18 | ich bin so froh, dass du hier bist | harry

vibe des kapitels: so good - dove cameron
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Louis war also da. Er hatte einfach vergessen, dass er auch auf die Messe musste, oder besser gesagt um welche Messe es überhaupt ging.

Und vielleicht hatte er ja wirklich Recht. Vielleicht konnten wir uns ja wirklich irgendwie sehen und ein bisschen Zeit miteinander verbringen; jetzt wo Gemma meine Eltern immer bei allem begleiten musste hatte ich eh viel Zeit für mich.

Ich gähnte und meine Mutter warf mir ein Lächeln zu. Wir saßen am Frühstückstisch und hatten alle schon gefühlt stundenlanges Styling über uns ergehen lassen. Und ich wusste trotzdem nicht wie Gemma das machte so perfekt und kein bisschen müde auszusehen. Ich meine, ich hatte sogar relativ viel Schlaf bekommen und hatte trotzdem das Gefühl ich konnte meine Augen kaum offen halten, während sie nur so sprühte vor Energie. Und das nachdem sie gestern auch fast im Stehen eingeschlafen war.

Hm. Vielleicht hatte ich ja auch einfach Eisenmangel oder so.

In einer Stunde würden wir über den roten Teppich in die Messehalle gehen und ich konnte jetzt nicht sagen, dass ich da so viel Lust drauf hatte.

Der einzige Lichtblick war vielleicht Louis zu sehen. Außerdem würde er einen Anzug tragen müssen und der Anblick war nunmal einfach zum Sabbern. Ich wusste jetzt schon, dass ich mich extrem würde zusammenreißen müssen nicht die ganze Zeit zu ihm zu starren, das wäre schon etwas auffällig.

„Harry, ist alles in Ordnung?", fragte mich meine Mutter in diesem Moment und ich schreckte hoch.

„Ja, was? Ja. Alles bestens", sagte ich und lächelte.

„Sicher?" Sie grinste. „Denn du hältst schon bestimmt drei Minuten den Löffel in der Hand, ohne umzurühren."

Ich sah auf meinen Kaffee runter und den Löffel, den ich tatsächlich nur festhielt und nahm die Tasse schnell zum Mund, um einen Schluck zu trinken.

„Ja, ich bin nur etwas müde. Ein bisschen in Gedanken. Aber der Kaffee hilft bestimmt."

Meine Mutter lächelte mich nur an und da war irgendwas in ihrem Blick was ich nicht so ganz zuordnen konnte, irgendwas was sagte „aha, so ist das also", nur dass ich keine Ahnung hatte, was sie damit meinte. Gemma warf mir nur einen Seitenblick zu und runzelte die Stirn, aber mein Vater unterbrach unsere telepathischen Unterhaltungen.

„Okay, ihr könnt noch ganz in Ruhe euren Kaffee austrinken, ich gehe schonmal was mit Brooks klären, damit wir gleich abfahrbereit sind." Er lächelte in die Runde und stand dann auf.

„Wir sehen uns in spätestens einer halben Stunde bei eurer Mutter und mir in der Suite, okay? Von da aus gehen wir dann zusammen los."

Gemma und ich nickten und mein Dad lächelte nochmal, drückte meiner Mutter einen sanften Kuss auf die Lippen und verschwand dann aus dem Speisesaal.

„Ihr seid schon süß", meinte Gemma und sah unserem Vater nach. „So viele Jahre verheiratet und trotzdem verlässt Dad nie einen Raum, ohne dich vorher zu küssen."

Ich musste ebenfalls lächeln.

„Tja." Meine Mutter zuckte mit den Schultern. „Es ist Liebe, Gemma. Und egal wie anstrengend George sein kann, und wie bescheuert ich seine Ideen manchmal finde und wie sehr wir uns manchmal streiten...wir lieben uns nun mal."

Meine Schwester legte mir einen Arm um die Schulter und zog mich an sich. „Ich weiß", sagte sie. „Und das ist echt schön. Ich will sowas auch finden."

Auf meinen Lippen breitete sich ein kleines Lächeln aus, das ich einfach nicht stoppen konnte. Denn ich hatte so etwas gefunden. Ohne Zweifel.

„Das wirst du", sagte meine Mutter und griff jeweils nach Gemmas und nach meiner Hand und lächelte, bevor sie ihren Kaffee schnell austrank und aufstand. „Ich geh dann auch schon mal, aber macht ganz entspannt."

Und damit war sie auch weg und Gemma seufzte. „Ich hol mir noch ein Glas Orangensaft, soll ich dir was vom Buffet mitbringen?"

Ich schüttelte nur etwas abwesend den Kopf und nahm einen Schluck Kaffee.

In meinen Gedanken war kein Platz für Orangensaft. In meinen Gedanken war nur Platz für Louis.

Louis, der auch hier war. In der gleichen Stadt und dieses Jahr sogar im gleichen Hotel.

Heilige Scheiße.

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„Ich hab jetzt schon keine Lust", seufzte ich und Gemma, die ihre Hand schon auf dem Griff der Autotür liegen hatte drehte sich zu mir um und lächelte aufmunternd.

„Komm schon, du musst nur hier auf die großen Events. In ein paar Stunden bist du durch. Ich muss mich noch viel länger konzentrieren."

„Und ich bemitleide dich auch wirklich", sagte ich ernsthaft und in dem Moment wurde die Tür schon von außen geöffnet, sodass Gemma mir nur noch ein Lächeln zuwarf und dann vorsichtig aus dem Auto stieg, sodass ihrem Kleid nichts passierte. Vor uns blitzten schon unzählige Kameras auf und ich schloss kurz die Augen, sammelte mich und folgte meiner Schwester dann.

Unsere Eltern waren im Auto vor uns gewesen und standen schon zusammen auf dem roten Teppich. Gemma und ich posierten erst alleine, dann zu zweit und gingen dann zu ihnen, damit die ganzen wunderschönen Familienfotos gemacht werden konnten.

Innerlich rollte ich mit den Augen. Äußerlich setzte ich mein schönstes Lächeln an und versuchte die Fragen der Paparazzi so gut es ging zu ignorieren.

„Harry! Hier her, kannst du bitte einmal hier hin gucken?"

„Gemma! Was trägst du für ein Kleid? Einmal bitte in diese Richtung. Wie weit bist du schon in die Geschäfte der Firma eingebunden?"

„Hier her, Mrs. Styles, hier her!"

„Harry, wie ernst ist es mit Taylor und dir?" Sobald ich diese Frage hörte war es vorbei, alles was meine Ohren noch wahrnahmen war Taylors Name. Von überall. Es schien auch alle zu interessieren, was war denn los mit denen? Ich war nur der Sohn eines Unternehmers, kein Popstar.

Ich hielt einfach weiterhin mein Fake-Lächeln aufrecht und ignorierte die Kommentare. Mein Vater legte mir eine Hand auf die Schulter und ich sah kurz zu ihm hoch, dann wieder zurück in das Blitzlichtgewitter.

