31 | liebe | louis
vibe des kapitels: tightrope - zayn
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„Du hast wirklich keine Ahnung, wie sehr ich dich liebe."
Ich brauchte eine Sekunde, um zu verstehen, dass Harry das wirklich gesagt hatte, denn es war so leise gewesen, dass ich erst dachte, ich hätte es mir nur eingebildet.
Ich drehte meinen Kopf zu ihm und schlug die Augen auf. Er wirkte kurz überrascht als ob er damit gerechnet hätte, dass ich schlief, dann lächelte er und hauchte mir einen unglaublich zarten Kuss auf die Lippen.
„Ich dachte du schläfst", murmelte er, bestätigte damit meine Vermutung und ich lächelte nur und drückte meine Nase an seinen Hals.
Gott, er roch so gut.
Harry lag neben mir im Krankenhausbett. Er wurde gestern schon wieder entlassen, ich musste noch eine Woche zur Beobachtung hierbleiben. Schließlich war ich ein klitzekleines bisschen heftiger getroffen worden.
Mein gesamter Oberkörper tat auch noch ziemlich weh, wenn ich mich falsch bewegte, aber das hatten zwei gebrochene Rippen wohl so an sich. Immerhin funktionierte meine Lunge noch, die war nämlich erst gerissen und dann nach der ersten OP noch mal kollabiert, sodass ich ein zweites Mal hatte operiert werden müssen. Deshalb hatte Harrys Vater auch zwei Tage nach dem Unfall die Information gehabt, dass ich „noch im OP gewesen war".
Harry ließ mich seitdem keine Sekunde mehr in Ruhe. Aber ich beschwerte mich nicht, ich genoss es einfach ihn bei mir zu haben. Auch wenn er nur auf meiner linken Seite liegen konnte.
„Ich glaube du unterschätzt wie sehr ich dich liebe", murmelte ich also zurück und küsste seinen Hals, bevor ich meinen Kopf wieder erschöpft ablegte. „Denn ich weiß ziemlich gut wie überwältigend es ist."
Harry lachte leise. Eine Weile lagen wir einfach nur da. Zusammen. Glücklich.
Dann erhob er sich langsam und griff nach seinen Krücken. „Willst du auch einen Kakao? Dann geh ich zwei holen."
„Wie willst du das denn schaffen?", fragte ich mit Blick auf seinen Gips, aber er winkte nur ab.
„Ich find schon einen Weg."
„Ok", sagte ich grinsend. „Aber verletz dich nicht."
„Noch mehr? Geht nicht." Harry lachte, beugte sich nochmal zu mir, um mich zu küssen, dann verließ er das Zimmer.
Er war erst ein paar Sekunden weg, da klopfte es.
„Ja?", rief ich und kurz darauf öffnete sich die Tür und Eleanor kam herein. Sie trug ihre Schuluniform, war also anscheinend direkt nach dem Unterricht hergefahren, und lächelte.
„Hey", sagte sie, kam zum Bett und warf ihre langen Haare über die Schulter. Ich versuchte mich ein Stück aufzusetzen und es klappte sogar ganz gut.
„Hi", lächelte ich zurück, sie ließ sich auf den Stuhl fallen und dann Luft aus ihren Lungen entweichen. Kurz sah sie mich stumm an.
„Mein Gott, Louis, du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt", seufzte sie dann und griff nach meiner Hand. Ich sah, dass sie sich ernsthaft Sorgen gemacht hatte, lachte leise, drückte ihre Hand und lächelte.
„Ich bin ja noch ganz."
„Ja, zum Glück", meinte sie und musterte mich. „Auch wenn da ein Loch in dir ist", sagte sie dann mit Blick auf den Schlauch, der rechts zwischen meinen Rippen in meinen Körper führte. Ich verzog das Gesicht.
„Ja. Glücklicherweise bin ich auf so viel Schmerzmitteln, dass ich das vergessen kann", sagte ich und hob die linke Hand mit der Infusion.
El ließ ein leises Lachen entweichen und strich sich eine Strähne hinters Ohr, die wieder in ihr Gesicht gefallen war. „Ich bin auf jeden Fall froh, dass es dir gut geht. Wer hätte mich denn jetzt sonst mit seinen Liebesproblemen belästigt?"
„Ey", beschwerte ich mich und sie grinste. Dann verwandelte sich das Grinsen in ein sanftes Lächeln.
„Du siehst zwar ziemlich kaputt aus, Lou", meinte sie. „Aber auch so unendlich glücklich. Ich glaub, so hab ich dich noch nie gesehen."
Sofort musste ich lächeln. „Harry macht mich glücklich", sagte ich und sie nickte.
„Ja, und das kann auch jeder sehen. Ihr habt es verdient zusammen glücklich zu sein. Wirklich."
Ich drückte ihre Hand nochmal, gerührt von ihren Worten und räusperte mich dann.
„Und bei dir so? Liebesleben?"
Ihr Gesichtsausdruck verriet sie sofort. Ich riss die Augen auf.
„Du hast was mit jemandem am Laufen!"
Sie musste lächeln und sah weg. „Na ja also..."
„Was?" Ich war begeistert. Eleanor verdiente es glücklich zu sein.
„Ich mag jemanden ganz gerne", erklärte sie dann. Sie seufzte. „Und ich mag ihn eigentlich schon ziemlich lange, aber er hat mich immer irgendwie abgewiesen. Obwohl ich das Gefühl hatte er mag mich auch." Sie strich sich durch die Haare. „Dann irgendwann hab ich rausgefunden, dass er das gemacht hat, weil ein Freund vom ihm auf mich stand. Aber anscheinend hat sich da irgendwas geändert, wir hatten letzte Woche zwei Dates. Und Louis, wirklich, das zweite war das schönste Date meines Lebens. Wir sind zu so einem Open-Air Autokino gefahren und saßen mit einer Decke auf der Motorhaube und...ach ich weiß auch nicht, es war einfach echt schön. Nicht so super kitschig, aber schon irgendwie romantisch und..." Sie seufzte nochmal. „Ich mag ihn echt."
„So siehst du auch aus." Ich grinste und drückte nochmal ihre Hand. „Und wer ist es?"
Ihr Gesichtsausdruck wechselte zu unsicher. „Kann...kann ich dir das sagen, wenn es ein bisschen ernster ist? Ich meine es war wirklich schön, aber ich weiß immer noch nicht so richtig, woran ich bei ihm bin, deshalb..."
„Klar, kein Ding." Ich lächelte sie an. „Ich bin froh, dass du glücklich bist."
Sie lächelte breiter. „Das bin ich wirklich."
Ich grinste. „Da sind wir ja schon zu zweit."
„Zu dritt." Harry ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Er schob einen Tablettwagen mit seinem Knie vor sich her und kam mit seinen Stützen auf uns zu.
„Stör ich?", fragte er El, drückte mir einen sanften Kuss auf die Lippen, stellte den Wagen neben mir ab und sah meine beste Freundin dann fragend an. Sie schüttelte den Kopf.
„Auf gar keinen Fall, ich wollte eh nur kurz vorbeischauen, ich muss zum Training. He's all yours." Und damit verabschiedete sie sich und Harry beanspruchte meine volle Aufmerksamkeit.
Und wenn es etwas gab was ich am liebsten machte, war das, meinem wundervollen Mann meine gesamte Aufmerksamkeit zu schenken.
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Romeo und Julia? Wohl eher Harry und Louis.
Die riesige, jahrhundertelange, bis aufs Blut ausgetriebene Rivalität zwischen Styles & Sohn und Tomlinson Corp wurde begraben. Und der Grund wird euch entzücken.
Das hätte niemand erwartet. Erst letzte Woche haben wir einen Artikel rausgebracht, der den Spuren des Hasses zwischen den Familien der erfolgreichsten Pharmaunternehmen der Welt auf den Grund gegangen ist.
Und jetzt erfahren wir, das Kriegsbeil wurde begraben.
Nur wie, warum, warum jetzt, stellt sich die Frage.
Nun, Gerüchte um seine Sexualität ranken sich schon seit einigen Jahren um Harry Styles.
Eigentlich ist er ja offiziell mit Taylor Swift liiert - aber seien wir mal ganz ehrlich...diese Blicke hat den beiden doch niemand so richtig abgekauft, oder? Da sieht ja selbst ein Blinder, dass sie nicht verliebt sind.
Ganz anders ist es bei dem Unbekannten mit dem der Millionenerbe vor ein paar Tagen in Las Vegas gesichtet wurde. Leider konnte man sein Gesicht nicht erkennen, aber es sah deutlich so aus, als wären die beiden intimer unterwegs als Freunde.
Und jetzt haben wir endlich Klarheit. Harry Styles ist mit niemand geringerem zusammen als Louis Tomlinson. Dem Sohn der verfeindeten Familie. Wirklich richtig wie bei Shakespeare. Und damit kommen wir zur zweiten Nachricht des Jahrhunderts: Die Familien kann man wohl nicht länger als verfeindet bezeichnen. Es gibt Paparazzifotos eines gemeinsamen Essens in einem der besten Restaurants der Stadt.
