Seven

Seven

Jacob grummelte ein wenig als er das Klopfen an seiner Wagontür wahrnahm.

Wie früh war es schon wieder?

Jeder wusste doch, dass er ausschlafen wollte. Gerade wo er gestern spät heimgekehrt war. Und Rose wäre beschäftigt, das wusste er. Denn er hatte ihr ihre Sachen gestern Nacht noch neben ihren Schlafplatz gelegt. Er hatte sie nicht unnötig wecken wollen.

„Boss?" Die Stimme von Gus ertönte, der hinter der Tür stand und tief einatmete.

Das durfte wohl nicht wahr sein. Er war doch genau wie Jacob spät nachts zum Zug zurückkehrt. Was machte er so früh vor seiner Zimmertür?

„Gib mir 'n Moment", rief der Rookanführer erschöpft und drehte sich in seinem Bett herum.

Er zischte leise und verzog das Gesicht – denn seine verdammte Schusswunde schmerzte noch immer und meldete sich als er sich auf die Seite drehte.

Mühsam erhob er sich vom Bett und ging im Halbschlaf zu seiner Wagontür. Wenn er nicht so müde wäre, dann würde er Gus eine reinhauen, allein fürs Wecken.

„Was ist jetzt schon wieder?" Der junge Assassine grummelte und starrte den anderen Mann mit seinen blonden Locken auf dem Kopf an. Sie standen noch in alle Richtungen ab. Das gab Jacob den Hinweis, dass auch Gus noch nicht lange wach war.

„Ich sollte Bescheid geben", Gus gähnte und deutete mit dem Daumen den Flur entlang, „Dass es Frühstück gibt. Miss Dupont hat gekocht." Gus' Finger schwebte in der Luft, weil er ihn müde erhoben hielt.

Hatte Jacob das eben richtig verstanden? Rose hatte gekocht? Gekocht für ihn und seine Jungs?

Das war sehr untypisch. Normalerweise aß Jacob morgens kaum etwas. Meist hatte Evie ihn dazu gezwungen, etwas hinunterzuschlucken, bevor er den Zug verließ. Wenn überhaupt, manchmal dachte er, dass er selbst kein Hungergefühl zu besitzen – außer es gab Bacon. Andererseits erinnerte er sich in letzter Zeit jedoch gerne an das selbstgemachte Essen von Evie.

Jetzt konnte Jacob es auch wahrnehmen, den leichten Geruch von gebratenem Speck und Ei, der in der Luft lag.

„Ich hoffe es wird noch etwas Speck da sein, wenn ich gleich da bin." Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, schloss er die Tür wieder und lehnte den Kopf kurz an, sah nach unten auf seine Morgenlatte. Verdammt, wie wurde er sie in Rekordzeit los?

Dann musste Jacob sich auch noch etwas anziehen. Halbnackt konnte er Rose nicht gegenübertreten.

Rose war in der Zwischenzeit in der Küche und bereitete einen weiteren Teller Speck vor – ihr Lieblingslied „Te souviens-tu?" summend.

Es war für sie noch immer unglaublich als einer der Jungs sie gefragt hatte, was sie hier machen würde. Für sie war es normal, morgens etwas zu essen. Die letzten Tage hatte es ihr so gefehlt, morgens Brötchen und Speck zu essen, dazu ein schönes Ei.

Als ihr der Rook dann erzählt hatte, dass sie normalerweise kaum etwas am Morgen hier aßen, war die junge Frau fassungslos. Das Frühstück war doch immerhin die wichtigste Mahlzeit des Tages.

„So, unser Dornröschen ist auch Mal wach", ertönte Gus' raue Stimme und Rose zuckte leicht zusammen. „Ist noch Speck da?" Rose lächelte leicht, drehte sich zu ihm um.

„Ja." Sie nickte. „Es ist gerade eine neue Portion fertig", meinte sie und deutete auf den Teller.

„Gut, weil er mich wahrscheinlich umbringen wird, wenn nichts übrigbleibt." Er lachte und nahm den Teller an sich.

Rose schüttelte ihren Kopf. Sie konnte das nicht fassen. Alles schien hier so locker zu sich zu gehen. Keiner erwartete, dass sich irgendwer vornehm benahm. Und auch wenn sowohl sie als auch Elisé nur auf Zeit hier als Gast lebten, hatten sie die meisten Jungs schon akzeptiert.

Rose seufzte leise, überlegte einen Moment, ob sie Jacob noch eine Extraportion vom Speck machen sollte.

Ihre Gedanken blieben nur nicht beim Speck.

Sie wanderten weiter und ihr kam der unmögliche Gedanken, wie es wäre, wenn sie hierbleiben würde, bei Jacob.

War das möglich oder nur eine dumme Träumerei ihrerseits? Mal von ihren Eltern abgesehen, die das nicht billigen würden.

Sie passte hier doch eigentlich gar nicht herein. Sie passte zu jemandem, der in einem Haus mit schönem Vorgarten wohnte.