Kurz darauf gingen wir weiter und verschwanden in der Messehalle, was mir sofort etwas mehr Luft gab. Ein zwei Pressefotos würden zwar noch gemacht werden, aber bei weitem nicht so viele wie vor der Halle.

Ob Louis schon hier war?

Ich rannte fast in Gemma rein, weil ich nicht aufpasste wo ich hinlief und sie grinste nur und hakte sich bei mir unter. „Halt dich einfach an mich", flüsterte sie und ich warf ihr einen dankbaren Blick zu. Irgendwie schien sie zu spüren, dass ich dieses Jahr nicht so ganz bei der Sache war. Sonst wusste ich schließlich auch perfekt wie ich mich auf den Events zu verhalten hatte und wie ich mich am besten verstellte, damit alles perfekt wirkte.

Unser Eltern wurden sofort von irgendwem erkannt und gerufen und ich seufzte. Jetzt ging es also los.

Gemma zog mich mit sich zu den Bekannten meiner Eltern und ich lächelte gezwungen.

„Oh Harry, du bist aber groß geworden", meinte die Frau in dem beigefarbenen Kostüm, das man kaum von ihrer Hautfarbe unterscheiden konnte und legte mir eine Hand auf die Schulter.

Ich lachte leise. „Na ja, ich bin achtzehn Jahre alt, das ergibt irgendwie Sinn."

Sie musterte mich verzückt. „So ein hübscher junger Mann bist du geworden. Erinnerst du dich noch an mich?"

„Ääh..." Etwas verlegen schüttelte ich entschuldigend lächelnd den Kopf. „Tut mir Leid."

„Ach das ist ja auch nicht schlimm", sagte sie. „Du warst schließlich noch so klein, George hat dich die ganze Zeit rumgetragen." Sie nahm die Hand wieder von meiner Schulter und sah zu meinem Vater.

Ich tat es ihr gleich und lächelte. „Das hat er wirklich viel gemacht, oder?"

„Ja", sagte die Frau. „Wirklich entzückend war das."

Mein Vater erwiderte mein Lächeln und schlug mir leicht auf die Schulter.

Ich wollte die Frau gerade fragen wer sie denn jetzt eigentlich sei, da fiel mein Blick auf etwas was mich ablenkte.

Ich sah ihn.

Louis stand quasi auf der anderen Seite der Halle, bei einer Gruppe Männer, sein Vater neben ihm, die Hand auf seiner Schulter. Nur sah es bei ihm nicht väterlich, sondern fast schon bedrohlich aus.

Mein Freund war zum Niederknien schön. Er trug einen roten Anzug, dem ähnlich, den ich auf meinem Geburtstag getragen hatte, nur heller und aus Samt, so wie es aussah. Sein Dreitagebart war sauber gestutzt, aber nicht rasiert und das stand ihm absolut phänomenal. Er strich sich gerade mit dem Zeigefinger ein paar Strähnen seiner gestylten Haare aus der Stirn und nickte als Antwort auf etwas was einer der Männer gesagt hatte.

Es brauchte meine gesamte Selbstbeherrschung meinen Blick wieder von ihm zu reißen, damit niemand sich fragte, wo um alles in der Welt ich hinstarrte, aber mich auf das Gespräch mit der Frau (Mrs Care, wie sich herausstellte) zu konzentrieren funktionierte eigentlich gar nicht mehr.

Meine Eltern begrüßten schon wieder andere Leute und gerade stellte mein Vater Gemma irgendjemandem vor.

„Oh, entschuldige mich, Harry, da vorne ist Mr Hound, ich hab ihn ewig nicht gesehen", verabschiedete sich Mrs Care und ich nickte nur und lächelte charmant.

Mrs Care verschwand und ich wollte gerade wieder zu Gemma gehen, da wanderte mein Blick (wir alle zwei Minuten) wieder zu Louis.

Und er sah genau in dem Augenblick zurück. Sofort schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht, das ich verzweifelt versuchte zu unterdrücken. Louis kommentierte das mit einem Schmunzeln und nickte dann Richtung Toilette. Ich nickte unauffällig und drehte mich zu Gemma.

„Ich geh eben auf Toilette, bin gleich wieder da."

„Alles klar." Sie nickte und ich machte mich auf den Weg zur Tür über der das WC Licht leuchtete, Louis im Blick. Er wollte sich ebenfalls in meine Richtung bewegen, nur hielt sein Vater ihn am Arm fest und sagte irgendwas. Ich konnte natürlich nicht einfach einen Rückzieher machen, also seufzte ich nur und betrat die Waschräume. Es roch angenehm und man merkte sofort was das hier für ein Reiche-Leute-Event war. Seufzend stellte ich mich vor den Spiegel und zog mein Handy aus der Anzugtasche.

Harry: Du siehst verdammt heiß aus in rot

Ich sendete die Nachricht und wusste, dass Louis und ich uns vermutlich auf dem Event nur vom Weiten sehen würden, wenn wir die Chance jetzt verpassten, weil Louis' Vater ihn aufhielt.

Wo war eigentlich seine Mutter? Die war doch sonst auch jedes Jahr dabei. Louis hatte sich mit seinen Nachrichten seit gestern ziemlich kurz gehalten, ich machte mir ein bisschen Sorgen. Er wirkte etwas unglücklich und das wollte ich nicht.

Andererseits war er wie es aussah alleine mit Theodore Tomlinson unterwegs, wer wäre da nicht schlecht gelaunt?

Wie es aussah kam Louis wirklich nicht, also hielt ich nur eben meine Hände unter Wasser, damit niemand dachte ich wäre auf Toilette gewesen, ohne mir danach die Hände zu waschen und verließ die Toilette wieder. Louis kam mir entgegen, er schien sich von seinem Vater hatte lösen können und ich hielt ihm die Tür zu den Toiletten auf, alles andere hätte jetzt unnötiges Aufsehen erregt. Er gab mir ein vorsichtiges Lächeln und ich ging zurück zu meiner Familie.

Na, das war ja ein Reinfall gewesen.

Ich hoffte einfach ich würde ihn heute Abend sehen.

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Ich bombardierte ihn mit Nachrichten, aber weil ich einmal beobachtete wie Louis' Vater ihm irgendetwas zuzischte als Louis kurz sein Handy in der Hand hatte, ging ich nicht davon aus besonders schnell eine Antwort zu bekommen.

Beim Mittagessen sah ich ihn nicht, vielleicht hatten er und sein Vater aber auch einfach zu einer anderen Zeit Gebrauch vom Buffet gemacht, aber ich versuchte einfach mich darauf zu konzentrieren einen guten Eindruck bei allen zu machen und meine Familie gut zu repräsentieren.

Meine Eltern und Gemma waren übrigens ziemlich gut drauf. Sie genossen das hier und so sehr das Ganze auch Stress für meine Schwester bedeutete, ihr war auszusehen, wie sehr sie sich darauf freute die Firma irgendwann zu übernehmen. Sie hatte eine Menge neuer Ideen und ich war mir sicher, sie würde alles ziemlich umkrempeln, aber deutlich besser machen.

Ich wunderte mich schon fast, dass ihr Arm nicht wehtat von dem ganzen Händeschütteln.