Die jungen Liebenden in der Mitte nebeneinander, ihre Familien daneben. Anne und George Styles zumindest, sowie Gemma Styles. Und Johannah, Louis' Mutter, die aber laut einer Insider Quelle, nicht mehr Tomlinson heißt. Das ist doch auch bestimmt der Grund, dass Theodore nicht mit ihnen am Tisch sitzt.
Louis und Harry jedenfalls...sind beide nicht mehr zu haben. Und normalerweise hätten wir jetzt gesagt wie schade, sie haben schließlich beide auf unserer Hottie-Skala ziemlich gut abgeschnitten, aber sie sehen so glücklich zusammen aus, das muss man ihnen einfach gönnen.
Zusammenfassend können wir also sagen: Harry Styles und Louis Tomlinson haben nicht nur Liebe gefunden, sondern gleichzeitig eine ewige Feindschaft zu Ende gebracht und bilden dabei sogar ein großes Vorbild für eine Menge Menschen aus der LGBTQ+ Community.
Ach und eine Sache noch: Wir sind uns gar nicht mehr so sicher, ob wir überhaupt Harry Styles und Louis Tomlinson sagen können...vielleicht ist es auch eher...Harry und Louis Styles?
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„War das die letzte Kiste?"
Ich nickte. „Das war die letzte Kiste."
Meine Mutter lächelte erfreut und kam auf mich zu. „Dann würde ich sagen bestellen wir uns was zu essen und stoßen auf den Einzug an."
Ich nickte und bekam das eigene Lächeln gar nicht mehr aus dem Gesicht. „Das klingt gut."
Mum legte ihren Arm um mich, drückte mich sanft (und sehr vorsichtig) an sich und presste einen Kuss auf meine Schläfe. „Worauf hast du denn Lust?"
„Chinesisch?"
„Oh ja, Chinesisch klingt gut", antwortete sie begeistert und tastete ihre Taschen nach ihrem Handy ab.
„Ich nehm das Übliche", sagte ich. „Und räum schonmal die Sachen vom Esstisch."
Sie nickte und ich lief durch den großen Durchgang vom Eingangsbereich/Salon unseres neuen Hauses in das Esszimmer, das an der großen Küche grenzte. Über die letzten Tage hatten wir alle Möbel und die ersten Kisten mit unseren Sachen hier her gebracht, die Möbelpacker hatten wundervolle Arbeit geleistet alles schon einzurichten und heute waren Mum und ich dann zusammen in ihrem Auto und den letzten Kissen hierhin gefahren. Mein Neues stand schon in der Garage.
Das Haus war groß, aber definitiv nicht zu groß. Es war in der Nähe von der Gegend in der Eleanor wohnte und auch Liam und Steve waren jetzt etwas näher als vorher.
Ich fühlte mich jetzt schon mehr zu Hause, als ich es im Penthouse je getan hatte.
Vor allem weil ich hier alleine mit Mum war und mein Vater nicht mit seiner negativen Aura alles runterziehen konnte.
Ich nahm die zwei Kisten, die auf dem Esstisch standen und trug sie in die Küche, dann holte ich zwei Gläser aus dem Schrank und eine Flasche Champagner, aus dem Kühlschrank.
Das alles stellte ich auf den Tisch und da kam meine Mutter auch schon zu mir und wir unterhielten uns über belangloses Zeug, bis es an der Tür klingelte. Kurz darauf saßen wir vor dampfendem chinesischen Essen und Mum ließ den Champagner ploppen.
Sie goss ein. „Auf den Einzug."
„Und auf deinen Abgang von der Firma."
„Und damit auch deinen."
Lächelnd stießen wir unsere Gläser aneinander und tranken einen Schluck.
Meine Mutter hatte ihre Hälfte des Unternehmens an meinen Vater verkauft. Sogar für etwas mehr als den eigentlichen Wert. Das heißt, sie war immer noch absolut stinkreich, musste sich aber nicht um irgendetwas kümmern und konnte diese Firma und meinen Vater einfach hinter sich lassen. Wir beide konnten das.
Erst hatte ich um Enrique getrauert, aber Mum hatte ihm weiterhin einen Job als ihr persönlicher Schneider angeboten, schließlich war sie immer noch in der gleichen High Society unterwegs wie vorher und er hatte sofort angenommen.
Außerdem traf Mum sich öfter mit einem Mann namens Daniel und ehrlich gesagt hatte ich fast das Gefühl, das hatte sie auch schon für eine ganze Weile. Aber wieso sollte ich ihr das irgendwie verübeln? Wenn ich sie wäre, hätte ich meinen Vater schon viel früher betrogen.
Alles rutschte so langsam auf seinen Platz. Mit jedem Tag fühlte ich mich besser. Und das lag nicht nur an meiner heilenden Lunge, sondern an meinem heilenden Leben.
Ja, ich war dramatisch. Aber es war einfach irgendwie die Wahrheit.
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Ich drückte auf die Klingel und trat wieder einen Schritt zurück.
Kurz darauf wurde mir die Tür geöffnet.
„Hey, Mrs. Good", begrüßte ich die Haushälterin und lächelte. „Ich wollte zu Niall."
„Klar, kommen Sie rein, Louis", sagte sie sofort und trat zur Seite. Ich nickte lächelnd und ging an ihr vorbei in das große Haus.
Ich lief die Treppe hoch und dann zur zweiten Tür links. Ich klopfte und wartete, weil ich keine Lust hatte Niall bei irgendetwas zu erwischen, was ich nicht sehen wollte.
„Ja?"
Ich drückte die Tür auf. „Willst du deinen besten Freund etwa gar nicht besuchen, nachdem er fast gestorben wäre?", fragte ich als ich reinkam, aber es war offensichtlich kein ernster Vorwurf dahinter.
Mum hatte mir erzählt, dass er zwei mal auch im Krankenhaus da gewesen war, sich aber irgendwie nicht getraut hatte reinzugehen. Und einmal war er dummerweise gerade dann gekommen als die Besucherzeiten geendet hatten.
„Louis." Überrascht stand Niall von seinem Bett auf und sah mich einfach nur leicht überfordert an. Seine Wangen waren nicht mehr angeschwollen, wie Harry erzählt hatte, aber er hatte einige grüne und blaue Stellen im Gesicht.
„Hi."
„Ähm, was..." Er schluckte. „Hi."
Ich grinste, schloss die Tür und kam näher. „Was ist los? Hast du Angst vor mir? Keine Angst, ich wurde von keiner radioaktiven Spinne gebissen, ich hatte nur einen Autounfall."
Jetzt schien ein bisschen der Anspannung von Niall abzufallen. Er kam näher und lächelte.
„Geht's dir gut?"
Ich wiegte den Kopf. „Tut noch weh, aber heilt alles. Also ja, mir geht's gut."
Niall biss sich auf die Lippe und sah mich irgendwie fast schon schuldbewusst an.
Ich runzelte die Stirn. „Gehts dir auch gut?", fragte ich skeptisch. „Du bist gerade irgendwie komisch."
„Du..." Niall seufzte. „Du tust so als wär alles normal."
„Huh?" Verwirrt musterte ich ihn.
„Als ob nichts passiert wäre."
„Was meinst du jetzt genau? Den Unfall? Oder wie-"
„Du bist nicht sauer auf mich?", brach es dann aus ihm heraus und ich stockte. Dann lachte ich leise.
Ich sah kurz zur Seite und dann zurück zu Niall.
„Niall", sagte ich. „Klar, war es vielleicht nicht die schlauste Idee Zayn zu schlagen, vor allem weil ich noch gesagt hatte, du sollst es einfach ignorieren..."
Ich sah wie er schluckte.
„...und ja, ich war ein bisschen genervt, dass du das gemacht hast. Aber du hast mich nur verteidigt. Und Niall, wirklich. Wir sind beste Freunde seit wir denken können. Als ob ein Schlag das jetzt so ändern würde."
Er atmete auf. Ich grinste. „Und selbst wenn ich wirklich sauer wäre", fügte ich noch hinzu. „Dass du wochenlang nur püriertes Essen zu dir nehmen kannst, ist Strafe genug."
Niall lachte leise, schüttelte den Kopf und zog mich dann vorsichtig in eine Umarmung. Ich umarmte ihn so gut es ging zurück und lächelte. Ich hatte Niall vermisst. Auch wenn es nicht so ewig her war, dass wir uns gesehen hatten, es fühlte sich so an.
„Dann ist alles gut?", murmelte er.
„Natürlich", antwortete ich und dann lösten wir sind auch schon voneinander.
„Louis, es tut mir echt Leid, aber Dad und ich wollten gleich noch Golf spielen gehen. Ich kann das natürlich verschieben wenn du willst, aber-"
„Nein, Unsinn", winkte ich ab. „Ich wollte nur sichergehen, dass du weißt, das alles ok ist, Mum meinte du hast dich im Krankenhaus nicht reingetraut."
