24 | es ist mein job, für dich da zu sein | harry

vibe des kapitels: weakness (huey lewis) - lennon stella (feat. maisy stella)
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Ich hörte wie sich meine Tür öffnete und wieder schloss und wollte mich gerade schon zwingen aufzuhören zu schluchzen, meine Tränen wegzuwischen und so zu tun als wäre alles okay, da schlangen sich von hinten Arme um mich, bei denen ich sofort wusste, zu wem sie gehörten.

Und dass ich doch nicht so tun musste, als wäre alles okay.

„Hey", flüsterte Gemma und legte ihr Kinn auf meine Schulter. Ich drehte meinen Kopf zu ihr und sie lächelte und wischte vorsichtig eine Träne weg.

Da drehte ich mich ganz um und warf mich in ihre Umarmung. Meine Schwester hielt mich einfach, strich sanft über meine Locken und summte eine leise Melodie in mein Ohr.

„Shhh", flüsterte sie und als ich mich nach einiger Zeit ein bisschen beruhigt hatte, nahm sie mein Gesicht in beide Hände und lächelte sanft.

„Komm, wir stehen mal vom Boden auf und dann erzählst du mir alles, wenn du willst. Ich hab das Gefühl wir haben seit Ewigkeiten nicht mehr miteinander gesprochen, ich hatte viel zu wenig Zeit."

Ich nickte, schniefte und ließ mich dann von Gemma ins Stehen ziehen und zu meinem Bett führen. Ich kroch sofort zum Kopfende zwischen meine Kissen und meine Schwester kam zu mir und kuschelte sich an mich.

„Also?"

Ich holte nochmal tief Luft und blinzelte.

„Ich bin verliebt", hauchte ich dann und spürte wie meine Schwester ihren Kopf ein wenig drehte, sodass sie mich besser ansehen konnte. „Also, nein ich bin nur nicht verliebt, ich liebe jemanden. Aktiv. Und zwar so richtig. Ich liebe ihn wirklich so sehr."

„Okay", sagte sie. „Und...hat er dir wehgetan? Wenn ja, dann mach ich ihn kalt, wie ich es auch schon mit Jake damals hätte tun sollen."

Jake. Die Geschichte kam mir vor wie eine Ewigkeit her. Und so unglaublich irrelevant.

Ich schüttelte den Kopf und spürte wie neue Tränen in meine Augen traten.

„Nein, Gems, ich..." Ich schluchzte leise auf und meine Schwester schlang ihre Arme um mich. „Ich hab ihn verletzt", flüsterte ich und schloss die Augen. „Und jetzt ist er weg. Und ich kann ihn nicht..." Ich atmete unregelmäßig. „Ich weiß nicht, wie ich ihn zurückkriegen kann."

„Okay, Harry, erstmal musst du wieder ruhig atmen", sagte meine Schwester und legte ihre Hände an meine Wangen. Sie sah mich eindringlich an und holte mit mir zusammen tief Luft.

Ich schaffte es tatsächlich meinen Atem unter Kontrolle zu kriegen und schloss kurz die Augen.

Okay. Die ganze Geschichte. Von Anfang an.

„Weißt du noch mein Geburtstag vor ein paar Wochen?"

Gemma nickte. „Ja, klar."

„Weißt du auch noch, wie Louis Tomlinson da war und, dass er auf der Bühne ein Lied gesungen und mir dabei die ganze Zeit in die Augen geguckt hat?"

Gemma runzelte die Stirn. „Den ersten Part, ja."

Ich setzte mich auf. „Ich liebe ihn, Gemma", sagte ich. „Ich liebe Louis."

Meine Schwester blinzelte ein paar Mal. Dann öffnete sie den Mund und schloss ihn wieder.

„Louis?", fragte sie, dann als sie den ersten Schock anscheinend überwunden und ihre Sprachfähigkeit wiedergefunden hatte. „Louis...Tomlinson?"

