10 | ein kleiner junge, der sich die ohren zuhält | harry
vibe des kapitels: calamity - zayn
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„Wunderkind Zayn Malik bald auf der großen Bühne", reklamierte mein Vater und ließ die Zeitschrift auf den Tisch sinken. „Wahnsinn. Zayn, wir sind alle sehr stolz auf dich."
Mein bester Freund lächelte nur und nickte meinem Vater dankend zu. Zayns Vater legte seinem Sohn eine Hand auf die Schulter und grinste stolz.
„Wirklich Zayn, das was du in deinen jungen Jahren schon erreicht hast ist unglaublich", schaltete sich meine Mutter dazu und auch Gemma nickte zustimmend. Ich grinste zu meinem besten Freund, der neben mir am Tisch saß und verlegen lächelte.
Er konnte nicht so besonders gut mit Komplimenten umgehen, aber man konnte sehen wie stolz er selber auch war. Er hatte es geschafft. Sein Traum würde in Erfüllung gehen. Und das war ganz allein sein Verdienst. Nichts was seine Eltern ihm gekauft oder ermöglicht hatten. Nur sein eigener Erfolg.
Darauf war ich schon ein bisschen neidisch. Ich meine, was hatte ich schon erreicht in meinem Leben? Ich hatte ja nicht mal einen Schulabschluss.
Gut, den hatte Zayn auch noch nicht, aber das tat nichts zur Sache.
In dem Moment ging die Tür zum großen Esszimmer auf und ein paar Angestellte kamen herein und brachten das Essen.
In unserem Hochhaus gab es zwei Arten von Angestellten. Einmal Angestellte der Firma, das hier war schließlich der Hauptsitz und das größte Bürogebäude. Die kamen morgens durch die Lobby, arbeiteten und gingen abends wieder. Und dann gab es noch das Personal meiner Familie. Unsere Köchin Molly (und ihren Praktikanten Pierre), das Putzpersonal, die Hausmädchen, den Gärtner für den Dachgarten, den Schneider und so weiter. Meiner Meinung nach ein bisschen zu viel. Allerdings hatten einige von ihnen hier im Hochhaus eine Wohnung und darüber war ich ziemlich froh, Natalie zum Beispiel war immer nur ein paar Etagen entfernt.
Ich wusste nicht was es gab, aber es roch fantastisch. Meine Eltern hatten Zayn und seine Familie zum Essen eingeladen als sie gehört hatten, dass Zayn den Platz beim Konzert bekommen hatte und jetzt saßen wir alle (inklusive Zayns drei Schwestern, also echt eine Menge Leute) in unserem Esszimmer an der gedeckten Tafel und mein bester Freund wurde (zurecht) mit Komplimenten überschüttet.
Die Glamourette hatte sogar schon einen Artikel darüber rausgebracht.
Es gab etwas Asiatisches wie es aussah.
„Molly?", fragte mein Vater und unsere Köchin, die neben der Tür zur Küche stand nickte bevor sie das Wort ergriff.
„Es gibt chinesisches Ingwergemüse in Sesam Sojasauce mit Hühnchen, serviert mit Reis, für Harry und Safaa natürlich mit Tofu."
Ich warf ein Grinsen zu Zayns jüngster Schwester, die mit mir die einzige hier war die kein Fleisch aß. Sie grinste zurück.
Molly erklärte noch kurz irgendetwas zur Herkunft des Gerichts, weil meine Mutter es wissen wollte und dann begannen wir alle zu essen.
Es war eigentlich recht angenehm und es hatten sich schnell einzelne Gespräche am Tisch entwickelt, aber als alle mehr oder weniger fertig zu sein schienen, schnitt mein Vater ein Thema an, worüber ich lieber nicht geredet hätte.
„Ach, Zayn", meldete er sich und mein bester Freund sah sofort zu ihm auf. „Ja?"
„Ich wollte dich noch was fragen. Du meintest doch, dass du rausfinden wolltest, was Louis Tomlinson auf Harrys Geburtstagsfeier wollte, oder?"
Sofort spannte sich mein ganzer Körper an und ich schluckte. Einfach unauffällig verhalten, Harry, ermahnte ich mich selbst und nahm einen Schluck von meinem Wasser.