Dann war ich aber irgendwann erlöst. Der Hauptteil der Messe war vorbei und das hieß ich war für dieses Jahr durch. Meine Eltern und Gemma würden noch viel auf kleinere Veranstaltungen und mit potenziellen Geschäftspartnern Essen gehen, neue Kontakte knüpfen, alte pflegen und versuchen ein sehr gutes Bild abzugeben.

Ich konnte wieder zum Hotel fahren und entspannen. Von meiner Schwester und meinem Vater verabschiedete ich mich nur flüchtig, weil sie seh vertieft waren, sie warfen mir beide nur ein abgelenktes, aber ehrliches Lächeln zu, meine Mum brachte mich noch zum Auto und drückte mir einen Kuss auf die Wange.

„Das hast du gut überstanden, mein Schatz", lächelte sie und ich lächelte zurück. „Ich weiß, dass diese Messe für dich wirklich nicht das Spannendste ist, umso toller finde ich es, wie du dich jedes Jahr darauf einlässt. Du bist wirklich wundervoll, Harry, mit dir haben wir irgendwas richtig gemacht." Sie schon mir eine Locke hinters Ohr und musterte mich liebevoll. Ich griff nach ihrer Hand und strich leicht mit dem Daumen darüber.

„Mit Gemma nicht?", fragte ich scherzend und Mum lachte leise.

„Doch, mit ihr auch." Sie drückte meine Hand. „Ich hab dich sehr lieb. Mach dir einen entspannten Abend im Hotel, ja? Und falls irgendwas ist ruf einfach an."

„Ist gut." Ich umarmte sie nochmal. „Hab dich auch lieb." Dann stieg ich in den schwarzen Wagen und meine Mutter schlug die Tür zu. Der Fahrer wusste wo es hinging, ich lächelte ihm nur durch den Rückspiegel einmal zu und zog dann wieder mein Handy aus der Tasche.

Louis hatte wie erwartet noch nicht geantwortet, aber ich schrieb ihm trotzdem eine neue Nachricht.

Harry: Ich bin jetzt durch, du ja vielleicht auch.

Harry: gleich wieder im Hotel. Sobald du Zeit hast oder so, ich bin in Zimmer 412

Harry: Ich liebe dich. Du kannst alles schaffen, okay?

Zurück im Hotel löste ich als aller erstes meine Krawatte, die mich den ganzen Abend schon gestört hatte und ließ sie einfach auf den Boden fallen. Dann öffnete ich auch das Hemd und ließ mich auf mein Bett sinken. Es war unglaublich bequem. Ich guckte nochmal auf mein Handy, sah, dass mein Freund die Nachrichten noch nicht gelesen hatte und langte dann nach der Fernbedienung auf dem Nachttisch, um mal zu sehen was so im Fernsehen lief.

Es war nicht viel Spannendes dabei, aber an irgendeiner Quizshow blieb ich doch hängen und versuchte die Antworten zu erraten. Eigentlich wollte ich noch Zimmerservice bestellen, weil ich mittlerweile wieder ein bisschen Hunger hatte, aber bevor ich nach dem Telefon greifen konnte, klopfte es an meiner Tür.

Ich schaltete den Fernseher aus und ging ins andere Zimmer der Suite, zur Tür.

Als ich öffnete, verstand ich gar nicht was passierte, so schnell war er in meinem Zimmer, machte die Tür zu und küsste mich. Dass das Käppi was er trug dabei auf den Boden fiel schien ihn nicht zu stören. Ich seufzte wohlig auf, schlang meine Arme um Louis' Taille und drückte ihn fest an mich.

Der Kuss war sehr leidenschaftlich und fast schon ein bisschen zu stürmisch und Louis drängte mich zurück in Richtung des Schlafzimmers. Und es war nicht so, als würde ich jetzt nicht mit ihm schlafen wollen, aber irgendwas war nicht richtig.

Ich verlangsamte den Kuss und löste mich dann von meinem Freund, um ihm prüfend in die Augen zu sehen.

„Ist alles okay?", fragte ich und Louis wich nur meinem Blick aus.

„Ja. Natürlich. Wieso sollte irgendwas nicht okay sein?" Er versuchte mich wieder zu küssen, aber ich legte nur meine Hände auf seine Wangen und strich sanft eine Träne weg.

„Baby, du weinst."

Louis starrte mich kurz an, dann bildeten sich noch mehr Tränen in seinen Augen und er schluchzte auf und fiel mir um den Hals.

Ich drückte ihn nur eng an mich, fuhr mit meiner Hand in seinen Nacken und strich mit der anderen beruhigend über seinen Rücken. Es tat mir weh ihn so zu sehen. Ich hatte ja gewusst, dass irgendwas nicht in Ordnung war.

Ich schob ihn die letzten zwei Meter zu meinem Bett, setzte mich auf die Matratze und zog Louis auf meinen Schoß. Er klammerte sich um meinen Nacken als würde er mich nie wieder loslassen wollen und ich drückte ihm nur sanfte Küsse gegen seinen Hals, um ihn ein bisschen zu beruhigen.

„Ich liebe dich", flüsterte ich und drückte ihn enger an mich. „Ich liebe dich so sehr, Louis, es ist nicht von dieser Welt."

Nach ein paar Minuten hatte mein Freund sich etwas beruhigt und legte seinen Kopf ein bisschen entspannter auf meiner Schulter ab. „Ich bin so froh, dass du hier bist", flüsterte er. „Ich weiß wirklich nicht, was ich ohne dich machen würde."

„Ich werde immer da sein, Louis", sagte ich und drehte meinen Kopf zu ihm. Er hob sein Kinn so, dass er meine Lippen erreichen konnte und hauchte mir einen zarten Kuss auf den Mund.

„Ich liebe dich."

„Ich dich auch."

Louis richtete sich auf, sodass er mich ansehen konnte und seufzte.

„Was ist los?", fragte ich und sah zu ihm hoch.

Louis presste seine Lippen aufeinander, seufzte dann und fuhr sich mit der linken Hand durchs Gesicht.

„Zayn weiß es."

Ich runzelte die Stirn. „Was?"

Louis sah ernsthaft verzweifelt aus. Aber das konnte nicht sein.

„Lou, ich hab heute morgen noch mit ihm telefoniert, er hätte mich darauf angesprochen, wenn-"

„Nein", unterbrach Louis mich und legte beide Hände zurück auf meine Schultern. „Er weiß von mir. Er weiß, dass ich schwul bin."

Ich blinzelte. „Oh."

„Ja, oh", sagte Louis und schluchzte. „Mein Leben ist im Arsch. Ich kann mich auch einfach direkt von dir verabschieden." Er war ein emotionales Wrack und ich verfestigte meine Arme um ihn.

„Wie..." Ich musterte ihn und atmete tief durch. Ich durfte jetzt nicht selber emotional werden, weil es mich mitnahm Louis so fertig zu sehen, ich musste mich darauf konzentrieren ihn zu beruhigen. „Wie konnte er es denn rausfinden?"

