und folgte ihm dann in den Laden.
„Okay", lachte ich. „Also...du stehst auf komische Kinderserien. Notiert. Was sollte ich noch über dich wissen?"
„Eigentlich wollte ich erst deine drei Lieblingsserienships wissen, aber okay. Äääh ähm, na ja ich bin ein Styles. Das solltest du vielleicht wissen."
„Das weiß ich bereits." Ich grinste und er biss sich auf die Unterlippe.
„Ja, aber...", begann er, dann brach er ab und schüttelte den Kopf. „Nein, egal."
Ich runzelte die Stirn. „Was meinst du?"
Harry schüttelte wieder den Kopf. „Nein, ist echt egal." Und dann wechselte er das Thema bevor ich was sagen konnte. „Was willst du essen?"
Wir kamen vor der Bestelltheke zum Stehen und er hob seinen Blick zu der Karte.
Und etwa zehn Minuten später saßen wir dann gegenüber voneinander an einem Tisch und hatten unser Essen vor uns stehen.
„Denkst du wirklich?", fragte ich ihn und er nickte.
„Ja. Ich denke du würdest sogar in Blond gut aussehen."
Ich lachte leise. „Danke, aber...ich glaube ich sähe ziemlich lächerlich aus."
„Wir können es ja mal ausprobieren", schlug ich vor uns sofort fuhr ich hoch und sah ihn entsetzt an.
„Du willst mir die Haare blondieren?"
Er versuchte sein Lachen zu unterdrücken und nickte dann. „Ich hatte eigentlich eher an eine Perücke gedacht, aber klar, wenn du direkt aufs Ganze gehen willst..."
„Oh nein, nein, Perücke klingt gut."
Er grinste und schob sich eine von seinen Curly Fries in den Mund. Ich sah auf meine eigenen runter und nahm dann eine in die Hand.
„Die sehen aus wie deine Locken", meinte ich grinsend und hielt sie hoch.
Harry zog amüsiert die Augenbrauen hoch. „Ist das dein Ernst?" Er grinste.
„Ja voll", meinte ich. „Passt doch auch. Curly Fries für einen Curly Styles."
„Das hat sich ja nicht mal richtig gereimt."
„Aber fast. Also ich finde wir sollten die Dinger umbenennen. In Harold Fries."
„Harold? So heiße ich ja nichtmal."
Ich zuckte nur mit den Schultern. „Jetzt schon."
Harry verdrehte die Augen, aber er konnte sein breites Grinsen nicht verbergen und ich steckte mir die frittierte Kartoffel in den Mund und kaute.
„Okay, dein Kopf steckt voller Blödsinnsideen", meinte er dann und ich zuckte nur mit den Schultern. „Okay, aber dafür kann ich Autofahren."
„Was ist das denn jetzt für ein Vergleich? Das hat überhaupt nichts miteinander zu tun", beschwerte er sich und ich zuckte nur wieder mit den Schultern.
„Tja."
„Okay, dafür bin ich bestimmt mutiger als du."
„Was hat das denn damit zu tun?"
„Ja, das hab ich mich bei deinem Kommentar auch eben gefragt."
Ich grinste. „Okay, du hast gewonnen. Aber nur was das angeht. Ich bin bestimmt mutiger als du."
„Ich wette, du traust dich nicht diesem Mädchen da vorne ihr Käppi auszuziehen, danke zu sagen und einfach abzuhauen."
Ich drehte mich in die Richtung in die er deutete und sah zwei Mädchen etwa in unserem Alter an einem Tisch sitzen. Sie hatten beide jeweils drei Burger vor sich stehen (sympathisch) und das braunhaarige Mädchen trug eine schwarze Cap von Nike.
„Achja?", fragte ich und drehte mich wieder zu ihm um. „Und ich wette du...ich glaube nicht, dass du dich traust dich jetzt hier auf den Tisch zu stellen und laut Curly Fries zu Harold Fries zu erklären." Ich hatte das eigentlich nur gesagt, um davon abzulenken, dass ich mich das wahrscheinlich tatsächlich nicht trauen würde, aber Harrys Gesichtsausdruck veränderte sich.