„Ich meine, ich fand es jetzt nicht so schlimm, dass er da war, er hat ja keine riesige Szene gemacht oder so, aber falls er spioniert hat oder so einen Unsinn, dann muss ich mich doch noch etwas mehr damit auseinandersetzen."
Zayn nickte. „Ja, ich...ich hab ihn gefragt." Er zuckte mit den Schultern. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, er war aus dem so ziemlich teenagermäßigsten Grund den man sich denken kann da."
„Und zwar?" Mein Vater trank einen Schluck von seinem Wein und sah Zayn interessiert an. Auch der Rest hörte ihm zu, das hatten jetzt irgendwie alle mitgekriegt.
„Wegen eines Mädchens", erklärte Zayn. „Eleanor Calder. Sie geht ja auch auf unsere Schule, deshalb verstehe ich nicht so ganz, warum er unbedingt auf die Feier musste, aber immerhin ist das ein harmloser Grund."
„Eleanor Calder? Interessant. Ja, ich meine...hübsch ist sie ja."
Ich musste mich zusammenreißen nicht zu schnauben. Hübsch ist sie ja. Als wäre das das einzig Wichtige. Wirklich, manchmal fand ich meinen Vater so zum Kotzen.
Außerdem tat Louis mir Leid. Seine anfangs kleine Notlüge wurde immer größer. Ich meine jetzt wussten schon sehr viel mehr Leute darüber Bescheid. Und auch Leute, die es absolut gar nichts anging. Ich meine, was interessierte meinen Vater denn bitte Louis' Liebesleben?
„Na, immerhin ergreift der Junge die Initiative. Da kannst du dir mal was von abschneiden, Harry", meinte mein Vater und ich verschluckte mich fast an meiner Spucke.
„Wie bitte?"
Mein Vater seufzte. „Na, du könntest ja wenigstens so tun als ob du Taylor lieben würdest. Auch wenn es...noch...nicht echt ist, so schwer kann das doch nicht sein..."
„Dad, was soll das denn jetzt?", fragte ich und schob meinen Teller ein Stück von mir weg. Das Thema gefiel mir gar nicht. Ich spürte wie Zayn mir unter dem Tisch beschwichtigend die Hand auf den Arm legte.
„Na ja, ich meine ja nur...das muss etwas glaubwürdiger rüberkommen, Harry, sonst denken die Leute am Ende wirklich noch du wärst schwul."
Meine linke Hand verkrampfe sich um die Tischdecke. Gemma warf mir nur einen Blick zu der soviel sagte wie „beruhig dich, Harry, alles halb so wild".
Niemand stoppte meinen Vater, deshalb redete er einfach weiter.
„Ich meine, ist es wirklich so schlimm für dich die Firma mit der Publicity ein kleines bisschen zu unterstützen? Und Taylor ist doch wirklich ein nettes Mädchen, sie-"
„Können wir jetzt bitte nicht über Taylor Swift reden?", fragte ich scharf und sah meinen Vater starr an. Er wirkte etwas vor den Kopf gestoßen.
„Was ist denn los?", fragte er. „Hier wissen doch eh alle, dass deine Beziehung mit ihr nicht echt ist. Aber was nicht ist, kann ja noch werden..." Er grinste und wackelte mit den Augenbrauen und ich hatte fast das Gefühl mir kam das Essen wieder hoch.
„Dad, tut mir Leid dich da enttäuschen zu müssen, aber ich glaube das wird nichts", sagte ich, immer noch im Versuch mich unter Kontrolle zu halten.
„Och komm schon Harry, das kannst du doch noch gar nicht wissen. So gut kennst du Taylor jetzt auch wieder nicht und-"
„Dad!", unterbrach Gemma ihn relativ laut, bevor das Gespräch noch weiter bergab gehen konnte und schüttelte den Kopf. „Es reicht."
Meine Mutter nickte auch. „Wirklich George, das ist kein Thema für den Esstisch, besprecht das bitte wann anders."