„Nach der letzten Stunde gestern..." Louis holte Luft und schniefte. „hat Niall mich in einen leeren Klassenraum gezogen, weil er mit mir reden wollte. Ich hab dir ja schon gesagt, dass er skeptisch geworden ist und er hat mich gefragt was los ist, warum ich ihm nichts mehr erzähle und keine Ahnung, er war ziemlich verletzt, was ich auch irgendwie nachvollziehen konnte und dann hab ich irgendwie nicht mehr nachgedacht und es einfach gesagt. Und Zayn...Zayn hat das gehört. Und jetzt...ich meine, er kennt jetzt mein größtes Geheimnis, er hat jetzt die Macht mich zu zerstören und er hasst mich. Das heißt vielleicht kann ich mein Leben, so wie ich es kenne, jetzt noch ein paar Stunden leben und das war es dann."

„Okay, du musst dich erstmal beruhigen, Baby", sagte ich und strich ihm eine verirrte Strähne aus der Stirn.

„Harry, das kann ich nicht. Zayn wird es sofort überall erzählen oder am besten noch an die Klatschpresse verkaufen." Louis ließ seinen Kopf verzweifelt gegen mein Schlüsselbein fallen und ich seufzte und nahm sein Gesicht wieder in beide Hände, damit er mich ansah.

„Das weißt du doch gar nicht", sagte ich und Louis verdrehte die Augen.

„Harry, es ist Zayn, über den wir reden."

„Ja, ganz genau", antwortete ich. „Zayn, wie in mein bester Freund Zayn."

„Aber er weiß nicht, dass er dir schadet wenn er mir schadet."

„Nein, aber er ist auch kein schlechter Mensch. Sonst hätte ich wohl kaum mein Leben lang so viel Zeit mit ihm verbracht."

„Was willst du damit sagen?" Louis sah unglaublich unglücklich aus und es brach mir das Herz. Aber immerhin weinte er nicht mehr.

„Dass er nicht sofort überall dein größtes Geheimnis rumposaunen wird. Ja, ihr mögt euch nicht besonders-"

„Untertreibung des Jahrhunderts", murmelte Louis, aber ich ignorierte das.

„aber Zayn ist nicht durch und durch böse. Und Louis..." Ich suchte seinen Blick. „Er weiß ganz genau was für eine große Sache das ist. Wie schon gesagt er war mein Leben lang an meiner Seite. Er weiß wie schwierig ein Outing ist, was das bedeuten könnte und inwiefern es absolut nicht seine Sache ist darüber zu entscheiden."

Louis sah immer noch skeptisch aus, aber ich erkannte etwas Hoffnung in seinem Blick. „Denkst du?", fragte er.

Ich strich sanft mit meinem rechten Daumen über seine Wange. „Ja. Und außerdem...hab ich wie gesagt heute morgen schon mit ihm telefoniert und er hat das nicht mal ansatzweise erwähnt. Wir erzählen uns alles. Na ja, zumindest normalerweise. Wenn er es mir nicht sagt, sagt er es niemandem."

Ich sah eine Welle von Erleichterung über Louis hereinbrechen, als er meinen Worten zumindest ein bisschen Glauben schenkte und er beugte sich nur vor, um mich zu küssen.

„Danke, Harry", hauchte er. „Das war genau was ich gebraucht hab."

„Ist da noch mehr?", fragte ich, weil er immer noch ziemlich fertig wirkte aber er schüttelte nur den Kopf.

„Nein, ich hatte gestern nur wirklich den schlimmsten Tag und dann ist meine Mum auch noch nicht mitgekommen und ich konnte mich nicht mal von ihr verabschieden, weil Dad so Stress gemacht hat und heute musste ich auch noch den ganzen Tag auf dieser Veranstaltung mit ihm verbringen. Ich bin also einfach echt fertig."

Ich fuhr sanft mit meinen Händen über seinen Rücken und lächelte. „Was hältst du dann davon, wenn wir uns einen entspannten Abend machen? Ich hab einen Whirlpool im Bad."

Louis begann ebenfalls zu lächeln. „Das klingt gut."

„Okay." Ich hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und schob ihn dann sanft von meinem Schoß, um aufzustehen. „Ich lasse schonmal Wasser ein."

Während ich ins Badezimmer ging und versuchte die Whirlpool-Badewanne zu bedienen (es gab ein Display, das ich nicht so ganz verstand) hörte ich wie Louis irgendwas herum räumte.

„Lust auf Champagner?", fragte er und ich grinste.

„Willst du mich etwa abfüllen, Tomlinson?", rief ich zurück und kriegte es endlich hin das Wasser anzustellen. Dann stellte ich noch bunte LEDs in der Wanne an und machte das Flutlicht aus, bevor ich zu Louis ging, der vor der Minibar stand.

„Auch wenn ich zugeben muss, dass das natürlich ein Hintergedanke war..." Mein Freund sah grinsend zu mir. „Haben wir uns einfach noch nie zusammen betrunken und ich finde wir sollten das ändern."

„Stimmt, wir sind ja auch oft mit dem Auto unterwegs", fiel mir auf und er nickte.

„Also?"

„Bin natürlich dabei."

„Gut, ich hätte mich nämlich so oder so betrunken."

Ich lachte leise und zog Louis an mich.

„Ich liebe dich", flüsterte ich, bevor ich ihn küsste und meine Hände unter sein Shirt wandern ließ. „Und jetzt zieh dich endlich aus, wir müssen in die Badewanne."

Er grinste und einige Minuten später saß er auf meinem Schoß, im warmen Wasser des sprudelnden Whirlpools, die geöffnete Flasche Champagner in der Hand (wir hatten keine Gläser gefunden) und seine Lippen auf meinen.

So entspannt hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Gut fühlte ich mich mit Louis immer, aber in diesem Moment fiel wirklich der ganze Stress von mir ab und ich konnte spüren wie auch Louis sich immer mehr beruhigte und entspannte und das war wirklich schön.

Vielleicht hatte der Champagner da auch ein bisschen was mit zu tun, ich spürte jetzt schon ein bisschen was von der Wirkung. Louis tauchte mit seiner Zunge in meinen Mund ein und ich hörte wie er die Flasche hinter mir auf den Rand der Badewanne stellte, um seine Arme beide um meinen Nacken zu schlingen.

Wir trugen zwar beide keine Kleidung und waren uns sehr nah, aber ich war mir ziemlich sicher, dass auch Louis spürte, dass das hier jetzt nicht auf Sex hinauslaufen würde. Heute bestimmt noch, aber nicht jetzt hier in der Badewanne.

Hier genossen wir nur unsere Nähe und unsere Liebe und den Alkohol und entspannten uns.

„Ich liebe dich, Harry Styles", flüsterte Louis an meinen Lippen und als er sich sanft von mir löste, hauchte aber sofort wieder einen sanften Kuss darauf. „Ich liebe dich und ich kann nicht aufhören es zu sagen."

„Oh Louis", flüsterte ich zurück und schmeckte die weiche Haut seiner Wange, als ich meine Lippen darauf legte. „Ich will auch gar nicht, dass du damit aufhörst."