„Glaubst du nicht?" Er zog einmal neckend die Augenbrauen hoch und grinste dann. Bevor ich mich versah war er von seinem Stuhl aufgestanden und kletterte auf den Tisch.
Ich sah ihm nur dabei zu und fing langsam an zu grinsen.
„Ähm, hallo!", rief er laut und in einem...spanischen Akzent. Ich glaube, es sollte spanisch sein. Alle Menschen, die hier waren, also die Mitarbeitenden, einige einzelne LKW-Fahrer, eine Familie, die wohl in den Urlaub fuhr, ein Pärchen und die beiden Mädchen, fuhren zu uns herum und starrten Harry an, der jetzt breit lächelte und eine Hand auf sein Herz legte. Sein komplett schwarzes Outfit machte die Sache nur noch komischer.
„Meine lieben Leute...", machte er dann weiter. „Ich, Edward...ähm...Estilo..." Ich musste mich zusammenreißen nicht komplett in Lachen auszubrechen, er machte seine Sache viel zu gut. „Ich bin hier, um euch aufzuklären, über die wichtigen Dinge im Leben und..." Er warf mir einen Blick zu. Ich presste die Hände auf den Mund und bebte vor unterdrücktem Lachen. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet.
„...und damit ernenne ich Curly Fries ab jetzt zu Harold Fries." Er machte eine dramatische Pause und schloss kurz die Augen. „Danke für Ihre Aufmerksamkeit." Und damit nickte er, sprang zurück auf den Boden und ließ sich mir gegenüber in den Sitz fallen. Ich lag vor Lachen mit dem Kopf auf dem Tisch und wischte mir eine kleine Träne aus dem Augenwinkel. Harry grinste und warf sich eine weitere von den Curly Fries in den Mund.
„Jetzt bist du dran."
Und auch wenn ich das unter normalen Umständen niemals gemacht hätte...ich fühlte mich hier heute mit ihm komplett leicht. Es war ein bisschen als wäre ich betrunken.
Betrunken von Harry.
„Okay."
Ich packte unser Essen in die Papptüte, die uns die Verkäuferin gegeben hatte (obwohl wir eigentlich ja nicht mal zum mitnehmen bestellt hatten) und atmete dann tief durch. „Los geht's." Ich stand auf.
Harry sah mir grinsend zu und stand dann ebenfalls auf. Ich drückte ihm das Essen in die Hand und bewegte mich auf die Mädchen zu, er in Richtung Ausgang, wo er auf mich wartete.
Als ich vor den beiden Mädchen stand sahen sie mich verwirrt an, aber ich sagte nur: „Sorry, könnte ich kurz...?", nahm dem Mädchen das Käppi vom Kopf und setzte es mir selbst auf. „Danke." Und damit drehte ich mich um, ging langsam von den beiden weg und fing dann an zu rennen. Harry hielt mir die Tür auf und lachend liefen wir über den Parkplatz zu meinem Auto.
Das Mädchen folgte uns aber nicht mal. Wir warteten ein paar Sekunden, bevor wir einstiegen, aber sie kam nicht mal aus dem Restaurant.
„Hm." Harry zuckte mit den Schultern. „Dann halt nicht." Er grinste und stieg ein.
Ich folgte ihm ins Auto, startete dann den Motor und fuhr los.
„Die Cap steht dir echt gut", meinte er und ich grinste. „Vielen Dank. Jetzt komme ich deinem Einbrecherlook etwas näher."
Harry kicherte. „Ja, keine Ahnung was ich mir dabei gedacht habe. Meine Schwester hat mich auch angeguckt als wäre ich ein Auto. Logisch, ich sehe aus als würde ich ein Museum ausrauben wollen."