Niall schluckte. „Ja...das lag auch daran, dass ich nicht wusste ob ich es aushalte dich so kaputt zu sehen."
„Ich bin unzerstörbar", sagte ich und Niall lachte.
„Das glaub ich so langsam auch."
„Okay." Ich grinste. „Dann geh ich mal wieder. Viel Spaß beim Golf."
„Danke."
Kurz darauf saß ich wieder im Auto und fuhr nach Hause.
Aber als ich auf unsere Auffahrt fuhr runzelte ich verwirrt die Stirn. War das...Zayn, der da vor der Tür saß?
Was zur Hölle wollte der denn hier?
Ich parkte und stieg aus dem Auto aus. Verwirrt schloss ich ab und ging dann auf ihn zu. Er sah zu mir auf und schluckte.
„Umm, hi", sagte er. „Hi Louis."
Ich zog die Augenbrauen hoch. Zayn hatte eine komische Art Bandage an, die seinen Arm neben dem Körper stützte und seine Schulter in der gleichen Position hielt und ich seufzte leise. Das war wohl mir zuzuschreiben.
Aber deshalb war er gar nicht hier oder? Das war ja jetzt auch schon ein paar Wochen her. Er war das Ding bestimmt bald wieder los. Zayn sah auch nicht feindselig aus, eher...müde.
„Hi." Ich blieb vor ihm stehen.
„Ich ähm..." Er stand auf und holte tief Luft. „Können wir mal reden?"
Ich runzelte die Stirn. „O...okay?"
„Ich äh..." Er seufzte. „Ich wollte mich bei dir entschuldigen."
„Oh." Ich war leicht überfordert. „Das ähm..."
„Ich weiß, dass eine Entschuldigung nicht alles einfach wieder rückgängig macht und so, aber...aber es tut mir wirklich Leid was ich getan habe und ich wollte das alles nicht. Ich war nur so verletzt und vor allem unglaublich deprimiert wegen der ganzen Orchester-Sache, dass...ich war nicht so ganz ich selbst. Ich wusste ja eigentlich was für eine große Sache ein Outing ist und dass das absolut nicht mein Recht war." Er schluckte. „Und ich will das wirklich gar nicht damit rechtfertigen, dass ich so von meinem Schmerz geblendet war, aber vielleicht erklärt es das ein bisschen. Ich bin nämlich eigentlich gar nicht so ein schlechter Mensch wie du vielleicht denkst."
Beim letzten Satz musste ich lächeln. Zayn klang wirklich aufrichtig. Und er sah so aus als ob es ihm wirklich Leid täte und eigentlich hatte ich ihm ja sogar schon vor Harry verziehen.
„Ist schon okay, Zayn", sagte ich also. „Es ist ja alles gut gegangen."
Er sah leicht überfordert damit aus, dass ich ihm so leicht verziehen hatte und ehrlich gesagt, irgendwie war es ja auch komisch. Wir hatten Jahre damit verbracht uns zu hassen und jetzt war der ganze Groll - zumindest von meiner Seite aus - ziemlich von jetzt auf gleich verflogen. Es war vermutlich mehr aus Gewohnheit gewesen, als dass ich wirklich sein Wesen nicht gemocht hatte. Ich kannte ihn ja kaum.
„Meinst du das ernst?"
Ich nickte. „Ja. Ich meine wirklich, ich bin so glücklich wie noch nie. Und ich verstehe nicht, warum ich weiterhin sauer auf dich sein sollte. Ich hab ja schließlich auch dafür gesorgt, dass du da nicht auftreten kannst und so, ich verstehe warum du so fertig warst. Es tut mir auch Leid."
Zayn stand der Mund offen. „Äh", sagte er. „Wow, Louis, das..."
„Außerdem hab ich keine Lust mehr auf diesen Hass", sprach ich weiter. „Das ist bescheuert. Du bist der beste Freund von der Liebe meines Lebens, wir sollten klarkommen."
Auf Zayns Gesicht entstand ein Lächeln. „Du liebst ihn wirklich, oder?"
Ich nickte. „Sehr."
„Und ich hab gehört ich hab es dir zu verdanken, dass Harry überhaupt noch mein bester Freund ist."
Ich grinste schief. „Er war schon echt sauer."
„Dann ähm...Frieden?" Er hielt mir die Hand hin, die nicht in dieser Halterung steckte und ich schlug lächelnd ein.
„Frieden."
Kurz war Stille, dann holte Zayn nochmal tief Luft. „Weißt du eigentlich, warum ich dich immer nicht mochte?", fragte er und ich runzelte die Stirn.
„Ich dachte, weil du mir Harry aufgewachsen bist", sagte ich dann. „Du hast es von George so mitbekommen und so."
Er wiegte den Kopf. „Ja, schon", sagte er dann. „Aber es gab auch noch eine klitzekleine Sache."
Ich runzelte die Stirn. „Okay", sagte ich. „Und was?"
„Ich äh...ich weiß nicht, ob du das weißt, aber wir waren auch auf einer Grundschule."
„Waren wir?" Ich runzelte verwirrt die Stirn. Eigentlich ergab es Sinn, die Schule gab es als Elementary und dann als Middle und High School, es war nun mal eine Elite Schule und die meisten Eltern wollten das so, aber ich erinnerte mich nicht daran, dass Zayn auch bei uns gewesen war.
Er nickte aber. „Ich war aber extrem schüchtern. Also...wirklich richtig krass schüchtern, ich hab mich kaum getraut zu sprechen."
„Okay."
„Und beim ersten Schultag war ich komplett allein. Ich meine mein bester Freund wurde privat unterrichtet, ich kannte niemanden. Aber ich hatte das Gefühl in der ganzen Klasse war ich der einzige. Alle waren mit ihren besten Freunden da und niemand hat mich überhaupt gesehen."
Wohin führte diese Geschichte? „Ja?"
„Und dann...war da einer von den Jungs, der mich gesehen und angesprochen hat."
Ich zog nur fragend die Augenbrauen hoch.
„Liam", sagte Zayn und ich nickte langsam, das ergab Sinn. Natürlich Liam. „Ich glaube er hat nicht mal gemerkt, wie glücklich ich war, dass er mich angesprochen hat, vor allem weil ich kaum geantwortet habe, wie gesagt, ich war extrem schüchtern."
Ich runzelte die Stirn. „Und dann?", fragte ich.
Zayn seufzte. „Dann kamst du. Hast Niall hinter dir her gezogen und Liam so überschwänglich begrüßt, dass man meinen könnte du hättest damals einen Crush auf ihn gehabt."
Ich musste kurz grinsen. Das war zum Glück Unsinn. Liam war immer nur ein Freund für mich gewesen. Genau wie Niall, oh Gott, die Vorstellung einen von den beiden, zu küssen war wirklich nicht angenehm. Als würde ich einen Bruder küssen. Oder auch Steve, Ale und Anton. Brrr.
„Jedenfalls hat Liam sich dann so gefreut dich und Niall zu sehen, dass er mich komplett vergessen hat und mit euch abgehauen ist." Zayn seufzte. „Und ich weiß, dass das nicht wirklich deine Schuld war und wir alle nur Kinder waren, aber als ich dann auch noch rausgefunden habe, dass du ein Tomlinson bist war es vorbei. Ich hab dich sofort als böse abgestempelt und gedacht, dass George ja Recht hat, dass ihr alle scheiße seid. Das hat sich dann irgendwie so festgesetzt und als wir dann auf der Middle School waren und ich mehr Selbstvertrauen hatte hab ich keine Möglichkeit ausgelassen, dir auch zu zeigen wie wenig ich dich ausstehen konnte."
Ich war ein bisschen sprachlos. „Es tut mir Leid", brachte ich dann heraus und Zayn grinste nur und winkte ab.
„Muss es nicht, wie gesagt, es war ja eigentlich nicht deine Schuld. Es hat nur irgendwie...keine Ahnung unnötig viele Gefühle bei mir ausgelöst und ich hab mir gedacht ich brauche in der Schule keine Freunde, ich hab ja Harry."
„Dann tut es mir Leid, dass das für dich so war."
Er lächelte. „Danke."
Eine Weile war wieder still, dann räusperte er sich nochmal. „Okay, ich sollte dann mal."
Ich nickte. „Ja und ich sollte mal rein."
Zayn nickte nochmal. „Okay, dann...gut, dass...gut, dass wir das geklärt haben."
„Ja, es...ja, ich glaube auch. Danke, dass du hergekommen bist."
„Danke, dass du mir verziehen hast."
Ich lächelte. „Ebenso." Dann nickte ich zur Tür. „Okay, dann...ciao."
„Ciao." Er drehte sich und und ich tat es ihm gleichend suchte den Haustürschlüssel an meinem Schlüsselbund.
Es tat wirklich gut.
Wir würden vermutlich nie die besten Freunde werden...aber es war schön zu wissen, dass der Hass vorbei war.
