Zu langsam
Sie haben mich gefunden.
Trotz allem, haben sie mich gefunden.
Dabei hatte ich alles gegeben, was ich konnte. Doch es war nicht genug gewesen.
Völlig am Ende hatte ich mich in den Wald geschleppt.
Das Wasser sog an meinen Kleidern und machte sie tonnenschwer.
Die bleierne Müdigkeit in meinen Knochen wurde immer schlimmer.
Lauf................lauf................lauf.........
Meine Gedanken wurden zunehmend träger, geradeso schaffte ich es noch geradeaus zu laufen.
Auf meine Umgebung achtete ich gar nicht mehr. Ich war viel zu sehr mit dem Kampf gegen die mich zu übermannende Ohnmacht beschäftigt.
Dann passierte es.
Ich hörte sie nicht.
Es war zwar entzwischen die Dämmerung abgebrochen, doch ich sah sie nicht.
Alle Vögel waren auf einmal verstummt.
Auch das bemerkte ich nicht.
Erst als mein sowieso schon malträtierter Knöchel mir den Dienst versagte und ich mich zitternd auf dem Waldboden wiederfand, merkte ich, das etwas nicht stimmte.
Ich hob meinen Blick.
Und fand mich Auge in Auge mit der grinsenden Fratze des Mörders meines Vaters wieder.
"Na wen haben wir denn da?"
Dann wurde alles um mich herum schwarz.
Ein Schwall Wasser ins Gesicht ließ mich prustend hochfahren.
Ich blinzelte die Tropfen von meinen Wimpern.
Ich lag auf dem Boden, über mir stand ein grinsender Mann mit einem Wasserschlauch in der Hand.
Ich versuchte mich aufzurappeln, doch meine Hände waren auf meinem Rücken zusammengebunden, so dass ich wie ein Fisch auf dem Trockenen zappelte.
Ich hörte mehrere Männer amüsiert und gehässig auflachen, als sie meine verzweifelten Bewegungen sahen.
Verdammt, verdammt, verdammt.
Das war das Ende. Ich wusste es.
Man zog mich grob auf die Knie.
Die Banditen hatten sich in einem Halbkreis um mich versammelt um das Schauspiel zu genießen.
Einer biss gerade genüsslich in einen Apfel.
Mein Magen zog sich zusammen.
Mein Herz raste, in meinen Ohren dröhnte es.
Ich zitterte vor Todesangst.
Man hielt mich an grob an den Schultern fest und zwang meinen Kopf nach oben.
Er kniete sich vor mich hin. In seiner Hand baumelte eine lange Peitsche.
Seine kalten Augen lachten mich schadenfroh aus.
"Du hättest schneller laufen sollen, kleines Mädchen. Du warst zu langsam.", er dehnte die Worte bedacht in die Länge.
Ich schluckte hart.
Er hatte meinen Vater umgebracht, hatte mich gefunden und würde auch mich jetzt töten.
Ich hatte es fast geschafft gehabt.
Wut breitete sich auf einmal in mir aus.
So nah war ich dran gewesen. Und er war daran schuld. War an allem Schuld.
Und dann rammte ich meinen Kopf, wie von allen Sinnen, vor und riss ihm mit meinen Zähnen die Nase auf.
Ich biss mit aller Kraft zu, fühlte wie der Knochen splitterte, Blut explodierte in meinem Mund und rann meine Kehle hinunter.
Der Mann stieß einen Schmerzenschrei aus und riss sich los.
Würgend spuckte ich sein Blut auf den Boden,es rann mir bereits das Kinn hinunter.
"DU VERDAMMTE SCHLAMPE!!!"
Sein Gesicht war blutverschmiert und schmerzverzerrt, seine Nase nur ein blutiger Fleck.
Ich hatte keine Zeit mich zu freuen.
Schmerz explodierte in meinem Unterkiefer und mein Kopf flog zur Seite.
Ich schnappte nach Luft, kämpfte gegen die schwarzen Punkte hinter meinen Augen an.
Dann prasselten immer mehr Faustschläge auf mich ein.
Die Luft blieb mir vor Schmerz weg.
Mein Körper brannte wie Feuer.
Immer wieder zuckte mein Innerstes zusammen, krümmte sich, schrie.
Am Rande meines Bewusstseins registrierte ich, dass man mich losgelassen hatte.
Ich lag seltsam verdreht auf dem Boden.
Ein Tritt traf mich in die Rippen. Ich warf mich vor Schmerzen herum und schrie auf als meine Schulter knackte.
Schmerzenswellen brachen wogend über mich herein. Ich konnte nichts mehr sehen, nicht mehr denken.
Über mir ragte ein blutverschmiertes Gesicht auf.
Meine Haut riss wie Papier als die Peitsche auf mich niederging.
Scharfer Schmerz zuckte durch mein Bewusstsein.
Tränen rannen meine Wangen hinunter unter vermischten sich mit Blut.