Eine Sekunde lang dachte Rose daran, wie es wäre, wenn sie nicht aus einem wohlerzogenen und guten Haus stammen würde. Wäre sie dann auch Jacob irgendwann begegnet? Oder daheim dazu gezwungen gewesen, schon früh arbeiten zu gehen?

Rose verwarf den Gedanken, mit Jacob zusammenzuleben und schreckte zusammen als ein lautes Grölen aus dem Wagon nebenan ertönte.

Anscheinend hatte da jemand seinen Weg von seinem Bett zum Frühstück gefunden, dachte Rose sich.

Sie kicherte, verstummte aber als sie hörte, wie sich einer der Jungs verschluckte und strich sich verlegen eine Haarsträhne hinter ihr Ohr, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte.

Als nächstes erhaschte sie einen schnellen Blick auf Jacob. Er sah noch etwas sehr übermüdet aus. Seine Augen waren leicht träge und gerötet. Dennoch bildete sich ein Lächeln auf seinen schmalen Lippen.

„Ich sehe, ihr wart so schlau und habt mir etwas übriggelassen." Er schmunzelte in die Runde der Jungs hinein als er ihr die Schulter tätschelte und an ihr vorbeilief.

„Wenn du nicht ewig schlafen würdest, wäre sogar noch mehr da gewesen, Boss." Oliver lachte ihm entgegen. Der Rookanführer warf dem noch recht jungen Rook einen Blick ­zu und kniff die Augen zusammen.

„Ich glaube, Rico sollte dir mal ein wenig Manieren beibringen, Grünschnabel." Dabei grinste Jacob breit. Sein Gegenüber schüttelte lachend den Kopf.

Jacob begann im Stillen zu essen und lehnte sich ans Fenster hinter ihm an, wurde etwas still, während sein Blick immer wieder für eine kurze Sekunde Roses Rücken erhaschte.

Er musste seine Gedanken erst mal sammeln. Gestern in dem Haus von Pitsbur hatte er etwas gefunden, das ihn beunruhigte. Der Templerbrief, dessen war er sich sicher. Dem musste er nachgehen.

Den Brief hatte er sich nachts nochmals vorgenommen, nur um vielleicht einen Beweis darauf zu finden, dass Pitsbur ein Templer war. Denn wenn dies der Fall sein sollte, könnte er sich aufmachen und seiner Arbeit als Assassine nachgehen.

Für Jacob stand fest, dass ihn sein Bauchgefühl auf den richtigen Pfad führte. Etwas Anderes konnte er sich nicht erklären. Warum sonst sollte er Templerbriefe in seinem Haus aufbewahren?

Sein Bauchgefühl hatte ihn noch nie enttäuscht.

Als ihm ein anderer Gedanke in den Kopf schoss, der dem Assassinen ein wenig auf die Laune schlug, blickte er erneut zu Rose – diesmal wesentlich länger. Was wenn Rose etwas von den Templern wusste und sie ihn nur an der Nase rumführte? Ihm war der Gedanke zuwider. Ein so zartes Mädchen, klein und relativ mittellos in einer ihr fremden Stadt. Es wollte sich ihm in keinster Weise erklären, wieso sie ihn anlügen und verarschen sollte.

Jacob legte den Kopf schief, betrachtete das kleine Muttermal unterhalb ihres rechten Ohrs. Der leichte Durchzug verdeckte es immer wieder, da eine Haarsträhne davor wehte.

Als er den Blick auf sein Essen hinabsenkte und dann wieder aufsah, sah er wie ihn ein paar seiner Jungs fragend anblickte.

„Was?" Er zog eine Augenbraue hoch. „Habe ich etwas im Gesicht?", fragte er. Ein leises kleines Murmeln ging durch den Raum, das kaum jemand außer Jacob wie so häufig wahrnahm. Er hasste es, dass ihn sein Vater darauf trainiert hatte, so viele Sinne auf einmal zu nutzen.

Jacob wartete so lange, bis Rico es nicht mehr aushielt und hinter Jacob deutete.

Er drehte sich stirnrunzelnd um und erblickte das Gesicht der Frau, die ihn in letzter Zeit so durch den Wind brachte. Jacob warf nun Rose einen fragenden Blick zu. Hatte sie ihn etwas gefragt, ohne das er es mitbekommen hatte? Das wäre unmöglich. Er hatte sie doch angesehen, er hätte das mitbekommen.

„Kann ich dir helfen?", fragte er kauend und blickte gebannt in ihre grünen Augen.

Rose entkam erneut ein leises Kichern.

Dieses Kichern ließ Jacobs Mundwinkel nach oben zucken. Es machte den Rookanführer nicht fertig, doch seine Gedanken, darüber, wie perfekt sie schien, vervollständigten sich, wenn sie kicherte. Wer auch immer der Glückliche sein würde, der sie eines Tages heiratete, musste auch perfekt sein. Nicht so wie er – Jacob war sicherlich nicht perfekt. Wie oft hatte er es schon gehört, dass es falsch war, was er tat? Mit anderem durfte Rose sich auf keinen Fall zufriedengeben. Es musste perfekt sein.