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„Tommoooo!", rief Ale, als ich die Tür aufmachte und grinste breit.
„Alejandroooo!", rief ich in genau dem gleichen dummen Ton zurück und er zog mich lachend in eine Umarmung.
„Bin ich froh, dass du noch ganz bist, Mann." Er hielt mich an den Schultern fest und musterte mich kurz, ich grinste nur zurück.
„Ja, ich wurde wieder gut zusammengenäht."
„Eugh." Ale verzog sein Gesicht und ich musste kurz lachen, weil mir wieder einfiel, dass er absolut kein Blut sehen konnte. Steve, Niall und ich hatten mal einen Horrorfilm gesehen und als Ale reingekommen war und einen Blick auf die verstümmelte Leiche geworfen hatte, hatte er sofort kotzen müssen.
„Komm rein", sagte ich dann und trat zur Seite, sodass er reinkommen konnte.
„Hier wohnst du jetzt also", meinte Ale, als er an mir vorbei über die Schwelle trat und sich interessiert umsah. Ich nickte und machte die Tür zu.
„Um ehrlich zu sein, es fühlt sich jetzt schon mehr nach zu Hause an als das Penthouse."
„Es sieht auch mehr nach einem Zuhause aus", gab Ale zurück und lächelte. „Alleine von außen schon."
Ich nickte wieder. „Find ich auch." Ich eine Handbewegung Richtung Treppe. „Hier lang, die anderen sind oben."
Wir setzten uns in Bewegung und Ale knackte einmal seinen Nacken.
„Also", sagte er dann und ich merkte an seinem Ton schon, was er jetzt ansprechen wollte. Ich bekam Angst. Ich hatte es meinen Freunden zwar einerseits immer nur verschwiegen, weil mein Vater es nicht wissen durfte, aber andererseits hatte ich keine Ahnung, wie es um ihre Akzeptanz stand. Bei Anton hatte ich mir zurecht wenig Gedanken gemacht und Steve hatte ganz wie vermutet ein paar Sprüche gemacht, fand es aber absolut okay, nur Ale...er kam aus einem ziemlich katholischen Haushalt.
„Schwul, huh?", meinte er und ich fühlte mich besser, sobald ich aufsah, denn er sah komplett entspannt aus, ein lässiges Grinsen auf den Lippen. Nicht eine Spur von Verachtung oder Verurteilung war in seinem Blick zu finden.
Mir fiel ein Stein vom Herzen.
„Guilty as charged", antwortete ich also und grinste zurück. Er nickte anerkennend und seufzte dann, sein Gesichtsausdruck ernster.
„Respekt, Mann." Er fuhr sich durch die Locken. „Das muss manchmal echt schwierig sein."
Mein Grinsen verwandelte sich ein ein nachdenkliches, leicht gerührtes Lächeln und ich blieb stehen. „Ja...ich..." Ich wusste nicht so ganz, was ich sagen sollte.
Er blieb ebenfalls stehen und sah mich an. „Ich meine, ich verstehe nicht, was die Menschen für ein Problem haben. Wen du liebst, geht die doch gar nichts an. Und selbst wenn, was macht es für einen Unterschied, ob du einen Mann küsst oder eine Frau?" Er zuckte mit den Schultern. „Wie Mamá immer sagt: ‚vive y deja vivir, ama y deja amar'."
„Was heißt das?", fragte ich und er lächelte.
„Soviel wie leben und leben lassen, lieben und lieben lassen", sagte er und ich wusste wieder kaum, was ich sagen sollte.
„Ich hab ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass du das so...also..."
Ale runzelte die Stirn, dann schien er zu verstehen was ich meinte. Er musterte mich besorgt. „Louis, ich..." Er schluckte. „Wenn ich...wenn ich irgendwann mal einen dummen Witz gemacht habe oder so, oder irgendwas, das dir den Eindruck gegeben hat, ich würde dich irgendwie für deine Sexualität verurteilen, dann tut es mir wirklich Leid. Das war nicht meine Absicht. Ich..." Er seufzte. „Ich kann nicht über Gefühle reden, oder so, das...ich weiß nicht, wenn es irgendwie in so eine Richtung geht, dann verschließe ich mich immer und mache automatisch dämliche Witze, aber ich wollte dich nie...verletzen, oder so. Ich kann einfach nicht gut damit umgehen. Aber falls ich irgendwas gesagt habe, was nicht okay war, dann...ich meinte das nicht so, es tut mir Leid."
Ich musste lächeln. Aber mit einem traurigen Unterton. Das was er gesagt hatte erinnerte mich wirklich sehr stark an Nialls Worte. Und dass es beiden so ging war vermutlich mal wieder ein typischer Nebeneffekt unserer kaputten Gesellschaft.
„Danke", sagte ich. „Das bedeutet mir viel."
Er musterte mich kurz aufmerksam, dann lächelte er. „Dann sind wir cool?"
Ich nickte. „Klar."
Er atmete erleichtert aus und schlug mir brüderlich auf die Schulter.
„Ach und was meine Religion angeht", sagte Ale dann doch noch, nach einer kurzen Stille und mein Blick wanderte automatisch zu dem silbernen Kreuz an seinem linken Ohrring. „Die Bibel sagt zwar vielleicht, dass ‚ein Mann nicht mit einem Mann liegen soll'..." Er zeichnete Anführungszeichen in die Luft. „...aber die Bibel sagt genauso, dass man sich nicht rasieren, an einem Sonntag arbeiten oder ein Kleidungsstück tragen darf, das aus mehr als einer Fadensorte gemacht ist. Also falls irgendwer das gegen dich verwendet, schlag sie einfach. Glauben zu benutzen, um Hass zu rechtfertigen, ist generell Unsinn. In jeder Religion."
Ich konnte nicht anders als ihn zu umarmen. Mein Oberkörper tat dadurch zwar ein bisschen weh, die Bewegung war wohl etwas zu enthusiastisch gewesen, deshalb löste ich mich schnell wieder, aber das hatte mich gerührt. Es schien Ale wirklich eine ernste Angelegenheit zu sein.
„Danke", sagte ich nochmal ernst und runzelte die Stirn, denn Ale wischte sich schnell über die Augen.
„Mann, du machst mich noch emotional", murmelte er und sah weg. Ich grinste.
Ale sagte, dass er nicht über seine Gefühle sprechen konnte, aber er zeigte oft genug, was für ein emotionaler Mensch er eigentlich war. Wir wussten alle, dass er nicht jedes Mal plötzlich auf magische Weise genau dann etwas im Auge hatte, wenn in einem Film jemand starb.
„Okay, lass uns zu den Anderen gehen", meinte ich und Ale nickte und wir setzten uns wieder in Bewegung. Wir liefen die Treppe hoch und ich führte ihn in mein...Wohnzimmer? War es ein Wohnzimmer? Es hatte einen Fernseher und ein riesiges Sofa, aber auch einen Billardtisch, einen Kühlschrank und eine Art Bartheke, deshalb vielleicht eher eine Art...Hang-Out Raum?
Das war ja eigentlich auch egal.
Ale war der Letzte gewesen, Liam, Niall, Steve und Anton saßen alle schon mit Bier auf dem Sofa und hatten alle (außer Liam) ihre Füße auf dem Glastisch vor ihnen abgelegt. Sie spielten ausnahmsweise mal kein Videospiel, sondern redeten lachend über irgendwas.
Ale ließ sich schon mit einem lautstarken „Jungs!" neben Anton fallen, ich holte noch zwei Bier aus dem Kühlschrank, öffnete sie, gab ihm eins und gesellte mich dann auch zu ihnen.
Kurz ging es noch um das gleiche (ziemlich belanglose) Thema wie vorher, dann seufzte Steve laut auf. „Mensch, Jungs, ich hab's vermisst. Wir haben viel zu lange nichts mehr alle zusammen gemacht."
„Das stimmt." Ale nickte. „Zumindest nicht mit Louis. Du hattest ja echt Ewigkeiten keine Zeit für uns." Er schüttelte missbilligend den Kopf, aber es war offensichtlich, dass er es nicht böse meinte.
„Na ja, jetzt wissen wir ja auch, mit was er beschäftigt war", meinte Anton und lachte. „Beziehungsweise mit wem. Willst du ihm wirklich vorwerfen, dass er als Einziger von uns ein spannendes Liebesleben hat?"
„Entschuldigung, was ist mit mir?", fragte Liam fast schon beleidigt und sah Anton empört an.
„Und mir?", fragte Niall. „Amelia und ich sind jetzt zusammen, thank you very much."
„Ihr seid zusammen?", fragte ich sofort begeistert und Niall sah mich an und wurde doch tatsächlich rot, als er nickte. Niall! Wurde rot!
„Seit wann?", fragte Ale, genauso überrascht wie ich und auch Anton und Steve sahen ihn interessiert an. Nur Liam trank einfach nur einen Schluck Bier, weil er anscheinend mal wieder der Einzige war, der es vorher gewusst hatte.