Ich seufzte. „Auf der Feier wusste ich noch nicht, dass er Louis Tomlinson war. Und irgendwie...als er abgehauen ist, bin ich hinterher und dann haben wir nachts geschrieben. Da hab ich dann auch gecheckt, wer er ist, aber Gems, ich war eh schon verloren, es war irgendwie Liebe auf den ersten Blick. Und dann...bin ich nachts nochmal raus und er hat mich abgeholt und wir sind einfach-"

„Warte, als du aussahst als würdest du gleich eine Bank überfallen, hast du dich eigentlich nur mit Louis getroffen?", fragte sie. „Mit Louis Tomlinson?"

Ich wollte sie fast schon verbessern, aber das würde dann doch zu viel Schock auf einmal sein.

Also nickte ich einfach. „Wir sind rumgefahren, haben was gegessen und uns dann zusammen den Sonnenaufgang angeguckt." Ich zuckte mit den Schultern. „Und klar war es dumm, dass wir uns überhaupt getroffen und es nicht einfach dabei belassen haben, aber irgendwie...wir haben uns einfach verstanden, Gemma. Mich hat noch nie eine Person so gut verstanden wie Louis, er..." Ich schluckte. „Er kennt mich."

Verdammt, ich vermisste ihn so sehr.

„Wir haben uns immer wieder getroffen. Fast jeden Tag. Und wenn wir uns nicht sehen konnten, haben wir telefoniert, geschrieben, gefacetimed..." Ich schlang meine Arme um mein linkes Knie und legte mein Kinn darauf ab. „Jetzt in Las Vegas haben wir quasi das ganze Wochenende zusammen verbracht."

Ich seufzte laut und meine Schwester griff nach meiner Hand.

„Und jetzt hab ich mich vor ihm verschlossen. Und so hart mit ihm geredet, obwohl er völlig fertig gewesen sein muss. Und ich habe Sachen gesagt wie ich will dich nicht sehen, obwohl das alles totaler Quatsch ist, ich war einfach nur enttäuscht, dabei war es glaub ich hauptsächlich Zayns Schuld und ich..."

Ich gab ein einzelnes Schluchzen von mir. „Du weißt ja, dass Zayn und Louis sich hassen, oder?"

Gemma nickte. „Ja, ich meine...er hat Zayn jetzt doch sogar das Schlüsselbein gebrochen, oder nicht?"

Ich schüttelte den Kopf. Dann nickte ich. „Na ja also...so einfach ist das nicht. Ich dachte das auch, deshalb war ich so sauer auf Louis und so enttäuscht, weil ich eigentlich gehofft hatte, dass er für mich seine Streitereien mit Zayn endlich mal begräbt und dann prügeln die beiden sich schon wieder, aber..." Ich seufzte nochmal. „Aber du weißt ja wie Zayn manchmal sein kann. Nicht zu uns, aber wenn er zu Leuten keine enge Bindung hat, dann ist er eine völlig andere Person. Er muss Louis ziemlich provoziert haben, damit er ihn geschlagen hat. Er würde nicht einfach so jemanden schlagen. Ja, Zayn und er prügeln sich öfter, aber er hatte mir versprochen wenigstens für mich zu versuchen mit ihm klarzukommen." Ich schluchzte erneut leise auf. „Ich weiß ja, dass er ihn nicht mit Absicht so verletzt hat. Und jetzt hat Zayn Louis einfach bei seinem Vater geoutet und ich hab so Angst um ihn. Ich hab gerade gleichzeitig meinen Freund und meinen besten Freund verloren und ich muss morgen mit Taylor dieses Date und Fotoshooting über mich ergehen lassen und sie ist ja nett, aber ich will mich nicht mehr verstecken, Gems, ich bin einfach so fertig, ich kann nicht mehr." Ich vergrub mein Gesicht an ihrer Schulter und meine Schwester fuhr nur mit ihrer Hand in meine Locken und kraulte sanft meine Kopfhaut. Ich spürte wie sie tief ein- und ausatmete.