Louis lächelte und küsste mich und ich strich mit meiner rechten Hand über seinen Rücken und erwiderte den Kuss mit all meiner Liebe. „Und ich liebe dich auch."

Bestimmt eine halbe Stunde saßen wir so in der Badewanne und tranken Champagner und wurden beide mit der Zeit etwas energetischer (na ja und...betrunkener...und vielleicht war da ja auch irgendwie ein Zusammenhang?).

Louis schien seine Sorgen zumindest für eine Weile vergessen zu haben und ehrlich glücklich zu sein. Und hubbeliger wurde er auch. Da würde man denken ein Bad würde uns träge und müde machen, aber das Gegenteil war der Fall.

„Okay, Loverboy, genug entspannt", sagte Louis, entfernte sich von meinem Schoß und grinste. Er sah wunderschön aus, vor allem in dem dunklen Licht. „Wir sollten den Abend jetzt nutzen und einfach Spaß haben. Ich meine, wollen wir wirklich die ganze Zeit nur im Hotel bleiben? Wir sind in fucking Vegas Baby, wir sollten das ausnutzen!"

Ich lachte. „Wenn ich so recht darüber nachdenke, ich war hier schon gefühlt tausendmal, aber ich hab noch nie so richtig die Stadt gesehen. Wir sind ja immer nur für die Messe hier."

„Siehst du?" Louis stieg aus der Badewanne, nahm ein Handtuch und wickelte sich darin ein. Dann hielt er mir auch eins hin. „Das müssen wir ändern."

Ich lächelte. Er hatte Recht. Die Welt war schön, Vegas war schön und vor allem war Louis schön. Und dieses bunte Licht zeichnete seine Konturen weich und ließ ihn strahlen und am liebsten würde ich ihn einfach umarmen, mit ihm in den Himmel aufsteigen und nie wieder loslassen.

Ich verstand meine Gedanken selbst nicht, aber ich war auch ziemlich beschwipst.

„Bin dabei."

Ich drückte auf einen Knopf damit das Wasser ablief und folgte ihm dann aus dem Whirlpool. Ich brauchte eine Sekunde um mein Gleichgewicht wieder zu finden. Hui. Na ja gut, ich hatte seit dem Mittagessen nichts mehr gegessen und wir hatten den Champagner komplett leer gemacht. Also war es nicht verwunderlich, dass ich eine Weile brauchte, bis ich gerade stand.

Ich nahm Louis das Handtuch aus der Hand und rubbelte mich dann auch trocken. Mein Freund verschwand schon im Schlafzimmer, um sich wieder anzuziehen.

Ich spürte manche Stellen meines Körpers wegen des Alkohols kaum, aber das Handtuch an meiner Kopfhaut war ungewohnt intensiv. Ich kicherte leise, schüttelte dann meinen Kopf und blinzelte drei mal.

Reiß dich zusammen, Harry, ermahnte ich mich selber, schlug mir leicht gegen die Wange und ging dann zu Louis, um mir ebenfalls wieder Kleidung überzuziehen. So ein bisschen Alkohol sollte mich nicht so beeinflussen. Ich war doch groß und stark. Wieder lachte ich leise und drückte Louis dann einen Kuss in den Nacken, bevor ich nach frischer Unterwäsche aus meinem Koffer griff, sowie Jeans und einem Pulli, um sie überzuziehen.

Mein Freund drehte sich zu mir um und lächelte umwerfend. Kurz konnte ich ihn nur anstarren. Oh Hilfe, so würde das jetzt den ganzen Abend ablaufen, oder? Ich würde ihn betrunken und verliebt anstarren und er würde lachen und mich küssen und...

Ja, und was?

Und die Welt wäre in Ordnung.

Also wieso beschwerte ich mich? Das war die Beschreibung eines perfekten Abends. Vor allem falls es noch in Sex enden würde und die Chancen standen echt gut.

Louis hob das Käppi neben der Tür auf, das er bei unserem Begrüßungskuss verloren hatte und ich musste grinsen. „Sag mal ist das das Käppi, was du diesem Mädchen geklaut hast?"

Louis grinste ebenfalls und nickte. „Ja. Ich meine es sieht gut aus, wieso sollte ich es nicht tragen? Nur weil ich es geklaut habe?" Bei dem Wort geklaut malte er mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft. „Das Mädchen ist mir ja nicht mal hinterhergekommen."

Ich lächelte und küsste ihn schnell. „Nun, es steht dir ausgezeichnet und du hast Recht", sagte ich. „Außerdem erkennt man dich nicht so schnell."

Louis griff nach meiner Hand und setzte mir meine Kapuze auf. „Dich jetzt auch nicht", sagte er und zog mich dann hinter sich her aus meinem Hotelzimmer.

Ja, verdammt das Leben war schön. Und betrunken zu sein war toll. Es war leicht und einfach und alles war gut.

Wieso konnte es nicht immer so sein?

Louis sah sich auf dem Flur um, dann rannten wir Hand in Hand zum Aufzug, traten ein und hämmerten auf den Türschließknopf, damit uns niemand sah.

Er küsste mich, dann öffneten sich die Türen und vor uns erstreckte sich die Lobby. Es war etwas dunkler als tagsüber, aber trotzdem noch relativ hell. Außer des Rezeptionisten war jedoch niemand hier. Louis und ich rannten durch den Eingangsbereich, woraufhin der Typ uns einen komischen Blick zuwarf, aber das war vor allem in diesem Moment so unwichtig und irrelevant und insignifikant, dass ich keinen Gedanken daran verschwendete.

Vorm Hotel wollte Louis schon ein Taxi heranpfeifen, aber ich schüttelte den Kopf.

„Lass uns laufen."

Er sah mich kurz an und nickte dann. „Okay."

Kurz starrten wir uns nur in die Augen, dann legte er seine Hände kurz an meine Wangen. „Was willst du denn machen? Wo willst du zuerst hin?"

Unser Hotel lag natürlich auf dem Las Vegas Strip, deshalb waren wir auch direkt im Herzen der Stadt (auch wenn es theoretisch etwas außerhalb lag, aber auch zur Fremont Street war es nicht wirklich so weit, mit einem Taxi wäre man in wenigen Minuten da) und konnten Las Vegas in vollen Zügen genießen.

„Ich will dich unter dem Eiffelturm küssen."

Louis begann zu strahlen. „Fuck Paris", sagte er. „Fuck Paris, wenn wir Las Vegas haben." Und damit verschränkte er wieder seine Hand mit meiner und wir liefen los, in Richtung der riesigen nachgebauten Sehenswürdigkeit.

Da der Turm noch ziemlich weit weg war sahen wir ihn einfach als Endziel an und beschlossen uns auf dem Weg dorthin einfach vom Wind leiten zu lassen. Also...metaphorisch gesehen. Nicht vom Wind, sondern einfach von unserer Stimmung, worauf wir gerade Lust hatten und als Louis ein Tattoostudio sah, schien er auch genau zu wissen worauf er Lust hatte.

Er zog mich an der Hand auf den kleinen beleuchteten Laden zu und grinste. „Bock auf ein Tattoo?", fragte er und ich stieg sofort in sein Grinsen ein.