Mein Vater hob die Hände in die Luft. „Ist ja gut, ich halt schon die Klappe. Ich versteh zwar nicht ganz was das Problem ist, aber wie ihr wollt. Hier soll es eh eigentlich um Zayn gehen. Sind alle fertig mit dem Hauptgang? Molly hat eine wunderbare Torte in Form einer Violine gezaubert, die müssen wir alle probieren."
Und so schnell war das Thema wieder vorbei. Zayn nickte mir noch einmal beruhigend zu, bevor er seine Hand von meinem Arm nahm und ich ließ die Tischdecke los und warf Gemma einen dankbaren Blick zu.
Sie lächelte nur und formte mit ihrem Mund die Worte „I got you, Bruderherz."
Und dann wurden die Teller abgedeckt und alle Aufmerksamkeit lag auf der Torte, die mit Wunderkerzen geschmückt war und wirklich spektakulär aussah.
Zayns Augen leuchteten.
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Später lag ich müde in meinem Bett. Eigentlich musste ich noch meine Zähne putzen, aber ich wusste nicht ob ich das noch hinbekam. Seufzend zog ich die Decke über meine Schultern, da erklang ein leises Klopfen.
„Ja?", fragte ich verwundert. So spät kam eigentlich nie jemand in mein Zimmer, außer Gemma manchmal, aber die klopfte nicht, sondern kam mit einem lauten „falls du nackt bist, zieh dir was an!" einfach rein.
Die Tür ging auf, ein Spalt Licht aus dem Flur drang ins Zimmer herein und der Kopf von meinem Vater erschien.
„Hey", flüsterte er. „Schläfst du schon?"
Dumme Frage.
„Fast", murmelte ich und seufzte leise. Ich hatte eigentlich nicht so Lust jetzt mit ihm zu reden. Mein Vater betrat das Zimmer, machte die Tür hinter sich wieder vorsichtig zu und kam dann zu mir. Er ließ sich auf die Bettkante sinken und seufzte.
„Es tut mir Leid, Harry", sagte er. „Ich wollte dich heute am Tisch nicht in eine unangenehme Situation bringen. Das war nicht meine Absicht."
Ich sah zu ihm auf und lächelte vorsichtig. Dann rollte ich mich so, dass ich ihn besser ansehen konnte. „Ich weiß, Dad. Ist schon gut."
„Nein, ist es nicht. Ich verstehe das Problem zwar immer noch nicht so ganz, aber du musst mich öfter darauf aufmerksam machen, wenn ich Grenzen überschreite, okay? Ich will dir nicht wehtun."
Ich nickte. „Okay."
„Was war es denn was für dich so schlimm war? Ich meine...was hast du denn gegen Taylor? Ihr habt euch doch immer so gut verstanden und-"
„Ich hab nichts gegen sie", seufzte ich. „Aber erstens wollte ich das wirklich nicht unbedingt vor den Maliks besprechen und zweitens werd ich mich einfach nicht in sie verlieben. Sieh mal, ich verstehe, dass du und Scott eure tolle Wunschvorstellung habt, aber so wird es nicht passieren. Du kannst froh sein, dass ich mich auf die ganze Sache überhaupt eingelassen habe, du kannst nicht von mir verlangen, dass ich mich auch noch in Taylor verliebe. So funktioniert das nicht."
Mein Vater nickte. „Ist gut", sagte er. „Ich will nur, dass du weißt, dass ich das Beste für dich will, ja?"
Ja, das wusste ich. Er hatte nur manchmal komische Wege das zu zeigen. Und komische Vorstellungen davon was denn das Beste für mich war.
Ich nickte. Mein Vater sah mich nur an und lächelte sanft.
„Ich würd jetzt gerne schlafen", sagte ich und er nickte.
„Ja...klar, ich...ich wollte nur nicht, dass du sauer auf mich bist, ja? Ich hab dich lieb."
„Ich dich auch, Dad." Ich lächelte zurück und dann beugte mein Vater sich vor, drückte mir einen sanften Kuss auf die Stirn und stand auf. „Gute Nacht", sagte er als er an der Tür stand und ich gähnte.
„Gute Nacht."
Und dann verließ er mein Zimmer. Und ich atmete tief durch. Und musste an Louis denken.