„Oh Harry", flüsterte sie dann. „Es tut mir so Leid."

Ich schniefte nur leise und sie drückte sich näher an mich. „Es tut mir wirklich so Leid, dass ich nicht für dich da war. Und dass du das durchmachen musstest."

Ich hob meinen Blick und sie strich die Tränen auf meinen Wangen weg.

„Vielleicht solltest du dich wirklich bei Dad outen. Dann würde zumindest der Faktor endlich weggehen, du weißt doch, dass er eigentlich nicht homophob ist."

Ich schnaubte. „Ja. Nur bei mir. Tolles Gefühl."

Gemma musterte mich.

„Ich kann nicht, Gemma", sagte ich. „Ich krieg es einfach nicht hin. Wenn ich kurz davor bin, verknotet sich bei mir alles und ich...und ich sage irgendwas, was nichts damit zu tun hat."

Meine Schwester legte ihren Kopf neben meinen ins Kissen und wir sahen uns an. Ihr Blick beruhigte mich irgendwie ein wenig.

„Okay...und was ist mit Mum?"

Ich überlegte einen Moment. „Ich will es lieber erst Dad sagen, oder beiden zusammen."

„Okay", nahm Gemma es einfach hin und ich war ihr dankbar, dass sie nicht nachfragte. Ich wusste ja selber nicht warum, es war einfach so. „Also nochmal zusammengefasst", sagte sie und setzte sich in einen Schneidersitz. Ich sah zu ihr hoch.

„Du liebst Louis Tomlinson, Zayn und er haben sich gestritten und Zayn hat ihn bei seinem Vater geoutet?"

Ich nickte.

„Und jetzt ist er weg?"

Ich nickte wieder.

„Und was genau meinst du damit ‚er ist weg'?", fragte meine Schwester und runzelte die Stirn.

„Na ja..." Ich setzte mich ebenfalls auf. „Zayn meinte, dass er gehört hat Louis war nicht in der Schule. Weil sein Vater ihn irgendwie weggeschickt hat. Und ich...ich hab keine Ahnung was das heißen soll, aber ehrlich gesagt kann ich nur an diese komischen Austreibungscamps denken, oder ein Internat oder eine Militärschule oder was auch immer. Das was Louis mir von seinem Vater erzählt hat ist alles andere als harmlos. Gems, ich hab so eine Angst um ihn." Ich griff wieder nach Gemmas Hand.

„Das versteh ich."

„Vor allem weil die letzten Sachen, die ich zu ihm gesagt habe so..." Ich seufzte. „Hart waren. Ich meinte das nicht so, ich war verletzt. Dabei weiß ich überhaupt nicht richtig, was passiert ist, ich hatte ja kaum Zeit mit Zayn zu sprechen. Und Louis' Seite der Geschichte kenn ich auch immer noch nicht. Und jetzt werde ich sie wohl auch so schnell nicht hören."

Eine Weile musterte meine Schwester mich nur nachdenklich, dann zog sie ihre Lippen nach rechts und kratzte sich am Kinn.

„Was ist mit Niall?", fragte sie dann und ich runzelte die Stirn.

„Was?"

„Na ja, Niall war doch auch da. Und er ist nicht weg, oder? Und es stellt kein Problem dar mit ihm zu reden, seine Familie hat ja mit den ganzen Streitereien nichts zu tun."

Ich legte den Kopf schief. Gemma hatte Recht. Niall könnte mir genauer sagen was eigentlich passiert war. Und zwar vermutlich ohne, dass ich ihn umbringen wollte, so wie Zayn gerade. Vielleicht wusste Niall ja sogar wo Louis war?

„Du hast Recht", sagte ich. „Das ist 'ne gute Idee."

Gemma lächelte, langte nach meinem Handy auf dem Nachttisch und hielt es mir hin. „Los, schreib ihm."