„Ja", antwortete ich ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken. „Ja, auf jeden Fall."

Der Laden hatte ausnahmsweise mal kein dummes Wortspiel als Namen, wie die meisten Tattooshops (und Friseure). In helltürkisfarbenen Leuchtbuchstaben stand dort Regrets & Tattoos über der Tür, das zweite O leuchtete allerdings nur noch zur Hälfte.

„Regrets?" Louis lachte. „Nicht mit uns." Und damit traten wir ein. Es war eine entspannte Stimmung in dem kleinen Studio. Es lief leise Musik, hinter zwei Stellwänden ertönte das altbekannte Surren der Nadel und hinter dem Tresen stand ein Typ, der jetzt zu uns aufsah.

„Oh hi", sagte er. Seine Arme und sein Nacken waren komplett tätowiert, er hatte Tunnels in den Ohren und eine Glatze, aber das netteste Lächeln, das ich je gesehen hatte.

„Hallo." Louis grinste und wir gingen zu ihm. „Wir würden uns gerne tätowieren lassen."

„Hab ich mir fast schon gedacht", meinte der Typ und lachte.

Er holte zwei Klemmbretter mit Zetteln darauf und zwei Kulis von irgendwo hinter sich und drückte sie uns in die Hand. „Dann einmal ausfüllen, bitte."

„Warte, wir brauchen noch Geld", fiel mir ein und Louis biss sich auf die Lippe.

„Oh."

„Wir haben da vorne einen ATM, ihr könnt einfach was abheben."

„Oh perfekt, danke." Ich lächelte dem Typen zu und drehte mich dann zum Geldautomaten. Louis folgte mir und hielt mich am Ärmel fest.

„Harry...das ist keine gute Idee. Dein Vater weiß dann doch, dass du noch draußen warst...und dass du noch Geld abgehoben hast und so..."

Ich runzelte die Stirn. „Was?"

„Na ja, würde er dann nicht Fragen stellen?"

„Lou..." Ich drehte mich zu ihm um. „Kontrolliert dein Vater deinen gesamten Bankaccount?"

Louis musterte mich kurz, dann runzelte er die Stirn. „Deiner etwa nicht?"

Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Das ist mein Account und mein Geld, mein Vater hat schon immer gesagt, dass er da gar nichts zu melden hat. Weder bei mir noch bei Gemma. Früher hat er gelegentlich mal geguckt wie der Stand so ist, aber seit ich achtzehn bin hat er noch nicht mal Zugriff darauf. Und ausspioniert hat er mich nie."

Ich zog Louis vorsichtig näher. „Du kannst wirklich kaum Dinge tun, die dein Vater nicht merkt, oder?"

„Ich kann das hier tun", gab Louis zurück und legte seine Lippen auf meine. Glücklich erwiderte ich den Kuss und zog ihn dann zum Bankautomaten, um Geld abzuheben.

„Weißt du was?", sagte ich übermütig. „Erstens brauchen wir mehr Alkohol..." Ich spürte die Wirkung nämlich schon ein bisschen nachlassen. Frische Luft und Bewegung war keine gute Idee wenn man nicht ausnüchtern wollte. „...und ich werde jetzt extrem viel Geld abheben. Und dann machen wir heute Nacht einfach nur was wir wollen. No fucks given."

Louis grinste. „Bin dabei."

Ich hob zweitausend Dollar ab und stopfte sie in mein Portemonnaie, bevor ich mich zu meinem Freund umdrehte, der mir nur grinsend das Klemmbrett hinhielt. Wir setzten uns auf eine Bank und überflogen kurz was wir alles angeben und unterschreiben mussten, dann füllten wir die Unterlagen aus und gaben sie dem Typen wieder.

Er nahm sie, heftete sie irgendwo ab und grinste dann. „Nur so aus Interesse, wieviel habt ihr getrunken?"

Louis und ich warfen uns einen Blick zu, aber der Typ lachte nur. „Keine Angst, ich steche euch trotzdem was. Normalerweise sollte man Menschen die betrunken sind zwar keine Tattoos stechen...aber wir sind hier in Las Vegas. Wenn wir keine Betrunkenen tätowieren würden, hätten wir keine Kundschaft. Wir haben dafür eine Klausel eingebaut." Er nickte zu den Unterlagen und Louis und ich grinsten erleichtert.

„Nicht so viel", meinte Louis dann und der Typ nickte.

„Na dann kommt mal mit Jungs, ihr habt Glück, heute ist es sehr leer. Beziehungsweise jetzt noch, die meisten kommen so zwischen drei und vier Uhr morgens. Ich heiße übrigens Chris."

„Ich bin Louis."

„Harry."

Wir folgten Chris hinter eine weitere Trennwand.„Nur als Inspiration, falls ihr schon wisst was ihr wollt sagt mir einfach Bescheid." Er drückte uns zwei Ordner in die Hand. „Erstes Tattoo?"

Louis und ich grinsten nur und krempelten uns synchron die Ärmel hoch. „Oh wow." Chris lachte. „Na dann...sagt Bescheid wenn ihr euch entschieden habt."

Und damit ließ er uns wieder alleine und ging zurück zum Tresen.

Louis ließ sich auf der Liege nieder die hier stand und sah mich an. „Matching Tattoos?"

Ich lächelte, nickte und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen (wobei ich sein Käppi ein bisschen verschob, aber ich rückte es einfach wieder an die richtige Stelle). „Das ist der Plan."

Louis strahlte. „Okay. Und was?"

„Ich hätte da eine Idee."

„Und zwar?"

_____

„Ich liebe es", hauchte Louis und musterte das neue Tattoo im Spiegel. Es war leicht unterhalb seines It is what it is Tattoos und glänzte unter der Plastikfolie.

we defy you, stars

Er hatte es in meiner Handschrift, ich in seiner. Denn was passte besser zu unserer Liebe als ein Zitat aus Romeo und Julia?

„Danke, Chris." Louis konnte seinen Blick nicht von der Tinte in seiner Haut nehmen und ich konnte meinen Blick nicht von ihm nehmen.

Chris lächelte nur und nickte. „Ist mein Job. Aber gerne. Kommt zum Bezahlen einfach gleich nach vorne." Und damit ließ er uns mit dem Spiegel alleine. Ich zog meinen Pulli wieder über, ging zu Louis und umarmte ihn von hinten, darauf bedacht meine gereizte Haut nicht zu belasten. Ich drückte ihm einen Kuss in den Nacken, woraufhin Louis meine Hand nahm, um mit meinen Fingern sanft über das Tattoo zu fahren.

Unsere Blicke verhakten sich im Spiegel kurz, dann schloss ich die Augen und sog Louis' unglaublichen  Duft ein.

„Egal was mit uns passiert", flüsterte ich. „Diesen Moment haben wir für immer."

Louis nickte. „Ja", flüsterte er zurück. „Für immer."

„Lass uns bezahlen", meinte ich nach einer Weile und er nickte und zog sich ebenfalls seinen Pulli wieder an.