„Ich habe nur gefragt, ob es geschmeckt hat und du vielleicht noch etwas möchtest", sagte ihre sanfte Stimme offensichtlich nicht zum ersten Mal und Rose legte ihre Hände hinter den Rücken, faltete sie ineinander.

Sie lächelte sanft und wartete auf eine Antwort des Mannes vor ihr. Rose war sich bewusst, dass sie keine schlechte Köchin war. Ihre Mutter hatte ihr viel beigebracht, doch das Jacob sich in den Speck verlieben würde, war ihr völlig neu.

Rose lächelte ein wenig breiter als sie sich daran erinnerte, wie sie ab und an für ihre Schwester gekocht hatte und Elisé sich dann einfach zu ihr gesellte und ihr in der Küche geholfen hatte.

„Ja, es schmeckt sehr gut, Rose, danke." Kauend blickte Jacob auf den Speck in seiner Hand hinab. „Ich denke aber, dass ich schon genug hatte", bedankte er sich freundlich und sein Blick verließ nicht eine Sekunde ihre Augen.

Er stellte wieder einmal fest, dass er ihre Augen sehr schön fand. Er hatte zwar viele Augenpaare gesehen, aber wieso auch immer waren ihre Augen etwas Besonderes für ihn. Sie wirkten sanft, freundlich und einladend – genau wie ihre ganze Erscheinung.

„In Ordnung." Rose nickte „Ich sehe mal nach meiner Schwester." Die junge Frau strich sich eine Locke hinter ihr Ohr und verließ dann unter den wachsamen Augen der Rooks den Wagon.

Rico bemerkte das gerade die Augen ihres Anführers der jungen Dame folgten, aber er schwieg – denn er wusste, dass Jacob es leugnen würde.

Rose atmete tief ein als sie weiterging, um zu ihrer Schwester zu gehen. Ihr Herz klopfte etwas schneller als sonst. Jacobs Augen hatten sich so tief in ihre gebrannt, es machte sie ganz verrückt und ihr wurde dadurch warm. Das war ihr noch nie mit einem anderen Mann passiert – dass sich ihre Wangen erhitzten, sobald sie ihn erblickte.

Ehrlich gesagt machte der ganze Mann sie ein wenig verrückt.

Rose konnte es sich nicht erklären, was genau es war, dass sie so an ihm faszinierte. Er war offensichtlich ein Verbrecher, aber er hatte ein Herz aus Gold, das mittellosen Menschen in der Not half. Davon hatte sie noch nie gehört oder es gesehen. Wenn die junge Frau genau darüber nachdachte passte das Sprichwort „Harte Schale, weicher Kern" mehr zu dem jungen Mann als zu einer Walnuss.

Jacob hatte sich inzwischen wieder in sein Abteil begeben, um sich für den Tag fertigzumachen. Beim Anziehen seiner Weste bemerkte er den Templerbrief, den er unter sein durchgelegenes Kissen gelegt hatte.

Er nahm ihn hervor und überflog wieder einmal die Zeilen. Was erwartete er noch zu finden? Er hatte diesen verdammten Brief bestimmt schon sieben oder achtmal überflogen. Der junge Assassine biss sich auf die Unterlippe.

Vielleicht sollte er diesen Brief an George senden.

Jacob zögerte einen Moment lang bevor er ihn wieder unter sein Kissen schob. Nein, er würde es selbst herausfinden und sich darum kümmern. Er war schließlich nun ein Meisterassassine und das mit gerade einmal einundzwanzig Jahren.


„Möchtest du hierbleiben oder dieses Mal mitkommen?", fragte Rose ihre kleine Schwester, während sie ihr die Haare sanft bürstete. Elisé verzog trotzdem ihr Gesicht und legte ihre Hand über ihre wunde Schläfe, an der Daren ihr Haar herausgerissen hatte.

„Was wollt ihr denn machen?", erkundigte sich die Jüngere und lächelte verquält zu ihrer Schwester hinauf.

Diese zuckte mit den Schultern. Sie wusste nicht, was Jacob vorhatte.

„Weiß ich nicht. Jacob wird wahrscheinlich dieselbe Frage stellen." Sie seufzte und dachte nach, was sie machen könnten. Sie erinnerte sich an die kleine Bäckerei, bevor sie zu der Schneiderin gingen. Das wäre doch schon mal ein guter Anfang.

„Ein bisschen frische Luft wird dir sicherlich guttun, Elisé", behauptete Rose, während sie die Haare ihrer Schwester flocht.

„Hmmhm", machte Elisé leise. „Aber ich möchte euch nicht stören." Sie sah wieder nach oben und verzog erneut ihre Miene.

Rose kicherte und legte den Kopf schief.

Wieso sollte Elisé stören? Es war ja nicht so, dass Rose und Jacob ein Paar wären.

Rose verbannte diesen Gedanken schnell aus ihrem Kopf. Sie durfte sich nicht in diesen Mann verlieben, das wäre absolut nicht richtig.

„Du störst doch nicht. Ich bin mir sicher, dass Jacob nichts einzuwenden hat." Die rothaarige Frau beendete ihre Arbeit an dem Haar ihrer Schwester und richtete sich nun selbst auf.