Ich nickte und nahm ihr das Gerät aus der Hand. Es dauerte nicht lange ihn auf Instagram zu finden, Louis hatte ein Foto mit ihm, und kurz darauf hatte ich ihm eine Nachricht geschrieben. „Gut so?", fragte ich Gemma und sie las es sich kurz durch.

Dann nickte sie.

harrystyles: Hi Niall, hier ist Harry (offensichtlich haha). Ich hab mitgekriegt was passiert ist und wollte fragen ob ich mal bei dir vorbeikommen könnte, um Details zu hören? Zayn und ich haben gerade Stress, aber ich muss wissen was genau passiert ist. Deshalb schreib ich. Also...sag einfach ob das okay für dich wäre. Und äh...gute Besserung :/

Seine Antwort ließ tatsächlich nicht lange auf sich warten. Gemma und ich hatten nur Zeit gehabt uns etwas anders hinzusetzen, sodass sie ihren Arm um mich legte und ich mich an ihre Schulter kuschelte, da gab mein Handy schon einen Ton von sich.

niallhoran: hey harry. ich weiß zwar nicht so richtig, warum du unbedingt wissen musst was passiert ist, aber klar kannst du vorbeikommen. Ich bin eh ziemlich alleine hier im Krankenhaus. Ein bisschen Gesellschaft wäre ganz schön haha. Wann hast du denn Zeit?

Oh stimmt, er war ja im Krankenhaus. Das hatte ich irgendwie total verdrängt.

niallhoran: willst du vielleicht morgen vorbeikommen?

Ich zeigte Gemma den Bildschirm und sie las sich die Nachrichten durch und sah dann zu mir. „Das klingt doch gut."

Ich seufzte. „Ich hab morgen doch das Shooting mit Taylor."

„Das geht doch nicht den ganzen Tag, oder?"

„Ich denke nicht. Dad meinte das Date wäre vor dem Shooting, also gehen wir vermutlich Mittagessen."

„Und danach gehst du zu Niall."

Ich nickte. „Ja. Ja, das ist gut. Ich meine vielleicht weiß er ja sogar wo Louis ist?"

Gemma lächelte und ich nickte nochmal und schrieb Niall dann, dass ich morgen Nachmittag oder Abend bei ihm vorbeischauen würde.

Dann ließ ich mein Handy vor mir aufs Bett fallen und sah zu Gemma. Ich seufzte. Ich fühlte mich deutlich besser.

„Danke Gems", sagte ich. „Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde. Danke, dass du für mich da bist."

Gemma zog mich nur näher. „Harry. Ich bin deine große Schwester. Es ist mein Job für dich da zu sein." Sie lächelte. „Es tut mir Leid, dass ich das in letzter Zeit nicht so richtig geschafft habe."

„Du hast viel um die Ohren, das muss dir nicht Leid tun."

„Tut es aber", sagte sie und atmete dann tief durch. „So, wollen wir noch einen Film gucken, bevor wir essen? Gemma-Harry-Movienight?"

Ich musste sofort lächeln. „Ja, bitte."

_____

Es war wirklich nett mit Taylor. Sonst war zwar auch nett, aber immer ein bisschen gezwungen. Dieses Mal hatten wir wirklich gute Gespräche und sie wirkte irgendwie viel lockerer. Fast schon ein bisschen erleichtert, auch wenn ich nicht wusste warum.

Auf dem Weg zurück ins Hochhaus erfuhr ich dann auch warum.

„Ich hab gehört Zayn hat sich was gebrochen", fing Taylor ein Gespräch an, nachdem kurz Stille geherrscht hatte und ich sah zu ihr auf. Dann seufzte ich und nickte.

„Sein linkes Schlüsselbein. Er ist in den Bach im Park gefallen und hart auf den Steinen aufgekommen."