Zwei Minuten später verließen wir Hand in Hand den Laden und ich hielt Ausschau nach einem Kiosk oder einem Supermarkt, wo man Alkohol kaufen konnte. Denn das hier...das war unglaublich und ich wollte dieses Gefühl so lange wie möglich behalten. Und der Realität entfliehen funktionierte mit Alkohol leider wirklich sehr gut. Aber vor allem machte er die schönen Momente noch schöner und ich wollte heute Nacht einfach nur Freiheit spüren.

Und wir hatten Glück, in einer Seitenstraße sah ich tatsächlich eine Art Mini-Supermarkt, zu dem ich Louis zog.

„Warte", sagte er bevor wir reingingen und kramte sein Portemonnaie aus der Tasche. „So können wir den Alkohol sogar einfach kaufen", meinte er und drückte mir eine Plastikkarte in die Hand.

„Du hast einen Fake-Id?", fragte ich ihn und er grinste nur und zuckte mit den Schultern.

„Hat Niall mir besorgt. Und das ist kein großes Risiko, mein Vater hat nichts dagegen, dass ich Alkohol trinke. Das heißt wenn er den finden würde wäre es nicht so schlimm."

Ich musterte ihn kurz, denn auch wenn das gerade ja nicht mal schlimm gewesen war, hatte sich sein Gesichtsausdruck kurz versteinert als er von seinem Vater gesprochen hatte.

Mir wurde jedes Mal wieder mehr klar wie sehr Louis seinen Vater wirklich verachtete und wie schwierig seine Beziehung zu ihm war.

Ich griff nach Louis' Hand und zog ihn hinter mir her in den Laden. Heute Nacht ging es nur um uns beide. Jeder andere Gedanke hätte keinen Platz.

„Was willst du am liebsten?", fragte ich als wir durch den kleinen Laden nach hinten zur Alkoholabteilung gingen.

„Irgendwas was nicht süß ist", antwortete Louis und lehnte sich vorm Regal an mich. Ich legte den Arm um ihn, ließ meinen Blick über die Flaschen wandern und runzelte die Stirn.

„Aber irgendwas Hochprozentiges, oder?"

Er nickte. „Auf jeden Fall."

„Wodka?", fragte ich. Er schüttelte den Kopf.

„Davon krieg ich immer nur nachts schon Kopfschmerzen und werde müde."

„Rum?"

„Ganz eklig."

„Pfefferminzlikör?"

„Wieviel Prozent?"

„18."

„Nee, das ist zu wenig."

„Tequila?"

„Mainstream."

Langsam musste ich lachen. Louis war wirklich wählerisch.

„Gin?"

Kurz sagte er nichts. Ich sah zu ihm runter. „Lou?"

„Ja. Gin ist gut", entschied er und griff nach der Flasche. Ich folgte ihm grinsend zur Kasse und griff auf dem Weg noch nach einer Packung Pringles, weil ich inzwischen echt Hunger hatte. Und als hätte er meine Gedanken gelesen drehte Louis sich mit einem „Hunger?" zu mir um.

Ich nickte und er lächelte. „Lass uns gleich was zu essen holen."

„Bin dabei."

Louis stellte sich an, ich gab ihm Geld und ging schonmal nach draußen, die Luft hier drin war nämlich wirklich nicht so angenehm. Kurz darauf gesellte mein Freund sich zu mir, drehte die Flasche auf und nahm einfach einen Schluck.

Er verzog das Gesicht und hielt mir die Flasche hin. Ich grinste nur und nahm ebenfalls einen Schluck. Pur war auch Gin nicht unbedingt lecker, aber es machte betrunken und das war schließlich unser Ziel.

„Lass uns in eine der ganzen Malls hier gehen und einen Imbiss suchen."

Ich nickte. „Klingt gut."

Und das machten wir dann auch. Wir liefen zusammen einfach durch die Nacht bis wir zu einer Shopping Mall kamen, die genauso hell leuchtete wie der Rest der Stadt, beide mit Kapuzen und Louis sogar noch dazu sein Käppi auf. Immer wieder nahmen wir beide einen Schluck vom Gin und mit dem Alkohol der eh schon in unserem Blut war kamen wir ziemlich schnell wieder auf einen Pegel.

Als wir die Mall betraten und eine Rolltreppe hochfuhren sprang Louis auf meinen Rücken und ich lachte nur und hielt ihn fest.

Dieser Mann war die Liebe meines Lebens.

Ich hatte das zwar schon gewusst, aber in diesem Moment stand es so klar vor mir, dass ich kurz die Augen schließen musste. Louis' Arme waren um meinen Nacken geschlungen, seine Beine um meinen Körper und sein Kopf lag neben meinem. Und auch wenn der dicke Stoff unserer Pullis zwischen uns lag fühlte ich mich ihm so nah.

Ich öffnete die Augen wieder, alleine aus Angst, dass die Rolltreppe gleich vorbei war und seufzte leise. Wieso war es nicht immer so leicht? Wieso mussten wir diese ganze Scheiße aushalten? Wieso musste Louis' Vater so ein Arschloch sein, wieso mussten wir ausgerechnet aus zwei Familien kommen, die sich seit Jahrzehnten hassten?

Louis riss mich aus meinen nicht besonders positiven Gedanken, indem er nach vorne zeigte. Gut so. Negative Gedanken sollten heute keinen Platz haben.

„Da hinten", rief er und als ich seinem Blick folgte sah ich einen Pommesstand ein paar Meter vor uns. Ich trug ihn dorthin, dann rutschte Louis von meinem Rücken und drückte sich von hinten an mich. Ich lächelte dem Mann hinter dem Tresen zu und sah dann fragend zu Louis. „Einfach zwei Pommes?"

Er nickte. „Klingt gut."

„Alles klar", sagte der Typ und während er unser Essen in die Fritteuse senkte, fuhr Louis mit seinen Händen in die Tasche meines Hoodies.

„Ich liebe dich", flüsterte er in mein Ohr und ich biss mir auf die Unterlippe und drehte meinen Kopf zu ihm.

„Ich liebe dich auch", flüsterte ich und Louis lehnte seinen Kopf an meine Wange. Ich nahm den Stoff durch den Alkohol ungewohnt deutlich wahr und musste lächeln. Wir blieben einfach genauso stehen bis der Typ uns die Pommes übergab und ich bezahlte.

Nähe zu Louis war alles was ich im Leben brauchte.

Wir setzten uns an den silbernen Imbisstisch, den der Typ vor seiner Bude aufgestellt hatte und fingen an zu essen. Ich merkte wie der Alkohol langsam wirklich kickte und ich begann alles etwas anders wahrzunehmen. Verschwommener, nicht in dem Sinne, dass ich unscharf sah, aber alles ging irgendwie mehr ineinander über und ich blinzelte langsamer.

Alles war einfach da und wir auch und das war, wenn man so drüber nachdachte, schon komisch.