Immer wieder hob er den Arm.
Mein Sichtfeld wurde kleiner.
Meine Augen verdrehten sich.
Damit waren sie wohl nicht zufrieden.
Mit aller Kraft trat auf meine ausgerenkte Schulter.
Ich schrie wie am Spieß. Ich bestand nur noch aus Schmerzen. Nahm nichts mehr wahr.
Ich wollte sterben, allem entkommen.
Er lachte grausam auf. Ich glaubte Pferde zu hören.
Auf einmal ließ er von mir ab. Ich krümmte mich zusammen.
Silberne Schemen huschten vor meinen Augen hin und her.
Schwerter blitzen auf.
Dann fiel ich ins Bodenlose.
Merlins POV:
Es war wirklich ein Mädchen.
Blutend lag sie da auf dem Boden. Ob sie noch lebte, konnte ich nicht erkennen.
Die Ritter gingen mit sausenden Schwertern und wutverzerrten Gesichtern auf die Banditen los.
Erschrockene Rufe waren zu hören, vermischt mit Todesschreien.
Panisch stoben sie in alle Richtungen davon.
Wir waren zwar in der Unterzahl, doch hatten die Überraschung auf unserer Seite.
Leon enthauptete gerade einen Mann mit eiskalten Augen und blutiger Nase.
Arthur hatte ich noch nie so wütend gesehen. Jeder Hieb von ihm streckte einen nieder.
Etwas sauste an meinem Kopf vorbei.
In letzter Sekunde duckte ich mich und der Schlag ging ins Leere.
Zischend fuhr die Klinge durch die Luft.
Erschrocken murmelte ich: "Æľœśû", und der Mann spießte sich an seinem eigenen Schwert auf.
"Merlin, verdammt nochmal!!! Steh hier nicht so rum! Sieh nach ihr!!!"
Ich verdrehte die Augen. Dumpfschädel.
Dann rannte ich zu dem Mädchen hinüber.
Wie erstarrt blieb ich stehen.
Diese schwarzen Haare und die weiße Haut...
Nein, nein. Sie ist tot.
Das konnte nicht sein. Sie starb in meinen Armen.
Und jetzt liegt sie hier. Dabei hatte ich sie beerdigt. Im See von Avalon.
"Freya...", flüsterte ich schwach.
Meine Stimme versagte.
Ich war in meinem Alptraum gefangen.
Freya....nein
Konnte mich nicht rühren.
"Merlin!", Arthurs wütende Stimme ließ mich zusammen zucken.
Eilig kniete ich mich nieder.
Sie hatte nicht Freyas Gesicht.
Ihre Züge waren härter.
Blut lief ihr Kinn hinab und bildete einen krassen Kontrast zu ihrer fast schneeweißen Haut.
Überall war Blut von den Kratzern die ihr Gesicht überzogen.
Ängstlich streckte ich meinen Finger aus und berühte ihren Hals.
Ganz schwach schlug ihr Puls.
Da merkte ich, dass auch ihre Brust sich kaum merklich hob und senkte.
Ich fuhr über ihre vor Schweiß nasse Stirn. Sie war eiskalt.
Verdammt...
"Arthur!"
Der Prinz blickte in meine Richtung.
Hinter ihm kämpften Percival und Lancelot gerade gegen die letzten drei Banditen.
Alle anderen waren entweder tot oder geflohen.
"Wie geht es ihr?"
Die Besorgnis war nicht zu überhören.
Ich schüttelte den Kopf.
"Schlecht, sehr schlecht. Wir müssen sie so schnell wie möglich nach Camelot bringen."
Arthur nickte.
"Verbind ihre Wunden so schnell und gut du kannst, wir reiten in zehn Minuten los."
Dann wandte er sich den anderen zu um ihnen den Plan zu erklären.
Ich blickte wieder auf sie hinab.
Ihre Schulter schien merkwürdig verdreht.
Ich berührte sie ganz sanft.
Sofort verzog sich ihr Gesicht vor Schmerz und ihre Lider flatterten panisch auf.
Irre suchte ihr wilder Blick umher.
Beruhigend hob ich die Hände.
Ihre Augen waren von einem wunderschönen grün , als sie sich auf mich hefteten.
"Alles ist gut. Sie sind weg."
Die Anspannug wich etwas aus ihrem Gesicht.
"Ich bin Merlin", stellte ich mich vor.
Arthur trat neben mich, er hatte wohl bemerkt, dass sie wach war.
"Und ich bin Arthur Pendragon, Kronprinz von Camelot. Wir bringen dich in Sicherheit. Wir können dir helfen."
Schwach nickte das Mädchen.
"Wie ist dein Name?", fragte ich sanft.
Sie sah mich traurig mit ihren waldgrünen Augen an.
"Skye", sagte sie rau. Es war kaum mehr als ein Flüstern.
"Mein Name ist Skye."
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