„Autsch", sagte Taylor und verzog ihr Gesicht. Ich nickte wieder und drückte dann auf den Knopf, der den Sichtschutz, aber auch eine Art Schallschutz zwischen dem Fahrer und uns darstellte. Er konnte uns jetzt nicht mehr hören.

„Ich hab gerade nicht so Mitleid mit ihm."

Sie runzelte die Stirn. „Habt ihr Stress?"

Ich nickte nochmal. „Ich kann dir aber nicht sagen warum", sagte ich dann und warf ihr einen Blick zu. Taylor trug heute keinen Lippenstift und es sah viel besser aus. So war sie richtig hübsch. „Nur dass er echt Scheiße gebaut hat und ich unglaublich sauer auf ihn bin."

„Oh." Sie legte den Kopf schief. „Dann lieber Themawechsel?", fragte sie und ich grinste.

„Okay, ich fasse das mal als ja auf. Dann sage ich jetzt was ich die ganze Zeit schon sagen wollte."

Ich zog nur die Augenbrauen hoch.

„Dein Vater ist dumm, Harry", sagte sie. „Und meiner genauso. Tut mir Leid, aber irgendwer musste das sagen."

Ich begann langsam zu lächeln. Sie seufzte. „Ich wusste die ganze Zeit nicht so richtig, wie du zu diesem ganzen Publicity-Beziehungsthema stehst, wir haben da ja nie drüber geredet. Ich meine, ich hab mir schon gedacht, dass du genauso wenig begeistert davon bist wie ich, aber ich war mir einfach nicht sicher und das hat mich ziemlich...ich weiß nicht...unsicher gemacht, schätze ich. Dass ich jetzt weiß, dass du es genauso scheiße findest wie ich, oder vermutlich noch nerviger ist echt eine Erleichterung." Sie machte eine Pause und sah mich an.

„Ich hab den Artikel gesehen. Und die Fotos. Anders als unsere Eltern. Und Harry du siehst wirklich glücklich aus." Sie lächelte.

Ich seufzte und versuchte mich ebenfalls an einem Lächeln.

„Das war ich auch."

Taylors Blick wurde mitleidig.

„Ich liebe Louis wirklich."

Taylors Augen wurden groß.

„Louis? Aber nicht Louis Tomlinson, oder?"

Mein Blick schien für sich selbst zu sprechen.

Ihr Mund klappte weiter auf. „Louis Tomlinson?"

Ich seufzte, aber ich musste fast grinsen. Wieso betonten die denn auch alle immer seinen Nachnamen so?

„Du...und Louis Tomlinson?"

Ich nickte. Und konnte nicht anders als leicht zu lächeln.

„Ach du heilige Makrele."

Ich prustete los, weil ich noch nie jemanden diesen Ausdruck ernsthaft hatte benutzen hören und Taylor musste grinsen. Dann runzelte sie die Stirn.

„Ich äh...ich hab von einem Freund von mir gehört, dass er nicht in der Schule war."

Sofort verschwand mein Lächeln und ich presste die Lippen aufeinander. „Ja, er...er hat Zayn ja das Schlüsselbein gebrochen", sagte ich und lachte trocken. „Und Zayn hat ihn dann als Rache bei seinem Vater geoutet." Ich seufzte. „Und deshalb hat sein Vater ihn irgendwo hingeschickt und ich hab keine Ahnung wo er ist."

„Oh fuck", meinte Taylor und ich nickte.

„Das fasst's gut zusammen." Ich kaute auf meiner Unterlippe. „Deshalb will ich Niall später noch im Krankenhaus besuchen und gucken ob er irgendwie mehr weiß."

Taylor musterte mich kurz. Dann nickte sie.

„Dann lass uns schnell so tun als wären wir verliebt, um dieses Shooting hinter uns zu bringen, damit du dahin kannst. Und dann denken wir uns was aus, um unsere Väter davon zu überzeugen was für ein Unsinn das mit uns ist."

Ich lächelte. „Danke Taylor."

„Hey, ich tu das auch für mich."