„Seit ein paar Tagen", sagte Niall, knibbelte am Etikett seines Biers und ein verräterisches Lächeln regierte seine Lippen. „119 Stunden, um genau zu sein", flüsterte er und Steve lachte laut.
„Oh Gott, Niall du bist so ein Simp."
Niall sah auf und lächelte breit. „Also erstens: Hals über Kopf in seine Freundin verliebt zu sein, ist nichts wofür man sich schämen muss und zweitens bist du genauso schlimm mit-"
Bevor Niall zu Ende gesprochen hatte, hatte Steve ihm den Mund zugehalten. „Ich war extrem betrunken, als ich dir das erzählt habe, okay?"
Niall schien seine Hand abzulecken, oder so etwas Ähnliches, weil Steve sie mit einem „ew" wieder wegnahm und Niall angeekelt ansah.
„Oh, Niall, sie sieht ja so gut aus", imitierte dieser Steves Stimme und grinste. „Und wenn sie lacht, das ist so süß, und die Schuluniform steht ihr so gut, das ist doch nicht mehr normal. Und sie ist auch noch schlau, sie hat es sogar geschafft mir zu erklären wie man zusammengesetzte e-Funktionen ableitet, ich-"
„Halt. Die. Fresse", murmelte Steve und schloss peinlich berührt die Augen.
„Äh, um wen geht es hier?", fragte ich und auch Anton und Ale schienen genauso verwirrt und interessiert zu sein wie ich. Nur Liam wirkte mal wieder nicht überrascht. Wirklich, gab es eigentlich irgendjemanden, der diesem Jungen nicht alles anvertraute?
Steve seufzte. „Sie sitzt in Mathe neben mir. Ich mag sie eigentlich schon seit einigen Wochen, wir haben so ein Projekt zusammen gemacht, aber ich hab mich immer von ihr fern gehalten, weil ich dachte, dass ein ziemlich guter Freund von mir auf sie steht..." Er biss sich auf die Lippe und sah dann zu mir hoch.
Es dauerte einen Moment. Dann machte es klick.
„Du stehst auf Eleanor?", fragte ich ungläubig und Steve kratzte sich am Kinn und nickte dann langsam.
„Ja, so ziemlich."
„Oh Mann, das tut mir total Leid."
Er runzelte die Stirn. „Was?"
„Na ja, ich stand ja nie auf sie", sagte ich. „Ich bin schwul. Ich hab das damals nur gesagt, damit Niall aufhört nachzufragen. Du hättest sie schon viel früher in dieses Drive-In Kino mitnehmen können." Es tat mir wirklich Leid. Ich hatte beiden im Weg gestanden und zwar mit einer Lüge.
Steve blinzelte verwirrt. „Warte, woher weißt du, dass-"
Ich grinste. „Als El mich im Krankenhaus besucht hat, hat sie mir von dem Typen erzählt, den sie mag und dass er eins der schönsten Dates für sie geplant hat, die sie je hatte."
„Das hat sie gesagt?" Sein Gesicht leuchtete auf und ich lachte und nahm einen Schluck von meinem Bier.
Ja, die beiden zusammen konnte ich mir gut vorstellen.
Ich nickte. „Das hat sie gesagt."
Steve versuchte nicht so breit zu lächeln, aber scheiterte kläglich.
„Oh Mann", stöhnte Anton da und wir sahen alle verwirrt zu ihm. „Dann bin ich ernsthaft der Einzige, der hier kein Liebesleben hat, seit Selena mich verlassen hat?", fragte er und gab ein verzweifeltes Geräusch von sich.
„Ach, ich bin genauso Single wie du", meinte Ale grinsend, aber Anton schnaubte.
„Ja, du hast aber fast jede Nacht Sex, das ist was anderes!"
Ale grinste. „Can't argue with that", murmelte er und hob sein Bier zum Mund.
Mein Handy gab einen Ton von sich und als ich aufs Display sah, musste ich lächeln. „Wo wir gerade von Liebe sprechen", sagte ich und stand auf. „Harry ist hier." Ich machte mich auf den Weg zur Tür und drehte mich dann nochmal zu meinen Freunden um. „Benehmt euch."
„Aber sicher, Daddy", gab Steve zurück und ich seufzte nur und verdrehte die Augen. Aber ich musste dennoch lächeln. Irgendwie hatte ich diese Idioten ja lieb.
Und unsere Dynamik hatte sich sehr verändert. Ich hatte das Gefühl, in den Wochen in denen ich sie nicht gesehen hatte, war irgendwas passiert, denn vor allem Niall war richtig er selbst und verstellte sich nicht mehr. Zum Beispiel, dass er jetzt von Amelia auch wirklich so sprach, dass man sah, wie viel sie ihm bedeutete und nicht nur so tat, als wäre er supercool und hätte an jedem Finger ein Mädchen hängen.
Und das machte mich wirklich glücklich.
Ich lief die Treppe runter und öffnete dann die Tür.
„Hey", sagte ich breit lächelnd und Harry erwiderte es.
„Hi, Baby." Er streckte mir sein Kinn entgegen, weil er sich mit den Händen auf seinen Krücken abstützte.
Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und küsste ihn sanft. Mein ganzer Körper kribbelte und ich konnte nicht anders als mich an ihn zu drücken und den Kuss ein bisschen länger zu genießen, als es für einen Begrüßungskuss üblich war.
Harry lächelte gegen meine Lippen und küsste mich mit genauso viel Gefühl zurück.
„Wie geht's deiner Lunge?", fragte er dann, als ich mich von seinen Lippen lösen konnte und ich lächelte.
„Besser. Bei manchen Bewegungen tuts noch ziemlich weh, aber sonst...es heilt alles langsam."
Er drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Gut so."
Ich strich ihm eine Locke hinters Ohr, die in sein Gesicht gefallen war, küsste ihn dann nochmal und löste mich dann schweren Herzens von ihm, damit er reinkommen konnte. Ich schloss die Tür und verfluchte dann die bekackten Krücken, auf denen Harry laufen musste, denn das hielt mich davon ab seine Hand zu nehmen. Also legte ich einfach sanft meine Hand auf seinen Rücken, um wenigstens irgendeinen Körperkontakt zu haben und ging mit ihm zusammen zum Fahrstuhl.
„Ich muss dich vorwarnen, meine Freunde sind ganz schöne Idioten", sagte ich und musste grinsen. „Aber sie haben alle das Herz am richtigen Fleck und die letzten Wochen haben ihnen eh schon ziemlich gut getan." Die Türen öffneten sich, wir traten ein und ich drückte auf den Knopf zu meiner Etage.
Harry grinste. „Glaub mir, mit Idioten komm ich klar. Ich hab sogar einen geheiratet."
„Ey", beschwerte ich mich und schlug leicht gegen seine Seite, er lachte nur und humpelte ein Stück näher. Dann drückte er mir einen Kuss gegen die Schläfe und schloss kurz die Augen.
„Ich liebe dich."
„Gut so", sagte ich und Harry verdrehte die Augen.
„Wieso musst du solche Momente immer kaputt machen?", fragte er und ich grinste und küsste ihn.
„Sorry", flüsterte ich. „Ich liebe dich."
Das Lächeln, das diese Worte bei Harry auslösten könnte die Welt erblinden lassen, wirklich. Verdammt, mein Herz glühte auf, als ich es sah. Dass ich ihn sowas fühlen lassen konnte, war absolut überwältigend. Unsere ganze Liebe war so überwältigend, ehrlich gesagt ich bezweifelte wirklich, dass irgendjemand auf dieser Welt sich so sehr liebte wie Harry und ich.
Es gab nur uns.
Die Fahrstuhltüren öffneten sich wieder und man hörte von hier schon Nialls lautes Lachen. Harry sah mich amüsiert an und ich grinste nur und ging dann mit ihm zusammen zu dem Raum, in dem die anderen saßen.
„Hey", sagte ich, um uns anzukündigen und Harry lächelte freundlich als sie sich alle zu uns umdrehten.
Alle antworteten mit „Hi" oder „Hallo", wir gingen zu ihnen zum Sofa und ich half Harry sich in die Kissen zu setzen, ohne sich noch mehr zu verletzen. Dann legte ich die Krücken auf den Boden und setzte mich neben ihn.
„Das ist also dein Lover." Ale schnalzte mit der Zunge und zog die Augenbrauen hoch, Steve grinste.
„Ehemann, eigentlich", sagte ich beiläufig und legte Harrys Arm so in die Kissen, dass ich mich gemütlich an ihn lehnen konnte. Er ließ es einfach mit sich machen und zog mich dann näher.
„Was?" Ale sah ernsthaft geschockt aus, aber grinste immer noch. Steve blinzelte nur. Und Anton lachte.
„Das ist ein Witz, oder?", fragte Ale und ich grinste nur und hob meine Hand mit dem Ring.