Elisé seufzte trübselig und blickte nach vorne auf ein Fenster. „In Ordnung", stimmte sie ihr zu. „Lieber bin ich mit dir und Jacob in London unterwegs als mit deinem doofen Verlobten."

Rose schluckte und schlug den Blick nieder, ehe sie Elisé die Schulter drückte. „Er wird dir nie wieder wehtun, ich versprich es dir."

Daren war schrecklich gewesen, nicht nur zu ihr. Er hatte schon in ihrer Heimat keinen guten Eindruck bei ihr hinterlassen – das hatte ihr Bauchgefühl ihr mitgeteilt.

Als ein leichtes Klopfen an der Wagontür zu vernehmen war schauten beide Schwestern auf.

„Ja, bitte?", sprach Rose sanft und Jacob trat in den Wagon ein sobald sich die Tür öffnete.

„Ich wollte nur wissen, ob alles in Ordnung ist." Der braunhaarige Mann lächelte und strich sich ein wenig durch sein noch leicht zerzaustes Haar.

Elisé musste bei diesem Anblick kichern. Jacob hatte gestern noch sehr fertig gewirkt und nun wirkte er in ihren Augen wie Mr. Darcy.

„Ja, alles in Ordnung." Rose neigte ihren Kopf. „Wir haben uns darüber unterhalten, was wir heute machen möchten, wenn der Zug anhält", sprach sie sanft aus und blickte den jungen Mann vor ihr an.

Sie strich sich leicht nervös über ihren Handrücken. Wieso tat sie das? Jacob war kein ihr fremder Mann mehr. Wieso also war sie nervös?

Jacob bemerkte es, wie sich die ältere der beiden Dupont Schwestern den Handrücken rotkratzte und rote Wangen bekam.

Ihr fliederfarbenes Kleid hatte heute kein blumiges Muster, sondern war einfarbig und schien schlicht. Es könnte als ein Kleid aus mittlerer Schicht durchgehen, da war er sich sicher. Zumindest wenn sie den Schmuck um ihren Hals ablegte.

Er wusste, welche Wirkung er auf Menschen hatte. Meist wirkte sein Gesicht nicht sehr freundlich. Doch wenn er bei Rose war, konnte er es kaum zurückhalten, dieses Zucken seiner Mundwinkel. Sein Herz raste schon wieder. Er fluchte in seinen Gedanken darüber, dass sie keine Ahnung hatte, wie unschuldig sie gerade wirkte.

Wie sehr wollte er sie für sich haben? Nur einmal. Sie einfach gegen einer der Zugwände drücken und sich ihrem Körper widmen zu können, wäre alles was er für den nächsten Monat zum Leben bräuchte – und genau das konnte er sich nicht leisten.

Jacob schüttelte den Gedanken schnell fort. An sowas durfte er nicht denken und dennoch hatte sie seinen Traum letzte Nacht geprägt. Zu gut geprägt.

„Also gut." Er hob seine Augenbrauen ein wenig an. „Was möchtet ihr zwei unternehmen?", fragte der Assassine und deutete auf beide Mädchen, er wollte Elisé nicht völlig ausschließen.

„Ich dachte, wir könnte ein wenig durch die Stadt spazieren und zu dem Bäcker, den wir gestern gesehen hatten." Rose zuckte leicht mit ihren Schultern. „Bevor wir bei Mary-Ann waren", fügte sie hinzu und Jacob presste seine Lippen zusammen. Ah ja, Mary-Ann. Der Moment, als sie ihr erzählte, dass sie nichts für Jacob empfand.

„Ja, das klingt aufregend." Er blickte zu Elisé, die nickte. „Und können wir dann an die Themse?", entkam es dem jungen Mädchen.

Jacob wusste nicht, wieso er dies nun tat, aber er deutete auf Roses Kette. „Wenn du Schmuck trägst wirkst du auffälliger." Dann deutete er auf ihre kleine Schwester. „Und du hast eine grandiose Idee." Elisé begann zu strahlen. „So machen wir's." Er schnippte.

Rose runzelte ihre Stirn und legte den Kopf ein wenig schief, ehe sie an ihren Hals fasste und die Kette ablegte, die sie sich heute Morgen drumgemacht hatte. Sie war von ausgegangen, sie würde ihm gefallen. Als nächstes nahm sie ihr Armreifen und ihren Verlobungsring ab. Diesen hätte sie schon länger abnehmen sollen.

Sie seufzte als sie auf ihn blickte, ihn in ihren Fingern drehte.

„Alles in Ordnung?" Jacob sah ebenfalls auf ihre Hand und Rose atmete tief ein.

„Natürlich." Schnell legte sie den Schmuck zurück in ihr kleines Mäppchen.

„Na schön", entgegnete er. „Dann würde ich sagen, gehen wir."

Rose nickte zustimmend, drehte sich allerdings um und lief auf ihren Schlafplatz zu. Jacob zog seine Augenbrauen hoch als sie sich hinsetzte und ihre flachen Schuhe zu sich heranzog, die ihr Mary-Ann gegeben hatte.