Und die Pommes schmeckten unglaublich gut. Ich glaube ich hatte noch nie etwas so leckeres gegessen. Ich griff nach Louis' Hand, er verschränkte unsere Finger und dann aßen wir beide schweigend zu Ende. Wir mussten nicht reden. Wir verstanden uns auch so. Und genossen es einfach zusammen zu sein und uns über nichts Gedanken zu machen. Wir hatten aber beide ziemlich Hunger und waren dementsprechend auch ziemlich schnell fertig. Ich stand auf und warf unsere Pappschachteln in den Mülleimer, Louis winkte dem Typen noch zu und dann verließen wir die Mall wieder, um uns weiter auf den Weg zum Eiffelturm zu machen.

Die Flasche Gin hatte ich in der einen Hand die andere bot ich Louis an und er nahm sie lächelnd und lief leicht hüpfend neben mir her.

Nach einigen Metern hörten wir allerdings Musik von irgendwoher kommen und drehten uns beide interessiert, um zu sehen woher sie kam.

In einer Seitenstraße links leuchteten Lichter vor einem Club und ich musste Louis nur einen Blick zuwerfen, um zu sehen, dass er genau das gleiche dachte wie ich. Beschwingt gingen wir darauf zu, hielten links davon kurz an, nahmen beide noch einen Schluck Gin und stellten die nur noch halb volle Flasche dann einfach an den Straßenrand.

Ich musterte Louis kurz. Er sah mit Käppi und Kapuze einfach nur niedlich aus, vor allem wenn er wie jetzt gerade die Ärmel über seine Hände zog. Ich konnte nicht anders als ihn einfach kurz an mich zu ziehen. Er kicherte in meine Brust und schlang seine Arme um meine Taille.

Dann drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange und wir gingen Arm in Arm zu dem Club. Jetzt spürte ich den Alkohol so richtig. Vermutlich sollte man mich jetzt keine Entscheidungen mehr machen lassen, aber wer sollte mich davon abhalten? Louis war ja genau so betrunken wie ich.

In den Club reinzukommen war komischerweise kein Problem, aber vielleicht war es auch genau aus dem Grund so einfach, dass es uns egal gewesen wäre wenn es nicht funktioniert hätte.

Die Musik war unglaublich laut, Louis lief vor mir und zog mich mit sich auf die Tanzfläche. Alles was passierte nahm ich unglaublich genau wahr, aber irgendwie gleichzeitig als wäre es ganz weit weg. Es war aber ein tolles Gefühl. Und dann begannen Louis und ich zu tanzen.

Die Musik floss wie Strom durch meinen Körper und ich ließ mich einfach tragen. Alles strahlte in grünen, roten und blauen Lichtern, Louis bewegte sich vor mir, ich nahm den Moment fast schon in Zeitlupe wahr und fühlte mich unendlich frei.

Ich hatte keine Ahnung wieviel Zeit verstrich, kein Gefühl mehr für Zeit und Raum, ich wusste nicht wieviele Lieder schon durchgelaufen waren. Aber irgendwann landeten Louis und ich in unseren Armen und küssten uns stürmisch inmitten der unzähligen Menschen auf der Tanzfläche und in einem absoluten Rausch. Ich konnte spüren, dass es Louis ganz genauso ging wie mir.

Das hier war unglaublich. Es war absolut das beste jemals. Ich würde nie wieder aufhören.

Ich bekam kaum mehr mit was passierte. Wir küssten uns auf der Tanzfläche, wir tanzten, wir ließen uns einfach leiten, wir verließen den Club irgendwann und liefen lachend und übermütig und uns immer wieder küssend durch die Straßen.

Das Leben war einfach, hell und wunderschön. Und so würde es mit Louis an meiner Seite immer sein.

Ich ließ ihn eine Pirouette drehen und zog ihn in meine Arme. Wir küssten uns und dann rannten wir tanzend über einen Zebrastreifen. Es waren so viele Leute unterwegs, auch wenn es inzwischen wirklich spät war, aber so kam es einem auch nicht vor.

Alles war hell beleuchtet und wir waren immer näher am Eiffelturm. Ein paar hundert Meter davor kamen wir auf einen großen Platz, mit vielen Lichtern und einem Springbrunnen in der Mitte, der sogar eine eigene Lightshow hatte.

„Harry", sagte Louis, sah begeistert zu mir und ich nickte nur grinsend. Er zog mich mit sich zum Springbrunnen und wir liefen durch die kleinen Wasserströme die neben den Düsen auf dem Boden entstanden. Meine Schuhe waren nach Sekunden durchnässt und wir bekamen auch Wasser von der Seite ab, aber das spielte alles keine Rolle. Das einzige was eine Rolle spielte waren Louis und ich.

„Wooohooo", rief Louis laut und sprang übermütig auf und ab. Er drehte sich, schloss die Augen und streckte die Hände in den Himmel. Dann zog er sich das Käppi ab, schüttelte seine Haare und schlang seine Arme um meinen Hals. Ihn so sorgenfrei und glücklich zu sehen war das schönste auf der Welt. Ich hob ihn sofort hoch, drehte mich mit ihm im Kreis und küsste ihn dann stürmisch.

„Sieht so aus als könnten wir uns gar nicht unter dem Eiffelturm küssen", meinte Louis, als er sich von mir löste und ich nickte. Der Turm war nämlich so über ein Gebäude gebaut, dass darunter gar kein Platz war. Ich ging mit ihm aus den Pfützen raus neben eine Steinbank, von denen es um den Springbrunnen einige gab und setzte ihm sein Käppi wieder auf.

„Dann müssen wir uns halt davor küssen", sagte ich und er nickte, lächelte und zog meinen Kopf zu sich herunter, um mich leidenschaftlich zu küssen.

Das hier war der beste Moment meines Lebens.

Wir lachten und küssten uns weiter und als ich Louis sanft eine Haarsträhne neben dem Käppi hinters Ohr schob war von einem Moment auf den anderen alles klar.

„Lou", flüsterte ich und er sah mich nur an.

„Ja?"

Ich musterte sein Gesicht ganz genau, prägte mir jeden Zentimeter, jede Falte, jede einzelne seiner Wimpern ganz genau ein.

Dieser Junge war alles für mich.

Wirklich, er war meine ganze Welt und das einzige was wichtig war. Und ich wusste nicht, ob es der Alkohol war oder die Art wie er mich ansah oder einfach nur meine unsterbliche Liebe für ihn...aber für mich war glasklar was wir jetzt tun sollten.

„Lass uns heiraten."

_____

teile dieses kapitels sind möglicherweise entstanden als ich selbst ebenfalls etwas betrunken war lol

deshalb entschuldige ich mich für jegliche unlogik oder irgendwelche fehlende authentizität

wie hat euch das kapitel gefallen?

glaubt ihr es bleibt so ganz ohne konsequenzen, was die beiden gerade machen?

übrigens sind in diesem kapitel definitiv einflüsse aus dem just hold on video zu finden, nur falls es irgendwen daran erinnert hat haha (das ist auch ungefähr der vibe, den ich rüberbringen wollte)

ein schönes wochenende euch (und für manche schöne ferien lol), wünscht mir glück für meine theorieprüfung morgen, hoffentlich klappt's dieses mal haha

:)

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