„Kein Witz. Du kannst mich eigentlich auch gar nicht mehr Tommo nennen, ich heiße nämlich nicht mehr so."
Jetzt starrten mich alle, sogar Liam, überrascht an. Ich musste lachen, Harry zog mich noch näher.
„Du hast deinen Namen geändert?"
„Du hast geheiratet?"
„Du hast deinen Namen geändert?"
„Du hast geheiratet?"
Ich musste lachen, weil die Jungs so ausrasteten, nickte und bekam das breite Lächeln nicht aus dem Gesicht. Denn Louis Tomlinson hatte es so lange, so schwer gehabt...Louis Styles hingegen war gerade einfach nur glücklich.
„Ja, hab ich."
„Warum?", fragte Steve, ernsthaft verwirrt und ich lachte leise.
„Wie, warum?", fragte ich zurück. „Damit jeder sieht, zu wem ich gehöre."
Niall fing an irgendwas zu sagen, aber in dem Moment senkte Harry seine Lippen zu meinem Ohr und ich hörte den Anderen nicht mehr zu, er hatte sofort meine gesamte Aufmerksamkeit.
„Du weißt ja gar nicht, wie scharf du mich machst, wenn du sowas sagst", raunte er und ich hörte sofort den erregten Unterton raus.
„Fuck, Harry, sag sowas nicht wenn Andere im Raum sind", flüsterte ich, drehte mich zu ihm um und er nahm sofort meine Lippen in Beschlag und küsste mich verlangend.
Verdammt, wie ich ihn doch liebte.
„Jungs, hier spielt die Musik", unterbrach Niall uns dann aber und schnipste fünfmal mit den Fingern. „Was wollen wir zu essen bestellen?" Er und Steve beugten sich über sein Handy und Anton nahm die Controller der Playstation und gab einen an Liam weiter.
„Pizza?", fragte Harry und ich nickte nur und dann beobachteten wir Niall und Steve, wie sie sich weiter übers Essen stritten (warum Niall so viel diskutierte blieb unklar, er konnte eh nur Suppe essen), Liam und Anton anfingen irgendetwas gegeneinander zu spielen und Ale grinsend an seinem Bier nippte, ihnen zusah und Snaps verschickte.
Ich hatte die Jungs vermisst. Es hatte in den letzten Wochen wirklich Momente gegeben, da hatte ich sie nicht mal zu Leuten gezählt, die wirklich für mich da sein würden, aber was ein paar Sachen anging, hatte ich sie wohl wirklich falsch eingeschätzt.
Sie waren meine Freunde. Und sie bedeuteten mir alle extrem viel.
_____
„Es gibt eine Sache, die ich immer noch nicht verstehe", sagte ich, während meine Mutter Spagetti auf ihre Gabel drehte und in den Mund schob.
„Ja?" Sie sah mich fragend an und ich legte mein Besteck hin.
„Warum..." Ich seufzte. „Warum hat Dad mich zu Cathrin geschickt? Was war darin die Bestrafung? Er muss doch gewusst haben, dass sie sich freuen würde mich zu sehen und dass sie mich gut behandeln würde."
Mum legte ebenfalls ihr Besteck hin, hab mir eine Hand und seufzte.
„Louis...", begann sie und biss sich auf die Lippe. „Dein Vater hatte eine ziemlich schlimme Kindheit."
Ich nickte. Das wusste ich schon, ich hatte ja mit meiner Tante darüber gesprochen. „Und ähm...sagen wir es mal so er ist ziemlich geschädigt. Es ist immer schlimmer geworden." Sie seufzte. „Lou, Schatz, ich denke...ich denke auf seine merkwürdige, verdrehte Art...liebt dein Vater dich. Und ja, er hat große Probleme mit Homosexualität und einer Menge anderer Dinge, aber vor allem hat er Probleme mit sich selbst." Sie drückte meine Hand. „Er weiß, dass er immer mehr wird wie sein eigener Vater, er reflektiert das und das macht ihm Angst."
Ich schluckte und sie lächelte sanft.
„Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass er dich als Bestrafung weggeschickt hat. Weil du auf Männer stehst. Sondern um dich zu beschützen. Vor sich selber. Weil er sich nicht mehr unter Kontrolle hat und so schlimm er auch ist...neben seinem psychischen Terror, von dem ich weiß, dass es ihn gab und es tut mir Leid, dass ich nicht noch mehr gemacht habe als ich getan habe, zumindest über die letzten Monate der Ehe nicht...er wollte dich niemals schlagen. Das wäre sein größter Horror gewesen. Und deshalb wollte er, dass du gehst."
Mein Mund war plötzlich ziemlich trocken und ich griff nach meinem Wasserglas, um ein paar Schlücke zu trinken.
„Ich will ihn überhaupt nicht in Schutz nehmen", sprach meine Mutter weiter. „Aber ich glaube trotzdem, dass es Dinge in ihm gibt.....ich meine, ich hab mich damals nicht in ein Monster verliebt." Sie seufzte. „Aber Trauma sitzt tief und wenn es nicht behandelt wird..." Sie zuckte mit den Schultern.
„Ich konnte ihm nicht mehr helfen. Und er hat sich geweigert sich Hilfe zu holen."
Ich sah wie sich ihre Stirn verfurcht hatte und schluckte, aber sie schüttelte kurz den Kopf, atmete tief durch und drückte nochmal meine Hand.
„Aber das ist nicht mehr unser Problem", sagte sie. „Er wird immer ein Teil von uns sein, vor allem von unserer Vergangenheit. Aber nicht von unserer Zukunft. Da müssen wir einfach egoistisch sein und an unser eigenes Wohl denken, okay?"
Ich musterte sie ein paar Sekunden. Dann nickte ich lächelnd. „Ja, Mum. Das stimmt. Ich dachte früher eine Zeit lang, dass ich ihn wirklich hasse, weißt du? Dass es mir komplett egal wäre oder ich sogar erleichtert wäre, wenn er jetzt sterben würde." Ich biss mir auf die Lippe. „Ich weiß nicht, was ich fühlen würde. Wirklich nicht. Aber ich weiß, was ich jetzt fühle. Und das ist wirklich einfach nur Erleichterung. Weil also...es hat mic wirklich belastet. Alles."
Meine Mutter lächelte und blinzelte eine Träne weg. „Ich will einfach nur, dass du glücklich bist."
„Und das bin ich jetzt", sagte ich und lachte leise. „Und ich glaube das bleibt auch erstmal eine Weile so."
Sie lachte mit mir und wir sahen uns glücklich an und dann drückten wir nochmal unsere Hände, zogen sie zurück und aßen weiter.
Ich war wirklich erleichtert. Und ich hatte keine Ahnung wie und ob ich meinem Vater in Zukunft nochmal gegenüberstehen würde...aber das war mir gerade egal.
Da könnte ich mir dann Gedanken drüber machen, wenn es soweit war. Falls es soweit war.
Wie auch immer.
Jetzt stand erstmal glücklich sein auf meiner To-Do-Liste.
_____
Ich parkte das Auto, zog die Handbremse, stieg aus und schloss ab. Dann sah ich zur Treppe und entdeckte Harry schon draußen vorm Eingang des Hochhauses warten. Er trug einen hellblauen Anzug mit einem Hemd eine winzige Nuance dunkler und er sah einfach nur umwerfend aus.
Glücklich rannte ich die Stufen hoch und ihm in die Arme und er konnte mich endlich wieder auffangen.
„Hey", flüsterte er.
„Hey."
„Bereit?"
„Oh ja."
Und damit griff ich nach seiner Hand und wir liefen gemeinsam die Stufen herunter.
Harry hatte endlich seinen dummen Gips abbekommen und konnte wieder laufen und das bedeutete, wir konnten zum ersten Mal einfach so Hand in Hand in der Stadt rumlaufen und es war komplett egal wer uns sah.
Um die erste Ecke standen tatsächlich ein paar Paparazzi, die Harry ja wirklich ab und an verfolgten, und machten Fotos von uns, aber wir ignorierten sie einfach und schlugen den Weg zum Park ein. Es fühlte sich so gut an das zu tun. Unsere Beziehung war jetzt zwar schon seit einigen Wochen öffentlich, aber das hier war einfach unglaublich.
Wir sagten fast den ganzen Weg lang nichts. Wir genossen es einfach nur zu zweit herumzulaufen und uns nicht mehr zu verstecken. Als wir dann bei Zayn ankamen wartete der tatsächlich auch schon vor dem Haus auf uns.
„Hey", rief er Harry erfreut entgegen und nickte mir zu. Ich nickte zurück und brachte sogar ein kleines ehrliches Lächeln zustande. Wir waren natürlich noch nicht die besten Freunde, aber wir respektierten uns.
„Hey." Harry und ich blieben bei ihm stehen und er deutete auf das schwarze Auto neben sich.
„Steigt ein."
Wir kamen der Aufforderung nach und Zayn folgte uns und der Fahrer schloss die Tür. Harry und ich saßen nebeneinander, Zayn uns gegenüber, neben einem blonden Mädchen, das mir irgendwie vom Sehen bekannt vorkam.