Denn so war mein Vater. Er machte einiges falsch und manchmal brachte er mich wirklich zur Weißglut mit seiner teilweise wirklich unwissenden Art, aber er war mein Vater und er sorgte sich um mich und ich war ihm wichtig.
Aber das was Louis mir erzählt hatte, wie es bei ihm war...ich seufzte und griff nach meinem Handy, was neben mir lag, um ihm eine Nachricht zu schreiben. Aber in genau dem Moment erreichte mich eine.
Von Louis.
Heilige Scheiße, sag mal hatte der Junge magische Kräfte, oder was?
Louis: Na Curly? Abend gut überstanden?
Sofort musste ich lächeln. Ich konnte nichts dagegen tun, er löste das einfach in mir aus.
Harry: Na ja, mehr oder weniger
Louis: :/
Louis: was war denn los? Haben die Maliks Stress gemacht?
Harry: Woher weißt du, dass die da waren?
Louis: Zayns Instagram. Seine Story war voll mit dieser Torte
Harry: oh die war der gute Teil des Abends. Wirklich lecker.
Louis: Hör auf mich neidisch zu machen, Styles
Ich musste grinsen. Louis schrieb echt genauso wie er sprach. Es war einfach nur niedlich.
Harry: sorry, sorry
Harry: aber diese tiramisufüllung war schon echt geil
Louis: :<
Harry: was soll das denn sein?
Louis: das ist ein schmollender smiley, ist doch ganz klar.
Harry: klar sorry, wie konnte ich das denn nur nicht erkennen? Mein fehler.
Eine Weile kam nichts. Ich dachte schon Louis wäre nicht mehr online, aber dann tauchte die Sprechblase auf. Er tippte.
Louis: bist du gerade allein?
Harry: ja, warum?
Kurz darauf begann mein Handy zu klingeln und ich erschreckte mich so sehr, dass es mir erstmal aus der Hand rutschte.
Es war ein FaceTime Anruf. Ich atmete tief durch, fuhr mir einmal durch die Haare, obwohl es bei mir gerade eh so dunkel war, dass man kaum etwas sah und nahm den Anruf dann entgegen.
Louis grinste mir entgegen. „Hey", begrüßte er mich und ich lächelte.
„Hi."
„Wieso kann ich nur deine Zähne sehen?", fragte Louis und ich lachte leise und streckte mich dann, um die Nachttischlampe anzuknipsen.
Ich kniff die Augen zu als das Licht mich erst kurz blendete. „Besser?"
„Besser", bestätigte Louis. Ich setzte mich in meinem Bett auf. Ich war immer noch müde, aber für Louis hatte ich noch Zeit. Zumindest ein bisschen, bevor mich der Schlaf übermannte. Ich gähnte.
„Du siehst müde aus", meinte Louis und ich grinste.
„Was hat mich verraten?"
Er lachte leise.
„Ich hab eigentlich schon fast geschlafen, aber vermutlich ist es gut, dass du angerufen hast, ich hab nämlich noch nicht Zähne geputzt."
„Uh, dann mach das aber mal schnell", meinte Louis.
„Aber ich will nicht aufstehen", jammerte ich und er verdrehte nur die Augen.
„Und morgen beschwerst du dich, weil du so einen ekligen Geschmack im Mund hast. Nee ernsthaft, geh mal lieber deine Zähne putzen."
Ich gab ein gequältes Geräusch von mir, dann schlug ich aber die Decke zurück und stand aus dem Bett auf. Er hatte ja Recht.
Ich schlurfte zu meinem Badezimmer, öffnete die Tür und machte das Licht an. Als Louis ein Badezimmer erkannte nickte er zufrieden. „Brav."
Ich verdrehte nur die Augen und griff nach meiner Zahnbürste.
„Was hast du denn noch gemacht?", fragte ich, quetschte Zahnpasta auf die Borsten, hielt das ganze kurz unter Wasser und fing an mir die Zähne zu putzen.
„Ach, nicht so viel", meinte Louis und fuhr sich durch die Haare. So wie es aussah legte er sich jetzt auf sein Bett. „Hauptsächlich Hausaufgaben. Und dann war ich noch kurz im Park, ein bisschen Fußball spielen."