„Trotzdem."

„Gerne."

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„Okay, danke", sagte ich zu der Frau an der Krankenhausrezeption und machte mich dann auf den Weg zum Zimmer, das sie beschrieben hatte.

Es war nicht besonders schwer zu finden und als ich gerade nach der Klinke greifen wollte, öffnete sich die Tür. Ich schreckte zurück und auch das Mädchen, das das Zimmer verlassen hatte fasste sich erschrocken an die Brust.

„Oh Gott, sorry", sagte sie. „Du willst zu Niall, schätze ich?"

Ich nickte.

„Na dann." Sie lächelte, strich sich durch die braunen Haare und hielt mir die Tür auf. Ich lächelte zurück und betrat dann das Zimmer.

Niall saß auf einem von den zwei Betten, die hier standen und tippte auf seinem Handy herum. Als er meine Schritte hörte sah er hoch und ich konnte nicht anders als mich kurz zu erschrecken. Er sah fürchterlich aus.

Sein Gesicht war extrem angeschwollen und seine Haare hingen ihm in der Stirn. Außerdem war eine Gesichtshälfte irgendwie total...starr. Als wäre er gelähmt oder so. Ich hatte Niall bis jetzt ja nur auf Galen oder Feiern gesehen, da sah er immer bis zum letzten polierten Schuh durchgestylt aus, das hier war ziemlich...anders.

„Hi", sagte er und lächelte leicht. Ich kam näher und setzte mich auf den Stuhl neben seinem Bett.

„Hallo."

Er musterte mich kurz und seufzte dann. „Okay. So ganz verstehe ich nicht, warum du hier bist. Aber du meintest du willst wissen, was genau passiert ist?"

Ich nickte. „Ja, ich...ich muss wissen was genau passiert ist."

„Und wieso fragst du da nicht Zayn?" Er sah immer noch ein bisschen aus, als ob er nicht so richtig wusste, was er von mir halten sollte.

„Ich rede gerade nicht mit Zayn", sagte ich und war fast selber überrascht, wie kalt meine Stimme klang.

Niall zog auch nur die Augenbrauen hoch. „Okay. Wow. Seid ihr nicht beste Freunde?"

Ich zuckte nur mit den Schultern. „Außerdem würde ich dann ja nur seine Seite kennen."

Niall nickte. „Okay. Von mir aus, du hast eigentlich immer ziemlich korrekt auf mich gewirkt."

Er legte sein Handy weg und drehte sich zu mir. „Ich gehe davon aus, dass du es weißt?"

Ich runzelte die Stirn. „Was genau meinst du jetzt?", fragte ich prüfend und er holte tief Luft.

„Das was Zayn...mitgekriegt hat", sagte er langsam. „Wenn du das nicht weißt, kann ich dir nicht erzählen, was passiert ist."

„Oh." Es machte klick. „Du meinst, dass Louis schwul ist." Mist, das war mir jetzt ein bisschen zu natürlich über die Lippen gekommen.

Niall runzelte auch nur forschend die Stirn (zumindest auf einer Seite) und musterte mich eindringlich. „Ja" sagte er gedehnt. „Genau."

„Sorry, ich..." Ich seufzte und fuhr mir durch die Haare. „Ja, das...das weiß ich."

„Okay." Er schien immer noch skeptisch. „Dann kannst du dir ja vermutlich denken, dass Louis ziemlich wenig Lust auf Konfrontation hatte."

