28 | dafür brauch ich louis | harry
vibe des kapitels: if they only knew - alfie arcuri
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Das Erste was ich hörte war ein gleichmäßiges Piepen und Rauschen. Und dann wie jemand einen Stuhl über den Boden schob oder etwas Ähnliches.
Ich gab ein angestrengtes Geräusch von mir, eine Mischung aus Stöhnen und Seufzen und versuchte dann vorsichtig meine Augen zu öffnen. Ich hatte Kopfschmerzen.
Meine Augen flatterten auf, aber ich kniff sie sofort wieder zu, denn irgendwie war es viel zu hell. Ich machte sie langsamer wieder auf und ließ ihnen Zeit sich an die Helligkeit zu gewöhnen.
„Du bist wach", ertönte es leise von rechts neben mir und ich runzelte die Stirn. Ich blinzelte ein paar Mal, dann war ich wach genug, um meinen Kopf zu drehen und versuchte mich der Situation bewusst zu machen.
Mein Vater saß auf einem Stuhl neben mir und hielt meine Hand.
„Hey", sagte er leise und wirkte extrem erleichtert. „Hey Harry."
„Dad?" Ich runzelte die Stirn und sah mich um. „Wo sind wir hier, was..." Ich lag in einem Bett, im Raum stand noch ein Tisch, zwei Stühle und neben dem Bett waren einige Maschinen.
„Bin ich im Krankenhaus?" Ich fuhr wieder zu ihm herum und spürte sofort wie der Kopfschmerz zunahm. Okay. Langsame Bewegungen. Notiert.
Er nickte.
Fuck, was war passiert? Die letzte Sache, an die ich mich erinnerte, war, wie Louis und ich im Auto-
Fuck.
Mein Vater setzte an etwas zu sagen, aber ich kam ihm zuvor. „Wo ist Louis?"
Er rückte seinen Stuhl etwas näher und drückte meine Hand. „Dad, wo ist Louis?", fragte ich mit Nachdruck und spürte die Panik in mir aufsteigen. Mein Vater schien das sehen zu können und beeilte sich zu antworten.
„Auch...auch hier im Krankenhaus, ich bin nicht sicher."
„Geht es ihm gut?"
Mein Vater kratzte sich am Bart und musterte mich. Ich wurde immer nervöser, konnte er bitte einfach mit mir sprechen?
„Dad!" Meine Stimme zitterte.
„Ich glaube er ist noch im OP, ich weiß nicht genau. Gemma versucht gerade Näheres herauszufinden."
Ich holte tief zitternd Luft und mir schossen Tränen in die Augen. „Nein", flüsterte ich. „Bitte, ich kann...ich kann ihn nicht verlieren, Dad, das kann ich einfach nicht." Ich klammerte mich fest an seinen Griff und er umschloss meine Hand jetzt auch noch mit der anderen.
„Ich weiß, ich weiß!", sagte er. „Das wirst du nicht. Ich verspreche dir, das wirst du nicht."
Und aus irgendeinem Grund half es wirklich, das zu hören. Und ich war gerade viel zu erschöpft. Also ließ ich meinen Kopf zurück ins Kissen sinken und holte nochmal tief Luft. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich eine Weile darauf, ruhig zu atmen.
„Was ist passiert?", fragte ich dann und sah meinen Vater wieder an. Er löste eine Hand von meiner und rieb sich damit durchs Gesicht. Er sah extrem müde aus.
„Ihr hattet einen Unfall, du und Louis." Er schluckte. „Und ich würde ja erstmal mit dir schimpfen, dass du überhaupt Auto gefahren bist, du hast nämlich keinen Führerschein, Freundchen, aber es war überhaupt nicht deine Schuld. Es war anscheinend Öl auf der Fahrbahn und ein Auto schräg vor euch ist ins Schleudern geraten und dann komplett in euch rein." Er drückte meine Hand. „Dem anderen Fahrer ist kaum was passiert, er hatte einen großen Truck und ist mit der Beifahrerseite in euch gecrasht. Aber du und Louis...sagen wir es mal so, das Auto ist Totalschaden."
Ich konnte meinen Vater nur anstarren. Ich musste zu Louis. Jetzt sofort, ich musste wissen, dass er okay war, ich musste ihn berühren, sein Herz schlagen hören. Ich musste wissen, dass er mich nicht verlassen hatte.
„Dein Bein ist ziemlich kompliziert gebrochen und du hast eine ganz schöne Gehirnerschütterung. Außerdem halt ein paar Schnitte, die Windschutzscheibe ist nämlich komplett zerbrochen. Aber sonst bist du wirklich ganz gut davon gekommen."