„Alleine?", fragte ich undeutlich und er nickte nur und spielte mit der Kordel von seinem Pulli.
„Ja, ich musste ein bisschen den Kopf freikriegen."
„Hat's funktioniert?"
Louis wiegte den Kopf und ich war überrascht, dass er meine Zahnbürste-im-Mund-Sprache überhaupt verstand. „Mehr oder weniger", flüsterte er, seufzte und sah mir dann einfach stumm beim Zähneputzen zu. Ich merkte, dass ich nicht weiter nachfragen sollte.
Es hätte irgendwie awkward sein sollen, aber es war eigentlich einfach nur angenehm. Als ich fertig war und meinen Mund ausspülte lächelte Louis mir zu.
„Na dann erzähl mal, wie war der Abend mit den Maliks?"
Ich seufzte. „Eigentlich gar nicht so schlecht."
„Eigentlich?", fragte Louis nach und stopfte sich ein Kissen hinter den Kopf. Ich wisch mir schnell das Gesicht und griff nach einem Handtuch.
„Na ja", nuschelte ich durch den Stoff. „Ich meine es war ein Essen für Zayn und es war echt schön zu sehen wie er sich gefreut hat."
„Aber?"
„Aber es ist ein Familienessen. Natürlich war es auch anstrengend." Ich verließ das Badezimmer wieder und ließ mich zurück auf mein Bett fallen. „Irgendwann hat mein Vater Zayn dann sogar auf dich angesprochen."
„Auf mich?"
„Ja, weswegen du bei meiner Feier warst. Es tut mir Leid, Louis, deine kleine Notlüge wird immer größer, ich hab das Gefühl Zayn erzählt es jetzt überall rum."
Louis zuckte aber nur mit den Schultern. „Solange er es geschluckt hat ist alles gut."
Ich seufze. „Jedenfalls hat mein Vater dann plötzlich mit Taylor angefangen und es war einfach nur unangenehm. Ich meine musste er das unbedingt vor Zayns ganzer Familie machen? Klar, wir kennen uns alle, aber trotzdem. Und er macht immer diese Andeutungen, dass das mit Taylor und mir ja noch was wird und er hat immer weiter geredet, ich bin fast ausgerastet."
„Oh Mann. Scheiße", sagte Louis mitleidig, legte seine Hand hinter seinen Kopf und kurz war ich abgelenkt, weil er so gut aussah. Und er versuchte es nicht mal, er hatte einfach nur ein T-Shirt an und lag mit zerzausten Haaren im Bett.
„Ich halt das nicht mehr lange aus, Louis. Wirklich, ich war kurz davor ihm einfach ins Gesicht zu rufen ‚hey, ich bin schwul', einfach damit er aufhört darüber zu reden wie ich mich in Taylor verlieben werde. Zum Glück hat meine Schwester uns dann aber unterbrochen und meinem Vater gesagt, dass es reicht. Und meine Mutter auch."
Louis lächelte sanft.
„Aber es ist wirklich...ich kann diese Diskussionen mit ihm einfach nicht länger aushalten. Es ist so frustrierend."
„Immerhin hast du eine Schwester, die sich für dich einsetzt.", sagte Louis und sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen.
Ich sah ihn traurig an. „Oh ich...tut mir Leid, Babe, ich weiß deine Situation ist viel schwerer."
Babe. Babe. Also das war keine Absicht gewesen.
Aber Louis lächelte nur. „Hey, Harry", sagte er sanft. „Das ist doch kein Wettbewerb. Du hast es mindestens genauso schwer."
Ich lächelte zurück und eine Weile sagten wir beide nichts.
„Meine Familie liebt mich immerhin", sagte ich und schluckte. „Mein Vater kam eben sogar rein und hat sich bei mir entschuldigt, weil er mir nicht wehtun will. Er ist vielleicht manchmal komplett ahnungslos was um ihn herum abgeht, aber ich bin immer noch sein Sohn."
Louis' Auge wurden ein bisschen stumpf.
„Außerdem kann ich mich wirklich glücklich schätzen eine Schwester zu haben", sagte ich dann und er nickte.
„Und eine Mutter", fügte er hinzu.
Ich runzelte die Stirn.