„Ach, ein Museum ist doch langweilig. Nimm lieber einen Musikladen oder so."
Ich grinste und er nickte. „Gute Idee. Ich wüsste sogar was ich klauen könnte. Ich bin schließlich kein Musikbanause."
„Jetzt hör auf", lachte ich und versuchte mit einer Hand seine Mütze in sein Gesicht zu ziehen, aber gleichzeitig noch auf die Straße zu gucken.
Er wich nur aus, schloss sein Handy wieder an, um Musik anzumachen und nahm dann eine Portion Curly Fries aus der Tüte.
So verbrachten wir die restlichen zwanzig Minuten zu meinem Ziel.
Bei offenen Fenstern der lauten Musik zuhörend, während Harry das Essen aß und mich immer wieder fütterte.
Es war einfach...befreiend. Ich wusste nicht, ob ich mich jemals so gut gefühlt hatte.
Ich hatte das Gefühl Harry und ich klickten einfach auf einer ganz anderen Ebene.
Wir verstanden uns. Es funktionierte einfach.
Als wären wir füreinander gemacht.
Und gerade als ich das dachte, kam ich am Ziel an und hörte ein leises „Wow" von Harry. Lächelnd parkte ich und sah zu ihm rüber. Mit einem begeisterten Gesichtsausdruck starrte er runter auf die hellbeleuchtete Stadt, die man von dieser Stelle so sehen konnte wie nirgendwo sonst.
Es war quasi neben der Autobahn, aber ein kleines Stück hinter ein paar Bäumen und deshalb war das Geräusch der immer mal wieder vorbeifahrenden Autos gedämpft und klang eher beruhigend, ein bisschen wie das Rauschen des Meeres.
Ich wusste gar nicht mehr wirklich, wie ich diesen Ort entdeckt hatte, ich glaube als ich nachts mal von meinem Vater wegmusste, um mich zu beruhigen und im Endeffekt eine Panne gehabt hatte. Genau hier. Und als ich dann auf den Notdienst gewartet hatte hatte ich diesen Ort hier entdeckt.
„Das ist echt schön."
„Ich wusste es gefällt dir."
Wir stiegen aus, aber bevor ich die Tür zuwarf machte ich das Radio wieder an und Harrys Musik spiele weiter. Durch die offenen Fenster drang sie zu uns und Harry warf mir ein Lächeln zu.
„Wirklich, Louis. Das ist unglaublich."
„Warte bis die Sonne aufgeht. Das ist noch viel schöner."
Wir gingen vors Auto und ich lehnte mich an die Motorhaube. Er kam neben mich.
„Bleiben wir solange hier?" Seine Augen leuchteten als er seinen Kopf zu mir drehte und ich lächelte nur.
„Ich meine...wenn du dich so lange mit mir abgeben willst, dann bin ich dabei."
Harry schmunzelte nur und stieß mich mit seiner Schulter an.
„Ich auch."
„Perfekt." Ich lächelte ihn an.
„Außerdem will ich eh so lange es geht nicht nach Hause", flüsterte er und ich runzelte die Stirn und musterte ihn.
„Warum?", fragte ich genauso leise zurück.
Ich meine...mir ging es ja genauso, aber ich wollte unbedingt wissen, was ihm auf der Seele lag. Ich wollte ihn am liebsten von allem befreien, was ihm wehtat.
Er seufzte. „Ich hab einfach keine Lust mehr mich mit meinem Vater zu streiten."
Er warf mir einen Blick zu. „Weißt du, ich bin schwul."
Oh thank god.
„Und mein Vater ist gefühlt den ganzen Tag damit beschäftigt irgendwelche Gay Rumours aus dem Weg zu räumen." Er seufzte wieder. „Er weiß nicht, dass ich schwul bin, aber das tut mir so weh. Es zeigt mir nur immer wieder wie sehr es doch der Firma schaden würde und wie sehr es für ihn irgendwie nicht okay wäre und..." Er schloss kurz die Augen.