„Und Lou?", fragte ich und drückte die Hand meines Vaters so fest, dass ich mir sicher war, dass er gleich kein Gefühl mehr in seinen Fingern hatte.
Er schluckte und atmete etwas bedauernd aus, dann zuckte er mit den Schultern. „Er war auf dem Beifahrersitz, da...da verletzt man sich meistens meh-" Er stoppte, befeuchtete seine Lippen und kratzte sich am Kopf. „Wie gesagt Harry, ich weiß es nicht genau, Gems und Anne versuchen mehr herauszufinden, aber er scheint noch operiert zu werden."
Ein klägliches Geräusch verließ meine Kehle und ich schloss nochmal kurz die Augen. Ich wollte zu Louis, ich musste zu ihm, aber ich war so kraftlos und mein Kopf tat unglaublich weh.
Ich holte zitternd Luft. „Ich kann ihn nicht verlieren", sagte ich nochmal. „Bitte, das geht einfach nicht, ich brauche ihn, ich..." Ich hob meine linke Hand vorsichtig zu meiner Brust, bemerkte dann eine Infusion und seufzte.
War ich nicht vor wenigen Stunden glücklicher gewesen, als jemals zuvor in meinem Leben? Wie hatte es dazu kommen können, dass ich jetzt hier lag? Ohne Louis? Mit einer Nadel in meiner Hand?
„Ich weiß." Mein Vater hielt einfach nur meine Hand und musterte mich mit einem Blick, den ich nicht so richtig einordnen konnte. Dann plötzlich füllten sich seine Augen mit Tränen. Er presste die Lippen aufeinander und gab dann eine Art Schluchzen von sich.
„Es tut mir so Leid, Harry", brach es aus ihm heraus und er legte eine Hand über sein Gesicht.
Ich konnte ihm nur geschockt zusehen.
Es war nicht so, dass ich meinen Vater noch nie hatte weinen sehen. Er war ein emotionaler Mensch, ab und an hatte ich es mitgekriegt, wie Tränen über seine Wangen liefen. Bei ergreifenden Filmen oder als meine Großmutter gestorben war oder auch als er sich die Schulter ausgekugelt hatte und vor Schmerzen kaum noch reden konnte.
Aber noch nie so. Wenn er weinte, war es normalerweise sehr still und unauffällig, nicht so...unkontrolliert. Seine Schultern bebten und er zitterte fast.
„Es tut mir wirklich so, so Leid", schluchzte er und legte die Hand vorsichtig neben meinen Kopf ins Kissen, um mir sanft über die Stirn zu streichen.
„Was meinst du?", fragte ich und meine Stimme klang unendlich leise.
„Ich hatte ja keine Ahnung", flüsterte er. „Ich wusste ja gar nicht, was ich dir jeden Tag antue, ich-" Er seufzte und schloss kurz die Augen.
„Harry, du bist mein Sohn", sagte er dann. „Meine Liebe ist bedingungslos. Du könntest kommen und mir sagen, dass du jemanden umgebracht hast, ich würde dich nicht weniger lieben. Es tut mir so unendlich Leid, dass ich dir das Gefühl gegeben habe, dass du mit mir nicht über deine Sexualität sprechen kannst. Jetzt im Nachhinein sehe ich natürlich, warum du es mir nie gesagt hast und es tut mir so weh, zu wissen, dass ich dich so verletzt habe. Das wollte ich nie. Wirklich nicht, das musst du mir glauben." Er fuhr sich mit seiner Hand erschöpft übers Gesicht, hatte aber langsam seine Fassung wiedererlangt.
„Ich war einfach nur geblendet von...ja, ich weiß auch nicht, vom Erfolg der Firma und der Rivalität mit Tomlinson Corp, dass ich nie auch nur...ich dachte wirklich, ich tue das alles zu deinem Besten und...es tut mir wirklich einfach nur Leid. Ich hoffe, du kannst mir das alles irgendwann verzeihen."
Ich wusste nicht so richtig, was ich sagen sollte. Nein falsch, ich wusste absolut nicht, was ich sagen sollte.
„Auch dieser Hass", sprach mein Vater dann aber weiter. „Das ist so ein Unsinn. Die Rivalität zwischen den Firmen ergibt ja irgendwie noch Sinn, aber die Verachtung zwischen unseren Familien..." Er zuckte mit den Schultern. „Ganz abgesehen davon, was Gemma uns erzählt hat über die Ursprünge dieser ganzen Sache...wieso hasse ich überhaupt Menschen, nur weil meine Vorfahren es getan haben? Ich persönlich habe doch noch nie auch nur richtig mit einem Tomlinson gesprochen. Und dass es so weit geht, dass du...dass du und Louis dachtet, dass ihr abhauen müsst, um zusammen zu sein, das ist einfach nur...nicht okay. Vor allem wenn dann auch noch so etwas passiert." Er schniefte.