„Du...was ist denn mit deiner Mutter?"
Louis seufzte und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. „Sie ist kaum da", erklärte er. „Früher hat sie mich ständig verteidigt, wenn ich mich mit meinem Vater gestritten habe und ist dazwischen gegangen, hat sich selbst mit ihm gefetzt..." Er biss sich auf die Unterlippe. „Dann war sie irgendwann für ein paar Tage plötzlich still, ich hab sie immer nur meinen Vater anschreien gehört, wenn ich schon im Bett lag. Da kam ich mir immer vor als wäre ich sieben Jahre alt. Ein kleiner Junge, der sich die Ohren zuhält, weil die Ehe seiner Eltern absolut in Scherben liegt."
Ich strich mir eine Locke hinters Ohr und beobachtete Louis' Gesichtszüge so genau wie es durch den Bildschirm ging. Seit er von seinen Eltern sprach sah er müder aus.
„Und dann...seit ein paar Wochen ist sie kaum da. Ich sehe sie wirklich nur selten in unserer Wohnung, manchmal merk ich im Halbschlaf noch, wie sie reinkommt mir einen Kuss auf die Stirn drückt und dann wieder geht. Beim Essen ist sie nie da. Glücklicherweise hat mein Vater auch relativ viel in der Firma zu tun in letzter Zeit, das heißt ich muss nicht jeden Abend mit ihm essen." Louis zuckte nochmal mit den Schultern, setzte sich auf und griff dann nach einem Wasserglas, das neben ihm auf dem Nachtschrank stand. „Manchmal setze ich mich zu Maurice und Ian in die Küche", sagte er und ein Lächeln trat auf sein Gesucht. „Das sind die entspanntesten Abende." Er trank einen Schluck und stellte das Glas wieder weg.
Ich lächelte und gähnte. Ich war mittlerweile wirklich müde, aber ich wollte für Louis da sein.
„Oder wenn Niall rüberkommt. Oder Liam. Das ist auch ganz schön."
Ich gähnte nochmal und legte mich in eine andere, etwas bequemere Position. „Das tut mir wirklich Leid mit deinem Vater. Das verdienst du nicht."
Louis grinste. „Du bist ganz schön müde, oder?"
„Was? Nein, nein, ich bin voll da. Erzähl weiter", sagte ich und blinzelte. „Irgendwas."
„Okay", lachte Louis und ich lehnte mein Handy an das Kissen neben mir, um es nicht mehr halten zu müssen. „Sekunde, vielleicht fällt mir eine lustige Geschichte ein."
Louis begann mir irgendeine Geschichte über Niall, Kunstunterricht und eine ruinierte Schuluniform zu erzählen und ich hörte nur seiner wunderschönen Stimme zu und driftete immer weiter weg.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte hatte ich genau eine Nachricht.
Louis: Ich hab jetzt ungefähr drei Millionen screenshots auf meinem Handy. Du bist süß wenn du schläfst, ich konnte nicht widerstehen.
Mein Bauch kribbelte sofort und ich musste lächeln. Oh ja. Ich hatte eine der wichtigsten Personen meines Lebens gefunden.
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Die nächsten zwei Wochen dachte ich ununterbrochen an Louis. Wir versuchten uns so oft zu sehen wie möglich, aber an manchen Tagen ging es dann doch nicht, weil er Dinge für die Schule machen musste, oder weil sein Vater ihn nicht gehen ließ, oder weil Zayn vorbeikam oder weil er Zeit mit seinen Freunden verbrachte oder weil ich eine Klausur schrieb.
Aber wir sahen uns trotzdem oft. Meistens fuhren wir wieder zu dem leeren Parkplatz und wenn wirklich niemand da war durfte ich fahren. Ab und zu war mal das ein oder andere Auto da, dann setzten Louis und ich uns nur auf den Rücksitz und unterhielten uns, dort konnte uns niemand sehen, weil die hinteren Scheiben alle getönt waren.