Rose fühlte sich weitaus besser mit ihnen als mit Absatzschuhen, die sie bisher immer getragen hatte. Das hätte sie nicht erwartet. Ihre Mutter hatte ihr zwar Freiheiten in ihrer Kleidung gelassen, jedoch konnte Rose sich schon gar nicht mehr an nicht schmerzende Fußballen erinnern, seit sie nach London gezogen war.

Fertig die Schuhe angezogen ging sie auf den jungen Mann zu und bemerkte erst jetzt, wie groß dieser im Gegensatz zu ihr wirkte. Sie war allerdings auch nur einsfünfundfünfzig groß.

Es machte sie noch ein wenig nervöser als sie es ohnehin schon war, sobald sie bemerkte, dass Jacob sie musterte.

Fragend blickte sie ihn an, hob beide Augenbrauen und setzte ein höfliches Lächeln auf.

„Was ist los?", fragte er mit seiner rauen Stimme und Rose wich seinem Blick aus als er einen Moment noch tiefer blickte.

„Nichts, alles gut", murmelte sie, bevor sie mit einem tiefen Atemzug seine Hand ergriff. „Könntest du mir nur erklären, wie wir aus einem fahrenden Zug kämen?"

Jacobs Mundwinkel zuckten und er hob den Finger, deutete neben ihnen auf einen klobigen Knopf, der nicht hierher passte. „In jedem gibt es einen und sie sind alles mit dem Schaffnerraum verbunden." Jacob haute einmal ordentlich mit geballter Faust darauf. „Gib Agnes zehn Minuten."

Elisé ergriff die andere Hand ihrer Schwester und kicherte, sodass beide zu ihr blickten. „Jetzt lerne ich London endlich mal kennen", freute sich die jüngere Schwester.


London wirkte so lebendig seit die Blighters nicht mehr Angst und Schrecken verbreiteten.

Immer mal wieder grüßten ein paar umherlaufende Rooks ihren Anführer und ihre Begleitung.

„Kennst du viele Leute hier, Jacob?", fragte Elisé neugierig den jungen Mann.

„Ich kenne einige, aber nicht alle." Er lachte leise. „Dafür ist die Stadt zu groß", fügte er hinzu und ließ seinen Blick über die Menschenmassen schweifen.

„Diese Stadt scheint sich ständig zu verändern." Rose seufzte. Für sie war diese Stadt zu schnell und meist zu laut. Sie fragte sich, ob Jacob genauso empfand, denn sie wusste ja, dass er auch aus einer eher kleineren Stadt stammte.

„Ich finde, das ist etwas Gutes", widersprach er ihr. „Veränderungen gehören zum Leben dazu und man muss sich anpassen."

Er mochte London sehr, es war eine große Stadt. Anders von dem was er gekannt hatte. Immer wieder träumte er davon, hier irgendwann endgültig Fuß zu fassen. Nach all den Jahren in dem Schatten seines Vaters hatte er die Möglichkeit, sich frei zu entfalten und London war genau die richtige Stadt dafür. Das spürte Jacob.

„Aber oft fühlt man sich nicht wohl damit", meinte Rose etwas betrübt und sah zur Themse hinab, die in der Mittagssonne glitzerte.

Jacob schluckte ein wenig als er ihr den Kopf zudrehte. Er wollte nicht, dass sie sich schlecht fühlte. Ganz im Gegenteil, er wollte, dass sie am besten nur noch lachen und lächelnd würde.

Sie fröhlich zu machen oder sie mit seiner charmanten Art zum Schmunzeln zu bringen, das war es, was er wollte. Aber er kannte die Bedenken, die sich ihm entgegensetzten. Er flirtete, er nahm. Er war nicht selbstlos und gab. Das schlimmste wäre, wenn sie ihr Herz an ihn verlieren würde. Das durfte er nicht zulassen. Er wäre niemals der Richtige für sie.

Sie erreichten die Bäckerei und betraten diese. Eine laute Glocke über ihnen begann zu klingeln und Elisé blickte überrascht kurz nach oben.

Es war ein netter kleiner Laden, unscheinbar und doch lieblich eingerichtet.

„Schönen guten Tag." Ein breites Lächeln zierte das Gesicht der Dame hinter der Theke und Rose atmete tief ein, erwiderte das Lächeln. „Wie kann ich Ihnen behilflich sein?", fragte sie freundlich und musterte erst Rose und Elisé, danach fiel ihr Blick auf Jacob.

„Hallo", erwiderte Rose als erstes bevor sie sich an ihre kleine Schwester wandte. „Such dir etwas aus, Elisé", bot sie ihr an und sah das Funkeln in den Augen ihrer Schwester nahm zu.

„Möchtest du auch etwas?" Rose drehte ihren Kopf sofort und ihr Puls schnellte in die Höhe als sie den Atem ihres Retters in ihrem Nacken spürte, da er sich zu ihr vorgebeugt hatte. Sie spürte, sie müsste sich nur ein Stück zurücklehnen und könnte ihn dann berühren. Das wünschte sie sich, sehr in diesem Moment. Nur das konnte sie niemandem erzählen. „Ich übernehme das schon", sprach Jacob in ihren Nacken und starrte wieder auf das kleine Muttermal hinter ihrem rechten Ohr hinab.