„Harry, es tut mir wirklich so Leid. Vor allem, dass ich dich erst fast verlieren musste, um das alles zu realisieren, ich hätte schon viel früher etwas merken sollen, oder zumindest mal ein bisschen nachdenken, ich..."
Er verlor sich in seinen Worten und wie es aussah auch in seinen Gedanken.
Eine Weile war es still, abgesehen von dem Piepen und Rauschen der Maschinen neben mir.
Ich drückte vorsichtig seine Hand. Sofort sah er zu mir hoch. Ich lächelte. „Ist schon okay, Dad", meinte ich dann und ich sah, dass ihm einerseits ein Stein vom Herzen fiel, andererseits war da aber noch irgendetwas in seinem Blick.
„Nein, Harry, ist es nicht", sagte er und ließ die Schultern sinken. „Ich bin dir wirklich dankbar, dass du mir noch eine Chance gibst, aber es ist nicht einfach ‚schon gut'. Ich hab so viele Fehler gemacht und ich weiß, dass das mit einer Entschuldigung nicht einfach vergessen ist. Wir müssen uns, wenn du hier raus bist oder so, mal ganz in Ruhe unterhalten oder uns irgendwas suchen, wie ich es wieder gut machen kann. Ich möchte, dass unsere Beziehung sich wirklich verbessert und du nicht nur so tust als wäre alles in Ordnung, aber ganz viel emotionale Last mit dir trägst."
Ich musste weinen.
Ich war eh schon die ganze Zeit kurz davor gewesen und das hatte mir wirklich den Rest gegeben.
„Das weiß ich zu schätzen, Dad", flüsterte ich dann, wischte mir mit der linken Hand die Tränen von der Wange und lächelte ehrlich und irgendwie ein bisschen leichter als vorher. „Danke."
Er hob meine Hand zu seinem Mund und drückte einen leichten Kuss gegen meine Fingerknöchel.
„Ich hab dich lieb, okay?"
Ich lächelte. „Ich dich auch."
Eine Weile sahen wir uns beide einfach nur an, mit Tränen in den Augen, dann wischte er sie entschlossen weg und räusperte sich.
„Oh, ich äh...ich denke, ich sollte mal jemandem Bescheid geben, dass du wach bist, ich hab ganz vergessen-"
In dem Moment schwang aber die Tür auf und man hörte eine Stimme schnell reden.
„Nein, aber ich glaube-" Gemma stockte in dem Moment, in dem ihr Blick auf mich fiel. „Mum, er ist wach", rief sie und rannte förmlich auf meine andere Seite ums Bett herum.
Sie nahm mein Gesicht sanft in ihre Hände und ihr Blick flog über jeden Zentimeter. „Du bist wach", hauchte sie nochmal und legte sich dann, vorsichtig, auf alle Kabel bedacht, einfach neben mich auf die Matratze. Sie schlang ihren linken Arm um meinen Bauch und drückte ihre Nase in meinen Hals. „Sorry, falls ich hier gerade einen Moment zerstöre, aber ich hatte solche Angst um dich", flüsterte sie in mein Ohr. „Tu mir das nie, nie wieder an, du Idiot, hörst du?"
Ich lachte leise und lehnte mich in ihre Richtung. „Ich versuch's."
Meine Mutter lächelte nur, als sie uns musterte, und stellte sich neben meinen Vater. Sie warf ihm einen Blick zu, er nickte vorsichtig lächelnd und sie legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Harry...wir lieben dich, okay?" Man konnte sehen wie sehr auch von ihr die Anspannung abfiel. „Wir alle. Und falls wir dir jemals einen anderen Eindruck verschafft haben...dann tut es uns ehrlich Leid."
Ich lächelte. „Ich weiß, Mum. Ich liebe euch auch."
Gemma grinste nur und drückte ihr Gesicht in meine Schulter. „Ich wusste, du kriegst dein Happy End."
Ich drehte meinen Kopf zu ihr und sah wie ehrlich ihr Lächeln war. Ich seufzte. Und schüttelte den Kopf.
„Gems...dafür brauch ich Louis."
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wie versprochen das nächste kapitel :) und vielleicht kommt das nächste auch noch, weil es wirklich kurz ist
harry ist also schonmal noch ganz :) wenn auch mit ein paar verletzungen
und louis wird noch operiert?
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