Ich schluckte und nickte. „Zayn ist einfach so zufällig da aufgetaucht wo wir waren und hat sofort angefangen Louis zu provozieren. Und Louis hat sich wirklich zurückgehalten, er hat kaum was gesagt und meinte auch zu mir, dass ich einfach nicht drauf eingehen soll. Aber als Zayn dann irgendwann auf Louis' Sexualität ‚losgegangen' ist..." Er zeichnet Anführungszeichen in die Luft. „Konnte ich mich einfach nicht mehr zurückhalten, ich war generell noch total emotional wegen des Gesprächs was Louis und ich vorher hatten und so, deshalb...hab ich Zayn geschlagen. Vermutlich ist Louis auch noch sauer auf mich, ich meine wenn ich nicht so ausgerastet wäre, wäre das alles gar nicht passiert, aber Zayn hat zurückgeschlagen...und mir dabei den Kiefer gebrochen." Er gestikulierte zu seinem angeschwollenen Gesicht. „Und dann hat Louis glaub ich echt rot gesehen. Ich glaube er hat Zayn ins Gesicht geschlagen, ich konnte es nicht so richtig sehen, aber Zayn hat sein Gleichgewicht verloren und ist halt in den Bach gefallen." Niall zuckte mit den Schultern. „Danach ist alles verschwommen, keine Ahnung. So viel gibt's da halt nicht zu erklären."

„Okay."

Irgendwie so hatte ich mir das ehrlich gesagt auch gedacht. Ich war noch enttäuschter von Zayn als eh schon. Er hatte also auch noch darauf rumgeritten, dass er wusste, dass Louis schwul war. Ich legte mein Gesicht in meine Hände und atmete tief aus.

„Weißt du wo Louis jetzt ist?", fragte ich dann und sah wieder zu ihm hoch. „Also wo sein Vater ihn hingeschickt hat?"

Ich war mir ziemlich sicher, dass mein Gesicht Verzweiflung ausstrahlte, denn Niall sah zwar immer noch verwirrt aus, aber irgendwie auch ein bisschen mitleidig. Dabei war er derjenige, der im Krankenhaus war.

„Warum willst du das wissen?", fragte er trotzdem und runzelte die Stirn. Na ja, zumindest die Gesichtshälfte, die er bewegen konnte, runzelte die Stirn.

Ich seufzte. „Das kann ich dir nicht sagen", murmelte ich. „Nicht wenn Louis es dir nicht gesagt hat, ich..." Ich seufzte. Vermutlich hatte ich h auch schon Fehler damit gemacht überhaupt zu Niall zu kommen und mit ihm darüber zu reden, aber ich hatte keinen Ausweg mehr gesehen. „Ich muss es nur wissen. Vertrau mir, Niall, bitte, ich hab nichts Böses im Sinn."

Niall sah mich eine Sekunda lang weiter nachdenklich an, dann riss er seine Augen auf und sein Mund öffnete sich überrascht.

„Holy Fuck", sagte er und fast hätte ich gelacht. Endlich mal jemand, der eine Kombinationsgabe hatte. „Holy Fuck", wiederholte Niall und setzte sich mehr auf.

„Du und...heilige Scheiße, du und Louis?", fragte er und ich biss mir auf die Unterlippe und nickte dann langsam.

„Wie?", fragte Niall und sah ernsthaft verwirrt aus. „Also ich meine...wie um alles der Welt ist es denn dazu gekommen?"

„Lange Geschichte", sagte ich und seufzte. „Weißt du wo er ist?"

„Fuck, du bist...du bist sein Freund! Kurz bevor Zayn aufgetaucht ist, wollte er mir von seinem Freud erzählen, das...ach du Scheiße."

Louis hatte ihm eh von uns erzählen wollen? Das erleichterte mich wirklich. Vielleicht war es doch nicht so schlimm, dass ich hier war.

„Niall!", drängte ich. „Weißt du wo er ist?"

Niall seufzte. Dann nickte er. „Meine Eltern haben irgendwoher mitgekriegt, dass sein Vater ihn wohl zu seiner Tante geschickt hat. Die lebt noch im alten Tomlinson Anwesen in Nebraska. Ich kann dir die Adresse geben wenn du willst, mein Vater war vor Ewigkeiten mal da."

„Ja?" Ich atmete auf. Er konnte mir die Adresse geben?