„Ähm, das sind Harry und Louis", stellte Zayn uns vor, während wir uns anschnallten. „Und das ist die Tochter von Freunden meiner Eltern, Jelena."
„Freut mich euch kennenzulernen", sagte das Mädchen und grinste Zayn zu. „Und hör auf mich so zu vorzustellen, wie oft hab ich dir schon gesagt, dass ich immer das Gefühl habe meine Mum schimpft mit mir, wenn mich jemand Jelena nennt?"
„Sorry", meinte Zayn.
„Ich bin Gigi", sagte sie dann nochmal an uns gewandt und ich lächelte.
„Hi Gigi." Harry grinste und machte dann eine Handbewegung zwischen Zayn und ihr hin und her. „Und das...ist das jetzt eine Sache, oder...?"
Er sah Zayn interessiert an. Dieser schüttelte aber sofort den Kopf und Jelena - pardon, Gigi lachte leise.
„Nein", sagte sie. „Wir sind nur Freunde."
Zayn nickte zustimmend und Harry und ich mussten uns nur einen Blick zuwerfen, um uns klarzumachen, dass wir ihnen das beide nicht abkauften. Aber wie sie meinten.
Wir brauchten nicht lange zum Garten und man sah den großen Torbogen für die Veranstaltung schon von Weitem. Der Fahrer hielt und wir stiegen alle aus, um zusammen reinzugehen. Wir wurden nicht mal gefragt, sondern einfach reingelassen, aber gut, das hier war auch ein Event unserer Familien.
Harry drückte meine Hand und ich warf ihm nur ein nervöses Lächeln zu. Jetzt würden die ersten offiziellen Pressefotos von uns als Paar gemacht werden. Wir stellten uns auf den roten Teppich und auch das - wie alles heute - fühlte sich unglaublich nach Freiheit an. Wir lächelten in die Kameras, ließen die Blitze über uns ergehen und gingen dann weiter, Zayn und Gigi wurden nach uns fotografiert (nur Freunde, was ein Bullshit. Sie gingen sogar schon zusammen auf rote Teppiche).
„Ich glaube die beiden haben sich auch an meinem Geburtstag damals zum ersten Mal so richtig unterhalten", raunte Harry mir zu, während er mir den Arm anbot und ich warf noch einen Blick auf die beiden, bevor ich mich bei ihm unterhakte und wir unsere Eltern suchen gingen, die sollten schon hier sein.
„Echt?" Ich musste grinsen. „Krass, schon zwei Liebesgeschichten, die an einem Abend angefangen haben."
Er lächelte, hauchte mir schnell einen Kuss auf die Wange und nahm einem Kellner zwei Sektgläser ab. Dann winkte er in eine Richtung und ich sah meine Mutter und Gemma zusammen neben einem kleinen Brunnen stehen.
Wir liefen auf sie zu und als Gemma uns entdeckte zog sie mich sofort in eine enge Umarmung. Irgendwie hatten wir uns immer verpasst, ich hatte sie seit dem Krankenhaus nicht mehr gesehen, deshalb umarmte ich sie genauso eng zurück und lächelte sie breit an als wir uns wieder voneinander lösten.
„Hi Jay", hörte ich Harry meine Mutter begrüßen und sah wie sie ihm kurz lächelnd den Arm drückte.
„Wo sind denn Mum und Dad?", fragte er dann seine Schwester und Gemma zuckte nur mit den Schultern und machte eine vage Handbewegung.
„Irgendwo hier?", sagte sie. „Sie waren eben noch bei uns, Mum ist mit Trisha irgendwohin und Dad wurde von Scott entführt."
„Oh, ist Taylor schon hier?"
Harry hob den Kopf und sah sich suchend um, konnte sie aber anscheinend nirgendwo entdecken.
„Ich glaube Selena ging es nicht so gut und sie wollte sie eben nach Hause begleiten", meinte Gemma und zog die Augenbrauen hoch. „Und wenn wir mal ganz ehrlich sind, ich bin mir nicht so sicher, dass die beiden wirklich nur ‚beste Freundinnen' sind." Sie leerte ihr Glas in einem Zug und stellte es auf einen Stehtisch zwei Meter links von uns.
„Warte mal, Selena wie in...Antons Ex Selena?" Ich zog die Augenbrauen hoch.
„Ja, sie ist Taylors beste Freundin." Harry nickte. „Und ich glaube nicht, dass die beiden was miteinander haben", sagte er dann zu Gemma gewandt.
„Man weiß nie", sagte Gemma verschwörerisch und ich musste grinsen.
„Würde zumindest erklären warum sie sich aus dem Nichts von Anton getrennt hat."
Gemma zeigte auf mich und sah ihren Bruder herausfordernd an. „Guck!"
Harry schüttelte grinsend den Kopf und verdrehte die Augen. „Wie auch immer."
Da entschuldigte meine Mutter sich, weil sie „nochmal was an ihrer Rede perfektionieren wollte", aber um ehrlich zu sein hatte sie vermutlich keine Lust alleine unter Jugendlichen zu sein, ich sah nämlich gerade Eleanor, Steve und Niall auf uns zukommen.
Wir begrüßten uns alle und es entstand schnell ein Gespräch, Gemma verschwand dann auch irgendwann, weil ihre beste Freundin Charly angekommen war und als ich El und Steve zusammen beobachtete, konnte ich nicht anders als breit zu grinsen.
Die beiden waren irgendwie wie füreinander gemacht. Er ging so sanft mit ihr um, so kannte ich Steve gar nicht. Man sah wie viel sie ihm wirklich bedeutete und Eleanor sah auch so glücklich aus, dass ich meine Hand in Harrys Jackett krallte.
Einige Zeit später war es dann auch schon so weit. Wir begaben uns alle zu der kleinen Bühne, die neben der Statue stand, die heute hier enthüllt werden sollte und blickten zu Mum und Harrys Vater, die darauf standen, jeweils mit einem Mikro in der Hand.
Harry und ich standen ganz vorne, Arm in Arm, ich hatte fast das Gefühl wir verschmolzen, weil wir so vor Stolz platzten.
Die Statue war unsere Idee gewesen. Bei einem gemeinsamen Essen mit unseren Familien, die wir seit dem ersten Treffen tatsächlich öfter veranstalteten, weil sich Anne und George extrem gut mit meiner Mutter verstanden. Und Mum meinte sie würden auch Dan, den wir hoffentlich bald alle kennenlernen würden, lieben.
Von der Rede bekam ich vor lauter Aufregung kaum etwas mit, aber dann war es soweit. Mum legte das Mikro auf den Tisch.
„Bin ich noch pünktlich?", flüsterte eine Stimme neben mir und ich riss erfreut die Augen auf, als ich meinen Kopf zur Seite drehte.
„Knapp, aber ja", flüsterte ich, während ich meine Tante überschwänglich umarmte.
„Sehr gut." Sie drückte Harry über mich hinweg kurz die Schulter und er warf ihr ein Lächeln zu, dann sahen wir alle wieder gespannt zu meiner Mutter.
„Zur Ehre der Akzeptanz, der Liebe und auch der neu gewonnenen Freundschaft unserer beiden Familien", sagte Anne und meine Mutter lächelte während sie die weiße Plane in die Hand nahm, unter der die Statue verborgen war. „Zum Zeichen für die vielen Menschen da draußen, die aufgrund ihrer Sexualität diskrimiert werden...wir präsentieren Hugh Styles und Jack Tomlinson. Zwei Menschen, die ihre Liebe nicht ausleben durften, aber die jetzt hier verewigt wurde."
Mum zog, die Plane fiel und zum Vorschein kamen zwei Männer aus Metall, in einer Umarmung verschlungen. Applaus brandete unter den Gästen auf und ich drückte mich an Harry.
„Ich liebe dich", flüsterte er in mein Ohr und schlang seine Arme fester um mich. Lächelnd blickten wir zu der Statue hoch und ich konnte immer noch nicht so ganz fassen, dass das hier die Realität war.
Hätte mir vor einem Jahr jemand gesagt, dass ich hier stehen würde und die Styles zusammen mit den Tomlinsons eine Statue für die Rechte der LGBTQ Community enthüllen würden hätte ich die Person für absolut verrückt gehalten.
Erst wollten wir die Statue nur bauen lassen, aber dann waren unsere Eltern auf die Idee gekommen, dass man das Ganze auch Fundraiser gestalten könnte. Das eingenommene Geld ging teils an das Trevor Projekt, teils an den geplanten Bau eines LGBTQ Youth Shelters in der Stadt.
Die Tatsache, dass unsere Eltern da ganz von alleine drauf gekommen waren, hatte Harry und mich ganz schön umgehauen. Und dieses Event hier...ich mochte den ganzen Kram zwar normalerweise nicht, aber das hier heute war der Wahnsinn. So gut hatte ich mich bei so etwas noch nie gefühlt.