Rose schüttelte den Kopf. Er war auch einfach zu freundlich zu ihr. „Jacob, das musst du nicht machen." Sie lächelte ihn über ihre Schuler an, doch der Assassine schüttelte seinen Kopf.

„Ich weiß, aber ich werde", widersprach er ihr und sie atmete etwas atemlos aus als sich ihre Blicke kreuzten und aneinander hängenblieben. „Also such du dir auch etwas aus", bat er sie.

Sie schluckte. Wie sollte sie entscheiden, was sie mochte, wenn sich ihr Hals staubtrocken anfühlte?

Elisé suchte sich ein Schoko- und ein Hefebrötchen aus, während Rose ein kleines Stück Apfelkuchen nahm. Jacob nahm nichts, er war noch satt vom Frühstück, welches er zu sich genommen hatte. Elisé war ganz verwirrt, denn dies war für sie ihr zweites Frühstück und sie war daran gewöhnt, mehrmals am Tag zu essen – ebenso wie Rose.

Die drei verließen das kleine Geschäft und genossen die Sonnenstrahlen, die heute zum Vorschein kamen. Es war ein warmer und sehr schöner Frühlingstag in London, dies überraschte Jacob ehrlich gesagt ein wenig. Obwohl er die regnerischen Tage dieser Stadt nicht vermisste.

„Schau mal, Rose, dort!" Elisé deutete voller Freude auf ein paar Enten, die in der Themse schwammen. „Kann ich dahin und sie füttern?", fragte sie nun ihre Schwester. Rose nickte einmal und Elisé rannte los, Jacob blickte dem jüngeren Mädchen hinterher.

„Aber pass bitte auf und bleib in der Nähe", rief der junge Assassine ihr nach und fing den Blick seiner Begleiterin ein.

Seit wann kümmerte sich Jacob um ein Kind? Es war zwar Roses kleine Schwester, dennoch sollte es ihn nicht besorgen. Vielleicht lag es aber daran, dass er selbst eine Schwester hatte – auch wenn er der jüngere zwischen ihnen war.

„Es ist wirklich schön hier." Rose drehte ihr Gesicht ein wenig zur Sonne. Sie glaubte kaum, etwas Bräune abzubekommen, solange sie sich in einer so großen Stadt wie London aufhielt. „Daren hat sowas nie mit mir gemacht", gab sie leise zu und schaute ein wenig betrübt aufs Wasser.

Jacob schüttelte den Kopf. Er konnte es kaum fassen, dass man eine solche Frau wie Rose versteckte und unterdrückte. Sie schien nicht dumm und hübsch anzusehen war sie auch. Wieso hatte dieser Vollidiot ausgerechnet sie heiraten wollen, wenn er sie doch offensichtlich nicht mochte?

„Nun, ich bin nicht wie Daren", versicherte er ihr und rückte ein kleines Stückchen näher an sie heran, womit sie sich ihm zudrehte. „Rose, ich werde dich nicht irgendwo einsperren und dir sagen, du dürftest nicht nach draußen."

Rose hob ihre Augenbrauen und sah in seine braunen Augen, legte den Kopf leicht schief. Ja, sie wusste dass er anders war. Das brauchte er ihr nicht zu sagen. Der Mann vor ihr war anders als jeder, den sie je getroffen hatte. Männer waren egozentrisch, nahmen sich was sie wollten – das hatte sie gelernt. Sie retteten Frauen in Nöten nicht, sie ließen sie links liegen – das hatte sie auch gelernt.

„Ich weiß", antwortete sie knapp und brach den Augenkontakt zu ihm.

Jacob spürte wie sein Herz immer schneller raste, zog eine Augenbraue hoch.

Sie wusste es? Sie wusste, dass er anders war?

Er drückte seine Zunge gegen seinen Gaumen und atmete durch die Nase tief ein. In seinem Kopf drängten sich Gedanken zusammen, die er verdrängen wollte, aber es nicht konnte.

Die Templer und Rose... Sie würde der Feind. War er bereit, all seinen Fantasien schlagartig ein Ende zu bereiten?

Jacob wusste, er musste es herausfinden. Er durfte sich als Assassine nicht in eine Templerin verknallen und davon abgesehen konnte er keine in seiner Stadt dulden. Sie stand unter seinem Schutz als Assassine.

„Darf ich dich etwas über Pitsbur fragen?" Jacob schluckte seinen Speichel hinunter und nahm sich seinen Zylinder ab, den er gerade trug. „Nur, wenn das in Ordnung für dich ist", fügte er vorsichtig hinzu und versuchte sie zu mustern, ihre Reaktionen zu beobachten.

Ihre Muskeln verkrampften sich ein wenig als er das Thema ansprach, doch ansonsten gab sie sich ruhig.

„Das kommt drauf an", antwortete sie ihm. „So gut kannte ich ihn nicht."

„Nicht?" Jacob legte den Kopf schief und Rose zuckte leicht mit ihren Schultern.