Ich saugte jedes Wort auf, das er von sich gab, ich hing an seinen Lippen.
Mein Blick hing sogar wortwörtlich an seinen Lippen. Sie waren so schön. Nicht wirklich voll, aber sanft geschwungen als wären sie gezeichnet und ich konnte meinen Blick nicht von ihm nehmen. Alles an Harry sah einfach perfekt aus und ich konnte nicht glauben, dass ich wirklich hier saß und mit ihm redete.
Ich konnte nicht glauben, dass in all den 4 Milliarden Jahren in denen es diese Welt schon gab Harry und ich wirklich gleichzeitig existierten und uns auch noch über den Weg gelaufen waren.
Er verstand mich. Auf eine ganz andere Weise als jeder andere Mensch, den ich bis jetzt getroffen hatte.
„Das tut mir einfach weh", sprach Harry weiter. „Und dadurch, dass sich so viel Frust und Wut in mir anstaut...ist da immer diese Spannung zwischen uns. Wir streiten uns nur noch. Jeden Tag. Das ist so anstrengend. Ich meine...Ich will mich nicht die ganze Zeit mit ihm streiten, weißt du? Ich könnte ihn doch niemals ernsthaft hassen oder so, er ist mein Vater, ich liebe ihn."
Eine Weile sagte ich nichts, sondern biss mir auf die Unterlippe, warf Harry Blicke zu und er schien zu merken, dass irgendetwas in mir vorging.
„Was ist los?", fragte er vorsichtig und ich seufzte.
„Ich verstehe dich. Absolut. Aber im Gegensatz zu dir..." Ich schloss die Augen und atmete tief durch.
„Ich hasse meinen Vater", meinte ich dann.
Harrys Blick wurde weich und er runzelte die Stirn. „Das sagst du doch nur so. Ich könnte meinen Vater niemals hassen, trotz der ganzen Streits und so."
Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Ich hasse meinen Vater wirklich." Ich blickte Harry ernst direkt in die Augen. Sie funkelten in der Dunkelheit. „Weißt du früher...in meiner Kindheit...da war er noch mein Vater. Er hat sich um mich gekümmert. Er hat mich geliebt. Aber...seit einigen Jahren...und zwar seit so vielen, dass ich mich kaum mehr an davor erinnere...ist unsere Beziehung so sehr zerrüttet und kaputt, dass ich ihn wirklich nicht...also..." Ich atmete tief durch. „Für mich ist er ein Mann, der eine Menge Macht über mich hat. Aber nicht mein Vater."
Harry sah mich aufmerksam an und biss sich nachdenklich auf die Unterlippe.
Ich seufzte und sprach dann das aus, was schon so lange wahr war, was ich mich aber noch nicht getraut hatte zu denken.
„Weißt du, wenn er jetzt sterben würde..." Ich sah Harry direkt in die Augen und schluckte. „Wäre ich nicht traurig."
„Oh Louis", hörte ich Harry leise sagen und dann tastete er nach meiner Hand und schloss seine Finger darum.
Ich krallte mich an ihm fest, lehnte mich in seine Richtung und er zog mich vor sich und schmiegte sein Kinn auf meine Schulter. „Das ist okay", flüsterte er dann.
Die Berührgrenze hatten wir jetzt überschritten. Und ich könnte nicht froher darüber sein. Ich brauchte das jetzt auch einfach.
Ich atmete tief ein. „Aber...er ist mein Vater. Sollte ich ihn nicht...sollte ich ihn nicht lieben?"
„Louis", begann Harry sanft und mein Name aus seinem Mund so nah an meinem Ohr löste eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper aus. „Er ist dein Vater. Ja. Aber das alleine reicht nicht aus, um deine Liebe verdient zu haben. Dass er dein Vater ist, das heißt nicht, dass du ihn lieben musst, wenn er dich wie Dreck behandelt."