Und Louis war bei einer Tante? Das klang deutlich besser, als das was ich mir ausgemalt hatte. Niall nickte.

„Ja, ich kann sie dir schicken, Sekunde." Niall griff wieder nach seinem Handy und kurz darauf gab meins einen Ton von sich.

„Danke, Niall. Wirklich danke."

„Kein Ding. Du bist der Freund von meinem besten Freund. Wenn ich dir helfe, helfe ich auch Louis, schätze ich."

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Kurz darauf war ich schon wieder gegangen, Niall war müde gewesen und ich hätte eh nicht mehr so richtig gewusst was ich dort tun sollte.

Und als ich auf dem Rückweg nach Hause war und die Adresse auf Google Maps suchte stand mein Mund auf.

Was war das denn für ein merkwürdiger Zufall?

Wenige Minuten später stand ich im Büro meines Vaters.

„Ich muss nach Nebraska."

Mein Vater schlug den Ordner zu, in dem er gerade irgendwas nachgeguckt hatte und sah mich an als wäre ich verrückt geworden. „Warum das denn?"

„Ich muss in die große Bibliothek, weil ich die Stammbäume brauche. Natalie will, dass ich für Englisch und Geschichte ein bisschen Ahnenforschung betreibe, um zu ein paar Dingen, die ich noch nicht so ganz verstehe, vielleicht ein bisschen mehr Bezug herzustellen. Sie denkt das könnte mir helfen."

„Ich kann auch einfach jemanden hinschicken, um die Bücher zu holen", sagte mein Vater, aber er schien mich nicht mehr für verrückt zu halten. „Du musst nicht extra selbst hinfahren."

„Aber ich war schon lange nicht mehr da. Seit Grandma gestorben ist haben wir ja fast keinen Grund mehr hinzufahren und ich würde ganz gerne mal wieder das Haus sehen und so."

„Ach so." Er sah tatsächlich so aus als könnte er das nachvollziehen und zuckte mit den Schultern. „Ja gut, wenn du möchtest. Kommt Natalie mit?"

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich dachte ich geh am Wochenende. Da muss sie ja dann nicht arbeiten."

Mein Vater zuckte mit den Schultern. „Okay. Soll ich dir einen Flug buchen?"

Ich nickte lächelnd. „Das wär cool."

„Also für Samstag?"

Ich nickte wieder.

„Alles klar. Hast du die Schlüssel noch?"

„Ja."

„Dann äh..." Er zuckte mit einer Schulter. „Kannst du ja vielleicht auch bei Grandmas und Grandpas Grab vorbeischauen. Und vielleicht neue Blumen hinstellen oder so? Ich meine wir haben natürlich Grabpflege, aber es war ziemlich lange keiner mehr da. Ich müsste auch viel öfter hin." Ein trauriger Ausdruck legte sich auf sein Gesicht.

„Klar, mach ich." Ich lächelte. „Danke, Dad."

„Kein Problem." Er lächelte zurück und es war so ehrlich, dass ich mich fast schon schlecht fühlte, weil ich ihn anlog.

„Okay, ich äh..."

„Oh, warte kurz, die äh...die Bilder mit Taylor sind echt gut geworden, Scott und ich sind sehr zufrieden."

Und schon war mein schlechtes Gewissen wieder verpufft.

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es tut mir leid, dass ich für das kapitel so ewig gebraucht habe und dass es so schlecht ist. vielleicht überarbeite ich es irgendwann noch. aber ich bin im moment nur mit lernen für meine mündliche prüfung beschäftigt und habe kaum zeit.

wirklich, mein alltag besteht gerade daraus, dass ich von 12-19 uhr am schreibtisch sitze und versuche dinge wie die europäische zentralbank zu verstehen und dann gucke ich mir abends zur belohnung einen disneyfilm an (oder marvel)

ich hoffe ihr seid nicht so gestresst wie ich, immerhin gibt es nächste woche den esc, das ist ein lichtblick haha :)

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