„Meine Eltern haben alles arrangiert und Daren schlug vor einem halben Jahr vor, ich könnte bis zur Hochzeit Anfang Sommer London schon einmal kennenlernen."

Sie war schon vier Monate hier? Wie war sie ihm nie aufgefallen?

„Du wolltest nicht."

Sie schüttelte ihren Kopf. „Ich wollte nichts von alldem." Sie lächelte leicht. „Was ich mir gewünscht habe, war... meinen besten Freund Zuhause zu heiraten." Sie kicherte als Jacob schluckte. „Einen Hund."

„Habt ihr Zeit zusammen verbracht?", fragte Jacob ruhig.

„Selten. Er war selten Daheim." Rose seufzte, biss sich auf ihre Unterlippe. „Und wenn, dann hat er sich beschwert, dass ich ihm eine gute Hausfrau sein und alles in Ordnung halten wollte. Er fing an, überall Schlösser anzubringen und verschloss sich." Sie seufzte erneut. „Und dann bin ich dir begegnet."

Roses Herz klopfte so laut, wenn sie darüber nachdachte, dass ihre Eltern mit seinen Eltern befreundet waren und dieses Arrangement schon so lange behütet hatten. Sie hatten Daren für einen Gentleman gehalten, ihm vertraut und ihm ihre älteste Tochter anvertraut. Er hatte alle bitter enttäuscht. Sie mochte sich ihre Eltern gerade gar nicht vorstellen.

Vielleicht dachten sie demnächst ein wenig mehr darüber nach, wen Rose heiraten sollte.

„Als was hat er gearbeitet?", platzte es aus Jacobs Mund als ihm die Stille zu drückend wurde. So wollte er das eigentlich nicht formulieren, aber nun war es zu spät.

Verwundert sah Rose ihn an. Sicher fragte sie sich, warum Jacob dies wissen wollte.

Die junge Frau ihm gegenüber überlegte einen Moment, bevor sie zögernd antwortete.

„Er arbeitete bei der Westminster Bank." Sie drehte ihr Gesicht wieder der Sonne zu, schloss kurz ihre Augen und nahm einen tiefen Atemzug. „Er besetzte dort irgendeinen hohen Posten."

Jacob runzelte seine Stirn. Dieser Kerl war Bankangestellter? Das war ihren Eltern gut genug für ihre Tochter?

„Aber was er genau dort gemacht hat, kann ich dir nicht sagen." Sie seufzte. „Ich habe noch nie gearbeitet, geschweige denn in einer Bank." Sie holte Luft „Und er meinte immer, dass es mich nichts angehen bräuchte, Essen würde auf den Tisch kommen." Jacob kniff leicht die Augenbrauen zusammen, beobachtete alles an ihr so genau, dass er selbst die Zuckungen ihrer Finger bemerkte, die sich einen Moment in seine Richtung begaben – als wollten sie ihn berühren.

Als sie den Kopf wieder senkte, ihre Augen öffnete und ihm in die Augen sah, war sie verwirrt – weil er sie so intensiv anstarrte.

Der Assassine suchte nach etwas, was sie als eine Lügnerin enttarnen könnte. Er suchte nach einer Antwort in ihren klaren grünen Augen. Jacob konnte es in den Augen der Menschen am besten erkennen, wenn sie logen. Und Rose, so stellte er zu seiner Erleichterung fest, sagte ihm die Wahrheit – da war er sich sicher.

„Verstehe." Er überlegte und sah zur Seite. Er brauchte mehr Beweise, um Daren töten zu dürfen. Aber immerhin war diese Frau vor ihm unschuldig und sein Instinkt hatte ihn nicht falsch gelenkt.

„Rose", ertönte die Stimme von Elisé und riss die beiden aus dem Moment, den sie sich geteilt hatten.

Jacob wandte seinen Kopf so schnell ab, dass Rose ihn noch am Drehen war. Als sie ihren Kopf in die Richtung gewandt hatte, aus der die Stimme von Elisé herkam, runzelte sie ihre Stirn.

Sie sah, wie Elisé bei einer älteren Dame mit ergrauten Haaren, die ihre Locken in einem Dutt trug, darüber einen kleinen fliederfarbenen Hut und ihr Kostüm und ihr Mantel waren farblich darauf abgestimmt, ebenso ihre Handtasche, die sie eng an sich hielt und in der sich ein kleiner Hund befand.

Rose blickte fragend Jacob an als dieser erst schnaubte und dann kopfschüttelnd lachte. Sie setzte sich direkt nach ihm in Bewegung.

„Wie schön, Sie wiederzusehen, Mr. Frye", begrüßte die ältere Dame den jungen Assassinen überschwänglich und mit einem breiten Lächeln. „Es sind schon Monate vergangen."

Der junge Mann lächelte noch immer und begrüßte die Dame nun auch, nur wesentlich verhaltener und höflicher.

„Mrs. Disraeli, eine schöne Überraschung, Sie hier anzutreffen." Er lächelte und deutete auf die Handtasche, aus der der Hund ihn anbellte. „Und natürlich auch dich, Desmond." Jacob deutete amüsiert auf den kleinen Hund, der in der Tasche saß und seine Zunge ihm entgegenstreckte.