Ich schloss die Augen und drehte meinen Kopf zu Harry, sodass meine Nase gegen seine Wange stieß. Seine Nähe gab mir irgendwie Kraft. Und diese Worte zu hören...irgendwie gab mir das meinen Atem wieder. Ich hatte das Gefühl eine Last sei von meinen Schultern gefallen, von der ich gar nicht wusste, dass sie da gewesen war. Diese Schuldgefühle, dass ich meinen Vater nicht liebte, hatten mich ziemlich fertig gemacht. Und Harry hatte nur ein paar Worte dazu gesagt und das hatte gereicht, dass ich mich besser fühlte.
Wie waren wir eigentlich innerhalb weniger Stunden von Dingen wie Miraculous Ladybug und Curly Fries zu solchen deepen Themen gekommen?
Was dachte ich da? Stunden? Minuten traf es wohl eher.
„Danke."
„Keine Ursache."
Eine kurze Weile verharrten wir einfach in dieser Position.
„Also bleiben wir für den Sonnenaufgang hier?", flüsterte ich dann.
Harry nickte.
Ich lächelte und löste mich von ihm, aber nur, um zu meinem Kofferraum zu laufen und zwei Kissen und eine Decke rauszuholen.
Ich ging zurück zu Harry und er begann breit zu lächeln als er das sah.
Wir legten die Kissen vor mein Auto auf den Boden, bauten uns eine Art Nest, setzten uns hin und lehnten uns an die Stoßstange.
Dann nahm ich die Decke und deckte uns zu.
Harry griff wieder nach meiner Hand und ich warf ihm ein Lächeln zu. Dann zog er seine Mütze vom Kopf und fuhr sich mit der anderen Hand durch die Haare.
„Das hast du jetzt nur gemacht, um mich mit deinen Locken zu beeindrucken", meinte ich und er grinste.
„Vielleicht."
Und dann redeten wir nicht mehr. Wir genossen einfach nur die Nähe des Anderen und starrten in den Himmel, der immer heller wurde.
Und auch als die Sonne dann langsam alles in wunderschönes Licht tauchte und sich blicken ließ blieben wir einfach nur genauso sitzen.
Nach einer Weile drehte Harry seinen Kopf zu mir.
„Das ist wunderschön, Louis", flüsterte er und lächelte mich an. Und auch wenn die Sonne gerade vor uns aufging, für mich war sein Gesicht und dieses Lächeln das wirkliche Licht.
„Danke." Er legte seinen Kopf müde auf meiner Schulter ab, rutschte näher, zog die Decke höher um seine Schultern und blickte in den Sonnenaufgang.
Ich konnte ein paar Sekunden nur auf seine Haare blicken und über seine Hand streichen, dann atmete ich aus, lehnte meinen Kopf an seinen und sah ebenfalls in den Sonnenaufgang.
Ich war durcheinander. Und glücklich und ich hatte das Gefühl ich wusste überhaupt gar nichts über die ganze Welt.
Aber eins wusste ich.
Nach heute Nacht glaubte ich an Liebe auf den ersten Blick.
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i am so sorryyyyyy, dass letzte woche nichts kam, aber ich hab's einfach nicht geschafft mit schule und allem. außerdem hab ich eine klitzekleine überraschung für euch, die auch ein bisschen zeit gekostet hat:
ich mache dieses jahr einen larry adventskalender. vom 1. bis zum 24. dezember kommt dort jeden tag eine kleine larry geschichte. ich hab eine art willkommens-kapitel schon erstellt und es hochgeladen, damit wer auch immer interesse hat sich den kalender in der bibliothek speichern kann (ihr findet ihn einfach auf meinem profil).
anyways ich hoffe euch hat das kapitel gefallen und ihr seid nicht zu böse, dass ihr zwei wochen warten musstet... :)
💕
ps: @AndiLovesZiall ich hoffe, es war okay, dass ich deinen kommentar ins kapitel eingebaut habe. der hat mir einfach zu gut gefallen haha
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