Wir lernten uns so richtig kennen. Ich erfuhr eine Menge Dinge über ihn. Er hatte mir zum Beispiel erzählt wie gerne er Geschwister hätte, wie sehr er Oasis liebte und wie sehr er Verblödungs-TV hasste. Außerdem wusste ich wie sehr er langsame Küsse genoss. Und dass er es liebte wenn ich meine Hand auf seiner Stirn liegen hatte. Das hatte ich rausgefunden als er etwas enorm dummes gesagt hatte, ich so getan hatte als würde ich nachgucken wollen, ob er Fieber hatte und er bei der Berührung nur die Augen geschlossen und leise geseufzt hatte.
Außerdem konnte ich sehen wenn er über etwas lieber nicht sprechen wollte. Dann erschien immer eine traurige Falte in seinem linken Augenwinkel und sein Blick wurde etwas stumpf.
„Ich finde es blöd, dass wir uns morgen nicht sehen können", seufzte Louis jetzt. Wir saßen auf dem Rücksitz seines Autos. Ich lehnte am Fenster und Louis saß zwischen meinen Beinen, an meinen Rücken gelehnt. Meine Arme hatte er um sich gelegt und spielte mit den Ringen an meinen Händen, während ich mein Gesicht in seinem Nacken und seinen Haaren vergraben hatte und seinen himmlischen Duft einatmete.
Wenn es nach mir ginge könnten wir bis zum Ende der Zeit einfach genauso hierbleiben.
„Wenn du es mir abnehmen willst mit Taylor auszugehen, stehe ich dir dabei nicht im Weg", murmelte ich und seufzte.
Louis kicherte leise. Mein Herz wurde warm. „Das wäre doch mal witzig", sagte er. „Wenn statt dir einfach ich bei Taylor auftauchen würde und auf den ganzen Paparazzifotos wäre."
Ich musste grinsen. „Mein Vater würde ausrasten", sagte ich. „Und sich vermutlich fragen wie dein Vater von unseren Plänen erfahren konnte und dass er ihm einfach das Spotlight gestohlen hat. Oder andersherum wie Scott ihm das nur antun könnte."
Louis nickte und schmiegte seinen Kopf seitlich an meine Brust. Ich lächelte selig.
„Tja. Wir müssten es mal durchziehen."
Ich lachte leise in seine Haare und nickte. „Ja. Das müssten wir."
Aber wir wussten beide, dass wir das nicht tun würden.
Louis zog den Ring mit dem goldenen S von meinem Finger und drehte ihn. Ich griff vorsichtig nach seiner Hand und dem Ring und steckte ihn an seinen Ringfinger. Er war etwas zu groß, aber ich wurde von einem warmen Gefühl erfasst. Louis starrte kurz auf seine Hand, dann drehte er sich zu mir um und blickte mich mit einem leicht verwirrten Blick an. Ich zuckte mit den Schultern und lächelte. „Ich wollte nur mal wissen, wie er an dir aussieht."
Louis' Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Dann reckte er sein Kinn zu mir hoch und ich senkte meine Lippen sofort auf seine.
„Fuck, Harry wie sollen wir hiermit jemals aufhören?", flüsterte er irgendwann und drehte sich komplett um, sodass er auf meinem Schoß saß.
„Ich hab keine Ahnung", murmelte ich gegen seine Lippen und küsste ihn weiter. „Aber ich will auch gar nicht."
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so neue woche, neues kapitel. falls es tippfehler gibt, truly sorry, aber ich war zu faul nochmal drüber zu lesen.
wie geht es euch diese woche? mir gerade tatsächlich ganz gut, ich krieg das mit dem homeschooling viel besser hin als in den letzten lockdowns.
übrigens sind die väter der beiden hier ihre eigenen ausgedachten personen. einerseits weil ich es nicht mag echte menschen schlecht zu machen (auch wenn es nur in fanfiction ist) und andererseits auch aufgrund komplizierter familiensituationen. ich meine bei den styles würde es noch gehen, aber louis' leiblicher vater heißt ja nicht mal tomlinson und er hat hier ja auch keine geschwister, deshalb dachte ich mir es ist leichter einfach eine ganz andere personen zu „erfinden".
harrys vater heißt also george und louis' vater ted bzw. theodore (nach vorbild von romeos vater im film von buz luhrman).
das nur kurz, falls sich leute gewundert hatten haha
einen schönen sonntag noch :)
💕
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