„Dieses nette Mädchen sagte mir, dass Sie sich kennen und Sie hier wären." Sie deutete auf Elisé die immer wieder zu den Enten zurücksah. „Da wollte ich sofort wissen, wo Sie sich mal wieder herumtreiben." Die Dame lachte amüsiert und sah Rose an. „Und in Begleitung sind Sie auch noch." Mrs. Disraeli freute sich, sah Rose in ihre grünen Augen.

„Ja, ehm..." Jacob räusperte sich. „Das ist Rosabella Dupont, Ma'am. Sie ist Elisé ältere Schwester." Dabei deutete er auf das junge Mädchen, was sich Desmond von der Seite zuwandte und ihn streichelte.

„Jünger wäre auch verwundernd." Mrs. Disraeli lachte über ihren eigenen Witz und Roses Mundwinkel zuckten nach oben.

„Wie lange treffen Sie sich denn schon?" Mrs. Disraeli war neugierig.

Rose wurde leicht rot. Treffen? Oh, nein. Mrs. Disraeli war auf dem Holzweg. Aber sie konnte dieser Frau wohl kaum erzählen, wie Jacob ihr geholfen hatte, indem er jemanden hinter Gitter brachte.

„Wir sind uns vorm One Tun Pub begegnet, vor noch nicht allzu langer Zeit", ergriff Jacob das Wort und lächelte leicht, sah kurz nach unten auf Desmond hinab. Rose nickte daraufhin und hoffte, dass man die Rötung ihrer Wangen nicht allzu sehr sah.

„Oh, das ist so aufregend dort, nicht wahr?" Mrs. Disraeli lachte erneut. „Aber ich sollte dann leider weiter, mein Dizzy erwartet mich." Sie deutete hinter die beiden und Jacob sah den Premierminister Londons ungeduldig an der Straße neben einer Kutsche auf seine Frau warten. „Sag schön auf Wiedersehen, Desmond." Die ältere Dame lächelte äußerst freundlich.

Rose runzelte ihre Stirn als Elisé ihre Hand zurückzog und Mrs. Disraeli sich dann nochmal ihr zuwandte.

„Behalten Sie ihn. Er ist ein fantastischer Bursche." Rose hob überrascht ihre Augenbrauen und wurde noch röter als sie einen Blick automatisch mit Jacob tauschte. Dann setzte die Frau des Premierministers ihren Weg fort. Ein wenig perplex sah Rose erneut zu Jacob, der nur mit den Schultern zuckte.

„Sie ist ein Mysterium", scherzte er und bemerkte, dass Desmond ihm nachsah. „Und ich kann diese Töle nicht leiden. Er bellt, wie es ihm gefällt."

Sie zog eine Augenbraue hoch und ihre Mundwinkel zogen sich ein wenig höher. „Du kennst die Frau des Premierministers?", fragte sie amüsiert und der junge Mann hob unschuldig die Hände.

„Ich sagte dir doch, ich kenne ein paar Personen." Er schüttelte den Kopf und Rose seufzte. „Ist das so schwer zu glauben?", fragte er und hob eine Augenbraue bevor er anfing zu lachen.

„Sie überraschen mich immer wieder, Mr. Frye." Rose lächelte und ging zu Elisé, um ihr eine gelöste Strähne ihres Haars aus dem Gesicht zu schieben.

„Sollen wir wieder zum Zug?", schlug Jacob zunächst nach ein wenig Stille vor. „Wir gehen hier durch den Park, das ist zu dieser Zeit sehr schön, wenn die Blumen blühen." Elisé sah zu Rose auf und nickte.

„Ja, und dann musst du mir erzählen, wieso du den Premierminister kennst", behauptete das junge Mädchen und ergriff die Hand des Attentäters.

Dieser lachte als das junge Mädchen ihn mit sich zog und ihre Schwester lachend folgte.

„Na schön, aber eins nach dem anderen", stellte er klar. „Wir haben Zeit und nichts sollte uns stressen", entkam es dem jungen Mann fröhlich.

Die drei gingen gemächlich wieder zum Zug zurück und Rose lief meist ein wenig hinter ihnen, betrachtete sie beide. Elisé ergriff immer wieder seine Hand – und immer wieder hielt er sie fest. Meist passierte dies, wenn sie an einer Gruppe Männer vorbeiliefen. Doch dieses Bild ließ Roses Herz erwärmen und immer wieder tiefe Atemzüge nehmen. Er mochte vorgeben ein Ganganführer zu sein – doch in Rose Augen war er das Gegenteil eines Verbrechers. Er war ein Engel.

Später im Zug lauschte sie genauso wie Elisé gespannt der Geschichte des Assassinen, wie er Mr. und Mrs. Disraeli kennenlernte – Rose wollte ihm nicht glauben, als er erzählte, er wäre in ihre Kutsche eingebrochen. Leider passte es jedoch zu ihm. Er war immerhin auch in Darens Haus eingebrochen, ohne irgendwelche Schwierigkeiten.

Datum der Veröffentlichung: 22.09.2021 13:22 Uhr

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top