Vielleicht lag es daran, dass ich in der Gegenwart von so viel Presse früher immer extrem unter Druck gestanden hatte und jetzt wirklich entspannen konnte.
Vielleicht konnte ich mich doch noch mit diesen Galen anfreunden.
Jetzt wo ich mich nicht mehr verstecken musste. Jetzt wo ich in dir ganze Welt herausschreien konnte, dass ich Harry liebte.
Als der Applaus verebbt war sprach meine Mutter noch ein paar Worte und dann wurde die Tanzfläche eröffnet und der DJ begann Musik zu spielen. Dazu wurde die Beleuchtung geändert und wenig später war die Party wirklich in vollem Gange.
Also dieses Event schlug alle auf denen ich jemals gewesen war.
Irgendwann nach unzähligen Songs, als wir getanzt hatten, Niall und Steve eine weirden Hebefigur fast hingekriegt und Maya und Liam sich mitten auf der Tanzfläche geküsst hatten waren wir alle ziemlich fertig. Die Veranstaltung kam langsam zu einem Ende, ein Großteil der Gäste war schon gegangen und auch meine Mutter war mit Cathrin, die in unsere Gästezimmer schlafen würde schon gefahren.
Aber Harry und ich liefen Hand in Hand nochmal zur Statue und stellten uns davor. Jetzt war niemand hier und wir konnten mit leiser Musik im Hintergrund das im Mondlicht glänzende Metall ganz alleine bewundern.
„Glaubst du ihre Liebe lebt in uns?", fragte mein Mann leise und ich musterte wie andächtig er die Statue musterte.
„Wow, ist das kitschig", flüsterte ich leise.
Harry zuckte nur etwas verlegen mit einer Schulter und sah dabei schüchtern und unglaublich niedlich aus. „Na und?"
Ich lächelte, löste meine Hand aus seiner, um meine Arme um seinen Bauch zu schlingen und drückte mich fest an ihn. „Ja", flüsterte ich und sah zu ihm hoch. „Ja, das glaube ich."
Harry begann zu strahlen und ich grinste nur glücklich zurück und stellte mich auf die Zehenspitzen, um meine Lippen sanft auf seine zu drücken.
Ganz egal wie kitschig es war...der Gedanke war wunderschön und erfüllte mich sogar ein bisschen mit Stolz. Das was damals unmöglich gewesen war konnten Harry und ich jetzt tun.
Unsere Liebe leben.
Auch wenn es heutzutage noch immer nicht einfach war...
Wir würden kämpfen, was auch immer auf uns zukam.
_____
„Harryyy", quengelte ich. „Wo bringst du mich hin?"
„Ich hab doch schon gesagt, dass es eine Überraschung ist, jetzt sei nicht so ungeduldig."
Ich seufzte und zog ein bisschen an der Krawatte, die Harry als Augenbinde um meinen Kopf gewickelt hatte.
Eine Weile sagte ich nichts, aber mit jeder Sekunde Stille, die verging, wurde ich nur noch aufgeregter. Was hatte Harry vor? Ich hasste Überraschungen. Aber ich liebte Überraschungen. Mist, ich konnte mich nicht entscheiden.
„Du solltest dringend mal deinen Führerschein machen, du fährst die ganze Zeit illegal", sagte ich also, nur um irgendwas zu sagen und Harry lachte leise.
„Ja, das sollte ich vielleicht." Ich spürte seine Hand kurz auf meinem Oberschenkel. „Und beruhig dich Louis, du wirst es lieben, glaub mir."
Ich biss mir auf die Lippe.
„Und selbst wenn du die Überraschung blöd findest, liebe ich dich immer noch."
Das brachte mich jetzt zum Lachen und nahm mir zumindest ein bisschen was von der Anspannung.
„Uuh, ich liebe den Song", rief Harry dann bevor ich noch etwas sagen konnte und drehte das Radio lauter. Die nächsten Minuten sangen wir einfach lautstark mit und genossen den Wind der durch de geöffneten Fenster ins Auto wehte.
Und dann wurde das Auto irgendwann langsamer, der Boden hügeliger und dann stoppten wir.
Ich hörte wie Harry ausstieg und tastete mit meiner Hand nach dem Türgriff, da wurde sie schon geöffnet und Harry nahm meine Hände in seine. Er half mir in meinem blinden Zustand aus dem Wagen, schlug die Tür zu und führte mich ein paar Meter vom Auto weg. Dann stellte er sich hinter mich und ich spürte wie er am Knoten rumnestelte.
„Jetzt", flüsterte er leise und nahm die Krawatte ab.
Ich brauchte eine Sekunde, um zu verstehen wo wir waren.
„Harry", hauchte ich leise und mein Mund öffnete sich ein Stück. Ich konnte mich nur schwer vom Anblick losreißen, sah dann aber zu meinem Mann und wusste nicht was ich sagen sollte.
„Ich dachte mir, nach allem was wir durchgemacht haben, warum nicht mal dorthin zurück, wo alles irgendwie angefangen hat?"
Ich starrte ihn nur an, starrte dann zurück auf die leuchtende Stadt unter uns und die Sterne über uns und krallte meine Hand in sein Shirt.
„Ich liebe dich", hauchte ich, als ich ihm in die Augen sah und Harry legte nur seinen Zeigefinger unter mein Kinn, flüsterte „und ich liebe dich" und küsste mich sanft.
Das hier...das war perfekt. Der Ort, an dem wir nach Harrys Geburtstagsfeier den Sonnenaufgang angeguckt hatten, der Ort, an dem wir uns zum ersten Mal so richtig berührt hatten, der Ort, an dem wir uns Unterstützung gegeben hatten.
Und jetzt waren wir wieder hier, verheiratet, frei und glücklich.
Ich holte die Decke aus dem Kofferraum, die ich auch in mein neues Auto gepackt hatte und dann setzten wir uns auf die Motorhaube, Harry lehnte sich an die Windschutzscheibe, ich lehnte mich an ihn und wir starrten in den Sternenhimmel.
Wir sagten nichts. Man hörte das Rauschen der Autos auf der Autobahn, leises Grillenzirpen aus einem Baum hinter uns und unseren Atem.
Ich konnte was ich fühlte gar nicht beschreiben. Es war so überwältigend, so stark und so wunderschön, dass ich es auch einfach gar nicht versuchte, sondern nur genoss.
Dann irgendwann brach Harry das Schweigen.
„Lass uns verreisen", flüsterte er in mein Ohr und ich drehte meinen Kopf so, dass ich ihn ansehen konnte.
„Ich meine selbst die Motel-Flitterwochen sind uns wegen des Unfalls durch die Lappen gegangen", sagte er. „Ich finde wir haben uns ein bisschen Urlaub verdient."
Ich lächelte und zog die Decke enger um uns. „Da hast du Recht." Ich küsste ihn auf die Nase und Harry kicherte leise und drehte mich dann so, dass ich komplett auf ihm lag.
„Wo wollen wir denn hin?"
„Bahamas?", schlug ich vor und grinste. „Hawaii? Dubai? Fuerteventura? Bali?"
„Wir können auch überall hin. Die Welt wartet nur auf uns." Harry lächelte und ich legte meinen Kopf kurz auf seiner Brust ab, weil es mich für eine Sekunde lang überwältigte, wie sehr ich diesen Mann liebte. Ich nickte vorsichtig. Wieder war eine Weile einfach nachdenkliche Stille.
„Alles ist in diesem halben Jahr so anders verlaufen als ich es mir irgendwie vorgestellt habe", flüsterte ich dann.
„Positiv, hoffe ich", meinte Harry nach ein paar Sekunden und fuhr mit seiner linken Hand in meine Haare. Ich nickte.
„Auf jeden Fall positiv." Dann grinste ich mit einem Mundwinkel und zuckte mit der rechten Schulter. „Außer vielleicht, dass ich meinen Abschluss nicht gemacht hab."
Es wäre mein letztes Jahr gewesen, aber durch mein vieles Fehlen, erst durch das Outing bei meinem Vater und dann durch den Unfall, hatte dazu geführt, dass ich vorgestern meinen Freunden bei der Zeugnisverleihung nur hatte zusehen können.
„Na ja, das kannst du ja nachholen, du bist dann halt erst nächstes Jahr fertig." Harry lächelte und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
„Und selbst wenn du da keine Lust drauf hast..." Er beugte sich näher, sodass meine Nasenspitze fast seine berührte. Ich sah den dummen Witz schon an seinem Grinsen. „Du bist mit einem Millionär verheiratet. Ich denke, du wirst es überstehen." Und damit drückte er seine Lippen auf meine und ich schmolz in den Kuss und seufzte leise auf.
Ja, verdammt.
Ich war mit Harry verheiratet. Ich liebte ihn. Und er liebte mich. Und es gab nichts mehr, was uns jemals aufhalten könnte.
we defy you, stars.
The End. (So halb. Es gibt noch einen Epilog.)
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